Hallo zusammen

Erfahrungen mit Flüchtlingen und Migranten zum Thema Bezness

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Franconia
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Franconia » 23.06.2016, 19:47

lunaverde hat geschrieben: Im Übrigen finde ich es unverschämt, den Freiwilligen pauschal zu unterstellen, dass sie "von Null eine Ahnung haben". Gerade im Bereich der Sprachkurse engangieren sich sehr viele Lehrer, die voll ausgebildet sind und Berufserfahrung haben.
Auch Lehrer oder sonstige Studierte sind nicht allwissend und es besteht schon ein Unterschied ob man jetzt Deutsch bzw. Germanistik auf Lehramt (oder sonst was studiert) oder eben "Deutsch als Fremdsprache", denn das gibt es als eigenständigen Studiengang und nur letzteres ist speziell darauf ausgerichtet Migranten jeglichen Alters die dt. Sprache beizubringen - und genau das wird hier gebraucht.

Das alle von "Null eine Ahnung haben" ist sicher übertrieben, aber es gibt eben schon Unterschiede aufgrund der Vorbildung/Wissenstand wie an die Materie herangegangen und wie mit ihr umgegangen wird. Und es ist ja nicht damit getan sich ein Buch samt Arbeitsheft zu kaufen, sich vor die Migranten zu stellen und dann mal fröhlich drauf los zu unterrichten. Alles schon erlebt und was dabei heraus kam/kommt.... :roll:
lunaverde hat geschrieben:Es werden massiv Plätze in Integrationskursen geschaffen, da tut sich gerade viel. Alle möglichen Integrationskursträger stellen zur Zeit jeden Lehrer für Deutsch als Fremdsprache ein, den sie bekommen können.
Gerade :lol: :lol: :lol:
ja, nee is klar, wir haben das Problem der personellen Unterversorgung ja auch erst seit einem Jahr und neee, es war natürlich nicht vorher zu sehen was da kommt und das da sehr bald Bedarf bestehen wird - für die Politik auch dann nicht als schon Tausende da waren und noch mehr auf dem Weg hier her. Da kann man es ja ganz locker angehen und sich ein Jahr Zeit lassen bis man mal was auf den Weg bringt und anfängt zu handeln :roll:

Aber diese ganze personelle Aufstockung sagt noch immer nichts über die Qualität der Kurse aus und bedeutet vor allem nicht, dass überall in D, egal in welcher Stadt bzw. welchem Bundesland, nach einem einheitlichem Konzept gearbeitet wird.
Und genau das ist mMn nötig damit es bei dem ganzen Integrationswahn einen Standard gibt und es egal ist wo in D jemand so einen Kurs besucht. Wie oft sind die Leute erst in einem Bundesland (oder in einer Stadt) untergebracht und ziehen dann aus welchem Grund auch immer in ein anderes Bundesland (oder auch nur eine andere Stadt), machen dort brav weiter mit ihrem Sprachkurs und stehen erst mal wie "klein Doofie" da, weil überall was anders unterrichtet wird (und sei es auch nur in anderer Reihenfolge) und sie nur Bahnhof verstehen (schon persönlich erlebt).
lunaverde hat geschrieben:Wieso ist es denn so besonders interessant, wieso eine FRAU in der Flüchtlingshilfe arbeiten will? Sind die Gründe bei Frauen denn andere als bei Männern? Oder was meinst du damit?
Ich konkretisiere die Frage mal:
Warum will Frau unbedingt mit Männern aus einem anderen Kulturkreis "arbeiten", die aufgrund der heimischen Sozialisation, Kultur und Tradition die Frau als minderwertig/Menschen 2. Klasse betrachten, oft genug keinerlei Respekt vor Frauen haben und dies mitunter auch sehr deutlich zeigen.
Und nein, mir braucht keiner zu erzählen das alle Freiwilligen nur mit Familien, Frauen und/oder Kinder arbeiten, denn diese Gruppe ist in der Minderheit.
Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen. (Platon)

Anaba
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Anaba » 23.06.2016, 20:11

al fröhlich drauf los zu unterrichten. Alles schon erlebt und was dabei heraus kam/kommt.... :roll:
Ich kann das nicht beurteilen, aber vor einigen Tagen habe ich im TV einen Bericht über einem Deutschlehrerin im Rentenalter gesehen, der zu Hause langweilig ist und die nun versucht Flüchtlingen Deutsch beizubringen.
Die Dame ist 94 Jahre alt. :D
Ich weiß nicht, ob das nun optimal ist.
Liebe Grüße
Anaba

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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Anaba » 23.06.2016, 20:19

Da ist eben jeder Freiwillige auch in der Verantwortung, sich nicht für solche Dinge ausnutzen zu lassen.
Nein, da sind in erster Linie die Verantwortlichen (hier die Ausländerbeauftragte) in der Pflicht
zu erkennen, was nötig ist und was nicht.

Fördern und Fordern.
Bei HartzIV Empfängern ist man da nicht so rücksichtsvoll.
Liebe Grüße
Anaba

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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Thelmalouis » 23.06.2016, 20:19

Franconia hat geschrieben:lunaverde hat geschrieben:
Wieso ist es denn so besonders interessant, wieso eine FRAU in der Flüchtlingshilfe arbeiten will? Sind die Gründe bei Frauen denn andere als bei Männern? Oder was meinst du damit?

Ich konkretisiere die Frage mal:

Warum will Frau unbedingt mit Männern aus einem anderen Kulturkreis "arbeiten", die aufgrund der heimischen Sozialisation, Kultur und Tradition die Frau als minderwertig/Menschen 2. Klasse betrachten, oft genug keinerlei Respekt vor Frauen haben und dies mitunter auch sehr deutlich zeigen.Und nein, mir braucht keiner zu erzählen das alle Freiwilligen nur mit Familien, Frauen und/oder Kinder arbeiten, denn diese Gruppe ist in der Minderheit.
Liebe Franconia,

ich ahne Lunaverdes Antwort bereits schon. DIES TRIFFT BEI IHR DOCH SELBSTVERSTÄNDLICH NICHT ZU.

Im Übrigen Franconia, finde ich deine Beiträge sehr stichhaltig.
Gruß Thelmalouis


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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Franconia » 23.06.2016, 20:31

lunaverde hat geschrieben: Die Angebote der Freiwilligen sind da auch eher ergänzend gedacht, staatliche Angebote und zusätzliche Angebote von Freiwilligen schließen sich ja nicht aus.
Tatsache ist aber, dass es bis heute vielerorts eher umgekehrt ist.
Die staatlichen Angebote haben vom Angebot/Plätzen eher den Charakter von "zusätzlichen Angeboten" und das Hauptangebot wird über Ehrenamtliche abgedeckt.
Wann wir endlich zu dem Punkt kommen wo die Ehrenamtlichen das staatliche Angebot nur ergänzen (z.B. durch Sprechen das erlernte vertiefen/verfestigen) steht in den Sternen.

...und mal ehrlich...
...warum sollte jetzt auf wundersame Weise mit einem nicht (ausreichend) vorhandenen Angebot das gelingen, was seit Jahrzehnten nicht gelungen ist und bis heute gelingt - sprachliche Integration aller Neuankömmlinge.
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Franconia » 23.06.2016, 20:56

lunaverde hat geschrieben: Wäre es denn nun besser, wenn es keine freiwilligen Helfer gäbe und "alles zusammengebrochen" wäre, wie du schreibst?
Zumindest hätte es dafür gesorgt, dass das großspurige Getue einiger Politoberen ganz schnell kleinlaut geworden wäre und sie hätten sich nicht mehr mit den Lorbeeren schmücken können die Freiwillige unentgeltlich für sie erarbeitet haben.

Und der wichtigste aller Punkte ist:
gäbe es keine freiwilligen Helfer (mehr), dann wäre der Staat schon wesentlich eher und vor allem schneller gezwungen gewesen zuhandeln. So lange alles irgendwie unentgeltlich über Freiwillige läuft, so lange sieht der Staat kaum bis keinen Handlungsbedarf - zumindest keinen dringend.
Denn alles was der Staat an Aufgaben übernehmen muss kostet Geld, Geld das nicht unbedingt investiert werden will wenn es auch anders geht.

Wie lange wäre der berühmte Satz "wir schaffen das" denn in aller Munde gewesen, wenn der Staat seinen Aufgaben und Verpflichtungen gegenüber den Neuankömmlingen alleine hätte gerecht werden müssen?
Einen Monat, zwei Monate??? Evtl. noch ein klein wenig länger, aber bis heute hätte er sich unter anderen Voraussetzungen (ohne Freiwillige) sicher nicht gehalten und es würde sich auch kein Politiker mehr trauen diesen Satz so locker-flockig von sich zu geben wie es einige heute noch tun.
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Darinka
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Darinka » 23.06.2016, 21:05

Wisst ihr was mich hier massiv stört?

Dass dieser Thread jetzt wieder plötzlich bei einer allgemeinen Flüchtlingsdiskussion angekommen ist... Auslöser war übrigens Dein Beitrag gestern Abend, liebe Wende.... :roll:

Ist es denn nicht möglich sich mal in einem Bereich (und das ist das extra Unterforum dafür) nur über das Thema Bezness unter Flüchtlingen auszutauschen? Kann man sich denn da nicht mal mit der Vermittlung seiner persönlichen Ansichten zur allgemeinen Flüchtlingsthematik zurückhalten?

Muss hier (gefühlt) JEDER Thread in dem was zu Flüchtlingen steht als Plattform für die Diskussion der persönlichen Ansichten zur allgemeinen Flüchtlingsthematik werden? Dazu existieren nun mal ganz unterschiedliche Ansichten und das ist legitim. Auf einen Nenner werden alle User hier dazu nie kommen. Auch nicht beim zig-millionsten Mal diskutieren dazu...

Ich finde auch dass das teilweise richtig ausartet. (Ich empfinde das zumindest so.) Die Einen fragen Andere wieso sie Flüchtlingen helfen.... Die Anderen warum man denn nicht fragt warum welche Flüchtlingen nicht persönlich helfen. Ohne mal daran zu denken, dass es viele Bereiche gibt wo auch andere Menschen dringend Hilfe benötigen. Sorry, aber wenn ich so was lese (und zwar beide Seiten) kann ich nur dazu sagen: Sagt mal geht's noch?

Vielleicht bin ich ja die Einzige, die das so empfindet: Aber ich finde das zerschreddert Threads, die eigentlich über Bezness informieren sollen.

Traurige Grüße
Darinka
Menschen glauben fest an das, was sie wünschen. - Julius Cäsar
Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte. - Friedl Beutelrock

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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Anaba » 23.06.2016, 21:25

Zerschreddert ist dieser Thread nicht.
Er wird ganz normal weitergehen.
Es ist in einem Forum oft so, dass man mal vom eigentlichen Thema abkommt.
Wer die letzten Beiträge liest, bemerkt schnell den Grund.
Es ging um Flüchtlinge, die ohne eine Frau oder ein Kind wahrscheinlich kein Bleiberecht bekommen werden.
Pro und contra, wie so oft.
Wenn über Bezness informiert werden soll, gehört natürlich auch die Lage der Flüchtlinge dazu.
Wie wichtig ist ihnen eine Möglichkeit zu bleiben?
Schaffen sie es allein oder haben die keine Chance?

Wende kann letztendlich nichts dafür, dass eine ganz normale Frage so viele Beiträge auslöst.
Da zeigt sich wie dieses Thema umtreibt.
Liebe Grüße
Anaba

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Laura Marie

Re: Hallo zusammen

Beitrag von Laura Marie » 23.06.2016, 21:34

Anaba schrieb:
...vor einigen Tagen habe ich im TV einen Bericht über einem Deutschlehrerin im Rentenalter gesehen, der zu Hause langweilig ist und die nun versucht Flüchtlingen Deutsch beizubringen.
Die Dame ist 94 Jahre alt.
Das ist ja rührend!! :D :D :D (Sorry, liebe Darinka, das fand ich so süß!!)

Liebe Grüße Laura

lunaverde
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von lunaverde » 23.06.2016, 22:29

Franconia hat geschrieben:
lunaverde hat geschrieben: Im Übrigen finde ich es unverschämt, den Freiwilligen pauschal zu unterstellen, dass sie "von Null eine Ahnung haben". Gerade im Bereich der Sprachkurse engangieren sich sehr viele Lehrer, die voll ausgebildet sind und Berufserfahrung haben.
Auch Lehrer oder sonstige Studierte sind nicht allwissend und es besteht schon ein Unterschied ob man jetzt Deutsch bzw. Germanistik auf Lehramt (oder sonst was studiert) oder eben "Deutsch als Fremdsprache", denn das gibt es als eigenständigen Studiengang und nur letzteres ist speziell darauf ausgerichtet Migranten jeglichen Alters die dt. Sprache beizubringen - und genau das wird hier gebraucht.
Ich habe natürlich Lehrer für Deutsch als Fremdsprache oder andere Fremdsprachenlehrer gemeint. Ich habe im Master z. B. Deutsch als Fremdsprache studiert und kenne daher auch viele andere, die das studiert haben. Von denen arbeiten sehr viele inzwischen Vollzeit in dem Beruf (ich nicht) und beteiligen sich in ihrer Freizeit zusätzlich an Sprachangeboten für Flüchtlingen. Natürlich gibt es auch viele Freiwillige, die keine Ausbildung in dem Bereich haben. Ich würde auch zustimmen, dass einige keine Ahnung haben, aber pauschal auf alle kann man das sicher nicht beziehen. Da müsste sich auch jeder Freiwillige fragen, ob er nicht vielleicht lieber in einem anderen Bereich tätig werden möchte.
Franconia hat geschrieben:
lunaverde hat geschrieben:Wieso ist es denn so besonders interessant, wieso eine FRAU in der Flüchtlingshilfe arbeiten will? Sind die Gründe bei Frauen denn andere als bei Männern? Oder was meinst du damit?
Ich konkretisiere die Frage mal:
Warum will Frau unbedingt mit Männern aus einem anderen Kulturkreis "arbeiten", die aufgrund der heimischen Sozialisation, Kultur und Tradition die Frau als minderwertig/Menschen 2. Klasse betrachten, oft genug keinerlei Respekt vor Frauen haben und dies mitunter auch sehr deutlich zeigen.
Und nein, mir braucht keiner zu erzählen das alle Freiwilligen nur mit Familien, Frauen und/oder Kinder arbeiten, denn diese Gruppe ist in der Minderheit.
Ich finde es wichtig, dass den Männern von Anfang an gezeigt wird, dass der Umgang mit Frauen hier ganz normal ist und sie sich von Frauen u. U. eben auch etwas sagen lassen müssen. Dazu gehört auch, dass sie mitunter in staatlich organisierten Sprachkursen genau wie bei Angeboten von Freiwilligen eben akzeptieren müssen, dass Frauen das Angebot leiten (wobei sie bei freiwilligen Angeboten eventuell einfach nicht kommen, wenn sie das nicht akzeptieren wollen). Tatsächlich hatte ich in der Freiwilligenarbeit nie Probleme mit respektlosem Umgang von Männern, was aber vielleicht auch daran liegt, dass das für die Flüchtlinge ja auch freiwillig ist. Ein Mann, der sich von einer Frau nichts sagen lassen möchte, nimmt dann vermutlich gar nicht erst teil. Bei richtigen Sprachkursen gibt es vereinzelt durchaus Probleme mit respektlosem Verhalten von Männern (das habe ich weiter oben auch schon geschrieben). Zumindest in meiner Erfahrung sind das aber wenige Einzelfälle. Was die Männer über die Lehrerinnen denken, kann ich natürlich nicht wissen, aber gezeigt wird fehlender Respekt in den Kursen eher selten. Viele reißen sich vielleicht auch zusammen, weil sie wissen, dass ihre berufliche Zukunft u. a. auch davon abhängt, wie erfolgreich sie im Sprachkurs sind.
Franconia hat geschrieben:...warum sollte jetzt auf wundersame Weise mit einem nicht (ausreichend) vorhandenen Angebot das gelingen, was seit Jahrzehnten nicht gelungen ist und bis heute gelingt - sprachliche Integration aller Neuankömmlinge.
Es wird sicher nicht gelingen, alle sprachlich gut zu integrieren. Ich habe im Kurs auch Flüchtlinge, bei denen ich jetzt schon sagen kann, dass sie die Sprache nie wirklich gut sprechen werden. Aber das Ziel sollte doch sein, dass möglichst viele möglichst schnell einigermaßen Deutsch können. Dass mehr staatliche Angebote nötig sind, streite ich im Übrigen sicherlich nicht ab. Bei uns ist es so, dass die Freiwilligen das staatliche Angebot ergänzen (d. h. die Flüchtlinge gehen in einen regulären Sprachkurse und kommen zusätzlich zum Sprachangebot der Freiwilligen) oder die erste Zeit überbrücken, bis die Flüchtlinge in Sprachkursen untergebracht sind. Das dauert leider oft noch viel zu lange. Im Übrigen ist es aber gar nicht so einfach, immer noch mehr Integrationskurse in guter Qualität anzubieten, da die Anzahl der qualifizierten Lehrer für Deutsch als Fremdsprache auch beschränkt ist. Ich kenne keinen einzigen Lehrer für Deutsch als Fremdsprache, der arbeitslos ist.

EDIT: Ich finde, Darinka hat Recht. Ich hätte nicht so viel zu anderen Themen schreiben sollen und werde ab jetzt in diesem Thread nicht mehr antworten.

Geena
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Geena » 24.06.2016, 09:53

Auffällig ist, dass hier tlw. Halbwissen oder gar kein Wissen mit einer Arroganz vorgetragen wird, dass es mich graust.
Viele, die nicht nachvollziehen können, warum Menschen sich freiwillig in der Flüchtlingshilfe engagieren, haben so eine Erstaufnahme noch nie von innen gesehen.
Da wird über die Erfahrungen von "Bekannten" gefaselt und über Zeitungsberichte schwadroniert.
Ich selbst kann zwar von mir jetzt nicht sagen, dass ich ehrenamtliche Helferin bin. Dennoch kenne ich hier in Hamburg die drei grössten ZEAs ( zentralen Erstaufnahmen) von Berufs wegen und bin jeden 2. Tag dort. Die größte ZEA beherbergt 1500 Menschen, die anderen so um die 800.
Und es stimmt einfach nicht, wenn man sagt, es sind "überwiegend alleinstehende Männer". Jedenfalls nicht für Hamburg. Hier sind tatsächlich die Familien in der Überzahl.
Und noch etwas nervt mich: Immer diese Gerede davon, dass der "Staat alle Probleme kösen muss". Wer ist denn "der Staat"? Sind das nicht irgendwie WIR ALLE?

Glaubt mir bitte eins, auch ich finde die derzeitige Situation alles anderes als toll. Aber Schuld sind nicht die Flüchtlinge. Schuld ist unser aller "Mutti", die alle großzügig und großspurig hierher eingeladen hat und sich dann wundert, wenn tatsächlich welche kommen. Natürlich wurde vieles auf die ehrenamtlichen Helfer abgewälzt und es wurde mit der Vielzahl an Gutmenschen spekuliert, die sich z.T. aufopferungsvoll kümmern und sich aufreiben.
Aber: was wäre denn die Alternative gewesen? Wenn niemand freiwillig geholfen hätte? Dann wären doch die Flüchtlinge nicht weg!

Und eines noch, bevor ich mich aus diesem Thread verabschiede, der zu nichts führt: Natürlich sind viele der freiwilligen Helfer frustriert. Natürlich spielen sich in diesen Erstaufnahmen tagtäglich Szenen von Betrug, Gewalt und anderen Abscheulichkeiten ab, besonders Nachts. Es vergeht wirklich keine Nacht, in denen nicht die Polizei anrücken muss.
Es werden bereits Kinder angestifet, zu klauen. D.h. es leben Familien dort und werden auf unsere Kosten verpflegt, medizinisch versorgt, eingekleidet und bekommen ausserdem noch ein monatliches Taschengeld - zum Dank werden die Kinder angestiftet, Essen aus der Küche zu klauen oder den Fahrradcontainer aufzubrechen, um Ersatzteile auf dem Flohmarkt zu verhökern.
Manche Bewohner spucken den Helfern ihr Essen vor die Füsse oder rennen jeden 2. Tag zu einem Sozialarbeiter, um sich darüber zu beschweren, dass sie nicht freundlich genug behandelt werden. Es gibt wenig Dankbarkeit und ein derart hohes Anspruchsdenken, dass man nur den Kopf schütteln kann. Das wirft die Frage auf, ob und inwieweit Integration in solchen Fällen wirklich möglich sein wird.
Ich könnte endlos darüber berichten und habe deswegen Respekt vor Menschen, die sich das trotz allem jeden Tag wieder freiwillig antun. Aber eingebrockt hat uns das alles unsere Regierung, die völlig weltfremd und stur Geister rief, die man jetzt nicht wieder los wird. Eine Regierung, die trotz dieser Vorfälle und der Vorfälle in Köln und vieler anderer immer noch behauptet, der Islam gehört zu Deutschland.

Lieben Gruß,
Geena
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Nilka » 24.06.2016, 11:14

Geena hat geschrieben: Glaubt mir bitte eins, auch ich finde die derzeitige Situation alles anderes als toll. Aber Schuld sind nicht die Flüchtlinge. Schuld ist unser aller "Mutti", die alle großzügig und großspurig hierher eingeladen hat und sich dann wundert, wenn tatsächlich welche kommen.

Aber eingebrockt hatuns das alles unsere Regierung, die völlig weltfremd und stur Geister rief, die man jetzt nicht wieder los wird. Eine Regierung, die trotz dieser Vorfälle und der Vorfälle in Köln und vieler anderer immer noch behauptet, der Islam gehört zu Deutschland.
Lieben Gruß,
Geena
Nicht nur uns. Der Brexit ist teilweise auch Flüexit. Die Briten haben genug Parallelwelten, die sie nicht durchblicken können und die die Gesellschaft überfordern und wollen nicht noch mehr davon verordnet bekommen.
LG ♥ Nilka

Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt. Thomas Mann

Fierrabras
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Fierrabras » 24.06.2016, 11:30

ich wage sogar zu behaupten, dass unserer Mutti die Flüchtlinge per se am A.... vorbei gehen, sondern sie hat machtpolitische Ideen und wollte den anderen Parteien das Thema klauen, so hat sie das bei Fukushima auch gemacht.
was meint Ihr?

Geena
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Geena » 24.06.2016, 13:53

@Fierrabras

Ob ihr die Flüchtlinge am A... vorbei gehen, will ich gar nicht mal sagen. Auf jeden Fall geht ihr die Meinung ihrer eigenen Bevölkerung größtenteils am Arm vorbei und das ist der Skandal. Sie sieht sich erst in zweiter Linie als Kanzlerin für Deutschland, als unser aller "Bundesmutti" sozusagen, soher eher als Machthaberin in einem vereinigten Europa, da gebe ich dir Recht.

Darum werden ihr hoffentlich die Ereignisse in Großbritannien schwer zu denken geben, hoffe ich. Die Dänen überlegen auch schon, die Holländer sowieso und in Frankreich bleibt abzuwarten. Und dann hocken wir hier mit Italien = pleite und Griechenland = pleite und diversen Ostblockstaaten - hurra.

Aber unter uns - ich glaube, jetzt schreddern wir wirklich den Thread.

Lg
Geena
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Evelyne
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Evelyne » 24.06.2016, 15:16

Ich bitte darum, sich auf das Thema - Bezness unter den Flüchtlingen - zu konzentrieren. Wie Anaba schon schrieb, manchmal ist es nötig, etwas auszuholen, aber das eigentliche Thema des Threads sollte doch nicht in den Hintergrund rücken.
Threads über allgemeine Flüchtlingsthemen und Europapolitik haben wir doch in der Nachrichten-Rubrik.
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