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von Lizzie » 30.11.2014, 09:24
Hallo Candy,
erst mal die Frage zur Schwiegermutter: sie hat leider nur meine älteste Tochter gekannt, weil sie verstorben ist bevor die anderen geboren wurden.
Frage 2:
Das gibt es und noch ganz andere Sachen, denn die Leute sind dort sehr abergläubisch und nicht etwa nur die ungebildeten. Aber natürlich ist es unter den einfachen Leuten oder auf dem Land schlimmer. Ich habe es erlebt, dass selbst ein MAnn der in Amerika studiert hatte an so einen Humbug glaubte.
Der hatte immer Streit mit seiner Frau und anstatt sich mit seiner Ehe auseinanderzusetzen war er der festen Überzeugung jemand hätte ihm ein "Amal" gemacht. Das ist sozusagen ein Fluch mit dem man jemanden belegen kann. dazu braucht man irgend etwas von der Person auf die man es abgesehen hat, Haare, oder ein Stückchen von einem Kleidungsstück oder Ähnliches. Damit geht man zu einem "Fachmann" einem Sheik oder einer weisen Frau, die dann mit viel Hokuspokus etwaas zusammenmixt was man dann entweder an einer bestimmten Weggabelung vergraben muss, oder der Zielperson ins Getränk oder Essen mischt, es gibt da viele Varianten ( zum Teil auch recht unappetitliche ). Alles natürlich gegen gutes Geld, versteht sich.
Die Person die sich verhext fühlt, so wie dieser Mann geht auch zu einem Sheik und fragt ihn nach der Ursache des ewigen Streits ( dass er selber schuld sein könnte, darauf kommt er nicht!) Der teilt ihm mit, ja, jemand hätte ihn mit einem Fluch belegt, er könne diesen Fluch unwirksam machen, natürlich auch gegen gutes Geld. Ich kann euch sagen, der hat ordentlich Geld da gelassen.
Ein anderer Typ ( der hatte mit uns in Österreich studiert!) hatte ein Problem mit seinen Schwestern die im selben Haus wohnten. Die machten auch von Zeit zu Zeit so seltsame Sachen, wobei auch ein Huhn geschlachtet wurde. Wenn sie mit den blutigen Händen Zeichen an die Hauswand gemacht hatten und er kam nach hause und sah die, bekam er sofort Herzrasen, Fieber , musste sich ins Bett legen un fühlte sich sterbenskrank.
Übrigens, als ich nach der Trennung von meinem Mann das erst Mal wieder in Ägypten war, wollte mir auch gleich jemand erklären das sei alles nur passiert weil uns jemand mit einem Fluch belegt hätte.
Das entspricht ganz genau der Grundhaltung der Ägypter. Sie sind niemals selbst an etwas schuld. Erst mal ist es jemand anderer. Ist kein passender Sündenbock vorhanden, dann waren die widrigen Umstände schuld, jemand hat ein Amal gemacht, die Liste ist lang, und wenn sonst gar nichts mehr geht dann hat es Gott so gewollt.
Genauso wenig wollen sie Verantwortung übernehmen oder für etwas gradestehen, jeder versucht die Verantwortung jemandem anderen zuzuschieben. Kein Wunder dass dort nichts funktioniert.
Und was die Arbeit betrifft so haben sie auch dazu ein sehr spezielles Verhältnis.
Arbeit an sich hat in Ägypten ohnehin keinerlei Ansehen. Angesehen ist, wer für sich arbeiten lässt. Darum versuchen z.B. die Angestellten einer FIrma sich die Arbeit gegenseitig zuzuschieben, wer das nicht schnell genug checkt und einmal etwas macht was eigentlich ein anderer machen müsste an dem bleibt es hängen. Dann arbeitet einer und drei faulenzen. Abgesehen davon gibt es fast überall mindestens einen der aufgrund von Beziehungen dasitzt und Null Ahnung davon hat was er eigentlich macht. Wie soll da etwas wirklich funktionieren?
Was glaubt ihr, was in der Schule meiner Tochter los war als die Mädchen lernen sollten mit eine Nähmaschine zu nähen. Die sträubten sich, mit dem Hinweis "ich werde doch keine Näherin, wozu brauch ich das, wen interessiert denn das! Dabei wäre es dringend nötig gewesen, denn viele rannten mit schlampigen Schuluniformen durch die Gegend: Rocksaum hängt runter, Reißverschluss kaputt, durch Sicherheitsnadel ersetzt, Knopf fehlt, Knopfloch ausgefranst. Da weder Zeit noch Lust zu einer Schneiderin zu gehen,, bleibt es eben so, das stört dort keinen.
In der Deutschen Schule wurde dann einmal im Werkunterricht auch von den Jungen verlangt zu häkeln oder zu stricken was bei ägyptischen Vätern natürlich blanke Entrüstung hervorgrufen hat und manche sogar veranlasste in die Schule zu rennen und zu protestieren. Fand ich einfach nur zum Lachen.
Ich meine ein Mann muss ja nun nicht inbedingt häkeln oder stricken können, aber ein paar Handgriffe des täglichen Lebens, wie Frühstück machen, ein paar Eier in die Pfanne hauen , die eigene Wäsche in die Waschmaschine tun, das sollte schon drin sein.
Aber dafür heiratet man ja. Beispiel:
Eigentlich fühlt "Mann" sich ja recht wohl als Junggeselle. Guter Job, finanziell kommt's hin, die liebe Mama erledigt HAusarbeit ( kochen , waschen) fürs Grobe gibts eine Hilfskraft.
Doch oh weh. Mama stirbt. Nun muss schleunigst geheiratet werden denn "Mann" braucht " wahda d'echtemu", das heisst "eine die ihn bedient!"
Und wenn beide arbeiten sollten was heutzutage sehr oft nötig ist bedient sie ihn trotzdem, denn dort herrscht einfach ein anderes Rollenverständniss als bei uns, und oh Gott, was würden seine Freunde sagen wen er mithilft (megawichtiger Aspekt!) er ist schließlich ein MANN!
Klingelts?
Wikipedia auf Ägyptisch: MANN privilegiertes Geschöpf, das allein aufgrund des männlichen Geschlechts allen anderen Geschöpfen überlegen ist und dem daher, ungeachtet seines Intelligenzgrades und seines Aussehens jegliche Rechte allein zustehen. Um diese Rechte zu wahren ist ihm jedes Mittel erlaubt.