Wie erklär ich meiner Tochter, wer / was ihr Papi ist?

Gibt es Probleme in der Erziehung? Droht Kindesentzug oder -entführung? Wie kann man sich davor schützen? Hier könnt Ihr Euch austauschen!

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sonnenblume2008
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Wie erklär ich meiner Tochter, wer / was ihr Papi ist?

Beitrag von sonnenblume2008 » 25.04.2011, 20:28

Guten Abend ihr Lieben

Ich bräuchte mal ein paar praktische Tipps von einigen von euch, die dies schon hinter euch haben.

Meine Tochter ist jetzt 2 1/2. Sie ist sehr fröhlich und gedeiht prächtig. Nennt mich seit ein paar Wochen Mami und Vorname oder nur eins von beiden und es macht ihr Spass, Dinge zu erforschen und den Leuten zu erklären, dass ich ihre Mama bin.

Seit ein paar Wochen spricht sie immer mehr auch von ihrem Papi, den sie kaum in Erinnerung haben dürfte. Papi hier, Papi da. Manchmal hab ich das Gefühl, sie hat einen imaginären Freund. Auch benennt sie die Beziehungen in ihrem Freundskreis überall. Der XY ist der Papi von Z. Die XY die Mama von P. Es ist wohl normal, sich Gedanken zu machen in diesem Alter, wer wer ist. Völlig dem Alter entsprechend. Gestern war ein Nachbarskind, 3, hier auf Besuch und meinte, ihr Papi wohne nicht hier (ohne Wertung - es war einfach eine Feststellung oder er hatte es so zu Hause gehört). Auch bei den 3-jährigen scheint es riesen Thema.

Heute nun hat sie mich das erste Mal direkt gefragt, wo ihr Papi sei - beim Baden. Und ich hatte das Gefühl, sie weiss genau, was sie fragt und ist nicht nur Geplapper.

Ich hab dann nur gesagt, er ist weg. Sie verlangte dann noch etwa 10 Minuten lang nach Papi, wollte ihn sehen. Ich fragte sie, ob sie einen Pulli von ihm will (hab den und ein Hemd, Gürtel und Kette eigentlich für die Pubertät aufbewahrt) ;-). Sie meinte ja. Freute sich. Machte auch von selbst die Verbindiung zwischen ihrem Papi und D., so heisst er und wir sehen ihn im Album, wenn sie jeweils ihre Babyfotos schauen will.

Bis sie 9 Monate alt war waren wir zusammen (er ist Nigerianer) - dann durchschaute ich das Beznessspiel und seither haben wir, nachdem der Unterhalt via Amt geklärt war, keinen Kontakt mehr. Ich weiss aber, er lebt mit seiner Schweizer Frau und ihrem gemeinsamen Sohn, der im gleichen Jahr geboren ist wie meine Tochter, in der gleichen Stadt wie wir.

Wenn wir Bilder geschaut haben, hab ich meiner Tochter nie gesagt, er sei ihr Vater, nur D. Doch offenbar hat sie das schon selbst erkannt und ist auch okay für mich.

Vorhin plauderte sie lange "Mamipapi, Mamipapi" vor sich hin. Nun erzählt sie aber was von Kaulquappen und Fischen (haben sie in der Krippe). Ich denke, die Papigeschichte ist für heute wieder erledigt. - Vorhin hat sie sogar gerufen, wo Alvar ist, ein Freund aus der Krippe... Hatte also wohl doch nichts mit ihrem Papi zu tun die Frage, oder doch? Jetzt spricht sie von Pippi Langstrumpf...

Kommen jetzt bald mehr Fragen (die Warums haben vor etwa 2 Monaten angefangen)? Oder ist das gerade die Phase und es hört dann wieder auf? Was habt ihr an guten Antworten auf Lager für solche Situationen? Vor 10 will ich ihr die wahre Geschichte nicht zumuten. Lügen will ich aber auch nicht. Falls sie dann wirklich mal Interesse hat und aus Überzeugung ihren Vater sehen will, wirklich und nicht nur so, trotz der Geschichte, dann werd ich das mit ihr angehen. Ansonsten aber möcht ich weder ihre Neugierde scheuren noch Lügen über ihn erzählen à la er sei tot oder nach Afrika oder so. Wie würdet ihr das machen?

Danke im Voraus für eure Tipps und einen schönen Abend
Sonnenblume
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Von einer Freundin

Anaba
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Re: Wie erklär ich meiner Tochter, wer / was ihr Papi ist?

Beitrag von Anaba » 25.04.2011, 20:44

Liebe Sonnenblume,

schön mal wieder von dir zu hören.
Ich bin zwar nie in dieser Situation gewesen, möchte dir aber trotzdem schreiben was ich an deiner Stelle machen würde.
Meinen Kindern habe ich alle Fragen altersgerecht und wahrheitsgemäß beantwortet.
Das hat immer gut geklappt.
Damit möchte ich sagen, du solltest der Kleinen sobald sie es versteht, erzählen das sich Papa und Mama nicht verstanden haben (sich nicht mehr lieb haben) und der Papa deshalb nicht mehr da ist.
So wie du das heute gemacht hast ist das genau richtig.
Lüg sie nicht an und mach ihn nicht schlecht.
Wenn sie mal älter ist kannst du ihr auch mehr erzählen.
Immer soviel sie versteht und verkraften kann.

Ich hoffe es geht dir gut.
Was macht die Liebe ? :wink:
Liebe Grüße
Anaba

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Canim
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Re: Wie erklär ich meiner Tochter, wer / was ihr Papi ist?

Beitrag von Canim » 26.04.2011, 12:10

Meine Tochter hat zwar nie gefragt, aber ich habe damals mit einer Kinderpsychologin gesprochen, was ich tun soll, wenn sie fragt. Grundsätzlich, immer jeweils altersgerecht die Wahrheit sagen, nichts schlecht machen, nichts beschönigen.

So wie Anaba es auch schon geraten hat. Der Papa lebt nicht bei euch, weil ihr beiden Großen euch nicht verstanden habt. Das ist so wie ein Streit im Kindergarten, den hat sie ja vielleicht auch mal. Nur dass dieser Streit nicht beendet werden kann.

Und wenn's hart auf hart kommt und er sie nicht sehen will, dann mußt du ihr das auch irgendwann mal sagen, zum jetzigen Zeitpunkt denke ich, kannst du sie sicher noch ablenken. Erzähle ihr auch, dass eine Familie auch nur aus Mama und Kind bestehen kann, es gibt auch Bücher und Bilderbücher zu diesem Thema.

So wie du das schilderst, ist das eine augenblickliche Reaktion vielleicht auf Kindergartenspiele. Leg darauf nicht so viel Gewicht und vor allem, sprich mit ihr nur darüber, wenn sie damit anfängt. Ich denke, das wird sicher erst einmal wieder in Vergessenheit geraten.

Letztlich mußt du selbst einschätzen, was du wann und wie du es ihr erzählen kannst. Gibt es eine männliche bezugsperson für sie? Großvater zum Beispiel oder Freunde von dir oder ein Bruder von dir? Da könntest du evtl. den männlichen Gegenpart einbinden, dann ist die "Vaterfigur" erst einmal nicht so wichtig.

LG
Canim
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Ute H.
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Re: Wie erklär ich meiner Tochter, wer / was ihr Papi ist?

Beitrag von Ute H. » 26.04.2011, 21:10

Hallo Sonnenblume,

mein Sohn ist jetzt fast 3 Jahre alt.
Er hatte auch ein Phase, in der er öfter 'Papa' gesagt hat. Angefangen hat es damit, dass die Betreuerin vom Kinderschutzbund während den betreuten Umgängen gehirnwäschemäßig zu jedem Satz das Wort 'Papa' hingehängt hat.
Das hat sich dann immer nach einem Tag wieder gelegt, bis zur nächsten 'Gehirnwäsche'.

Vom Kindsvater bin ich wegen sehr unschönen Dingen getrennt (Platzverweis) seit mein Sohn 6 Monate alt ist.
Somit hat der Kleine keine Erinnerung an ihn... der KV war ja eh nie da. Und die kurze Zeit, die er dann mal zum Kleidung wechsel da war, hat es nur Ärger gegeben.

Ich hatte am Ostersonntag (!) meinen vorerst letzten betreuten - sehr unschönen - Umgang. Der Kindsvater hat mich mehrmals in Indoor-Spielplatz angefeindet. Mein RA nennt das immer so schön 'latent aggressiv' :) Und das obwohl die Umgangspflegerin dabei war.
Seither schläft mein Sohnemann nur händchenhaltend ein und wacht weinend auf. Wenn ich nicht sofort am Bettchen stehe, bekommt er einen richtigen Weinkrampf: 'Mama, ich habe Angst vor Papa, weil er dich so angeschrieben hat...'

Tja, wenn ich das aber irgendwo erwähne, wird mir unterstellt, ich hätte das a) entweder erfunden b) würde die Situation übertreiben c)meine negativen Gefühle übertragen sich auf das Kind, und das Kind sagt das nur, damit die Mama zufrieden ist oder d) ich würde dem Kind sagen, dass es so etwas sagen soll... wer glaubt schon einem Kind? Der Mutter sowieso nicht...

Liebe Sonnenblume, sei froh, dass dich der Kindsvater in Ruhe lässt.

Ich denke auch, dass das Kindergarten-Dinge sind. Wenn die Kinder dort Papa-Mama-Kind spielen. Oder montags erzählen, was sie am Wochenende unternommen haben. Dann hätte Sie halt auch gerne so einen Papa. Aber so einen Papa, können wir leider nicht vorweisen - dann besser Mama-Kind.

Liebe Grüße,
Ute

sonnenblume2008
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Re: Wie erklär ich meiner Tochter, wer / was ihr Papi ist?

Beitrag von sonnenblume2008 » 26.04.2011, 22:16

Hallo ihr Lieben

Danke für eure Tipps. Ja, ich mache es so, wie ihr sagt. Es wird schon gehen. - Mir ist eingefallen, dass ich am Sonntag mit einer Freundin bei einem Spaziergang über ihren Vater gesprochen hab - allerdings war sie im Kinderwagen am Schlafen, oder dachte ich... Vielleicht hat sie auch da etwas aufgeschnappt und mehr verstanden, als man gemeinhin annimmt. Oder eben im Kindergarten, das kann auch sein.

Heute hab ich ihr etwas verboten. Da machte sie ein riesen Theater, rief immer ganz Mitleid erregend "Papi, Papi, Papi, Papi, Papi!", ganz laut und kläglich. Ich musste fast lachen bei dem Schauspiel. Obwohl er nicht da ist, testet sie die Grenzen....

Später heute hat sie mit ihrem Kuscheltier diskutiert und ihm ganz sachlich und voller ernst erklärt, dass ihr Papi heute nicht hier ist, sondern nur sie und ich. "Weisch" (weisst du).

Es gibt einige andere Alleinerziehende in der Nachbarschaft und eine Nachbarin mit drei Kindern hat sich vor Kurzem von ihrem Mann getrennt (die Kinder sind 5, 6 und 8). Diese Kinder erzählen auch, dass die Eltern sich nicht mehr lieb haben und der Papa nun zu seiner Schwester gezogen ist (sie sind schon etwas älter, trotzdem nimmt es sie recht mit). Denke, es ist normal und wird sich wieder geben. Vielleicht haben auch diese Kinder meiner Tochter was gesagt auf dem Spielplatz oder hat sie was von ihnen gehört und beschäftigt es sie deshalb. Kann sein.

Wir haben schon männliche Bekannte. Verwandte wohnen weiter weg, sehen sie so 1 Mal im Monat, doch zwei Nachbarn, deren Kinder gleich alt sind, machen oft was mit meiner Tochter auf dem Spielplatz oder wir essen alle zusammen und die Papis der andern Kinder lesen auch ihr aus dem Buch vor oder helfen ihr beim Anziehen und spielen. Das geniesst sie sehr und sie sucht den Kontakt, fragt z. B., wenn wir gemeinsam auf einen anderen Spielplatz gehen, ob sie Xy die Hand geben darf. Hier wechseln ihre Vorlieben. Je nach Tag dieser Papi oder ein anderer. Den einen wollte sie kürzlich gar nicht nach Hause lassen, klebte an seinem Bein und meinte, er solle noch hier bleiben, biiiittteeee...

@Anaba: In der Liebe nichts Neues. Ich nehm's, wie's kommt und es geht mir gut, auch ohne Partner.

@Ute: Meine Tochter kann auch schon sagen, wenn sie Angst hat und warum oder traurig ist oder etwas lustig findet etc. und sie erzählt mir bisher alles, was sie beschäftigt oder in der Krippe passiert ist, auch wenn nicht immer alles am gleichen Tag oder detailgetreu und oft sicher etwas abgewandelt (das merkt man aber). Für eine allgemeine Einschätzung der Lage reichts. Schade, glauben sie dir nicht. Ich weiss, das Kindswohl... Und er will den Kontakt zu seinem Sohn? Hält sich an Abmachungen? Wie ist er denn zum Kind? Ist er da anders als dir gegenüber? - Ja, bin froh, will ihr Vater nichts von ihr wissen, er würde sie nur verletzen und versetzen, das ist sicher. Und trotzdem tut es mir Leid für sie, hätte sie einen Papa verdient, der sich ernsthaft um sie kümmert, ihr Liebe gibt und Zeit mit ihr verbringt und für sie da ist...

Schönen Abend und liebe Grüsse
Sonnenblume
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