Wissende und Unwissende

Wie lebe ich heute. Was habe ich geändert. Wie habe ich Bezness verarbeitet. Der "Neuanfang".

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Corinna
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Wissende und Unwissende

Beitrag von Corinna » 09.04.2014, 12:34

Wissende und Unwissende

Sowohl der Austausch hier im Forum als auch der persönliche Austausch mit Menschen aus dem Forum hat mich weitergebracht. Vielen Dank an alle! Ich habe noch lange nicht "abgeschlossen", aber die Richtung, die ich gehe, stimmt. Heute möchte ich gern ein neues Thema ins Forum stelle und würde gern wissen, wie Ihr über diese Angelegenheit denkt und wie Ihr damit praktisch umgeht.

Nach meiner Einschätzung wird das Thema "Bezness" von vielen nicht richtig verstanden. Was mich selbst betrifft, so kannte ich den Begriff "Bezness" gar nicht. Aber mir ist immer wieder "zu Ohren gekommen", daß (so sah ich es) Männer in Feriengebieten sich mit Frauen, die Urlaub machen anfreunden und es um Sex und evtl. auch um Geld geht. Und das Ganze aus Spaß an der Freude und weiter nichts.

Als ich selbst betroffen war, habe ich mich zutiefst geschämt und war ganz verzweifelt, weil ich glaubte, mit niemanden darüber reden zu können. Dann habe ich im Forum gelesen und das mit der Scham hat sich ganz schnell gelegt. Und endlich hatte ich dann Menschen zum Austauschen!

Ich habe ja bereits mit Nicht - Betroffenden (= Unwissenden) gesprochen und finde, daß diese Menschen sich in meinem Fall sehr große Mühe gegeben haben mich zu verstehen. Es war aber doch anders als mit Betroffenen (=Wissenden) zu reden. Ich habe für mich begonnen in Bezug auf das Thema "Bezness" die Menschen in Wissende und Unwissende zu unterscheiden. Meine unwissenden Freunde (also keine eigene Bezness-Erfahrung) haben anders reagiert (was erst einmal gut ist) und haben manche Dinge nicht verstanden (so kommt es mir jedenfalls vor).

Nachdem dann auch noch mein Aids - Test so ausfiel, wie ich darum gebetet hatte, war ich überglücklich und fühlte mich ganz stark. Danach hatte ich den starken Wunsch aus dieser Tabu - Ecke rauszukommen und auch mit anderen Unwissenden darüber zu reden. Von dieser Idee bin ich aber schon wieder (durch ein Gespräch mit einer Unwissenden) abgekommen.

Langer Rede kurzer Sinn: ja, ich würde schon gern mit Unwissenden über Bezness reden, aber ich möchte natürlich nicht verletzt werden. Vielleicht ist der Zeitpunkt auch zu früh.

Mich würden Eure Gedanken und Eure eigenen Erfahrungen hierzu interessieren!

Alles Liebe
Corinna

Candy
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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Candy » 09.04.2014, 17:07

Liebe Corinna,

dass dich gewisse Argumente noch verletzen zeigt, dass du noch etwas mehr Zeit brauchst, um deine eigene Erfahrung besser zu verarbeiten,
damit du eines Tages wirklich "über den Dingen" stehen wirst.

In allen anderen Bereichen im Leben ist es genau gleich, egal ob Bezness, Krankheit, Trauer usw. ,
nur Betroffene "sprechen die gleiche Sprache" - zumindest habe ich es immer wieder so erfahren.
Selbstbetroffene können nachempfinden und verstehen, wie du dich in deiner Geschichte fühlst und wovon du redest.

Zitat Corinna: Nach meiner Einschätzung wird das Thema "Bezness" von vielen nicht richtig verstanden. Was mich selbst betrifft, so kannte ich den Begriff "Bezness" gar nicht. Aber mir ist immer wieder "zu Ohren gekommen", daß (so sah ich es) Männer in Feriengebieten sich mit Frauen, die Urlaub machen anfreunden und es um Sex und evtl. auch um Geld geht. Und das Ganze aus Spaß an der Freude und weiter nichts.

Sicher ist dir inzwischen bekannt, dass es Bezness längst nicht mehr nur im Urlaubland durch Urlaubsflirts gibt...

Ich wünsch dir weiterhin ganz viel Kraft
Liebe Grüsse
Candy
Candy@1001Geschichte.de



Wer alles glaubt hat aufgehört zu denken (v.R.J.-M.)

kati3366
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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von kati3366 » 09.04.2014, 17:36

Liebe Corinna, ich freue mich, daß es Dir besser geht.
Aber mute Dir nicht zu viel auf einmal zu. Wenn Du merkst, daß Dich solche Gespräche verletzen, dann würde ich dem an Deiner Stelle erstmal aus dem Weg gehen.

Ich denke man sollte hier wie bei vielen anderen Dingen nicht über "Wissen" sprechen sondern über Erleben.

Es ist mit Bezness ähnlich wie mit vielen Krankheiten.

Wer davon betroffen ist hat einen völlig anderen Blick darauf als Menschen die es nur aus den diversen Medien kennen. Sei es TV, Zeitungen oder Bücher.

Die "nicht Betroffenen" haben sich ein Bild zurechtgebastelt und pressen die Betroffenen dann in dieses Raster. Einfach weil ihnen das "selber erleben" fehlt.

Und das macht es sowohl für Beznessopfern als auch für viele Menschen mit Krankheiten ( z.B. Alkoholiker, Drogenabhängige, Depressive ) so schwierig, Gesprächspartner zu finden um sich auszutauschen.

Laß es für Dich selber langsam angehen und tausche Dich mit Menschen aus, die Dir gut tun.
Träume nicht Dein Leben sondern lebe Deine Träume !!

Levent
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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Levent » 09.04.2014, 22:07

Hallo Corinna,

grundsätzlich können Menschen welche das gleiche erlebt haben empathischer auf die Situation und das Gespräch eingehen. Oft hat auch eine Selbstreflexion statt gefunden, und es wurden Antworten bei der Ursachenforschung gefunden – geschieht bei Frauen mehr wie bei Männern. (die Reflexion) Es gibt bei diesen Menschen aber den Nachteil des „Tunnelblickes“ und des mehr subjektiven und emotionalen Denkens.

Neutrale Gesprächspartner – also diejenigen die es nicht selbst erlebt haben – sind oft objektiver und durchleuchten es viel sachlicher, können dafür aber nicht so in die Tiefe gehen, weil oft das Verständnis und die Emotionen fehlen, und eine gewisse Distanz zum Geschehen besteht.

Also auch ab und zu die Unwissenden zu Wort kommen lassen, und wenn du merkst es geht in Richtung (ungewollter) Verletzung dann gleich „stop“ sagen. Ich gehe davon aus das diese „Unwissenden“ Menschen deines Vertrauens sind und keine Fremden, nur das eben die gleiche Erfahrung fehlt.

Nicht umsonst werden bei kritischen Gesprächen im Berufsleben sogenannte Mediatoren als Moderatoren eingesetzt. Und grundsätzlich gilt bei allen Gesprächen, erst die emotionale Ebene klären, danach kann erst die sachliche Ebene folgen.

Wie stark du tatsächlich bist, erfährst du erst dann, wenn stark zu sein die einzige Option ist, die du hast.

Weiterhin alles Gute

coralia
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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von coralia » 10.04.2014, 10:23

Hallo Corinna,

Wenn ich versucht habe, "Unwissenden" zu erklären, was passiertist, habe ich häufig diesen blick gesehen, der sagt: "mal ehrlich mädchen, was hast du denn erwartet, also so naiv kann man doch eigentlich nicht sein." man kommt aus dieser ecke schlecht wieder heraus, man verstrickt sich in rechtfertigungen und das Gegenüber versteht es trotzdem nicht. Ich bin dann nach einiger zeit dazu übergegangen, das nicht mehr so detailliert zu erzählen, wenn mich leute darauf angesprochen haben, die mich nicht so gut kennen. Ich habe zum beispiel mal eine ehemalige arbeitskollegin in der stadt getroffen, die hat mich dann gefragt wie mein mann sich denn nun in deutschland eingelebt hätte. Ich hab dann gesagt, dass wir nicht mehr zusammen sind, und als sie darauf meinte, ach wie schade, warum denn nicht, habe ich einfach nur gesagt, dass es halt doch nicht gepasst hat. Und fertig.

Als ich meinen jetzigen mann kennen gelernt habe, habe ich auch überlegt, wie ich das thema erklären soll. Ich hab dann anfangs einfach nur gesagt, dass ch geschieden bin und nichts weiter. Auf bezness sind wir dann erst zu sprechen gekommen, als wir schon ein paar wochen zusammen waren und ich das gefühl hatte, dass er mich so langsam einschätzen kann.

Ich finde wichtig, dass du dich nicht schämst, denn dafür gibt es keinen grund. Die leute, die dich mitleidig belächeln, sollen das ruhig machen, wenn sie sich dadurch besser fühlen. Lass es an dir abprallen. Kopf hoch und weiter machen. Tiefschläge und fehler erlebt jeder mensch im leben, so ist das halt.

Coralia

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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von coralia » 10.04.2014, 16:15

Hallo Biggi,

wenn ich Corinna richtig verstanden habe, geht es bei der Kategorisierung in "wissend" und "unwissend" nicht um allgemeines Wissen oder Unwissen sondern darum, ob der jeweilige Gesprächspartner von Bezness weiß oder nicht, also den Begriff Bezness und die entsprechenden Zusammenhänge kennt. Wenn man mit jemanden über BEzness spricht, der weiß, was dahinter steckt, kann man sicher ein anderes Verständnis erwarten als von jemandem, für den das völlig neu ist und der nicht weiß, dass das eben nicht nur eine Masche von Animateuren ist sondern unter Umständen auch wesentlich mehr dahinter steckt.

coralia

Corinna
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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Corinna » 10.04.2014, 17:32

Liebe Candy,

danke für Deine Antwort und die guten Wünsche.

Du schreibst: "In allen anderen Bereichen im Leben ist es genau gleich, egal ob Bezness, Krankheit, Trauer usw. , nur Betroffene "sprechen die gleiche Sprache" - zumindest habe ich es immer wieder so erfahren. Selbstbetroffene können nachempfinden und verstehen, wie du dich in deiner Geschichte fühlst und wovon du redest"
Ich finde, Du bringst es genau auf den Punkt. Jetzt verstehe ich auch mein Verhalten besser: ich habe ganz viel Zeit im Forum verbracht, weil ich mich dort verstanden fühlte und darüberhinaus mir durch das Lesen anderer Beiträge viele Dinge klar wurden und mir nach und nach Schuppen von den Augen fielen.

Bei der Gelegenheit: ich finde, daß dieses Forum von außen gefördert werden müßte. Es gibt so viele Einrichtungen, die unterstützt werden und das Forum sollte dabei einen wichtigen Platz einnehmen. Falls Ihr mal Freiwillige sucht, die gemeinsam mit anderen von Euch irgendwelche Einrichtungen aufsuchen, um für Spenden zu werben, sagt mir bitte Bescheid. Wenn ich mich in Deutschland und in der richtigen Stadt aufhalte - gerne mach ich mit. Ich hätte zum Beispiel große Lust Richtern und Richterinnen zu erklären, wohin "ihre" Bußgelder geschickt werden sollen. (Ich selbst kann natürlich auch etwas überweisen. Das eine schließt das andere nicht aus.)

Ja, inzwischen weiß ich, daß Bezness nicht nur im Zusammenhang mit Urlaub ein Thema ist.

Liebe Grüße
Corinna

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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Corinna » 10.04.2014, 17:34

Liebe Kati3366,

danke für Deine Antwort.!

Du schreibst: " Ich denke man sollte hier wie bei vielen anderen Dingen nicht über "Wissen" sprechen sondern über Erleben."

Du bringst es sehr gut auf dem Punkt, es geht im Grunde genommen nicht um Wissende und Unwissende, sondern darum, ob die Menschen Bezness selbst erlebt haben. Und dann eben noch um solche, die keine eigene Erfahrung haben.

Dann schreibst Du weiter: " Es ist mit Bezness ähnlich wie mit vielen Krankheiten. Wer davon betroffen ist hat einen völlig anderen Blick darauf als Menschen die es nur aus den diversen Medien kennen. Sei es TV, Zeitungen oder Bücher. Die "nicht Betroffenen" haben sich ein Bild zurechtgebastelt und pressen die Betroffenen dann in dieses Raster. Einfach weil ihnen das "selber erleben" fehlt. Und das macht es sowohl für Beznessopfern als auch für viele Menschen mit Krankheiten ( z.B. Alkoholiker, Drogenabhängige, Depressive ) so schwierig, Gesprächspartner zu finden um sich auszutauschen."

Ich finde, daß Du dies wunderbar erklärst und ich habe mir spontan vorgenommen, in Zukunft vorsichtiger zu sein und besser zuzuhören, wenn Menschen von ihrer Krankheit oder ihren Problemen sprechen.

Viele Grüße
Corinna

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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Corinna » 10.04.2014, 17:36

Hallo Levent,

danke für Deinen Beitrag und die guten Wünsche. Ich finde Deine Antwort wunderbar. Was machst Du beruflich? (Du mußt diese Frage natürlich nicht beantworten, aber mir kam der Gedanken, daß Du beruflich in der "Beratung" tätig bist.)

Ich speichere ja die Antworten aus dem Forum, markiere dann die besonders wichtigen Stellen, kopiere alle auf ein neues Blatt und drucke diese ganz besonderen Erklärungen/ Stellen aus. Nur einmal zu lesen würde ich schade finden. Und manchmal "fällt der Groschen" erst beim wiederholten Lesen und Nachdenken darüber.

Ja, ich werde im Forum weitermachen. Wahrscheinlich werde ich in ein paar Wochen auch einmal zu einer psychologischen Beratung gehen, um herauszufinden, wo ich stehe und wie ich weitermachen kann, evtl. mit professioneller Hilfe. - Und Du vermutest richtig: ich stelle meine Geschichte nicht auf Facebook, sondern wende mich nur an Menschen, die mir Nahe sind und denen ich Verständnis zutraue.

Du schreibst: " Und grundsätzlich gilt bei allen Gesprächen, erst die emotionale Ebene klären, danach kann erst die sachliche Ebene folgen."

Wie genau meinst Du das?

Danke nochmals für Deinen Beitrag und auch Dir alles Gute
Corinna

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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Corinna » 10.04.2014, 17:37

Hallo Strauss,

Danke für Deine Antwort.

Du scheibst: " In einigen anderen Ländern wird dagegen durchgängig von "Betrug" und "Kriminalität" gesprochen und Bezness lediglich in zweiter Linie als "Gattungsbezeichnung" verwendet, und unter Kriminalität und Betrug kann sich jeder sofort etwas vorstellen, zumal wird der Begriff sofort als negativ wahrgenommen. Vielleicht sollte man, wenn man zu "Unwissenden" spricht, eine ähnliche Annäherung wählen."

Ich habe gerade einmal nachgesehen: zeitgleich mit meiner Anmeldung im Forum habe ich mir Information zum Thema "Betrug" herausgesucht und mir ist erstmals die Idee gekommen, mein Beznesser könnte ein Krimineller sein (das war auch der Zeitraum, als ich für längere Zeit panische Angst hatte). Zwei, drei Wochen später habe ich dann auch Informationen zu "Manipulation" herausgesucht.

Ja, es ist eine gute Idee "Unwissenden" zu sagen, daß ich über Betrug und Kriminalität reden will.

Liebe Grüße
Corinna

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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Corinna » 10.04.2014, 17:43

Liebe Coralia,

ich freue mich, daß wir auf diese Weise wieder Kontakt haben, weil ich Deine Beiträge immer sehr schätze.

Und wie ich bereits an anderer Stelle zum Ausdruck gebracht habe: ich bin ausgesprochen angetan von diesen vielen wunderbaren Beiträgen und Antworten. Danke!

Es ist richtig: wenn wir mit "Unwissenden" über unsere Bezness - Erfahrungen reden, wollen wir uns nicht rechtfertigen. Wir wollen verstanden und getröstet werden. Und wir wollen auch einmal die Sichtweise von Nicht - Betroffenen hören, um den Horizont zu erweitern, weiter zu kommen, neue Gedanken zu entwickeln. Verletzt haben wir uns bereits, da wollen wir uns nicht noch einmal zum Opfer machen.

Zu den meisten Menschen, die mich nach "meinem Freund" gefragt haben, habe ich gesagt, daß er leider bei Konflikten abtauchen würde und sich so keine Partnerschaft entwickeln könne. Wenn ich dann höre: "Das ist ja traurig" kann ich das ganz ehrlich bejahen, denn es hat mich sehr traurig gemacht, daß es so war wie es war.

Liebe Grüße
Corinna

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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Corinna » 10.04.2014, 18:01

Hallo Clara,

danke auch Dir für Deine Gedanken.

Du schreibst:
" Ich denke das Problem wird sich nie ganz lösen lassen, es wird immer Menschen geben, die die häßliche Karte "selbst schuld" ziehen " und dann noch:
"Vergewaltigung ist ein anerkannter Strafrechtstatbestand und nach wie vor werden nicht alle Straftaten angezeigt. Woran das liegt: das Opfer schämt sich und fürchtet auch die Häme und das Selbst-schuld der Umwelt."

Du bringst es auf den Punkt. Und diese Karte "Du hast selbst Schuld" gibt der anderen Person die "Sicherheit", daß ihr so etwas nicht passieren kann. Wenn das Opfer keine Schuld hat, wird es für die andere Person gefährlich, weil ihr dann das gleiche passieren kann.

Ich habe gegoogelt, und folgendes Sprichwort gefunden: Um über einen anderen urteilen zu können, muss man erst 14 Tage in seinen Mokassins laufen. (Indianisches Sprichwort). Bis auf die Zeitspanne stimmt es mit Deinem überein…..- Es erklärt ganz viel. Mir gefällt das Sprichwort sehr.

Liebe Grüße
Corinna

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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Corinna » 10.04.2014, 18:02

Hallo Bigi,

danke für Deinen interessanten Beitrag.

Ja, Du hast Recht: allein das kategorisieren in Wissende und Unwissende bringt mich nicht weiter. Zumal ich vor erst vor gar nicht so langer Zeit von der einen in die andere Kategorie gerutscht bin. Darüber nachzudenken, warum Menschen unwissend sind oder sein wollen, das ist wichtig. Ich habe dazu inzwischen schon etwas in meiner Antwort an Blume geschrieben. Aber ich werde noch weiter darüber nachdenken.

Du schreibst: "Warum immer wieder irgendwas erklären zu wollen, das man eigentlich nicht erklären kann..? Warum immer wieder nach Antworten zu suchen, wo es keine Antworten gibt?"

Das finde ich interessant. Ich bin noch auf der Suche nach einer Antwort. Mal sehen, was ich in ein paar Monaten denke.

Du schreibst: " Ich finde so eine Einteilung verletzend..Sowas ist nicht gut, für Dich nicht und auch nicht für Dein Umfeld.."

Es tut mir leid, wenn irgendjemand von den Menschen, die hier lesen sich verletzt fühlt. Für mich beinhaltet der Begriff "Unwissende" keine Abwertung, aber natürlich kann man ihn so betrachten.

Liebe Grüße
Corinna

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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von kkj » 10.04.2014, 18:28

Ist es nicht letztendlich sowieso komplett Wurscht, ob nun jemand wissend oder unwissend ist? Du hattest eine Beziehung, die hat nicht funktioniert, die ist zu Ende. Mehr interessiert außenstehende doch eh nicht.

Jeder in einer Bezzi-Beziehung oder auch in anderen Beziehungen verbittet sich Einmischung von anderen - warum sollten die sich dann reinknien, wenn die Beziehung vorbei ist?

Für sich selbst muss man damit fertig werden, vielleicht verstehen und Antworten finden, um dann das Leben wieder ohne diese Beziehung weiterzuleben. Sicher redet man darüber mit Freunden oder Bekannten, aber diese sind für die eigene Heilung nicht verantwortlich. Manchmal können sie unterstützen, aber die eigentliche "Arbeit" muss man schon selber erledigen.

Ist vielleicht auch ganz gesund, dass andere nicht so tief drinstecken und damit einem auch zeigen - ich bin ein Mensch, ob mit oder ohne diese eine Beziehung. Das Leben geht weiter.
LG
kkj

Levent
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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Levent » 10.04.2014, 18:57

Hallo liebe Corinna,

das du dir die Mühe machst jedem User/Userin einzeln zu antworten spricht von großer Wertschätzung gegenüber dem Forum und den hier schreibenden Menschen, dafür vielen Dank.

Ja, ich war viele Jahre in der Beratung tätig, weil mich die Menschen mit allen guten und schlechten Seiten schon mein ganzes Leben lang interessieren. Allerdings geht das nicht ohne professionelle Distanz, sonst gibt es kein Privatleben mehr und nachts geistern die Probleme der anderen durch den eigenen Schlaf. Mittlerweile bin ich Rentnerin und freue mich das der notwendige Euro zum leben (ohne arbeiten) in Form von Rente herein kommt. Der Preis dafür ist das Alter, aber alles geht nun mal nicht. Und sich den Tag einzuteilen ohne Fremdbestimmung von anderen ist etwas ganz wunderbares.

Und jetzt zu deiner Frage:" Und grundsätzlich gilt bei allen Gesprächen, erst die emotionale Ebene klären, danach kann erst die sachliche Ebene folgen." Zum besseren Verständnis einige Beispiele, da gute Gesprächsergebnisse nur auf sachlicher Ebene erfolgen.

Mann/Partner/Freund/Kind ist total sauer, jähzornig und beleidigt und kriegt sich nicht mehr ein. In diesem Zustand kannst du sagen was du willst, es kommt nichts an. Also mußt du ihn erst einmal von der emotionalen Ebene runter holen, oder er sich selber. Eventuell kann dieses Stunden dauern, danach ist ein sachliches Gespräch möglich..

Oder Mitarbeiter sind frustriert über den Vorgesetzten, haben dicht gemacht und sitzen beim Meeting nur ruhig da und sagen kaum etwas. Ein richtig guter Vorgesetzter spürt das, fragt nach und läßt die Mitarbeiter über ihren Frust mit den ganzen Emotionen sprechen. Danach sind alle befreit und locker, und es wird im Sinne der Firma ein Meeting mit guten Ergebnissen.

Wünsche dir noch einen schönen Abend, liebe Grüße Levent

coralia
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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von coralia » 10.04.2014, 18:59

kkj, deine Einstellung halte ich für absolut richtig und gesund!

ich glaube, wenn man gerade am ende einer bezness-beziehung (genauso wie einer anderen art von beziehung) angekommen ist, ist man ziemlich verletzlich und wünscht sich, dass die menschen im umfeld verständnis haben, man wünscht sich trost und aufmunterung.

deine haltung kann man glaube ich erst wieder einnehmen, wenn man nicht mehr ganz so am boden liegt, das dauert eine weile. war zumindest bei mir so.

grüße
coralia

Corinna
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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Corinna » 11.04.2014, 09:14

Hallo KKJ,

ich gebe Dir Recht damit, daß wir die eigentliche Arbeit selbst erledigen müssen. Und es kann hilfreich sein, wenn die andere Person nicht so tief drinsteckt.

Die "Unwissenden", mit denen ich über meine Bezness - Erfahrungen gesprochen habe, waren schon an mehr interessiert als zu hören, daß es nicht funktioniert hat. Eine Freundin meinte: "Oh, ich glaube, so etwas hätte mir auch passieren können." Ich fand so eine Aussage ganz enorm.

Liebe Grüße
Corinna

Corinna
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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Corinna » 11.04.2014, 09:15

Liebe Coralia,

danke für Deinen Beitrag. Du hast geschrieben:

"Wenn ich Corinna richtig verstanden habe, geht es bei der Kategorisierung in "wissend" und "unwissend" nicht um allgemeines Wissen oder Unwissen sondern darum, ob der jeweilige Gesprächspartner von Bezness weiß oder nicht, also den Begriff Bezness und die entsprechenden Zusammenhänge kennt. Wenn man mit jemanden über Bezness spricht, der weiß, was dahinter steckt, kann man sicher ein anderes Verständnis erwarten als von jemandem, für den das völlig neu ist und der nicht weiß, dass das eben nicht nur eine Masche von Animateuren ist sondern unter Umständen auch wesentlich mehr dahinter steckt."

Genau das habe ich gemeint und ich freue mich, es so klar zu lesen.

Und ja, ich weiß, daß ich mich auseinandersetzen und die Arbeit selbst erledigen muß, aber Verständnis und Trost in dieser Phase (und auch sonst im Leben) ist etwas ganz Wertvolles.

Viele Grüße
Corinna

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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Corinna » 11.04.2014, 09:16

Liebe Levent,

danke für Deine Erklärungen!

Ja, ich versuche allen UserInnen einzeln zu antworten. Das hat - wie Du schreibst - etwas mit meiner Wertschätzung des Forums zu tun. Manchmal überlege ich, wie es mit mir ohne die Entdeckung des Forums weitergegangen wäre. Ich hatte mich so verzweifelt geschämt und war voller Angst, teilweise in panischer Angst.

Außerdem hilft der einzelne Kontakt mir sehr gut, mich noch intensiver mit meiner Situation auseinanderzusetzen.

Liebe Grüße
Corinna

Candy
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Re: Wissende und Unwissende

Beitrag von Candy » 11.04.2014, 09:32

Corinna hat geschrieben:Liebe Candy,

danke für Deine Antwort und die guten Wünsche.

Du schreibst: "In allen anderen Bereichen im Leben ist es genau gleich, egal ob Bezness, Krankheit, Trauer usw. , nur Betroffene "sprechen die gleiche Sprache" - zumindest habe ich es immer wieder so erfahren. Selbstbetroffene können nachempfinden und verstehen, wie du dich in deiner Geschichte fühlst und wovon du redest"
Ich finde, Du bringst es genau auf den Punkt. Jetzt verstehe ich auch mein Verhalten besser: ich habe ganz viel Zeit im Forum verbracht, weil ich mich dort verstanden fühlte und darüberhinaus mir durch das Lesen anderer Beiträge viele Dinge klar wurden und mir nach und nach Schuppen von den Augen fielen.
Liebe Corinna,
auch ich danke dir, dass du die Beiträge hier im einzelnen beantwortet hast!
Das ist mit viel Arbeit verbunden, zeugt aber davon, wie bedeutungsvoll dir unsere Meinung ist.
Vielen lieben Dank!

Mich freut es sehr, dass du dich hier im Forum gut aufgehoben und verstanden fühlst.
Hier sind halt Betroffene, die deinen Kummer, deinen Schmerz, deinen Werdegang
mehr oder weniger aus eigener Erfahrung nachfühlen können.
Ich selbst habe glücklicher und dankenswerter Weise Bezness nicht am eigenen Leib erfahren.
Aber ich habe erfahren, was es heisst, im Umfeld in seinem Kummer und Schmerz nicht immer aufgefangen und verstanden zu werden.
Und ich weiss leider auch, was es bedeutet, jemanden für immer zu verlieren,
jemanden den man über alles geliebt hat, der die grosse Liebe des Lebens war.
Und für viele Betroffene hier war es ja einmal die grosse Liebe.
Mein erster Mann hatte Krebs.
Viele Menschen in meinem Umfeld taten damals so, als hätte er nur einen leichten Schnupfen,
andere sahen darin sein Todesurteil.
Ich selbst hoffte bis zur letzten Minute, dass alles wieder gut wird und dann kam plötzlich das endgültige Aus.
Für mich brach eine Welt zusammen, es fühlte sich an, als sei ich "mitgestorben".
Die meisten Menschen in meinem Umfeld verstanden mich in meinen Gefühlen nicht.
Ich lernte und begriff, dass unsere Mitmenschen vielmals mit aussergewöhnlichen Situationen ( Bezness gehört dazu) völlig überfordert sind.
Aber nach einer Zeit der Trauer, die ich zuliess und aushalten musste, ging es plötzlich irgendwie weiter und "ein neuer Tag brach an!"

Ich schreibe dieses hier, weil ich denke, dass es, egal in welchen Bereichen, auch darauf ankommt, dass man zwar die Vergangenheit ver- oder bearbeiten muss,
aber dann auch wieder irgendwann offen sein sollte für ein neues Leben.
Nicht alles Erlebte war negativ und wir sind ja einen grossen Schritt auf dem Lehrpfad unseres Lebens voran gekommen. :wink:
Das Leben kann wieder schön werden, nur ganz anders. Man muss dem Leben natürlich die Chance dazu geben.

Wichtig in allen Lebenskrisen ist es wirklich, nicht diesem hier bereits erwähntem "Tunnelblick" zu verfallen.
Deshalb sei mutig und teile dich den Menschen deines Vertrauens mit, auch wenn sie keine Erfahrung im Umgang mit Bezness haben.
Ihre Meinung kann manchmal vielleicht etwas weh tun, doch sie wird dir helfen, etliche Begebenheiten klarer zu deuten.

Ich drück dich jetzt mal und wünsch dir weiterhin ganz viel Mut und Kraft,
Liebe Grüsse
Candy
Candy@1001Geschichte.de



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