Ja, Verliebtheit und Liebe sind verschiedene Dinge. Und Verliebtsein in einen realen Menschen und Verliebtheit in ein virtuelles Bild sind auch noch mal grundverschieden. Bei jeder Verliebtheit stehen die Hormone kopf, ein Rausch wie auf Drogen. Biologisch ist das sinnvoll, es bindet die Partner die ersten Monate aneinander und lässt sie das Schlafzimmer kaum verlassen...natürlicherweise wäre zu diesem Zeitpunkt eine Schwangerschaft eingetreten und andere Bindungsmechanismen übernehmen den "Hormonpart".
Und ja, bei jedem Verknalltsein wird der Partner idealisiert, und sämtliche Sehnsüchte auf ihn projeziert. Günther vom Schluchsee könnte uns sicher ganz genau erklären, wie im realen Leben einfach durch den Kontakt das Bild nach und nach korrigiert wird, man sich annähert ("erzieht"), Kompromisse findet, gemeinsam "in einen Takt kommt". Dann kann Liebe, eine dauerhafte enge Bindung entstehen. Und dann macht es nix, wenn die Frau nach der Schwangerschaft ein paar Röllchen behält, oder Günther einen leichten Bauchansatz zeigt. Gemeinsam führen sie die Pension Schwarzwaldperle, sie in der Küche, er als Ober unterm Langneseschirm und natürlich Ruderbootverleih, klar. Klar schaut Günther mal den jungen Mädchen hinterher, aber seinen geliebten Hausdrachen Gisela würde er nie und nimmer eintauschen....die ist ja die Mutter von seiner Schakkeline und seinem Kevin, den hat Leva ja schon getroffen.
Bei der virtuellen Liebe und der Fernbeziehung geht der Hormonrausch genauso los. Und da es keine "Real-life-Korrektur" gibt, sieht es sehr lange und sehr intensiv so aus, als sei der Partner ideal- ein virtuelles Traumbild, welches die Antwort auf alle Gebete ist und sämtliche Sehnsüchte erfüllt. Urlaubsbesuche und Skypechats sind kein Ersatz für das gemeinsame Alltagsleben. Die "Liebe" rein biologisch will aber genauso wachsen (also Hormone aus, Liebe/gemeinsame Basis an) wie im realen Leben.
So.
Und so entsteht eine "Idealliebe", frei von sämtlichen Alltagskonflikten. Ersatzkonflikte wie alberne religiöse Regeln, Überwachung etc. (also Dinge, die man sich bei Günther verbitten würde) werden klaglos angenommen, und der europäische Part findet gar nix dabei. Mit Günther streitet man sich um die dreckigen Socken, mit Ali um das saubere Kopftuch. So what. Im Gegenteil, indem man all dies befolgt, meint man, eine reale Basis für die "Liebe" zu schaffen, dem Angebeteten "zu gefallen" und ihm dadurch "nahe zu sein".
Und genau das liest man hier oft: Menschen, die schon seit Monaten oder Jahren mit dem Beznesser "zusammen" sind. Sich verbogen haben, dass es Aussenstehende gruselt, und denen es schwer fällt, sich aus dieser (virtuellen Betrugs-)Beziehung zu lösen.
Die Beznesser wissen, was sie tun müssen. Die Sehnsüchte der westlichen Frauen ähneln sich, das ist Biologie + ähnliche europäische Sozialisation. Die biologischen Sehnsüchte ihrer einheimischen Frauen WÄREN ähnlich, wenn die Gesellschaft, die religiösen Regeln und die familiäre Erziehung, Nachbarn, Clan... das zulassen würden. In der dortigen Literatur/Filmen etc. taucht das ja durchaus auf.
Und auf dieser Klaviatur spielen die Kerle dort meisterhaft. Sie können auf Kommando grinsen und heulen, und wie in jeder Liebesschnulze nehmen sie eine traurige Frau in den Arm. Es ist ja auch nicht so, dass die Männer dort keine Liebe empfinden könnten- aber eben NICHT für die Schl.... aus dem Westen, die ihnen meist intellektuell und finanziell haushoch überlegen ist und somit auch ihre Männlichkeit und männliche Ernährerrolle/Hausoberhaupt ständig infrage stellt. Klar, dass die "Dominanz" über eine solche westliche Frau ("Die ist doch gar nicht so gebildet/schlau, wenn ich sie verarschen kann"- ich bin schlauer, ich bin der Mann..... Die ist zwar NOCH reich, aber das nehme ich ihr weg, ich habe über das Geld zu bestimmen, ich bin der Familienvorstand...ich bin der Mann!) ihn in seiner Männlichkeit aufwertet, zusätzlich zu den Kerben am Bett.
Und dann sitzen die Kerle herum, und prahlen sich gegenseitig was vor.
„Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein grosser Glücksfall.“ Dalai Lama