Ledige Mütter in Marokko - ein Tabu

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NGal
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Ledige Mütter in Marokko - ein Tabu

Beitrag von NGal » 21.02.2018, 13:20

Weiss nicht, ob schon hier gepostet war, aber sehr interessant...

Ledige Mütter in Marokko - ja, darüber wird gesprochen..
https://www.youtube.com/watch?v=Gvxw-BcVAZ8

so viel zu den 'ehrbahren Jungfrauen' - die Mädels werden genauso schlecht behandelt wie uns europäische Frauen... Versprechungen um die grosse Liebe und Heirat..

karima66
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Re: Ledige Mütter in Marokko - ein Tabu

Beitrag von karima66 » 21.02.2018, 16:08

Warum sollte ihr Frauenbild von der Nationalität der Frau abhängig sein, nein , sie behandeln ihre Frauen nicht besser.
Der Unterschied ist, dass in diesen Ländern ein uneheliches Kind immer noch ein Makel ist.
Es passiert dort schon noch seltener als hier da bei funktionierender Kontrolle durch die Familie schwieriger.
Aber es gibt ja auch Mädels aus ärmeren Gegenden wo der Vater schon verstorben, die fahren dann in die Städte und fallen drauf rein, lassen sich ausnutzen.
Kenne aber auch Beispiele aus intellektuellen Kreisen.
Meine Erfahrungen liegen ja schon 10 Jahre zurück, durchaus möglich, dass es zugenommen hat.

NGal
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Re: Ledige Mütter in Marokko - ein Tabu

Beitrag von NGal » 21.02.2018, 16:24

Ich finde es trotz allem wunderbar, dass darüber endlich mehr diskutiert wird und dass es solche Vereine wie 'Solidarite Feminine' gibt, auch wenn nicht viele. Und dass Frauen über diese doppelte Standarden sprechen und für die Rechte der Mütter und dessen Kinder stehen. Die Regierung kann nur so wenig tun, wichtig ist Denkweisen und Meinungen der Gesellschaft durch Bildung zu verändern.

Sehr ähnliche Geschichten habe ich aus anderen arabischen Ländern gehört, also trotz alle Warnungen und Freiheitsbeschränkungen finden diese Männer immer wieder Opfer zum ausnutzen. :evil: Es wundert mich dass es keine Konsequenzen für diese Kerle gab, ich hätte mir gedacht dass Väter und Brüder hätten die wenigstens versucht zum heirat zu zwingen.

karima66
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Re: Ledige Mütter in Marokko - ein Tabu

Beitrag von karima66 » 21.02.2018, 17:21

Natürlich ist das gut.
Vielleicht gab es in den Fällen keine Väter, so einfach ist es nun auch nicht Männer zu zwingen zu heiraten, sind doch alles Prinzen, Mann darf was Frau nicht darf.
Denkweisen ändern, wie schwer das ist erleben wir doch grad im eigenen Land.

Atin
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Re: Ledige Mütter in Marokko - ein Tabu

Beitrag von Atin » 21.02.2018, 18:21

Das ist eben ihre Doppelmoral mit der sie dann selber auf die Schnauze fallen.
Wissen ist Macht.

gadi
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Re: Ledige Mütter in Marokko - ein Tabu

Beitrag von gadi » 21.02.2018, 21:39

Danke NGal für den link zu dieser wirklich sehenswerten Doku.
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Agadirbleu
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Re: Ledige Mütter in Marokko - ein Tabu

Beitrag von Agadirbleu » 22.02.2018, 00:55

@NGal[

quote][Es wundert mich dass es keine Konsequenzen für diese Kerle gab, ich hätte mir gedacht dass Väter und Brüder hätten die wenigstens versucht zum heirat zu zwingen/quote]

Oftmals sind es ja die Hausherren oder dessen Söhne, die die jungen Mädchen schwängern!!!
Die sogenannte feine Gesellschaft hält sich ihre "Bonnes", die nicht nur unter oft menschenunwürdigen Umständen Tag- und Nacht
arbeiten müssen, sondern sie müssen auch noch für die masc. Gelüste herhalten.

Das Paradoxe ist, dass ein Vergewaltiger das Mädchen heiraten muss; das Mädchen wird erst gar nicht danach gefragt, es geht ja nur um Ehre". Vor 1 Jahr hat sich eine junge Marokkanerin, die man in eine solche Ehe gezwungen hat, umgebracht.

Seit 25 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit diesem Thema. Die ungewollten Schwangerschaften haben m. E. nicht zugenommen, sondern es wurde ganz verschwiegen und in der Gesellschaft nicht thematisiert. Es ist ein Elend ohne Ende.

1985 wurde schon ein erstes Frauenhaus in Casablanca von drei marok. Sozialarbeiterinnen gegründet: Solidarté féminine.
Das Haus wurde auch im Film gezeigt, wenn ich mich nicht ganz täusche.
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Anzahl von Frauenhäusern wesentlich erhöht, dank mutiger und unerschrockener Frauen, die die Not der unehelich Geschwängerten an die Öffentlichkeit tragen.
König M 6 ist sehr aufgeschlossen und offen bei der Behandlung dieser Problematik. Ein Frauenhaus in Agadir erhielt einen königlichen Scheck mit einer ordentlichen Summe zur Vergrößerung des Frauenhauses. Dort werden manchmal auch Frauen aufgenommen, die vom Ehemann mitsamt den Kindern aus dem Haus geworfen werden und sonst keine Bleibe haben.

König M 6 hat auch kurz nach seiner Thronbesteigung die Moudawane zugunsten der Frau modernisiert. Das umgearbeitete Familienrecht schmorte jahrelang in der Schublade eines Ministeriums. Heute ist das Recht moderner als das tunesische Familienrecht.

Nochmals auf den Film zurückkommend: Die junge Frau schilderte ihre Kindheit als "bonne", wo sie in den Familien arbeiten musste und ihr Vater ihren Monatslohn einkassierte.
Das ist kein Einzelfall!

Mir ist ein Fall bekannt, da holte der Vater von seinen 5 Töchtern, die alle in unterschiedlichsten Familien arbeiten mussten, den monatlichen Lohn ab. Den Mädchen liess er keinen Sous. Die Menschen können so unglaublich hartherzig sein. Auch er arbeitete nicht, sondern liess die Mädchen für sich arbeiten. So war es ja auch dem Mädchen in der Reportage ergangen. Er kassierte ihr Geld!

Die Kinder werden nicht erst mit 14 Jahren zum Arbeiten "verschachert" sondern ab 6/7 Jahren. Es ist unglaublich.
Mittlerweile gibt es zögerliche Ansätze dies abzuschaffen und zu verbieten. Aber von den "bonnes" profitieren so viele Familien, die es sich sonst nicht leisten könnten eine "richtige Hausangestellte" zu bezahlen, also bleibt der Status quo beibehalten. Die Mädchen werden der Schule ferngehalten und haben Null Chancen ihre Situation zu verbessern. Sie sind schon froh, wenn sie einigermaßen gut behandelt und nicht misshandelt werden. Schläge - wen kümmert's. Niemand.
Eine Madame hat ihre "Maßregelungsmaßnahmen übertrieben "- das junge Mädchen starb daran.
Eine Fragenorganisation hat die Täterin vor Gericht gebracht und sie wurde zu etlichen Jahren Haft verurteilt.

Ein sehr trauriges Kapitel!

Agadirbleu

Nilka
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Re: Ledige Mütter in Marokko - ein Tabu

Beitrag von Nilka » 22.02.2018, 09:29

Agadirbleu hat geschrieben: Mir ist ein Fall bekannt, da holte der Vater von seinen 5 Töchtern, die alle in unterschiedlichsten Familien arbeiten mussten, den monatlichen Lohn ab. Den Mädchen liess er keinen Sous. Die Menschen können so unglaublich hartherzig sein. Auch er arbeitete nicht, sondern liess die Mädchen für sich arbeiten. So war es ja auch dem Mädchen in der Reportage ergangen. Er kassierte ihr Geld!
Agadirbleu
:shock:
Gegen solche Sklaventreiber müsste der Staat gerichtlich vorgehen.
So was müsste gesellschaftlich geächtet werden!

Was solls. Die Aufregung bring nichts. Sie müssen sich das alles mühsam und s e l b s t erkämpfen. Wann werden sie so weit wie wir sein im Kopf und in der Praxis?

Die Königsfamilie ist viel weiter als das Volk. Die Gesetze sind die fortschrittlichsten in der islamischen Welt - schwärmte der Reiseleiter auf unserer Rundreise. Leider gehen Gesetz und die Wirklichkeit oft eigene Wege.
LG ♥ Nilka

Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt. Thomas Mann

gadi
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Re: Ledige Mütter in Marokko - ein Tabu

Beitrag von gadi » 22.02.2018, 10:40

Hier ein Artikel über diese von dir, Agadirbleu, erwähnten "Petites Bonnes":
Das Schicksal der "Petites Bonnes" in Marokko

Tausende kleiner Mädchen vom Land schuften als unbezahlte Hausangestellte für die reichen Familien Marokkos - vor allem während des Ramadan. Doch ihre "Dienste" beschränken sich nicht nur aufs Kochen, Putzen und Waschen.

Als sie ihr Vater an fremde Leute in der großen Stadt vermietet hat, muss sie acht oder neun Jahre alt gewesen sein. Doch so genau weiß sie das nicht mehr. Huriya ist heute ein Teenager, ein schmächtiges Mädchen mit zittrigen Händen und dem müden, leeren Blick einer alten Frau. Ihre Familie hatte Probleme und kaum Geld, deswegen musste sie von zu Hause weg. Wenn Huriya an ihre Kindheit denkt, dann senkt sie den Kopf und weint, denn vom Leben als "petite bonne", als Hausmädchen, ist ihr nichts geblieben. Jahrelang wurde sie für vielleicht 200 Dirham im Monat, weniger als 20 Euro, ausgebeutet. Das bisschen Geld, das sie verdient hatte, musste sie bei ihren Eltern auf dem Land abliefern. "Ich habe in vielen Familien gearbeitet, manchmal musste ich in der Küche schlafen, und essen durfte ich das, was die anderen auf dem Teller gelassen haben", sagt Huriya.
Quelle und mehr:
http://www.dw.com/de/das-schicksal-der- ... -4703233-1
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karima66
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Re: Ledige Mütter in Marokko - ein Tabu

Beitrag von karima66 » 22.02.2018, 11:34

So weit wie wir im Kopf und in der Praxis - Nilka, daran beginne ich grad zu zweifeln, ich hoffe sie machen es besser als wir.....oder zumindest anders...
Solche Frauenhäuser und Anlaufstellen gibt es auch in Tunesien, sah letztens eine Doku darüber.

Atin
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Re: Ledige Mütter in Marokko - ein Tabu

Beitrag von Atin » 22.02.2018, 15:58

Mir ist ein Fall bekannt, da holte der Vater von seinen 5 Töchtern, die alle in unterschiedlichsten Familien arbeiten mussten, den monatlichen Lohn ab. Den Mädchen liess er keinen Sous. Die Menschen können so unglaublich hartherzig sein. Auch er arbeitete nicht, sondern liess die Mädchen für sich arbeiten. So war es ja auch dem Mädchen in der Reportage ergangen. Er kassierte ihr Geld!
Das gibt es ebenfalls in Deutschland.

Die 18/19 jährige Tochter geht arbeiten oder zur Ausbildung ihr Geld aber sackt der Alte ein. Selbst erzählt bekommen!

(Für‘s Ausgehen bekommt sie aber ein paar Kröten, weil sie ja sonst nicht arbeiten gehen würde :evil:)

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