Kriminalitätsrate in der Schweiz nach Nationalität

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Klio
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Kriminalitätsrate in der Schweiz nach Nationalität

Beitrag von Klio » 12.09.2010, 20:14

Das Schweizer Bundesamt für Statistik hat Zahlen veröffentlicht, in denen die Kriminalitätsrate von Ausländern aufgeschlüsselt nach Nationalität ins Verhältnis zu der von Schweizer Staatsbürgern gesetzt wird. Die Daten bergen einige Überraschungen:

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/sta ... y/27784193

Frei
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Re: Kriminalitätsrate in der Schweiz nach Nationalität

Beitrag von Frei » 13.09.2010, 21:09

Ich habe nicht verstanden, bitte: ist die Statistik über phisische Gewalttätigkeit, oder mafiöse Aktivitaten, oder über das Abzocken des Sozialstaats (sieh: finanzielle soziale Hilfe)?

Schönen beleuchteten Abend.

Nefertari1998
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Re: Kriminalitätsrate in der Schweiz nach Nationalität

Beitrag von Nefertari1998 » 15.09.2010, 14:10

frei,
deine Frage macht Sinn,

Statistiken sind immer interpretierbar. Was wird hier erfasst? Welche Art von Kriminalität?

Nefer

Klio
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Re: Kriminalitätsrate in der Schweiz nach Nationalität

Beitrag von Klio » 17.09.2010, 20:38

Nefertari1998 hat geschrieben:Statistiken sind immer interpretierbar. Was wird hier erfasst? Welche Art von Kriminalität?
Wenn von "Kriminalität" die Rede ist, ist natürlich jeder Verstoß gegen die Paragraphen des geltenden Strafgesetzbuches gemeint, egal ob Körperverletzung, organisierte Kriminalität oder strafrechtlich relevanter Sozialhilfebetrug.

Statistiken sind nicht nur interpretierbar, sie müssen sogar interpretiert werden. Eine kritische Sicht auf die Ergebnisse gibt es z.B. hier:

http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten ... umstritten

Hier sind die Hauptpunkte in der Diskussion:

- Es sind teils sehr kleine Vergleichsgruppen
Wenige kriminelle Angolaner können die Statistik nach oben treiben. Allerdings hätte eine zufällige Abwesenheit von Kriminellen den umgekehrten Effekt. Bei einer zufälligen Verteilung müsste es somit Ausschläge nach oben, aber auch nach unten geben.

- Es ist eine Verdachtsstatistik, keine Verurteilungsstatistik
Da stellen sich folgende Fragen: Werden Ausländer aus bestimmten Ländern soviel häufiger ungerechtfertigt angezeigt als Schweizer oder z.B. Ausländer aus Deutschland? Werden Ausländer aus bestimmten Ländern bei Straftaten z.B. bei einem Handtaschenraub soviel häufiger als Verdächtige ermittelt als andere Nationalitäten? Der Professor im Interview fände eine Verurteilungsstatistik sinnvoller. Ob sie ein sehr viel anderes Ergebnis ergeben würde, da ist er sich wohl auch nicht sicher.

- Es gibt keine Angabe über den aufenthaltsrechtlichen Status; mit ungesichertem Status ginge eine höhere Kriminalität einher
Hier ist aber die Frage, was Henne und was Ei ist. Gerade eine kriminelle Neigung kann verhindern, dass jemand seinen Aufenthalt verfestigen kann (für Deutschland gesprochen: mit einem Ermittlungsverfahren/einer Verurteilung gibt es keine Niederlassungserlaubnis, keine Einbürgerung).
Einerseits kann der ungesicherte Aufenthalt kriminelle Taten befördern: wer geringere Chancen hat, an das zu kommen, was er haben will, hat wahrscheinlich eine größere Neigung sich das Gewünschte auf illegalem Weg zu besorgen; wer auf legalem Weg keinen Aufenthalt erhält, wird dies vielleicht leicht auf illegalem Weg (z.B. gefälschte Papiere) versuchen. Andererseits kann der ungesicherte Aufenthalt Kriminalität auch verhindern, weil derjenige weiß, dass z.B. eine Straftat den Aufenthalt in der Schweiz gefährden würde (gerade viele Illegale achten peinlichst darauf, gegen keine Vorschrift zu verstoßen, um im Land bleiben zu können). Auch innerhalb des sozialen Umfelds wird ein unsicherer Aufenthalt nicht unbedingt dazu führen, dass man häufiger angezeigt wird. Eine Schweizerin wird wahrscheinlich ihren prügelnden Ehemann eher anzeigen als eine Angolanerin, die einen unsicheren (oder sogar illegalen) Aufenthalt hat, denn sie ginge mit der Anzeige ihres angolanischen Ehemanns ein größeres persönliches Risiko ein.

Die Überlegung zu den kritischen Punkten der Statistik kann man natürlich noch weiterführen. Vielleicht können andere auch noch weitere Aspekte hinzufügen oder andere Wertungen begründen. Wie gesagt, eine Statistik muss immer interpretiert werden. Allerdings kann man mit diesem Hinweis nicht die Aussagekraft einer Statistik so einfach hinwegfegen.

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