Ayse - Mich hat keiner gefragt

In unserem Hauptmenue findet Ihr unter "Buchtipps" viele Bücher zum Thema. Neue und bei uns noch nicht gelistete Bücher können hier vorgestellt und dann in die Bücherliste zum Bestellen übernommen werden.

Moderator: Moderatoren

Antworten
Candy
Beiträge: 1117
Registriert: 30.08.2013, 17:02

Ayse - Mich hat keiner gefragt

Beitrag von Candy » 19.02.2015, 17:20

Ayse - Mich hat keiner gefragt

Ayse berichtet über ihre traurige Erfahrung, wie sie als 12 jähriges Mädchen in Ostanatolien mit einem Deutsch-Türken verlobt und schlussendlich als 14 jährige nach Deutschland verheiratet wurde.
Sie ist eine sogenannte Importbraut.

Ayse muss brutale Gewalt und Vergewaltigungen durch ihren Ehemann über sich ergehen lassen.
Aber auch von der eiskalten und berechnenden Schwiegermutter wird sie zu tiefst verachtet, gedemütigt und ausgebeutet.
Trotz aller Unbilden bringt Ayse nach vielen Jahren den Mut auf, ihrem schweren Schicksal zu entfliehen.

Dieses Buch ist sehr empfehlenswert für jene, die noch immer glauben,
alle in Deutschland lebenden Türken sind grundsätzlich in unser westliches Leben integriert.
Viele Türkenfamilien leben noch immer in einer Parellelwelt.
Sie verstehen es nur zu gut, sich nach außen hin westlich zu zeigen, doch das was schlussendlich hinter verschlossenen Türen stattfindet,
hat absolut nichts mit der deutschen Kultur zu tun.
Unter ihres gleichen wird die deutsche Kultur und Lebensform von vielen hier lebenden Türken
noch immer verachtet und verabscheut.
Das (bzw. ihr) Leben in Deutschland hat einzig nur einen finanziellen Aspekt:
Sie geniessen die finanziellen Vorteile, die sich ihnen hier bieten, um sich und ihren Verwandten in der Türkei, ein besseres Leben zu gestalten.
Auch die in der Türkei lebende Verwandtschaft profitiert von den in Deutschland lebenden Türken,
zu ihnen in die Heimat fliessen jeden Monat beachtliche Geldbeträge.

Das wahre türkische Leben findet fast ausschliesslich hinter verschlossenen Türen statt
und nur wenigen gelingt es aus der Parallelwelt auszubrechen.
Frauen zahlen ihren Ausbruch nicht selten mit dem Tod (Ehrenmord).

Das Buch hat mich oft zu Tränen gerührt.
Es lässt sich sehr gut lesen und zieht derart in den Bann, dass man es nicht mehr aus der Hand legen kann.

Dieses Buch gibt es übrigens auch als ebook.
Liebe Grüsse
Candy
Candy@1001Geschichte.de



Wer alles glaubt hat aufgehört zu denken (v.R.J.-M.)

Ariadne
Beiträge: 1188
Registriert: 27.05.2014, 14:41

Re: Ayse - Mich hat keiner gefragt

Beitrag von Ariadne » 24.02.2015, 16:05

Candy hat geschrieben:Ayse - Mich hat keiner gefragt

Das Buch hat mich oft zu Tränen gerührt.
Es lässt sich sehr gut lesen und zieht derart in den Bann, dass man es nicht mehr aus der Hand legen kann.
Danke, Candy!
Ich habe angefangen, bin noch nicht durch, aber die Tränen sind schon bei der 3. Seite geflossen. Mich hat auch das Vorwort von Serap Cileli beeindruckt, u.A. schreibt sie:
Sowohl meine Familie als auch Ayses Schwiegereltern "spielten" nach außen hin eine moderne, in die deutsche Mehrheitsgesellschaft integrierte Gemeinschaft. Doch hinter der Türschwelle waren wir GEFANGENE der archaischen Traditionen. Kopftuchzwang, häusliche Gewalt, patriarchalische Ehr- und Moralvorstellungen, Zwangsheirat und Ehrenmorde bestimmen das Leben der türkisch-muslimischen Frauen und Mädchen. Seit vier Jahrzehnten spielen sich diese Schicksale in Paralellwelten mitten in dem demokratischen Rechtsstaat Deutschland ab. Seit vier Jahrzehnten haben wir unter dem Deckmantel der Toleranz und des Schutzes der Privatsphäre Menschenrechtsverletzungen akzeptiert, mit dem bequemen Argument der Offenheit gegenüber fremden Kulturen, Traditionen und Religionen. Uns, und mit uns tausenden jungen türkischen Frauen, wäre eine Menge erspart geblieben, wenn die Politiker unser Leid als ihr Leid empfunden hätten.

Sie schließt ihr Vorwort ab:
Ich hatte einen Traum, den ich gerne mit euch teilen möchte:
Der Glaube an die von Gott verliehene Herrschaft des Mannes bröckelte, und Frauen brachen scharenweise auf aus der Hilflosigkeit zum Widerstand.


Seien wir doch ehrlich, wir wussten schon von manch dieser Zustände, und doch schockiert uns die Erkenntnis, wenn wir es so schwarz auf weiß vor unseren Augen sehen.

Ich habe mich gefragt: sind wir denn so blöd und wollen wir "einbrechen" in eine Welt, aus der andere Frauen "ausbrechen" möchten?
Meine Frage habe ich noch nicht beantworten können, ich bin noch beim Denken (würde man in Bayern sagen).
Gruß
Ariadne
Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.
Franz Kafka

Candy
Beiträge: 1117
Registriert: 30.08.2013, 17:02

Re: Ayse - Mich hat keiner gefragt

Beitrag von Candy » 24.02.2015, 19:02

Ariadne hat geschrieben:Seien wir doch ehrlich, wir wussten schon von manch dieser Zustände, und doch schockiert uns die Erkenntnis, wenn wir es so schwarz auf weiß vor unseren Augen sehen.

Ich habe mich gefragt: sind wir denn so blöd und wollen wir "einbrechen" in eine Welt, aus der andere Frauen "ausbrechen" möchten?
Meine Frage habe ich noch nicht beantworten können, ich bin noch beim Denken (würde man in Bayern sagen).
Gruß
Ariadne
Liebe Ariadne,
leg die Taschentücher nicht beiseite, es ist ein sehr trauriges und berührendes Buch.
Etliche Passagen haben mich überdies unglaublich wütend gemacht, ich konnte Ayses Ohnmacht manchmal förmlich spüren.
Mir gingen und gehen noch immer sehr viele Gedanken zu Ayses Geschichte durch den Kopf.
Noch habe ich das Buch nicht verarbeitet.

Natürlich haben wir das eine oder andere längst gewusst - aber ich denke, wenn "das Kind" einen Namen hat oder wie man so sagt, die Geschichte ein Gesicht bekommt, dann ist alles noch einmal anders.

Deine Frage ist wirklich berechtigt, ob wir so blöde sind, dort einbrechen zu wollen, wo andere ( oft zu tiefst gedemütigten) Frauen ausbrechen wollen oder gerne ausbrechen möchten und nicht können.
Haben sie es dennoch irgendwie geschafft, bezahlen sie ihre Freiheit nicht selten mit dem Tod.

Ich frage mich auch, ob die Damen, die aus Liebe zu ihrem Habibi konvertieren,
solche Bücher lesen - ihnen ginge vielleicht ein Licht auf...
Liebe Grüsse
Candy
Candy@1001Geschichte.de



Wer alles glaubt hat aufgehört zu denken (v.R.J.-M.)

brighterstar007

Re: Ayse - Mich hat keiner gefragt

Beitrag von brighterstar007 » 27.02.2015, 19:39

Hallo Candy,

die Liebe oder was wir Frauen oft (falscherweise) dafür halten, ist stark wie der Tod - das steht schon im Hohelied Salomos.
Also, ich persönlich glaube nicht, dass es auch nur einer Dame, die sich verliebt (hat), hilft. Wenn dem so wäre, wäre sie
mit Sicherheit nicht in den Mann verliebt...
Sicher ist es trotzdem beeindruckend/ berührend - aber eher im Nachhinein oder als Gesellschaftsstudie, wobei ich gestehen muss, dass ich es bislang
nicht gelesen habe.

Liebe Grüße
Brighterstar

Anaba
Beiträge: 19085
Registriert: 12.03.2008, 16:36

Re: Ayse - Mich hat keiner gefragt

Beitrag von Anaba » 27.02.2015, 20:44

Da bin ich völlig anderer Meinung.
Es kann auf keinen Fall schaden wenn Frauen solche Bücher lesen.
Besonders Frauen, die von solchen Ländern begeistert sind und den Familienzusammenhalt
immer wieder so sehr loben.
Hier können sie erfahren, was in den Familien und hinter verschlossenen Türen auch heute noch
passiert.
Wer den betroffenen Frauen nicht glaubt, dem ist nicht zu helfen.
Liebe Grüße
Anaba

Administratorin
anaba@1001Geschichte.de

“Am Ende wird die Wahrheit siegen, über Ängste und gut getarnte Lügen.
Am Ende wird sich alles fügen und was jetzt am Boden liegt, wird schließlich lächelnd fliegen...“

Hans Kupka, hingerichtet 1942

Antworten