zur Geschichte 246 Heirat in Marokko

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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mara
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zur Geschichte 246 Heirat in Marokko

Beitrag von mara » 22.05.2012, 12:49

Hallo,
ich wollte hier nur ein Mal zur Geschichte von stefan aufschreiben, was nötig ist, um überhaupt als Ausländer/in im Land zu heiraten.
Die gefakte Heirat, die man hier vollzogen hat, wäre nicht möglich gewesen, wenn vorher Informationen eingeholt worden wären.
Man hat eine marokkanische Hochzeit (Marokkanerin mit Marokkaner) inszeniert. Die wäre ohnehin auch -wenn nicht Betrug- nicht gültig gewesen. Auch Marokkaner müssen seit längerer Zeit eine Heirat staatlich registrieren lassen. Da wo es versäumt wurde müssen Zeugen die Eheschließung vor dem Imam bei den entsprechenden Ämtern bestätigen.

Für Ausländer ist das Prozedere sehr viel komplizierter und zwar seit Anfang 1990iger. Man hätte zunächst nach Rabat zum Justizministerium (poliz. Führungszeugnis) und zum Ministerium für Innere Angelegenheiten gehen müssen und Ehefähigkeitszeugnis registrieren und abstempeln lassen müssen.

Ich denke, schon da hätte die Familie in der Geschichte 246 einen Rückzieher gemacht.

Der Gang der Dinge läuft dann über Khadi und Justizministerium in der nächsten größeren Bezirksstadt, dann das gleiche in der Provinzhauptsstadt(falls beide nicht identisch sind). Dann folgt ein Interview mit Beiden bei der Polizei und letztendlich noch ein Mal ein gemeinsames Date beim Justizministerium der Provinzhauptstadt. Zum Ehefähigkeitszeugnis braucht man auch noch eine Bescheinigung über die Konfession (also auch Konvertierung zum Islam bei Männern) und beide brauchen ein Gesundheitszeugnis, das in Marokko bei einem Arzt erstellt wurde.

Erst wenn das alles abgesegnet ist, kann überhaupt erst eine Eheschließung vollzogen werden. Das sind amtliche Gänge für binationale Paare bevor es überhaupt zur Erstellung eines Heiratsvertrages kommt in Marokko.

Der Ehevertrag, der auch die Höhe der MORGENGABE regelt, muss auch noch bestätigt werden von einem anerkannten Advokaten und danach von amtlicher Seite. Erst dann ist das Dokument gültig und Grundlage zur Anerkennung in Deutschland und zur eventuellen Familienzusammenführung.

Der Brautpreis ist die traditionelle Morgengabe, die wird nach vollzogener Ehe fällig, kann auch in Raten bezahlt oder besser abgegolten werden, muss aber erst im Falle einer Scheidung komplett ausgezahlt sein.
Das Geld oder anderer Besitz stehen an sich der Ehefrau zu und nicht den Eltern. Diese kann es der Familie zur Verwaltung übergeben oder als Ausgleich für den Verlust einer Arbeitskraft. Die Morgengabe diente ursprünglich dazu, eine Frau abzusichern, im Falle dass der Ehemann als Ernährer ausfällt, sie verstoßen könnte oder heute im Falle einer Scheidung und als Ausgleich für die Aufgabe ihrer Jungfernschaft.

Wenn man diese Regelungen kennt, kann man sich m.E. vor solchen getricksten Hochzeiten schützen und eventuell schon im Ansatz einen möglichen Betrug erkennen.

Anaba
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Re: zur Geschichte 246 Heirat in Marokko

Beitrag von Anaba » 22.05.2012, 13:29

Liebe mara,

danke für die ausführliche Beschreibung.

Du schreibst:
Wenn man diese Regelungen kennt, kann man sich m.E. vor solchen getricksten Hochzeiten schützen und eventuell schon im Ansatz einen möglichen Betrug erkennen.
Leider wissen die wenigsten Heiratswilligen darüber Bescheid.
Welche Frau, die einen Beznesser heiratet, macht schon einen Ehevertag, wer weiß über die Morgengabe Bescheid ?
Der Beznesser wird sich hüten, darüber zu reden.
Er möchte schnell heiraten und er heiratet auf Zeit, da sind ihm solche Dinge nur lästig.
Deshalb kann man nur jedem raten, von übereilten Eheschließungen abzusehen.
Die Gefahr betrogen zu werden ist sehr groß.
Liebe Grüße
Anaba

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mara
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Re: zur Geschichte 246 Heirat in Marokko

Beitrag von mara » 25.05.2012, 11:37

Hallo anaba,

ich denke halt, dass viel zu Viele eben zu schnell heiraten. Und wenn ich vorhabe mit meinem Habibi /Habiba in Deutschland leben zu wollen, dann erkundige ich mich doch erst ein Mal über die Konditionen, die für die Familienzusammenführung nötig sind. Jeder weiß doch, dass das heutzutage nicht so einfach ist.
Es gibt doch auch Konsulate in Deutschland oder deutsche im entsprechenden Land, die wissen im Allgemeinen was für eine anerkannte Eheschließung nötig ist.
O.K. ich denke, wenn die rosarote Brille drauf ist und dann auch noch Druck gemacht wird, dann ist wahrscheinlich der Verstand ausgeschaltet.

melle
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Re: zur Geschichte 246 Heirat in Marokko

Beitrag von melle » 18.06.2012, 19:55

Aischa,

es freut mich ja, dass du glücklich verheiratet bist, aber in diesem Forum geht es um etwas anderes.

Hier schreiben Frauen, deren Verstand nicht ausgesetzt haben sondern einfach nur geliebt haben und gar nicht so schlecht denken können von anderen Menschen, wie es sich später herausstellt. Die noch an Werte und Respekt glauben.

Weiterhin eine gute Zukunft für dich und deine Familie.

P.S. Einen Mann zum arbeiten zwingen? Das ist doch eine Selbstverständlichkeit, genau wie wir Frauen das auch tun.

Gruß melle

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