Frauenüberschuss

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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Schachtelhalm
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Frauenüberschuss

Beitrag von Schachtelhalm » 05.05.2015, 10:42

Ich habe jetzt schon mehrfach gelesen, und auch in Marokko wurde es mir erzählt, dass es dort einen Frauenüberschuss gibt. Besonders auf dem Land, weil die Männer in die Städte gehen.
Aber dann müsste es ja, logischerweise, in den Städten einen Männerüberschuss geben.

Trotzdem las ich kürzlich von den vielen unverheirateten Frauen, die in den Familien der Brüder etc. leben, und nicht an den Mann kommen.
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Darinka
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Re: Frauenüberschuss

Beitrag von Darinka » 05.05.2015, 11:40

Viele gehen in die Stadt und landen dort allerdings in den Slumgürteln der Großstädte. Dann ist es aber nicht so einfach mit der Heirat, weil Mann nunmal in Marokko den finanziellen Background bieten muss, um die Frau auch ernähren zu können. Womit wir ganz schnell beim Thema Bezness sind (schnell und leicht an Geld oder AE heranmachen...).

Mal davon abgesehen dachte ich, dass das Landfluchtthema dort inzwischen eher deutlich abgenommen hätte. In den 60er Jahren war das Bevölkerungsverhältnis ein Drittel in der Stadt und zwei Drittel auf dem Land. Das hat sich dann im Verlauf von ca. 4 Jahrzehnten ins Gegenteil verkehrt. Heute sind es wohl nur noch ein Drittel auf dem Land.
Das Landfluchtthema dürfte sich inzwischen eigentlich eher stabilisiert haben (zwar nicht gestoppt, aber deutlich verlangsamt). Dachte ich zumindest... :shock: Denn irgendwie müssen ja ein paar auf dem Land bleiben - wer betreibt denn sonst Landwirtschaft und erzeugt Nahrungsmittel... Je weniger Bauern, umso weniger Nahrungsmittel, umso teurer sind diese in der Stadt. Wenn teuer, dann lohnt sich Landwirtschaft wieder eher. Das müßte sich also irgendwann mal "einpegeln" / stabilisieren...

LG Darinka
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Schachtelhalm
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Re: Frauenüberschuss

Beitrag von Schachtelhalm » 05.05.2015, 12:00

Mir wurde erzählt, dass es auf dem Land ein Dorf gibt, in welchem jährlich ein Heiratsmarkt stattfindet. Dort suchen sich die Männer ihre Frauen aus(sic).
Auf Nachfrage, was eine Frau tut, wenn ihr der Mann nicht gefällt bekam sie zur Antwort, dass sie auf keinen Fall den Antrag ablehnen würde.

Es muss immer noch ein Problem sein, auf dem Land einen Mann zu finden. Aber auch diese sollen angeblich, trotz Ehefrau, in die Städte arbeiten gehen, und ihre Frauen selten sehen.

Die Feldarbeit machen dort die Frauen, wie auch in der Türkei üblich.
Männer arbeiten nicht auf dem Feld, wurde mir gesagt.
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Re: Frauenüberschuss

Beitrag von Darinka » 05.05.2015, 12:12

Und ind D müssen Bauern ins TV um eine Frau zu finden.... :wink: :mrgreen:
Demographische Gleichverteilungen (im Sinne von Chancengleichheit) gibt es doch nirgendwo. Heiratsmärkte gibt es nicht nur in Marokko. Der große bekannte in Marokko ist inzwischen überigends ein Musikfestival (wenn ich richtig informiert bin, keine Geähr für diese Aussage), um mehr Touris anzuziehen.

Warst Du gerade wieder in Marokko? Warum beschäftigt Dich das plötzlich wieder?

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Re: Frauenüberschuss

Beitrag von Schachtelhalm » 05.05.2015, 12:27

Nein, Marokko steht im Moment nicht auf meiner Agenda.
Eine Freundin hat mich nach meinen Erlebnissen dort gefragt, und dann erzählte sie mir diese Geschichte .
.
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Re: Frauenüberschuss

Beitrag von Darinka » 05.05.2015, 12:59

Heiratsmärkte für ländliche Gebiete gab es früher auch in D. Man muss nur mal weiter in der Zeit zurückschauen. Die Mobilität war früher auf dem Lande doch viel weniger vorhanden. Dörfler oft untereinander verwandt... So wurde dann (wie auch heute noch in anderen Ländern üblich) einmal im Jahr ein festlicher Heiratsmarkt veranstaltet. Damit sollte eine bessere Mischung der Familien / Erbanlagen erzielt werden (zwecks Eingrenzung Inzucht). Soviel ich weiß, sind viele Volksfeste (Jahrmärkte / Kirmes) aus solchen Heiratsmärkten entstanden.
In Deutschland / Europa ist das heute nicht mehr so von Bedeutung, da die Verkehrsvernetzung / Mobilität heute ganz anders gegeben ist. In ländlichen Regionen solcher Länder wie Marokko allerdings nicht, weshalb es solche Heiratsmärkte / Jahrmärkte noch gibt.
Oft sind dort ja ohnehin arrangierte Ehen an der Tagesordnung (auch in der Stadt), wo die Eltern bestimmen und die Frauen sich auch fügen müssen. Die Freiheit und Selbstbestimmung, die wir hier in D haben, ist für viele Frauen auf der Welt nicht gegeben. Zweckehen zur Versorgung oder zur Umsetzung familienpolitischer Ziele (z.B. Verbindung von 2 Familienclans) ist doch in den arabischen Ländern eher normaler als eine Liebesheirat. Und das entscheiden nunmal nicht immer die zukünftigen Ehepaare selber...
Ich jedenfalls bin heilfroh in Europa geboren worden zu sein... :D :wink:

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Re: Frauenüberschuss

Beitrag von Schachtelhalm » 05.05.2015, 13:20

Ja. Für uns ist das gar nicht mehr denkbar. Aber wie man sieht, kommen dort , trotz arrangierter Ehen, nicht alle Frauen unter die Haube. Klappt also dort auch nicht immer.

Werden in Marokko die Ehen immer noch arrangiert? Ich dachte, dass nach dem neuen Gesetz von 2004 , und unter dem jungen König, die Situation für Marokkanerinnen besser geworden wäre.
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Re: Frauenüberschuss

Beitrag von Darinka » 05.05.2015, 14:07

Schachtelhalm hat geschrieben:Werden in Marokko die Ehen immer noch arrangiert? Ich dachte, dass nach dem neuen Gesetz von 2004 , und unter dem jungen König, die Situation für Marokkanerinnen besser geworden wäre.
:shock: :shock: :shock:
Liebe Schachtelhalm,

über Jahrhunderte gelebte Traditionen ändern sich doch nicht per Gesetz mal eben schnell... Das sind doch nur Schritte (im Sinne einer ersten juristischen Basis) auf einem noch sehr, sehr langen Weg in Richtung Selbstbestimmung...

Mal ein Beispiel aus den Änderungen:
Männer und Frauen können theoretisch nun gleichberechtigt und aus freien Stücken eine Ehe schließen. Die Frau braucht dazu nun keinen Vormund mehr. Bis dahin war das doch sogar so, dass eine Frau nicht selber die Heiratsurkunde unterschreiben konnte!!!!! Sie durfte den Ehevertrag nur eingehen, wenn sie entsprechend vertreten wurde (z.B. durch den Vater).
Heute braucht sie diese Vertretung nicht mehr. Das heißt doch aber noch lange nicht, dass das übliche Vorgehen in den Familien wirklich geändert wurde. Viele Frauen trauten sich zuerst gar nicht das neue Recht mit dem selber Unterschreiben in Anspruch zu nehmen. Wieviele es heute nun tun, keine Ahnung... Solche Traditionen verändern sich nur langsam. Allerdings muss man wissen, dass wohl ca. zwei Drittel der Frauen in Marokko Analphabeten sind.

Und das heißt doch auch noch lange nicht, dass Ehen nicht mehr arrangiert werden... Oder die Frau sich gegen den Willen des Vaters durchsetzen kann.
Situation verbessern durch das neue Gesetz ja, aber das ist doch immer noch meilenweit entfernt von den Normalitäten in Europa...
Der neue König stärkte per Gesetz die Frauenrechte, das ist richtig. Das setzt sich in der Gesellschaft aber nur langsam durch...

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Re: Frauenüberschuss

Beitrag von Schachtelhalm » 05.05.2015, 15:07

Ja, das verstehe und und ist mir auch klar.

Ich habe nur nicht gedacht, dass diese Gesellschaft, die ja städtisch recht modern ist, noch so mittelalterlich ist.

Man kann wirklich nur jede Frau warnen, sich mit einem Nordafrikaner einzulassen.

Heute las ich in der Zeitung, dass ein Discobesitzer keine Nordafrikaner mehr hineinläse,t weil sich mehrfach Frauen über sexuelle Belästigung beschwert hätten. Daraufhin wurde sofort wieder eine Flüchtlingsvereinigung aktiv, die sich über 'Verallgemeinerung' empörte. Man scheint als Europäerin wirklich Freiwild zu sein, sogar in Europa.
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