Canim hat geschrieben:Moppel hat geschrieben:Pamela hat geschrieben:Das sind vielmehr junge Leute, die auf ein bisschen Abenteuer aus sind, und das Ganze mit caritativer Arbeit verbinden möchten.
Dann sollten sie es lassen. Es kann nicht richtig sein dubiosen NGOs Zugriff auf billige Arbeitskräfte zu gewähren, die den BetreiberInnen dieser Organisationen in der Regel ausgeliefert sind. Heirat und Betrug inclusive? Oder soll das das Abenteuer sein?
Gruss
Es gibt jede Menge Einrichtungen, die jungen Leuten nach der Schule die Gelegenheit geben, ein soziales Jahr zu machen. Rund um den Globus. Ich hatte einen Kollegen, dessen Kinder in Südamerika in Peru und Chile in kleinen Dörfern gearbeitet haben und die dort betreut und nicht ausgenutzt wurden. Wenn man sich an die entsprechenden Einrichtungen hält und sich umfassend informiert, halte ich ein solches soziales Jahr für eine gute Sache.
Hallo René, Pamela und Canim,
also wenn ich diese Beschreibung der Arbeit von deutschen Helfern in NGOs im Ausland hier so lese, dann frage ich mich wirklich, ob es Sinn und Zweck von Entwicklungshilfe sein kann, eine Art fast kostenlosen Urlaub mit Praktikum oder gar Heiratsvermittlung im Ausland für junge Leute anzubieten. Was, bitteschön, können denn junge Leute von 16-20 Jahren schon, was die Einheimischen vor Ort nicht können? Was sind denn ihre Qualifikationen, außer, daß sie jung und vielleicht hübsch sind und dann vor den Kameras und in den Hochglanz-Werbeprospekten der Hilfsorganisationen besser aussehen als altgediente Spezialisten? Wäre es nicht besser und vor allem billiger, Einheimische anzulernen und diese dann vor Ort ihren Landsleuten helfen zu lassen?
Oder sind die Missionen derart moralisch brisant, daß kein Einheimischer diese Aufgaben übernehmen könnte/wollte? Ist doch kein Wunder, daß sich so mancher Weißer dann den Einheimischen bloß aufgrund seiner Herkunft grenzenlos überlegen fühlt, wenn er, sobald trocken hinter den Ohren, in einem Entwicklungsland "Entwicklungshilfe" leisten darf.
Ich glaube, hier wird der Gedanke der Hilfe derart pervertiert, daß sich Leute einen bezahlten Selbsterfahrungstrip leisten und Hilfsgelder verschwendet werden, die für die wirklich Hilfsbedürftigen besser angelegt wären. Denn die freiwilligen Helfer aus Deutschland brauchen ja Kost und Logis, müssen eingewiesen und selbst betreut und geholfen werden, das will alles bezahlt sein
Und so, wie Ballerina das beschreibt, wirkt es auf mich wirklich, als habe sie mal ihren Urlaub geplant und dann mehrere Reiseveranstalter miteinander verglichen.
Ballerina hat geschrieben:Ich war insgesamt 2 Mal in Ghana um Freiwilligenarbeit zu leisten und eben einmal so auf Urlaub (wo eben die "Heirat" stattfand). Das erste mal war ich mit einer deutschen Organisation dort, die etwas teurer war aber eben sicher. Ich hatte damals nur gute Erfahrungen gesammelt und war von dem Land Ghana einfach nur begeistert. Mir ist aber die Zeit zu schnell vergangen, also wollte ich ein Jahr später noch einmal hinfliegen. Ich hab' mir eingebildet, dass ich mich jetzt eh schon auskenne und hab mir eben eine ghanaische und billige NGO gesucht. Ich hab' diese NGO bei so einer staatlichen ghanaischen Internetseite gefunden, wo alle NGO's aufgelistet waren.
Was hat das denn mit Hilfe zu tun?
Ich finde es aber gut, daß man überhaupt etwas bezahlen muß, um helfen zu dürfen. Oder muß man mit seinem finanziellen Beitrag etwa die Unkosten abdecken, die entstehen, weil man ja total ungelernt ist und auch sonst vom Leben noch keine Ahnung hat? Also je weniger qualifiziert, je mehr muß ich bezahlen? Wäre doch ein guter Ansatz, ähnlich der finanziellen Beteiligung von Saudi-Arabien an der amerikanischen Weltraummission 1985. Der smarte saudische Prinz Sultan ibn Salman war eben auch ein finanzkräftiger Weltraumtourist. Und durfte vom Weltraum aus gen Mekka beten.
Da fällt mir doch glatt die Anzeige eines Reiseveranstalters aus Italien ein, der bot den Leuten doch für 2500 Euro pro Woche eine karge Unterkunft inmitten einer Olivenhains an und Oliven durfte man den ganzen lieben langen Tag für den Herbergsvater obendrein auch noch pflücken. Und der Flyer war unheimlich spirituell gestaltet. Erleuchtung gab's also gratis dazu, darum wohl auch der saftige Preis.
Also ich verstehe diese immer mehr ausufernde NGO-Maschinerie immer weniger und werde in Zukunft noch vorsichtiger beim Spenden sein, denn ich sehe nicht ein, anderen Leuten damit ihren Urlaub zu finanzieren.
LG
Steckchen
Die Liebe vernachlässigt diejenigen am meisten, die ihrer am meisten bedürfen.
(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988