Irgendwie Schuldig?

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesen Ländern

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Seren
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Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Seren » 09.03.2016, 16:34

Irgendwie Schuldig?

Nachdem ich nun seit Jahren eine stille, aber immer wiederkehrende Leserin dieser Seiten bin dachte ich, ich meld mich jetzt einfach auch mal an.
Aufmerksam auf Euch bin ich durch einen Beitrag bei Goodbye Deutschland gekommen. Die Frau, die sich unsterblich in einen der Pferdereiter in Tunesien verliebt hat, dann die große Enttäuschung erlebte und damit Herz und viel Geld verlor. Seitdem lese ich hier viel mit und erkenne mich selbst in sovielen Geschichten wieder – auch wenn ich nie direkt Kontakt mit einem Beznesser hatte. Aber die blauen Augen, die rosafarbenen Wolken und die Schmetterlinge im Bauch ... wenn ich das von einer Frau lese, dann kann ich das sofort nachvollziehen. Ich kann so froh sein, dass mich ein Beznesser bisher nicht gefunden hat, denn– um das mit den Worten eines Users hier treffend zu beschreiben – der hätte sich bei mir das Lätzchen umgebunden und hätte sich mit Messer und Gabel an den gedeckten Tisch gesetzt. Gerade was meine turbulenten Beziehungen der letzten Jahre angeht. Ich wäre für sowas sofort empfänglich gewesen und mit voller Inbrunst in mein Verderben gerannt.

Aber warum ich hier eigentlich und überhaupt poste. Seit ich hier lese geht mir eine Urlaubsbegegnung nicht mehr aus dem Kopf, über dessen Konsequenzen ich mir überhaupt jetzt erst so richtig bewusst werde und die mich immer wieder zum Nachdenken anregt.

Im Jahr 2006 war ich gerade 2 Jahre mit meinem damaligen Freund zusammen und was macht man als damals „frisch“ verliebte – man gönnt sich einen Urlaub. Kenia, genauer gesagt Diani Beach, war das Ziel und es war ein wunderschöner, toller, ereignisreicher und erholsamer Urlaub. Ich war damals knapp 26 und mein Freund 33. Wir haben den Altersdurchschnitt im Hotel zwar stark gesenkt – war aber für uns kein Problem, da wir ja mit uns Urlaub gemacht haben und uns sonst alles relativ egal war.
Es gab vom luxuriösen Hotel zum Sandstrand so eine kleine hoteleigene schattige Bar, in der man kalte Getränke und am Nachmittag einen frischen Snack holen konnte. War für uns Weißbrot in der sengenden, feuchten, kenianischen Hitze natürlich ein Segen und deswegen waren wir relativ oft da. Mit dem Barkeeper – einem süßen, kleineren, jungen Kerl – verstanden wir uns prächtig. Mein Freund hat seine verrosteten Englischkenntnisse mit ihm aufgebessert und es folgten lange Unterhaltungen. Ich fand ihn auch einfach nur drollig mit seinen großen schwarzen Augen und dem Schmollmund. Oft hab ich meinem Freund gesagt, dass ich ihn am liebsten mit nach Hause nehmen würde – so niedlich fand ich ihn. Amouröse Gefühle hatte ich aber nie und kann auch so im Nachhinein nicht sagen, dass er mich irgendwann angebaggert hätte. Ganz im Gegenteil. Mein Freund und ich waren ein Paar und wir wurden auch so behandelt. Am Abend vor dem Abflug hat uns der Barkeeper dann noch ein wenig mehr von sich erzählt. Er wäre verlobt, weiß aber nicht ob er seine Freundin heiraten kann, weil er als Barkeeper so wenig verdienen würde. Außerdem wäre sie so weit weg in Nigeria, etc. Irgendwie hat mir das alles leidgetan und ich hatte das instinktive Gefühl ich müsste ihm noch etwas Gutes tun. Also hab ich meinen silbernen dreifach Ring, dessen materieller Wert mit Sicherheit weit unter 100 € lag, der mir aber einfach nur viel bedeutete, abgenommen und ihm geschenkt. Er sollte ihn seiner Herzdame weitergeben. Ich glaub wir haben auch noch ein paar größere Scheine als Trinkgeld und Klamotten als Abschiedsgeschenk über den Tresen geschoben. Mein Freund und ich haben zusammen ein Reisetagebuch geführt. Irgendwie kamen wir dann auf die Idee von ihm einen Gruß reinschreiben zu lassen. Das hat er an dem Abend auch gemacht und wenn ich wie gerade die Zeilen so lese: Wirklich allerliebst was er da reingeschrieben hat. Wir haben dann noch Adressen und Telefonnummern ausgetauscht und ich habe ihm gesagt, wenn er irgendwann mal nach Deutschland kommt soll er sich melden. Er wollte ja nach seinen Erzählungen irgendwann mal „Study in Germany“.

Irgendwann waren wir wieder im Alltag zurück und nach einigen Wochen oder waren es Monate kam tatsächlich ein Brief von „unserem“ Elijah. Darin beschrieb er wie hart sein Leben wäre. Er hätte jetzt aufgehört in dem Hotel zu arbeiten und würde auf eine Kellnerschule gehen. Kurz und knapp: Für mich war das ein Bettelbrief. Mein Freund und ich dachten uns aber wir beantworten den Brief trotzdem und schicken 30 € hin. Kaum war der Brief wohl angekommen, kam ein neuer seitenlanger Brief mit Bestätigung der Schule, dass er eingeschrieben wäre und einem Foto, das ihn mit einem Diplom zeigt und einen dicken Danke und einem noch größerem Bitte, bitte.

Warum auch immer ... wir haben den Brief ignoriert. Irgendwann an einem Sonntagvormittag gegen 8 Uhr klingelte mein Telefon. Ich war noch total verschlafen und verkatert vom Vorabend. Auf jeden Fall quatschte mich irgendwer auf Englisch zu. Die Verbindung war relativ schlecht und aus den vorgenannten Gründen hab und wollte ich eh nichts verstehen. Ich glaub ich hab nur immer wieder auf Deutsch gesagt, dass ich nichts verstehe und hab dann einfach aufgelegt. Irgendwann ist mir dann schonmal ein Licht aufgegangen, das es Elijah gewesen sein könnte. Mein Freund und ich steckten allerdings damals in einer ziemlichen Beziehungskrise und irgendwie war mir alles egal – weswegen ich der Sache auch kein weiteres Interesse schenkte und es sogar ganz vergessen habe.

Schlussendlich haben mein Freund und ich uns dann tatsächlich getrennt und mir blieben die Reisetagebücher, Fotos, Erinnerungen und Briefe. Irgendwann beim Aufräumen hatte ich den letzten unbeantworteten Brief dann auch mal wieder in der Hand und dachte noch vielleicht schreib ich ihm einfach doch mal allein zurück. Erkläre ihm, dass ich nun leider Single wäre und ich ihm deswegen erst so spät antworten würde. Bla bla ... Ich habs nicht getan und einfach wieder vergessen. Und so hatte ich seit dem merkwürdigen Anruf keinerlei Kontakt mehr. Ich hab der Sache keinerlei Würdigung mehr geschenkt, bis ich auf dieses Forum gestoßen bin. Seitdem nagt es an mir. Haben wir vielleicht damals mit unserem Verhalten einen eventuellen späteren "Beznesser" hervorgerufen? War das alles so richtig wie wir das gemacht haben?

Mal ganz ehrlich. Die Leute da unten haben nicht viel. Dann kommen so Leute wie wir in deren Land. Machen dort Urlaub, lassen es uns verdammt gut gehen, bewerfen sie dann noch mit Geld und Geschenken. Die wären doch bescheuert das nicht auszunutzen?! Ein Stück weit geb ich mir heute schon Schuld, dass ich natürlich kräftig das Bild des „dummen“ Europäers mitgeformt habe. Wenn nur 4 Urlauber im Monat sich so verhalten wie wir haben die doch schon ein gutes Auskommen. Ich denke bei dem ein oder anderen lösen wir Touristen Bezness aus. Schade und traurig zugleich. Im Sinne etwas Gutes tun zu wollen macht man genau das Falsche.

Nachdem ich nicht weiß, was aus „unserem“ Barkeeper geworden ist, hoffe und wünsche ich mir einfach nur, dass er ein gutes Leben führen konnte, welches er aber nicht auf Kosten von anderen aufgebaut hat. Für meine Naivität und mein „Helfersyndrom“ von damals könnte ich mich heute fast etwas schämen. Aber ich hätte es damals so oder so nicht besser gewusst. Nachdenken und Lebenserfahrung sind die Zauberwörter. Doch beides braucht seine Zeit und manchmal vergehen die Jahre einfach so und man sieht erst später, was man eventuell angerichtet haben könnte.

So, dass wäre mal von der Seele geschrieben. Danke fürs lesen :)

Liebe Grüße, Seren

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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Anaba » 09.03.2016, 17:06

Hallo Seren,

willkommen im Namen des Teams 1001.
Wir wünschen einen guten Austausch.
Liebe Grüße
Anaba

Administratorin
anaba@1001Geschichte.de

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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Thelmalouis » 09.03.2016, 17:35

Hallo Seren,

willkommen im Forum und vielen Dank für deine Geschichte.
Seren hat geschrieben:Mal ganz ehrlich. Die Leute da unten haben nicht viel. Dann kommen so Leute wie wir in deren Land. Machen dort Urlaub, lassen es uns verdammt gut gehen, bewerfen sie dann noch mit Geld und Geschenken. Die wären doch bescheuert das nicht auszunutzen?! Ein Stück weit geb ich mir heute schon Schuld, dass ich natürlich kräftig das Bild des „dummen“ Europäers mitgeformt habe. Wenn nur 4 Urlauber im Monat sich so verhalten wie wir haben die doch schon ein gutes Auskommen. Ich denke bei dem ein oder anderen lösen wir Touristen Bezness aus. Schade und traurig zugleich. Im Sinne etwas Gutes tun zu wollen macht man genau das Falsche
Ich sehe das nicht so, es ist und bleibt charakterlos. Ich kann mich über ein "Trinkgeld" freuen , es annehmen und gut ist. Ich muss dafür, weder ein Schauspiel veranstalten, irgendwelche dubiosen Geschichten erfinden oder Menschen meine falsche Liebe vorgaukeln.
Ich habe aber auch die Wahl, wenn ich das Gefühl habe, dass es sich um ein Almosen handelt oder mich jemanden mit diesem Geld "kaufen" will, dann kann ich dieses Trinkgeld auch ablehnen.

Aber das ist eine ganz andere Hausnummer, als das, was in Wirklichkeit veranstaltet wird. Es geht darum, dass diese Typen Menschen, emotional und finanziell stark schädigen sogar um ihr ganzes Hab und Gut bringen, wenn sie es geschickt anstellen.
Und begonnen hat es u. a. mit einem kleinen Trinkgeld.
Gruß Thelmalouis


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PeggySue
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von PeggySue » 11.03.2016, 16:13

Seren hat geschrieben:

Mal ganz ehrlich. Die Leute da unten haben nicht viel. Dann kommen so Leute wie wir in deren Land. Machen dort Urlaub, lassen es uns verdammt gut gehen, bewerfen sie dann noch mit Geld und Geschenken. Die wären doch bescheuert das nicht auszunutzen?! Ein Stück weit geb ich mir heute schon Schuld, dass ich natürlich kräftig das Bild des „dummen“ Europäers mitgeformt habe. Wenn nur 4 Urlauber im Monat sich so verhalten wie wir haben die doch schon ein gutes Auskommen. Ich denke bei dem ein oder anderen lösen wir Touristen Bezness aus. Schade und traurig zugleich. Im Sinne etwas Gutes tun zu wollen macht man genau das Falsche.
Es ist sicher so, dass viele Menschen dort nicht viel haben und es als Ungerechtigkeit ansehen und es quasi als ihr "gutes Recht" empfinden, Europäer abzuzocken...aber ganz ehrlich, ich kenne viele Afrikaner..und bei denen ging es finanziell gesehen nie um solche grundlegenden Dinge wie Essen, Schulbildung oder Krankheit, was man ja vielleicht noch nachvollziehen könnte, sondern sie hatten alle einen Faible für schön teure Markenklamotten, hochwertige Elektronik und generell Luxusartikel. Es ging fast nie um wirklich existenzielle Nöte bei denen, die ich kenne...insofern hab ich da meistens wenig Mitleid! Ein Ex von mir (Afrikaner) hat sogar nen dicken Mercedes im Medizinstudium gefahren :shock: .. ich selbst kann mir sowas nicht leisten. Trotzdem ist auch er europäischen Frauen gegenüber irgendwie bezziemäßig drauf. Weiße Frauen müssen halt einem Zweck dienen!!! Afrikaner wollen mit Europäern tendenziell nur zu tun haben, wenn es einem Zweck dient (Geld, Aufenthalt, Sex)...ansonsten schotten sie sich unter ihresgleichen ab!
Insofern brauchst du dir da echt keine Vorwürfe machen oder denken, dass du diesen jungen Mann zum Bezness "verführt" hast! Die wachsen schon mit diesem Weltbild auf und suchen sich ihre Opfer so oder so! Nach dem Motto: Einer oder Eine wird schon "blöd" genug sein! Man muss es nur oft genug versuchen ;-)

Franconia
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Franconia » 11.03.2016, 16:57

Warum sich schuldig fühlen?

Es gibt auch hier in D oder innerhalb Europas Hotels und Hotel-Resorts der oberen Preisklasse oder im Luxussegment und die dortigen Angestellten sind i.d.R. auch nicht in der Lage in ihrem "Haus" (oder einem vergleichbaren Hotel) Urlaub zu machen, da sie dies finanziell nicht gestemmt bekommen.
Auch die Angestellten dieser europäischen "Luxustempel" sehen und erleben jeden Tag die Diskrepanz zwischen ihrem Leben (und ihrem Einkommen) und dem ihrer Gäste und auch sie haben sicherlich Träume/Wünsche und manchmal evtl. sicher auch Existenzängste weil ihr Einkommen kaum oder nicht reicht um ihre (Klein)Familie zu ernähren. Und es kann mir auch keiner erzählen das nicht mal der/die eine oder andere Angestellte ein klein wenig neidisch auf das ist, was er täglich zu sehen bekommt und von dem er/sie genau weiß, das er/sie sich das nie wird leisten können.

Aber die Angestellten der dt. und/oder europäischen high-price Hotels kommen i.d.R. (schwarze Schafe gibt es immer und überall) nicht auf die Gäste zu beznessen und abzuziehen wie man es im afrikanischen, arabischen oder lateinamerikanischen Raum erlebt.

Und das liegt nicht daran, dass sich die Gäste, die in high-price Hotels in D/Europa absteigen sich "besser" und/oder zurückhaltender in Bezug auf ihr Geld und ihren Reichtum verhalten würden als es der dt. oder europäische Tourist im Ausland macht. Ganz im Gegenteil.
Das zahlungskräftige Klientel unserer teuren Hotels oder Luxushotels kommt in zunehmendem Maße aus dem arabischen und/oder russischen Raum und das Verhalten, das diese Gäste oftmals an den Tag legen ist (um es mal höflich zu umschreiben) unterirdisch. Da wird geprotzt was das Zeug hält, da wird das Hotelpersonal von oben herab behandelt bis zum geht nicht mehr. Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt oder auch mal ein Danke für einen besonderen Dienst ist oft Fehlanzeigen.
Und trotz diesem teilweise unmöglichen Verhalten benutzen die hiesigen Angestellten die Gäste nicht als Goldesel im Sinne von Bezness. Die Angestellten bleiben i.d.R. vor dem Gast weiterhin höflich, zuvorkommend, also so wie man es von einem Dienstleister (denn das sind sie ja) erwarten kann und hoffen einfach auf ein (gutes) Trinkgeld, was in dieser Berufsbranche oftmals auch hier zum überleben nötig ist und von den Arbeitgebern manchmal auch beim Gehalt mit einkalkuliert wird (manche AG zahlen ein niedriges Grundgehalt am Mindestlohn mit dem Hinweis auf das zu erwartende Trinkgeld, selbst schon so erlebt bzw. als Begründung präsentiert bekommen).

Also, warum sich schuldig fühlen?
Warum überhaupt auf den Gedanken kommen, man hätte die "armen" Angestellten am Urlaubsort erst durch sein Verhalten zum Bezness animiert oder verführt?
Es gibt überall auf der Welt eine Diskrepanz zwischen Wollen und Haben, zwischen Arm (Angestellter) und Reich (Tourist), aber nicht überall führt diese Diskrepanz oder das Verhalten der mutmaßlich reichen Gäste (denn nicht alle sind reich, manche sparen auch jahrelang für diesen einen Traumurlaub) gegenüber den Angestellten zwangsläufig zu Bezness.
Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen. (Platon)

Blackangel
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Blackangel » 11.03.2016, 17:42

Hallo meine Lieben ,
Der Beitrag von Seren erinnert mich an meine Rundreise durch Namibia, eine Gruppenreise, wir waren in einem schönen Hotel für 2 Tage , als ein Mädchen von den Servicekräften auffällig herzlich war, uns fremderweise sofort mit ihrer herzlichen Art ihre Arme um unsere Schulter legte und Fotos für uns machte und so offen war, was natürlich nett ankam, sie bat mich um eine Postkarte aus Deutschland. Sie gab mir Ihre Adresse. Warum nicht!
Zuhause kam mir dank eures Forums Zweifel, ich schrieb die Karte, sogar mit Schnee drauf von den Bergen, schrieb auch herzlich, aber ohne Adresse von mir.
Ich mag ihr Unrecht getan haben, aber der Gedanke nach einem Bettelbrief zurück lies mich nicht los.
Namibia ist ein teilweise fortschrittliches Land, aber auch noch von sehr armen Gegenden übersät.
So geschehen meiner Kollegin, Alleinreisende in der Türkei, auch Foto gemacht mit Kellner, er wollte Foto davon zugeschickt,sie schickte es dem ach so netten Kellner, schrieb Adresse rein und prompt kam Bettelbrief mit Anfrage für Unterstützung für Familie.
Drum gebe ich nie persönliche Daten, Adresse oder Nummer weiter. Warum auch, ich will nach dem Urlaub abschließen , Freundschaften in der Ferne sind für mich sinnlos.

Lg Blackangel
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PeggySue
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von PeggySue » 11.03.2016, 18:39

Ich stimme Franconia absolut zu. Das ist auch eine Sache der Mentalität, ob man sowas macht oder nicht! Und wie gesagt, nicht alle Afrikaner sind bettelarm und tun es aus der Not heraus!!! Trotzdem ist die Bereitschaft zum Lügen und Betrügen bei Ihnen teilweise enorm hoch!
Es ist prinzipiell verständlich, dass man versucht, seine persönliche wirtschaftliche Situation zu verbessern, aber ich kenne auch nur wenige oder eher gar keine deutschen Beispiele, wo versucht wird, dies durch gezielten Liebesbetrug zu erreichen...

Efendi II
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Efendi II » 11.03.2016, 21:21

Franconia hat geschrieben:
Das zahlungskräftige Klientel unserer teuren Hotels oder Luxushotels kommt in zunehmendem Maße aus dem arabischen und/oder russischen Raum und das Verhalten, das diese Gäste oftmals an den Tag legen ist (um es mal höflich zu umschreiben) unterirdisch. Da wird geprotzt was das Zeug hält, da wird das Hotelpersonal von oben herab behandelt bis zum geht nicht mehr. Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt oder auch mal ein Danke für einen besonderen Dienst ist oft Fehlanzeigen..
Auch wenn man das Verhalten dieser Gäste nicht unbedingt positiv bewerten kann, würde ein ähnliches Verhalten unserer Urlauberinnen zum Personal in den arabischen Ländern nicht schaden und die Bezness- Gefahren erheblich reduzieren. Auf jeden Fall sollte etwas mehr Distanz der Gäste zu den Dienstleistern gewahrt werden und jede Vertraulichkeit vermieden werden.
Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.
- Aristoteles -

Anaba
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Anaba » 11.03.2016, 22:57

Warum auch, ich will nach dem Urlaub abschließen , Freundschaften in der Ferne sind für mich sinnlos.
Genau so denke ich auch. Das gilt auch für Urlaubsbekanntschafen.
Was für ein Alptraum, wenn die Monate nach dem Urlaub vor der Tür stehen.

"Wir waren gerade in der Nähe". :lol:

Wer möchte das schon?
Liebe Grüße
Anaba

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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Blackangel » 12.03.2016, 09:37

Wie wahr liebe Anaba, im Urlaub mit Mitreisenden ein Herz und eine Seele, um dann bei einem nachfolgenden Telefongespräch festzustellen , außer einem "war so ein toller Urlaub, was macht ihr als nächstes" der Zauber verflogen ist.
Lg Blackangel
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Thelmalouis » 12.03.2016, 09:54

Da fällt mir der Vergleich zu dem Wein ein, der im Urlaub noch so wunderbar geschmeckt hat und man muss sich unbedingt für Zuhause ein Fläschchen mitnehmen. Zuhause mundest dann auf einmal überhaupt nicht mehr und man stellt fest, dass es sich in Wirklichkeit um eine furchtbare Plörre handelt.
Gruß Thelmalouis


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Blackangel
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Blackangel » 12.03.2016, 10:33

Wie wahr, liebe Thelmalouis, :lol: :lol: :lol: , und der tolle Reishut aus Vietnam als Mitbringsel lächerlich erscheint
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Blackangel » 12.03.2016, 10:39

Oder, der süffige Havanna Rum aus Kuba, der mich fast Übergepäck gekostet hätte, zuhause in jedem Supermarkt erhältlich ist, zudem noch günstiger!!!
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Thelmalouis » 12.03.2016, 10:43

Echt jetzt liebe Blackangel, einen Reishut? Hock den mal auf und laufe mit dem nachmittags durch die Innenstadt. :lol:
Gruß Thelmalouis


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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Ponyhof » 12.03.2016, 10:49

Also, Sorgen oder Vorwürfe sind meiner Meinung nach unnötig. Erstens kannst du das eh nicht mehr ändern, und zweitens war das Jüngelchen schon vorher Beznesser. Er hat nämlich ganz klassisches Bezness mit Euch betrieben, offensichtlich ohne dass ihr es gemerkt habt.

Diese Geschichte, am letzten Abend mit so einer weinerlichen Story herauszurücken, deren Wahrheitsgehalt ihr nicht überprüfen könnt, spricht doch Bände. Auch wurdet ihr vermutlich zielgerichtet als Opfer herausgesucht, bzw. ist die Parallele, einem verliebten Paar (welches evtl. selber Heiratsabsichten hat) den ebenfalls Verliebten, aber "Hoffnungslosen" vorzuspielen doch mehr als auffällig!!! Wenn du mit deiner kranken Mutter da gewesen wärest, hätte er dir die "kranke Mutter Story" aufgetischt, und wenn du mit deinem kleinen Kind dagewesen wärest, hätte er garantiert ein krankes Kind daheim, welches ganz sicher im gleichen Alter wie deines gewesen wäre.

Kurz: Meiner Meinung nach wurdet ihr ganz klassisch abgezockt. Dafür spricht auch, dass er mit weiteren Bettelbriefen kam, und diese "Weiterbildungsstory", mit der man ja kontinuierlich Geld verlangen kann. Erst für die Ausbildung, dann für eine eigenes Restaurant etc. etc., mit immer grösseren Summen. Und so ein eigenes Restaurant ist ein immerwährender Quell aller möglichen Katastrophen, die ihr bezahlen dürft.

Wenn diese Story mit der Braut gestimmt hätte, dann hätte er einen Dankesbrief mit ein paar Hochzeitsbildern geschickt, und sich danach nie wieder gemeldet (ausser vielleicht mit weiteren Dankesbriefen und Bildern vom Kleinkind etc., so wie man das guten Freunden schickt...aber ganz sicher nicht mit "Zahlungsaufforderung").

Also, das war ein ganz abgebrühtes Jüngelchen, Sorgen oder Vorwürfe sind fehl am Platze. Eher Wut, weil er euch reingelegt hat.
„Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein grosser Glücksfall.“ Dalai Lama

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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Blackangel » 12.03.2016, 11:20

Liebe Thelmalouise,
Das wenn ich täte, müsste ich meinen deutschen Pass mitnehmen, falls mich die Polizei kontrolliert und mich aufklärt das Vietnam kein Asylrecht berechtigt. :lol:
Ja für den Fasching , das wär noch eine Idee . :lol:
Die Wahrheit ist, ich hab ihn schon verbrannt im Kachelofen .
Nun zurück zum Thema Bezness, ja es fängt im kleinen Detail an, und wer Gutmütig großzügig ist kann in Teufels Küche kommen.
Log Blackangel
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Atin » 12.03.2016, 12:54

:roll: Telefonnummer und Adresse ausgetauscht :shock: Leute geht's noch :?: gibt's du einer wildfremden Person auf der Straße in Deutschland auch deine Daten?

Und wie niedlich sie ihn fand!
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Ponyhof » 12.03.2016, 18:02

Atin hat geschrieben::roll: Telefonnummer und Adresse ausgetauscht :shock: Leute geht's noch :?: gibt's du einer wildfremden Person auf der Straße in Deutschland auch deine Daten?

Und wie niedlich sie ihn fand!
…es ist 1. Zehn Jahre her, sie war 2. damals noch recht jung und 3. hat sie das Spiel durchschaut und ist ihm nicht -dauerhaft- auf den Leim gegangen. Wenn man über Bezness nix weiss und ein weltoffener, junger Mensch ist, kann ich durchaus nachvollziehen dass man eine Urlaubsbekanntschaft seine Daten gibt.

Da muss man -meiner Meinung nach- 10 Jahre später nun wirklich keinen Vorwurf mehr draus machen. :wink:
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Seren » 13.03.2016, 12:44

Hallo Leute,

vielen Dank für Eure ganzen Antworten und Anregungen!

Auf die ein oder andere Antwort möchte ich auch eingehen.

Ihr habt vollkommen recht, dass es absolut charakterlos ist, was hier viele, bzw. die meistern Männer/ Frauen mit den Menschen, die hier ihre Geschichte erzählen, gemacht haben. Kriminelles Potential und Gefühle auszunutzen zu können sind eine ganz schlimme Kombination. Ich mag mir gar nicht vorstellen was einige hier wirklich durchgemacht haben. Man kann es nur durch die Geschichten erahnen, wenn man nicht ähnliches erlebt hat.

Mir ging es eigentlich nur darum, dass wir den Barkeeper damals eben auf den "Geschmack" gebracht haben könnten. Wobei ... wer sagt das da nicht vorher schon andere waren, bzw. nach uns gekommen sind. Letztlich denke ich ist das Verhalten von Touristen schon auch mitunter ausschlaggebend. Hätten wir ihn nicht so behandelt hätte er die Geschichten nicht erzählt und versucht auf Mitleid zu machen - was ich jetzt einfach mal unterstelle.

Das wir damals unserer Daten rausgegeben haben ... fragt mich bitte nicht. Sowas würde ich heute NIE wieder tun. Ich sag mal Urlaub, Sonnenschein, Cocktails, Feeling -> sämtliche rationalen Schutzbarrieren einfach mal ausgeschalten. Pure naive junge Dummheit halt.

Ob er uns abgezockt hat ... hmm ... Eigentlich nicht. Er hat uns nichts genommen, was uns irgendwie weh getan hat. Nur das was eventuell noch gekommen wäre ... das steht auf einem anderen Blatt.

Auf jeden Fall sehr interessant Eure Antworten zu lesen und Eure Ansichten und Meinungen zu sehen. Mir hat das Forum die letzten Jahre schon sehr geholfen. Ich habe gelernt, dass ein nettes Wort nicht immer nett gemeint sein muss. Bevor ich mit meinem jetzigen Lebensgefährten zusammengezogen bin habe ich mir einige Fragen gestellt, die hier den anderen auch oft stellt und mich selbst abgefragt, ob ich eventuell ausgenommen werden könnte. Heute kann ich es mit einem klaren Nein beantworten. Kurz nachdem er zu mir gezogen ist (er kommt aus einer anderen Hälfte von Deutschland) hat er sich hier wieder Arbeit besorgt und trägt zu unserem gemeinsamen Leben bei. Aber ich war vorsichtig, auch wenn das nicht immer schützt.

Danke für Euch ... und ich hoffe sehr, ihr könnt in Sachen Prävention oder auch der Aufräumarbeit noch einiges bewirken. Manchmal denke ich mir der Vorschlaghammer, der von einigen kommt ist etwas zu hart ... aber manchmal ist das genau notwendig und das einzig richtige Mittel.

Atin
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Re: Irgendwie Schuldig?

Beitrag von Atin » 13.03.2016, 17:09

Hallo Seren,

genauso sehe ich das inzwischen auch. Das hat aber etwas gedauert bei mir , eben (auch) typischer Leichtsinn.

Hab deine Geschichte gelesen und kann das ganz gut nachvollziehen, möchte aber (inzwischen) etwas mithelfen denn viel zu vielen Frauen passiert das immer wieder. Leider.

GlG Atin

Immer wieder: das sie ausgenutzt weder für AE und ihr Befinden diesen Personen in keinster Weise interessiert
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