Uschas Geschichte mit einem Ehebetrüger

Austausch über gemachte Betrugserfahrungen in Deutschland

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ulla167
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Uschas Geschichte mit einem Ehebetrüger

Beitrag von ulla167 » 05.08.2010, 15:49

MEINE GANZ GROSSE LIEBE

JOCHEN war DIE GROSSE LIEBE meines Lebens. Ich war 41 Jahre alt, als ich ihn kennen lernte. Er trank nicht und brüllte nicht herum wie mein erster Mann. Er nahm alles gelassen, mit Humor. Er kochte wunderbar und half mir mit meinen vier Kindern. Besonders der Jüngste liebte ihn! Er war so schwierig gewesen - jetzt ging es mit ihm aufwärts!

Nachdem er zwei Wochen bei uns war, brannte die Scheune ab! Oh wie gut, dass er da war! Als Betriebswirt verhandelte er mit den Versicherungen, beim Renovieren legte er geschickt Hand an.
Wenn ich weinte, weil das alles so schrecklich, ermunterte er mich, lud mich zum Essen ein, ging mit mir und dem Hund spazieren, hielt meine Hand und tröstete mich. Wenn es mir dann besser ging, konnte ich mein Glück kaum fassen: wir hatten uns gefunden!!

MEINE GESCHICHTE

Mit 17 lief ich in selbst genähten Flickenröcken herum. Flowerpower-Zeit. Mit 18 Abitur und FREI, packte ich meinen Rucksack, bereiste die Welt. Ich jobbte in Deutschland Frankreich, Kanada, USA und Mexiko. Dann sehnte ich mich nach einem Zu Hause, mit eigener Familie.

Nach meiner Ausbildung zur Hebamme, heiratete ich einen intelligenten, naturverbundenen, tief religiösen Mann und lebten in einem kleinen „Paradies“ mit riesigem Obst- und Gemüsegarten, mit Nussbaum und wildem Wein... das Haus hatte ich vom Großvater geerbt!

In unserem Paradies erlebten meine vier Kinder und ich die Hölle. Süchtig, psychisch krank, neigte mein Mann zur Gewalt. Täglich las er uns aus der Bibel vor, fand fromme Begründungen für alles.
„Er ist schwierig“, dachte ich, „nicht alle Menschen können einfach sein“. Ich merkte, er trank. Eine Therapie lehnte er ab, darum wollte ich ihn mit den Kindern verlassen. Aus Angst uns zu verlieren, ging er mit zu Beratungsgesprächen, gab sich Mühe. Mit Erfolg - eine Zeit lang.
Dann die Gewissheit: er ist gefährlich, er ist nicht therapierbar. Um uns vor ihm zu schützen, flohen wir. Erst nach 17 Jahren schaffte ich mit den Kindern, zwischen 5 und 16 Jahre alt, den Absprung.
700 km südlich fanden wir ein altes Bauernhaus - nicht renoviert, kalt, eng...in einer Gegend, deren Dialekt für uns eine Fremdsprache war...

Depressionen unsere Familienkrankheit. Die Kinder schwierig, ich überlastet - da lernte ich die große Liebe „JOCHEN“ kennen.

SEINE GESCHICHTE

Er war reich, erfolgreich, beliebt und verliebt, wollte heiraten. Seine Petra schwanger, ein Wunschkind. Da schlug das Schicksal zu:ein Betrunkener fuhr in seinen Sportwagen. Splitterbrüche von Kiefer bis Knie - Lunge kaputt, ein paar Tage Koma: „sie und das Kind tot“. Komplikationen mit immer neuen OP's, Rehamaßnahmen; Ärger mit den Versicherungen, wollten nicht zahlen. Sein Vermögen schwand dahin. Endlich gesund, doch einsam, verarmt und verbittert, machte er einen Versicherungsbetrug, wurde erwischt und kam ins Gefängnis. So etwas DARF man nicht tun, egal aus welchem Grund“, so er „aber wenn es vorbei ist, dann soll es vorbei sein!“ Das fand ich auch!

Durch Zufall kamen wir in Briefkontakt. 12 Wochen gab mir der tägliche Briefwechsel Kraft und Freude. Dann eröffnete er mir am Telefon, dass er im Gefängnis sei: „jetzt willst du sicher nichts mehr mit mir zu tun haben...“

Ich verstand ihn. Wir hatten beide ein schweres Schicksal gemeistert, nun wollten wir von vorne anfangen. Ich stand zu ihm. „Wir helfen einander - wir schaffen es!“
UNSERE GEMEINSAME GESCHICHTE

Wir wollten unser Bestes geben. Zur Bestätigung heirateten wir ! „Mama, so glücklich habe ich dich noch nie gesehen!“ sagte mein Ältester bei der Hochzeit, und ebenso dachten viele Gäste.

Er war im Internethandel aktiv, 2001/02 eine schwere Zeit für diese Branche, musste oft nach München und bereiste halb Deutschland; er rief mehrmals täglich an!.

Die Nachricht, mein Geld sei weg – der Erlös aus dem Verkauf des großväterlichen Hauses, ein Schock! Er hatte es in sein Geschäft investiert - überzeugt, dort sei es sicher und gut angelegt. Wie viele andere Anleger, verloren auch wir damals unser Vermögen.

Anfang 2003 hatte er viel Arbeit und kam kaum nach Hause. Ich glaubte ihm, wie alle Freundinnen und Bekannte in gleicher Lage. Ostern mussten wir zum Gerichtsvollzieher. „das ist normal heutzutage..ein Anwalt ist darauf angesetzt..bald wieder in Ordnung..lass mich mit ihm reden“ für mich ein weiterer Schock. Er war nicht mehr so freundlich und geduldig wie gewohnt.

NICHTS WAR WAHR....ALLES ERLOGEN

Anfang Juni 2003 war er einfach weg, rief nicht mehr an, drei Tage lang. Auf dem Handy nur die Mailbox. Das war nicht normal für ihn! Ich wurde unruhig: was war ihm zugestoßen?!Ich überwand mich, rief die Geschäftsführerin in München an, fragte sie nach meinem Mann...

Seit einer Woche habe er sich nicht gemeldet, erzählte die taffe Geschäftsfrau geknickt,ob ich wisse, dass das Geschäft insolvent sei? Noch in unserem letzten Telefonat vor 3 Tagen hatte versichert, mit dem Geschäft sei alles in Ordnung?! Auf meine Vermutung,vielleicht liegt er mit Migräne in der Geschäftswohnung im Bett, Ihre befremdet Antwortete, die sei schon seit Jahresbeginn gekündigt.

Ich verstand die Welt nicht mehr, er war doch ständig in München, arbeitete so viel...? Nun hörte ich, er war das ganze Jahr kaum in München gewesen. Bei mir läuteten alle Alarmglocken. Irgend etwas war faul. RICHTIG faul.

MEINE GROßE LIEBE WAR EIN BETRÜGER

Es begann eine harte Zeit. Vier Stunden Schlaf. Klinikdienst (auch Nachtwachen) Ich durchsuchte fieberhaft seinen Schreibtisch, hörte seinen AB ab, trat mit jedem Geschäftspartner in Kontakt. Mühsame Detektivarbeit ließ mich täglich neue Schocks erleben. Meinen Mann, so wie er sich mir präsentiert hatte, gab es nicht, so hatte er sich erfunden und seine Rolle überzeugend gut gespielt.
Name, Geburtstag, -Ort, Elternhaus, der Unfall stimmte. Da hörte es auch schon auf. Der Unfall ereignete sich mit einem Gefängnisbus. Wegen eines Banküberfalls war er festgenommen. Seine Freundin nie schwanger, hatte er um zig -Tausend betrogen, ebenso unzählige weitere Frauen, Geschäftsleute. Mein Geld war nicht verloren wie das vieler anderer Anleger, sondern von ihm durchgebracht; u. a. im Bordell. Ich war nur eines von vielen Opfern

Mit einer jungen Prostituierten, deren Vertrauen ich gewann, spielte er „Pretty Woman, versprach ihr ein Haus. Nun war auch sie ihre Ersparnisse los, hoch verschuldet wollte sie nicht glauben, dass wir seine Familie waren !

Bei einer Berlinerin, allein mit vier Kindern, gab Jochen sich als Alleinerziehender einer 8jährigen Tochter aus. Sie standen in regem Kontakt, per Telefon, Mail und Chat. Er gewann ihr Vertrauen und wurde in ihrem Freundeskreis aufgenommen. Als ihr Vater starb, erbte sie und investierte in „seine“ Firma. Alles wirkte seriös - es gab Verträge, bei Anwälten - trotzdem waren am Ende ihre 330.000 Euro weg. Sie und ihre Kinder verarmten. Und so weiter... es nahm kein Ende...Wir zeigten ihn an und WURDEN OPFER DER JUSTIZ. Alle erlebten das selbe, wurden ausgelacht, verspottet - und niemand nahm uns ernst. "Warum haben Sie vertraut?" machte man uns unser normales menschliches Verhalten zum Vorwurf, machte uns zu "VERBRECHERN".

Endlich hörte mir ein Tübinger Staatsanwalt zu und gab mir widerstrebend eine Fax-Nr. Diese gab ich mit der Parole weiter: „schreibt Anzeigen! Faxt sie. Diesen Stapel Anzeigen können sie nicht ignorieren!“. Das funktionierte; Zeugen wurden vernommen, auch ich. Es war anstrengend, zeitraubend, psychisch sehr belastend. Dann hörte man nichts mehr, alles verlief im Sand...Besessen von meinem Verantwortungsbewusstsein ging ich an die Öffentlichkeit, trotz aller Peinlichkeit; ich wollte vor ihm warnen. Talkshow, Zeitung, Medien! “DER TYP MUSS GESTOPPT WERDEN!“

Seine Opfer wuchsen zu einer Gemeinschaft zusammen, „spielten“ Detektiv, konnten der Kripo Internetdaten geben, fanden heraus, wo er sich aufhielt, nämlich, bei der nächsten Frau! Es geschah nichts. Verzweifelt faxte ich der Staatsanwaltschaft:„Sie haben genug Material für einen Haftbefehl! Wenn Sie ihn nicht verhaften, warne ich die Frau - dann taucht er unter! Dann bringt ihn die Zeitung auf die Titelseite!“ Nach10 Tagen, im Nov., wurde er in Hamburg, aus der Wohnung dieser Frau verhaftet. Sie nahm Kontakt zu mir auf, wir tauschten Erfahrungen aus - weitere Schocks.

ENDLICH: DER PROZESS

3/4 Jahr später im Juli reiste sie und weitere Oper zum Prozess an. Er verlief unbefriedigend: die Justiz hatte seine Delikte "zweigeteilt", verhandelte Geschäftliches in München, Privates in Tübingen. Er bekam vier Jahre dafür, dass er einem Geschäftsmann 150.000 Euro veruntreute. Für das, was er mir, meinen Kindern angetan hatte, nur lächerliche drei Monate.

Zwei Jahre später fand ich heraus: Die Münchner Anzeigen wurden nicht weiter verfolgt! Er hat Existenzen ruiniert, die Schäden gingen in die Millionen, von den psychischen Schäden ganz zu schweigen - und niemand kümmert sich darum! Allerdings deutet manches darauf hin, dass ein Angehöriger der Münchener Justiz Geld von ihm bekommen und faule Spiele mit gespielt hat...

NOVEMBER 2007 WURDE ER AUS DER HAFT ENTLASSEN.....UND MACHT WEITER!

MEINEN KINDERN UND MIR GEHT ES NICHT GUT!
Ich möchte vor ihm warnen, andere vor ihm schützen – doch wie?
Hoffentlich hilft diese Veröffentlichung!

Amely
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Registriert: 12.03.2008, 16:27

Re: Uschas Geschichte mit einem Ehebetrüger

Beitrag von Amely » 05.08.2010, 16:51

Liebe Ulla,
nur zum besseren Verständnis - dies ist die Geschichte einer Bekannten von dir ??
Liebe Grüße Amely

ulla167
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Re: Uschas Geschichte mit einem Ehebetrüger

Beitrag von ulla167 » 05.08.2010, 17:23

Ja, liebe Amely, es handelt sich um eine gute Freundin. Diese Freundschaft entstand aus unserem ähnlichen Schicksal. Evelyne kennt Uscha auch (Radio Wüste Welle).

Herzliche Grüße
Ulla

Jakobs_Weg
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Registriert: 29.03.2008, 08:34

Re: Uschas Geschichte mit einem Ehebetrüger

Beitrag von Jakobs_Weg » 05.08.2010, 18:09

Liebe Uscha,

es macht mich wütend, wenn ich solche Geschichten lesen muss,
wo Opfer so wenig Chancen auf gerechten Ausgleich haben!

Für die Zukunft wünsche ich dir zunehmend Lebensfreude!
LG, Jakobs_Weg

Nein, nicht alle Orientalen sind Beznesser!

Sophia

Re: Uschas Geschichte mit einem Ehebetrüger

Beitrag von Sophia » 12.08.2010, 12:38

Manche Lebensgeschichte hier ... einfach nur Wahnsinn!

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