Bigi hat geschrieben:
Also komisch, wenn ich hier so die Berichte lese, kommen mir schon Zweifel..
Sonnenkönigin, hilf mir mal, wo arbeite er, bzw hällt er sich auf?
Sollte das in HRG sein, dort können ( und sie tun es auch) ägypt. Familien inzwischen ganz gut leben..auch sind stinkende Straßen eher nur noch abseits zu finden!
In meinem letzten Aufenthalt dort ( vor 3 Wo) habe ich beispielsweise, Freitags ne Menge äg. Familien auf der Esplanada bummeln gesehen. Auch an anderen Wo-Tagen. Die Kinder der Familien düsen mit den elektro-Rollern (der absolut neueste Schrei zur Zeit)dort herum. Überall hab ich fröhliche Gesichter gesehn. Sie saßen gemeinsam in den Caffee´s und niemand hatte etwas dagegen, wenn sich ein Tourist dazu gesellte..
In den Touristengebieten ist das äg. Leben inzwischen recht locker geworden, also wollen wir mal nicht ganz so schwarz malen
Das Buch von Lizzie gibt das Leben in Kairo wieder, aber vor über 20 Jahren..in denke das ist kein Maß mehr!
Denn auch dort hat der Fortschritt Einzug gehalten..
Ob Dein Angebeteter die Wahrheit sagt, wirst nur Du allein herausfinden können..
Alles was wir dazu beitragen können ist spekulativ und Du solltest Deine Augen und Ohren offenhalten..vielleicht mal Probeweise ein paar Monate mit ihm zusammen leben..wenn Du Glück hast , erkennst Du ihn dann wie er wirklich ist!
Gruß, Bigi
Bigi,
was du beschreibst sind oberflächliche Eindrücke, wie die schöne Maske auf einem Maskenball. Wird diese Maske abgelegt (also wenn du mal näher und deutlich hinschaust / hinhörst), ist davon nichts mehr übrig.
Als ich nur Touristin war, kam mir das ganze so vor wir dir (und wahrscheinlich so vielen anderen Frauen, die sich genau aus diesem Grund in Sicherheit wiegen). Warum ist das im URLAUB nur so? Wie können sich die Meinungen so verschieben? Ganz einfach. Im Urlaub musst du nicht genau hinschauen, du bist abgelenkt von anderen Dingen, die dich die Realität garnicht erblicken lassen (so in etwa wie die Assistentin beim Magier, die das Publikum ablenkt). Ich schwöre, als nur Touristin hätte ich gesagt „Müll in Ägypten auf den Straßen? gibt es nirgendwo, es ist total sauber dort, alles ist toll. Alle Leute sind so viel glücklicher als in Deutschland und so zufrieden…. . " Ich erinnere mich noch sehr gut.
Ich habe wirklich ganz Ägypten bereist als Individualtourist von Alexandria nach Assuan, von Sinai nach Siwa Oase. Ich bin mit dem Motorrad durch Fayoum und durch die Wüste gefahren, in Siwa auf dem Esel durch die Straßen geritten, habe in der Wüste übernachtet, und so viele Dinge, die die meisten Touristen nicht einmal erahnen können. Es war und werden für mich immer die besten Erinnerungen an das Land Ägypten bleiben und gerne würde ich das so noch einmal erleben - diesmal mit meinem Mann (allerdings mag er sein eigenes Land nicht, und hat auch keine Lust, da durch die Gegend zu tingeln)
Aber: Irgendwann bin ich ja dahin gezogen und da fiel der schöne Schein.
Bigi, mal ernsthaft, wir reden doch nicht wirklich davon, dass die Corniche in Hurghada oder Sharm ElSheikh sauber ist? DAS sind die für Touristen repräsentativen Straßen! Was wäre wohl, wenn diese genauso zugemüllt und dreckig wären, wie der Rest des Landes? Wie viele Touristen würden dann wohl noch dahin reisen? Einmal und nie wieder und das spricht sich rum. Es MUSS dort also sauber sein! Nur kannst du diesen winzigen Flecken Ägyptens leider nicht als Standart sehen (das wäre, als würde man die Reeperbahn in Hamburg als Aushängeschild für ganz Deutschland nehmen…). Wichtig wäre es, sich mal abseits von den Tourismusplätzen umzusehen (aber immer Vorsicht!). Da ist nichts mehr mit sauberer, glanzvoller, ach so europäisch aussehender Straße. Genauso sind ja die Touristenhotels nicht Standart der ägyptischen Lebensweise / Qualität. Was für uns normal ist ist für die meisten Ägypter absoluter Luxus!
Auch musst du wissen, dass die Ägypter, die dort über die Corniche flanieren, mit Sicherheit nicht der „Klasse“ angehören, in welcher der Freund von Sonnenkönigin zu Hause ist. Denn der könnte es sich sein Leben lang nicht leisten, dort auch nur 1 x Urlaub zu machen. Das können nur die Wohlhabenden (übrigens ist ein Urlaub in den Hotels, die wir überwiegend bewohnen, für einen Ägypter viel teurer, als für uns Europäer! Kaum zu glauben oder? Ist aber so.) Auch die Geschäfte und Cafés, die es dort gibt (gibt es so auch alles in Kairo / Alex usw). sind nichts für die einfachen Ägypter. Ob Cilandro, Costa, Starbucks, Cinnabon oder sonst etwas. Ein Ägypter mit einem Gehalt von 1000 Pfund wird wohl kaum einen Kaffee / Tee für 30 Pfund mit einem Zimtröllchen für 50 Pfund essen / drinken. Das ist einfach nicht die Liga des dortigen Hotelpersonals.
Jetzt solltest du noch dazu wissen, dass in Ägypten der Schein mehr zählt, als alles andere! Und gerade bei den Wohlhabenden muss der Schein um jeden Preis gewahrt werden. Es geht immer nur darum, wer das besserer hat: Die bessere Wohnung / Haus, Auto, Geld, Job, etc. Genauso ist es da mit der Familie. Die ist zum Vorzeigen wichtig! Die schönste Frau, das Kind mit dem teuersten / meisten Spielzeug… . Grade in der Zeit in Hurghada / Sharm, wo eben nur die anderen Wohlhabenden über die Corniche flanieren MUSS MAN(N) zeigen, was man hat! Da werden Frau und Kind vorgeführt, damit auch jeder sieht, wie gut es mir geht und das ich so ein geiler Typ bin, der das Beste und alles hat. Angeben hoch 100000! Aber für Frau und Kind sind es höchstwahrscheinlich die einzigen paar Tage im Jahr, das Mann sich gerne mit ihnen Zeigt. Endlich hat SIE IHN mal bei sich - also freut sie sich, das Kind hat wieder mal das neuste / teuerste Trendspielzeug, es freut sich, und Vater zeigt was er hat, und lächelt auch schön!
Das nenne ich nicht glücklich! Und das zu sehen, bedarf es mehr als nur einen 3-wöchigen Urlaub. Geh doch den ach-so-glücklichen Menschen mal nach, wie es aussieht, sobald die Öffentlichkeit nicht mehr zugucken kann. Oder hör mal zu, wie die Gespräche verlaufen (solltest du arabisch verstehen).
Wieder zu Hause, ist da kein glückliches Gesicht mehr! Und ein Elektroscooter ist doch kein Zeichen von Familie / Glück. Niemand streitet ab, dass es auch in Ägypten alles gibt, solange du das nötige Kleingeld hast.
Was die Reichen nicht alles haben. Zwei Bsp.: 1) Geburtstag: Kind wird 3 und bekommt eine gekaufte riesenmonster Torte mit einer Lebensgroßen Barbie oben drauf - wohlgemerkt nicht selbst gemacht (wieso: damit auch jeder andere sieht, wie „gut“ es der Familie geht! Nicht zu verwechseln damit, dass man das Kind so sehr liebt - auch wenn es evt. erstmal den Anschein haben könnte). Aber obwohl die Mutter nicht arbeitet, wird Kind nicht abgeholt, sondern bleibt extra lange im KiGa, damit Mutter auch schön im Klub bleiben kann, da wäre das Kind nur störend.(Man hört dann nur wieder, das man das Kind ja "gerne" früher geholt hätte, aber man kam nicht aus dem Klub weg, da man ja noch mit Freunden über die neusten Haartrends sprechen musste, außerdem noch kurz in die Mall, ein paar neue Schuhe und am Ende noch zur Maniküre. Da hat man es bei dem ganzen Stress einfach nicht eher geschafft! - und das wird so alles schön erzählt - nicht immer uns, aber den anderen Müttern, natürlich auf arabisch, es lohnt also, die Sprache zu verstehen) Ein kleiner, selbstgemachter Kuchen (Mama + Kind Aktion) rumgematsche und Sauerei in der Küche, bei der das Kind noch den Teig auslecken darf und dann aussieht wie ein Schweinchen, aber dafür mal was mit der Mama macht / spaß hat, gibt es nicht.
2 Bsp: Unsere Nachbarn (das war wohl irgend ein berühmter Sänger - von dem ich bis dahin noch nie was gehört habe), hatten einen Todesfall. Also anständig wie wir sind (ich und meine Freundin), sind wir rüber zum Beileid ausprechen. (Das die Familie 2 Kinder hat wussten wir, da jeden morgen die schwarzafrikansiche Nanny eins an den Bus brachte und das zweite schreiende Kind auf dem Arm. Die Mutter / Vater haben wir bis dahin NIE gesehen). Eine Haushälterin machte die Tür auf, wir sollten platz nehmen (die Einrichtung war extrem modern, und mit Sicherheit auch extrem teuer!). Nach einiger Zeit kam die Frau des Hauses (total aufgetakelt, als wäre sie bereit für die Linienstraße hier auf der Reeperbahn…). Im laufe des Gespräches kam sie darauf, das sie Kinder sooooooo sehr über alles liebt und toll findet! Dann kam die Nanny mit den beiden Kindern (wovon das größere unbedingt mit seiner Mutter spielen wollte), das wurde einfach nur weggeschupst, es solle zur Nanny gehen, und dann wurden sie wieder verscheucht. (Mit nicht netten Worten auf arabisch). Aber ja, man liebe ja Kinder so sehr wurde nochmals betont. Beim gehen kamen nochmals die Kinder und prompt wurde die Nanny angemotzt, dass die Kinder hier nichts zu suchen hätten, die sollen verschwinden. … .
Der schöne Schein vom sein!!!
Ich empfehle jedem, unbedingt die Sprache zu lernen!! (Wichtig dabei, dies niemals öffentlich vor Habibi oder Freunden / Familie zu zeigen. Nur so eröffnet sich vielmals die Wahrheit!!! Sehr interessant, wenn Habibi denkt, ihr versteht sowieso NICHTS und dann munter drauf los plappert!). Vieles offenbart sich leider nicht dem, der die Sprache nicht beherrscht. An jede Frau, die ihren Habibi mit Geschenken und Geld versorgt, investiert dieses Geld besser in einen Sprachkurs, wenn ihr von so einer Beziehung schon nicht abzubringen seit. Aber haltet euch mit eurem Wissen bedeckt!
Es gibt aber auch einige wenige! Paare, die auf Ihre Weise wirklich Glücklich sind, so ein bisschen wie wir uns das in unsererem deutschen Denken vorstellen. Aber selbst bei denen sind Traditionen so verankert, dass wir auf Dauer kaum so zurecht kommen würden, aber für Ägypter auf jeden Fall eine Ausnahme sind. (Kenne sogar persönlich welche). Nur ist es definitiv die Minderheit und ich sage nochmals, das selbst das nicht mit unseren Werten und Vorstellungen einer Beziehung konform ist.
Noch ein kleines Bsp. vom „Modern“ sein. Ich würde jetzt mal sagen, meine gesamte Schwiegerfamilie ist für ägyptische Verhältnisse auf ihre Weise doch recht modern. (diese modern ist allerdings nicht das modern, was jetzt viele denken!). Es dürfen sich die Kinder eigentlich alle ihren Partner selber aussuchen (modern, oder?). Das bedeutet aber nicht, dass alles so abläuft wie hier (Beziehung, Zusammenleben, Heiratsantrag mit Kniefall und Ring, Hochzeit planen, alle einladen und feiern….). Nein. Wenn man Glück hat, darf man ausgehen zusammen in der Öffentlichkeit, z.B. nach der Uni mit Freunden usw. Eines Tages wird ein Treffen arrangiert, da die Dame oder der Herr bis dahin niemals bei dem anderen zu Hause waren (das kann über mehrere Jahre so sein). Bei diesem Treffen sind dann beide Familien anwesend und beide Partner werden überprüft von vorne bis hinten. Passt in diesem Moment einer Familie die Wahl oder die Familie des Anderen nicht, ist es vorbei. (die Meisten fügen sich dann den Wünschen der Eltern und es wird ein neuer Partner gesucht und das selbe Spiel von vorn). Sind beide Familien einverstanden, wird Seitens der Familie der Frau die Verlobung geplant. Feier zur Verlobung. In dieser Zeit darf man sich auch zu Hause treffen, im Beisein der Eltern. Der Mann muss die Wohnung besorgen und den Großteil der Einrichtung (außer Küche, da ja eh Frauensache). Die Eheverträge sind Knallhart. Ist alles fertig und auch alles ausgehandelt (wie Morgengabe, Vertrag usw). wird geheiratet. Also alles beim alten. 5 % modern und 95 % Tradition.
Auch ist heiratet bei uns in der Familie niemand mehr seinen Cousin / Cousine, da einfach zu viele Behinderungen daraus entstanden. Super Einstellung! Aber siehst du, wie mit den Behinderten umgegangen wird, bekommst du echt einen Brechreiz. Wie vor 500 Jahren… Eingesperrt, verwahrlost, ohne Fürsorge…. .So traurig! Ich kann es bis heute nicht glauben…. .
Zum allein sein hat Nabila ja schon was gesagt. Es ist einfach nicht erlaubt. Selbst heute noch wird man von der Polizei kontrolliert! Verstöße werden durchaus mit Gefängnis geahndet. Ich erinnere mich, dass ich und mein damals noch nicht Mann 2 x kontrolliert wurden von der Polizei und ich wirklich in diesem Moment Glück hatte, deutsche Staatsangehörige zu sein, was den Polizisten etwas Angst gemacht hat und nach langem Überlegen hat man sich entschlossen uns nicht mit zur Wache zu nehmen. (Nicht, dass wir was „““verbotenes““““ getan hätten. Nein, wir waren einfach nur als Pärchen zu zweit unterwegs in der Menge. Einmal im Park und einmal im Auto, wo wir kurz angehalten haben, weil mein Mann eine Pause brauchte aufgrund des schrecklichen Kairoer Verkehrs. Aber 2 junge Leute von unterschiedlichem Geschlecht in einem Auto, dass am Straßenrand steht! Direkt Kontrolle. Wäre ich eine Ägypterin, wäre es geahndet worden und dann hätten unsere Eltern uns von der Wache abholen können. Diese Frau wäre dann für die Familie nicht mehr als Schwiegertochter in Frage gekommen…). Einmal im Park haben wir auch eine Verwarnung vom Parkwächter bekommen, da wir zu viel gelacht haben und ich den Arm meines Mannes gestreift habe und wir nicht verheiratet waren!
Übrigens können ein einheimischer Ägypter und eine Ausländerin in den guten und ordentlichen Hotels nicht zusammen ein Zimmer nehemen, wenn sie nicht verheiratet sind. Warum ist das wohl so? Selbst in HRG oder Sharm!? Obwohl man doch so modern dort ist?
Und keine Familie, die ich kenne, möchte, dass Sohn oder Tochter in diesen Gebieten arbeiten. Man müsste mal hören, wie die Ägypter über diese Plätze reden….
Und selbst wenn Lizzies Buch schon älter ist, haben sich die Zustände nicht verändert, teilweise sogar verschlimmert. 95 % aus Lizzies Schilderungen kann ich nur unterschieben und ich bin erst seit 1,5 Jahren zurück in Deutschland.
Und das ägyptische Leben ist nicht die Corniche in HRG, sondern das Leben außerhalb. Mit 1/3 der Einwohner ist Kairo definitiv ein wichtiger und zentraler Punkt für das reale Leben. Und wir dürfen nicht vergessen, dass Kairo schon „moderner“ ist, als die Dörfer oder die Gegenden um Luxor / Assuan. Und wenn da schon solche Zustände heute noch herrschen, sollte man sich mal fragen, wie es dann auf den Dörfern ist. Und ich kann aus Erfahrung sagen, dass dort zwar die Frauen besser kochen können, aber das Leben definitiv keinen Vortschritt sieht. Da essen tatsächlich noch die Frauen getrennt von den Männern und haben nichts zu sagen. Von anderen Dingen ganz zu schweigen... .