Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Tipps & Tricks wie es mir nicht passiert

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Philippa
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Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Philippa » 29.08.2015, 13:01

Hallo,

ich würde gerne in Ergänzung zu den vielen in anderen Treads formulierten Ratschlägen, wie man am Besten auf "äußere Reize" reagiert oder sie sich von vornherein vom Hals hält, ein weiteres Thema ansprechen, das man vielleicht als "innere Einstellung" bezeichnen könnte, und hoffe, dass das hierher passt.

Beim Lesen der Geschichten ist mir aufgefallen, dass oftmals Sätze wie "als ich aus dem Flugzeug stieg, fühlte ich gleich, dass ich zu Hause angekommen war" oder "ich sah ihn und dachte "das ist er"" auftauchen. Ich denke, das geht oft auf den Urlaubsmodus zurück, oder auf romantische Vorstellungen, und ich will das auch niemandem vorwerfen. Vielleicht lohnt es sich aber, solchen Einstellungen mal auf den Grund gehen, denn sie können - denke ich - auch dazu führen, eigenes Wunschdenken auf ein Land oder eine Person zu übertragen, das/die man gar nicht richtig kennt. Wenn man mit solch "offenen", nicht kritisch hinterfragten Gefühlen dann auf einen Beznesser stößt, hat der es u. U. sehr viel leichter, ans Ziel zu kommen. In den Geschichten hat sich dann ja oft genug gezeigt, dass das Urlaubsland eben doch nicht das "Zuhause" und der Typ doch nicht "der Eine" war. Wenn man aber mit einer ordentlichen Portion "Sehnsucht nach Romantik und Exotik" anreist, wird man u. U. eher von der Atmosphäre "mitgerissen" und schaltet seinen Verstand nicht (mehr) ein.

Was meint ihr?

Viele Grüße
Philippa

Grampusgriseus
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Grampusgriseus » 29.08.2015, 18:03

Hallo Philippa,

da triffst Du auf jeden Fall ins "Schwarze"! Da ich nicht so der romantische Typ bin, ist es bei mir eher die Exotik, mit der man mich "ködern" konnte! Der Satz: "Willkommen zu hause" hat mich völlig fertig gerührt, als ich ihn das erste mal hörte. Die Tatsache, dass es ein typischer "Bezzie-Satz" ist, war mir im Nachhinein mörderisch peinlich...wie dämlich, auf SOWAS hereinzufallen :roll:
Und da muss ich auch gar nicht so "teif bei mir graben", um herauszufinden, WARUM das bei mir triggert. Das ist völlig simpel: Ich fühle mich an meinem Wohnort schon seit Jahren nicht mehr wohl (Großstadt) und möchte gerne demnächst...also in 2-3 Jahren, wenn meine Kinder ausgezogen sind, irgendwohin "ins Grüne" verschwinden, und sei es auch nur 'ne Kleinstadt...
oder der Stadtrand...
vielleicht am See...
bzw. im liebsten ans Meer...
und ach: vielleicht ja ins Ausland...
wie wäre es mit Wüste?
Warum nicht gleich an mein Lieblingsmeer???
Ach, und Kälte mag ich ja mal garnicht...da sind mir die 40 Grad echt lieber...blablablabla...
Und dann sagt da einer: "Willkommen zu hause!" :shock: Ich denke, es steht mir groß und breit auf der Stirn!

LG GG

Obliquity
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Obliquity » 29.08.2015, 22:27

Guten Abend :)
Philippa hat geschrieben:Beim Lesen der Geschichten ist mir aufgefallen, dass oftmals Sätze wie "als ich aus dem Flugzeug stieg, fühlte ich gleich, dass ich zu Hause angekommen war" oder "ich sah ihn und dachte "das ist er"" auftauchen. Ich denke, das geht oft auf den Urlaubsmodus zurück, oder auf romantische Vorstellungen, und ich will das auch niemandem vorwerfen. Vielleicht lohnt es sich aber, solchen Einstellungen mal auf den Grund gehen, denn sie können - denke ich - auch dazu führen, eigenes Wunschdenken auf ein Land oder eine Person zu übertragen, das/die man gar nicht richtig kennt. Wenn man mit solch "offenen", nicht kritisch hinterfragten Gefühlen dann auf einen Beznesser stößt, hat der es u. U. sehr viel leichter, ans Ziel zu kommen.
Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass eine solche Art von Projektion eine Rolle spielt. Man fühlt sich wohl, gut aufgehoben etc -- und überträgt dieses Gefühl dann auf die Person, mit der man gerade zu tun hat. Wenn diese Person auf Manipulation im Sinne von Bezness aus ist, hat sie leichtes Spiel.

Es wäre also günstig, immer wieder einmal einen Schritt zurückzutreten und sich zu fragen, worauf sich diese positive Stimmung eigentlich bezieht. Ich fürchte nur, dass dies irre schwer ist, solange man in der konkreten Situation ist. Ich habe eine solche Art von Projektion erlebt in Bezug auf den Kontinent Afrika (habe ich in meinem Vorstellungsthread beschrieben). Ich kam an und hatte wirklich das Gefühl, nach Hause zu kommen. Und ich habe zwei Jahre gebraucht um zu begreifen, dass dieses "Nach-Hause-Kommen" sich nicht auf den Kontinent bezogen hatte, sondern auf eine innere Entwicklung bei mir. Mit leichtem Schaudern dachte ich dann im Rückblick, was gewesen wäre, wenn ich mich total auf dieses Gefühl eingelassen hätte -- hätte hier alle Zelte abgebrochen und mir Wege nach Afrika gesucht... Auf der Basis eines inneren Missverständnisses!

Aber wie gesagt: Zu dieser Erkenntnis habe ich zwei Jahre gebraucht (OK, ich bin jetzt auch nicht eine der total rasanten Denkerinnen :lol: ;)).

Und Afrika hat da einfach nur für sich existiert und mich nicht dauernd kontaktiert, wie unsere Beznesser... Ich hatte also wirklich Gelegenheit, zur Besinnung zu kommen.

Ich denke auch, dass wir einander sozusagen gruppenweise Gefühlswelten zu- oder absprechen, und darin liegt eine weitere "Haltungs"-Problematik. Wenn ich zu der Auffassung neigte, dass "wir Deutschen" durchweg kühl seien, muffelig, verbiestert --- die Orientalen hingegen warmherzig, gastfreundlich, herzlich..., dann könnte sich allein daraus eine Sehnsucht nach diesem "Orientalischen" entwickeln. Aber auch dies ist ja dann nur meine eigene Phantasie, nach der ich mich sehne! Denn ich blende aus, in welchem Zusammenhang die Gastfreundschaft, die gezeigte Herzlichkeit etc steht. Würde ich diese Aspekte mit bedenken, dann würde ich "dieses Orientalische" deutlich distanzierter betrachten (können).

Wenn ich reise, bin ich eigentlich immer so ein bisschen am Schwärmen. Fremde Gegenden, fremde kulturelle Ausdrucksweisen, eine fremde Sprache, neue kulinarische Eindrücke -- all dies ist spannend und hebt sich natürlich von dem ab, was ich von zu Hause her kenne. Und deshalb wird geschwärmt! ;) Aber während ich das tue, bin ich mir ganz im Klaren darüber, dass dies nicht "das wahre Land" ist. Nach Polen zu reisen etwa ist etwas ganz anderes als zu versuchen, sich dort ins Leben zu integrieren: Den Menschen nicht als Tourist entgegenzutreten, sondern als Konkurrent um Wohnungen und Arbeitsplätze.

So eine Art von Nüchternheit hilft, glaube ich, dabei, den Rahmen nicht zu verlieren.
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Anaba
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Anaba » 29.08.2015, 22:37

Deinen letzten Satz unterschreibe ich sofort.
Ich bin sowieso der Meinung, dass eine gewisse Nüchternheit das Leben erleichtert.
Liebe Grüße
Anaba

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Am Ende wird sich alles fügen und was jetzt am Boden liegt, wird schließlich lächelnd fliegen...“

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Lizzie
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Lizzie » 03.09.2015, 18:25

Liebe Obliquity,

Du schreibst:

Ich denke auch, dass wir einander sozusagen gruppenweise Gefühlswelten zu- oder absprechen, und darin liegt eine weitere "Haltungs"-Problematik. Wenn ich zu der Auffassung neigte, dass "wir Deutschen" durchweg kühl seien, muffelig, verbiestert --- die Orientalen hingegen warmherzig, gastfreundlich, herzlich..., dann könnte sich allein daraus eine Sehnsucht nach diesem "Orientalischen" entwickeln. Aber auch dies ist ja dann nur meine eigene Phantasie, nach der ich mich sehne! Denn ich blende aus, in welchem Zusammenhang die Gastfreundschaft, die gezeigte Herzlichkeit etc steht. Würde ich diese Aspekte mit bedenken, dann würde ich "dieses Orientalische" deutlich distanzierter betrachten (können).

Du sprichst hier ein wahres Wort gelassen aus, denn genauso ist es.
Sehr bald, je besser man die Sprache beherrscht kommt man nämlich dahinter , dass vieles was für uns so warmherzig und liebevoll rüberkommt nur die alltäglichen Gesprächsfloskeln sind die eben im Umgang miteinander üblich sind und die letztendlich gar nichts bedeuten und mit den echten Gefühlen gar nichts zu tun haben und mit Wahrheit schon gar nicht.
Es gibt genug arabische Sätze die man üblicherweise so von sich gibt, die hätte ich gar nicht über die Lippen gebracht wenn ich an die genaue deutsche Übersetzung gedacht hätte, so verlogen und blöd wäre ich mir vorgekommen. Aber bei der passenden Gelegenheit im Kreise von Bekannten ging es prima, man wusste auf einen bestimmten Satz antwortet man mit dem und dem, dann sagen die das und das... usw. so kann man sich selbst mit Menschen mit denen man gar nichts gemeinsam hat und die man nicht kennt lange unterhalten ohne wirklich etwas zu sagen.
Aber auch die größten Feindinnen die aneinander kein gutes Haar lassen begrüßen sich in der Öffentlichkeit mit "Küsschen, Küsschen" mit Habebti, Ruahi,Kalbi usw.aber nicht ohne in einem Nebensatz eine kleine verbale Bosheit loszuwerden.
Wenn du zum Beispiel bei jemandem etwas bewunderst ( Tasche, Jacke....)wird der es dir anbieten. Nimm es doch,wenn es dir so gefällt, ich schenke es Dir. Er erwartet aber dass du ablehnst!!!
Erst langsam und durch Erfahrung lernt man, dass Einladungen ausgesprochen werden von denen erwartet wird dass man sie ablehnt, dass Versprechen gegeben werden von denen jedem ausser dir klar ist dass sie nur schöne Worte sind und keineswegs ernst gemeint.
Es dauerte einige Zeit bis ich dazu in der Lage war da durchzublicken und zu erkennen wie etwas gemeint war.

Da wir Europäer doch eher gelernt haben uns beherrschen und unkontrollierte Gefühlsausbrüche relativ selten sind gelten wir als "bardien" (Gefühlskalt).
Bei Trauerfällen fühlt man sich dann immer etwas deplaziert, denn bei einem Kondolenz-Besuch wird erwartet dass lauthals geheult wird. Dazwischen unterhält man sich ganz normal, bis der nächste Trauergast erscheint. Papiertaschentücher werden schon beim Eintritt verteilt.
Im alten Ägypten beschäftigte man ja Klageweiber, und daran fühlt man sich da schon manchmal erinnert.
Im Urlaub mag man ja das eher Nachlässige , nonchalante schätzen, das " alles nicht so genau nehmen°, aber wenn man lange genug im Orient gelebt hat beginnt man so deutsche Tugenden wie Ordnung, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Aufrichtigkeit erst wieder zu schätzen.
Denn wenn den vielen schönen Worten keine dementsprechenden Taten folgen , dann war's wohl doch nix! oder?

LIZZIE

Obliquity
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Obliquity » 03.09.2015, 18:44

Liebe Lizzie,

vielen Dank; das sind sehr interessante Beobachtungen!
Lizzie hat geschrieben:Aber auch die größten Feindinnen die aneinander kein gutes Haar lassen begrüßen sich in der Öffentlichkeit mit "Küsschen, Küsschen" mit Habebti, Ruahi,Kalbi usw.aber nicht ohne in einem Nebensatz eine kleine verbale Bosheit loszuwerden.
Mir ist der Verdacht des "Gefühlswelten Zusprechens" erstmals gekommen, als ich vor vielen Jahren für ein paar Monate zum Studium in Südfrankreich war. Mein Gott, waren die Leute herzlich! Sie haben sich sogar mitten auf dem Zebrastreifen per Küsschen begrüßt, und ich kam mir dermaßen stoffelig daneben vor mit meiner Distanziertheit.

Im Laufe der Zeit habe ich aber begriffen, dass ihre Gesten im Prinzip genau dasselbe ausdrücken wie ein Händeschütteln bei mir. Nur ich habe sie als so sehr herzlich interpretiert -- für sie war es das Übliche, und sie hatten ein sehr genaues Gefühl dafür, "wer dazugehört", und wer nicht. Wir als Ausländer sind in diese Kreise (Studentenkreise) nie hineingekommen. Wir hatten dann unsere eigenen, buntgemischten Ausländerkreise dort. ;)

Seitdem habe ich es mir abgewöhnt, andere Menschen um ihre Herzlichkeit, lässige Lebensart etc zu beneiden. Ich denke mir: Wer weiß, was noch dahintersteckt? Und ich finde es sehr interessant, dass Du ganz ähnliche Erfahrungen machst.
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Grampusgriseus
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Grampusgriseus » 03.09.2015, 22:52

Also ich muss sagen, dass mich das Fehlen von Pünktlichkeit und Verlässlichkeit schon "nur" im Urlaub enorm nerven...da muss man gar nicht so lange dort sein :shock:
Denn gerade meine Urlaubszeit ist mir quasi "heilig" und ich reagiere enorm "not amused", wenn sie jemand sinnlos "verplempert".
Über die fehlende Aufrichtigkeit war ich teilweise mitunter sogar froh, zumindest wenn ich sie "gemerkt" habe, wenn sie offensichtlich war.
Denn sie hat mich meistens "wach gerüttelt"...immer genau und gerade dann wenn die "orientalische Herzlichkeit" oder das ganze Dramatische in Mimik und Gestik mich dazu verleiteten, mich wie ein (genau, Obliquity) gefühlskalter, deutscher Stoffel zu fühlen, der emotional vollkommen abgeflacht ist und ständig irgendwo verkrampft daneben steht (und beispielsweise nie genau weiß, wie er die Leute begrüßen soll). Irgendwie war ich dann doch immer froh, dass ich wo lebe, wo "so ein Getue" nicht automatisch zu den Benimm-Regeln gehört...auch wenn es sich hierbei vielleicht um ein Land handelt, wo man ständig die Tür vor der Nase zugeschlagen bekommt.
Zum Glück hatte ich da schon so einige Erfahrung, da ich in einer Beratungsstelle arbeite, in die (auch) viele arabische Familien kommen. Die jahrelange Beobachtung der so sehr verschiedenen Auftretensweisen (obwohl alle dasselbe Problem haben), war doch sehr interessant und aufschlussreich. Während die Deutschen kaum die Zähne auseinander bekamen, beschämt zu Boden starrten und kaum in der Lage waren, überhaupt kundzutun, weshalb sie da waren, lagen die AraberInnen schon heulend auf dem Boden.
Also: der Ort war derselbe, das Problem war das gleiche (und die Lösungsmöglichkeiten auch) und dennoch war der "Umgang damit" -oder nennen wir es: die Inszenierung- vollkommen verschieden.
Abgesehen davon, dass ich denke, das auch in Deutschland teilweise sehr gründlich geschauspielert (und hinter dem Rücken getratscht) wird, bin ich doch froh, dass ich nicht aushalten muss, was Du aushalten musst, Lizzie. Hut ab! Das muss sehr sehr anstrengend sein.

Wie war noch der Spruch???: "Wenn jeder wüsste, was die anderen über ihn erzählen, gäb's keine 4 Freunde auf der Welt" (oder so ähnlich...ich weiß leider nicht, von wem er ist).

Lizzie
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Lizzie » 08.09.2015, 09:36

Das ist anstrengend, und wie.
MAn muss ausserdem auf viele DInge achten an die man in Deutschland keinen Gedanken verschwenden müsste und das kann enorm stressen.
Natürlich wird auch in Deutschland hinter dem Rücken getratscht und geklatscht, aber in Ägypten hat das ganze noch einmal eine andere Dimension.
In unserer Strasse wusste jeder wann ich morgens wegging, wann zurückkam, wann ich verreist war und vieles mehr, wobei ich mich oft fragte
ob die nichts anderes zu tun hatten als am Fenster zu hängen und mein Kommen und Gehen zu beobachten. Vorsicht ist angebracht, denn einen schlechten ruf hat man schnell weg ( besonders als Ausländerin)
Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich es überhaupt mitbekommen habe dass zum Besispiel die herzlich überschwängliche Begrüssung einer Bekannten in einem Nebensatz eine handfeste Beleidigung enthielt. Oder verstanden habe dass KOmplimente nicht ernst gemeint sind und gar nichts bedeuten,
Sehr schnell war mir allerdings klar, dass in den Frauenrunden, sobald eine wegging und die Tür hinter ihr zufiel, hemmungslos über sie hergezogen wurde.
Ich war immer sehr vorsichtig wem ich was erzählte , denn ich war mir immer im klaren dass man es hemmungslos gegen mich verwenden würde wenn sich eine Gelegenheit bot.
Auch wenn ich zufällig irgendwo einen Freund meines MAnnes traf und mit ihm natürlichein paar Worte wechselte, war ich immer darauf bedacht meinem Mann sofort davon zu erzählen. Traf der nämlich später seinerseits meinen Mann , konnte dieser ihm gleich sagen:"ja,ja, weiss ich schon alles° und er hatte nicht mehr die Möglichkeit es so aussehen zu lassen als hätte ich etwas von ihm gewollt.
In meinem Atelier hatte ich sozusagen eine "unfreiwillige Gleitzeitregelung" denn es war nicht möglich dass alle pünktlich waren und ich habe wirklich alles versucht sie dazu zu motivieren. Zu ihrer Ehrenrettung muss ich aber auch sagen, dass es, wenn man die überfüllten öffentlichen Verkehrsmittel benutzen musste, recht schwierig war. Es kam vor dass der Bus so voll war dass man höchstens noch aussen dran hängen konnte, oder dass ein völlig überlasteter Busfahrer einen Koller bekam, plötzlich stehen blieb, eklärte der Bus sei defekt und alle zum AUssteigen aufforderte. Dann knallte er die Türen zu und brauste leer davon.
In der deutschen Schule wurde auf Pünktlichkeit Wert gelegt und da dies eine Tugend war die mein Mann in Ägypten sofort "vergass", sagte ich ihm immer der Termin in der Schule sei eine Stunde früher als er wirklich war. AUf dieses Weise schafften wir es dann einigermassen zur Zeit zu erscheinen.
Wenn ich verreisen musste brachte mich entweder mein Mann oder ein Schwager zum Flughafen, Das Ergebnis war das Gleiche: Meist war der Schalter schon zu, aber man schaffte es irgendwie dass ich das Flugzeug doch noch in letzter Sekunde erreichte, auch wenn schon die Motoren liefen. Das war Stress pur, was aber keiner verstehen wollte. Mein Gott, du hast das FLugzeug doch erreicht , hiess es, was willst du ?
Drum bin ich heute immer sehr früh da und sitze lieber eine Stunde herum und trinke Kaffee bevor ich mir so etwas noch einmal antue.
Was mich aber besonders gestört hat ist, dass die meisten Menschen dort die Sklaven ihrer Emotionen sind die sie überhaupt nicht beherrschen können oder wollen.
Sie verlieren sofort die Contenance, da wird gestritten dass die Fetzen fliegen, hemmungslos beleidigt und beschimpft, gedroht ( "amawetik" = ich bring dich um oder "aschrab men dammik" ich trinke dein Blut ) oft gibt es auch Tätlichkeiten die richtig gefährlich aussehen aber dann gehen Leute dazwischen und beruhigen die Kontrahenten, die Wogen glätten sich
man geht zur Tagesordnung über als wäre nichts gewesen.Wie schlimm der Ausraster ist, hängt von Herkunft und Erziehung der Kontrahenten ab.
Wie kann man erkennen ob ein Ägypter (in) tatsächlich aus einer guten Familie kommt und eine dementsprechende Erziehung genossen hat? Ganz einfach verwickle sie in einen Streit, lass jemand etwas tun was sie in Wut bringt.
Die, die nur so tun als ob, werden, je mehr sie in Wut geraten vergessen wer sie zu sein vorgeben und das sein was sie sind, das lässt tief blicken, besonders wenn man die Sprache versteht, denn es gibt Dinge die für anständige Leute tabu sind, Wut hin oder her.
Na ja und da gewinnen so normale, Dinge wie Ordnung, Struktur, Pünktlichkeit, Ehrlichkeit, Unbestechlichkeit, ehrliches Mitgefühl, Respekt für Mensch und Tier, Diskretion und Taktgefühl eine ganz andere Bedeutung.
Damit keine Irrtümer entstehen: es gibt überaus wohlerzogene , hochgebildete, begabte, höfliche und freundliche Ägypter, aber die sind leider in der absoluten Minderzahl und
und vor allem so gut wie nie in Orten wie Hurghada zu finden und vor allem die baggern keinesfalls Touristinnen an und wollen auch nicht nach Deutschland.

Lizzie

Philippa
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Philippa » 08.09.2015, 10:06

Liebe Obliquity,

Deine Beobachtungen zu dem Verhalten, das wir "den Orientalen" zusprechen, fand ich auch sehr interessant und treffend!

Von wegen Gastfreundschaft, Herzlichkeit usw: wie oft liest man in den Geschichten, wie überwältigt die Frauen davon waren, dass sie als quasi Fremde gleich mit zur Familie genommen wurden, und alle seien so nett gewesen.

Da sowas bei uns nach kurzem Kennenlernen meist nicht so schnell passiert, und überhaupt einen anderen Stellenwert einnimmt, überträgt man wiederum seine eigene Einstellung auf orientalische Verhältnisse und ist hin und weg.

Dass dort noch dazu kommt, dass eine potenzielle Schwiegertochter auf gar keinen Fall alleine eingeladen werden würde, schafft zusätzliche Verwirrung (wenn man es nicht weiß) und macht die Sache besonders perfide.

Ich habe auch zeitweise im Ausland gelebt; aber als ich das erste Mal aus dem Flugzeug gestiegen bin, war mein erster Gedanke eher "das wird schwierig". Mein "Zuhause" war jetzt nämlich weit weit weg. Man sollte sich bewusst machen, dass man im URLAUB ist und eben NICHT ZUHAUSE - auch wenn da ein paar soooo schöne Palmen rumstehen.

Außerdem möchte ich mich Anaba anschließen: Nüchternheit ist eine hilfreiche Einstellung, besonders in Situationen, die mir unbekannt sind. Genau darum geht es mir ja.

Viele Grüße
Philippa

Philippa
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Philippa » 08.09.2015, 10:16

Lizzie hat geschrieben: Sehr bald, je besser man die Sprache beherrscht kommt man nämlich dahinter , dass vieles was für uns so warmherzig und liebevoll rüberkommt nur die alltäglichen Gesprächsfloskeln sind die eben im Umgang miteinander üblich sind und die letztendlich gar nichts bedeuten und mit den echten Gefühlen gar nichts zu tun haben und mit Wahrheit schon gar nicht.

Im Urlaub mag man ja das eher Nachlässige , nonchalante schätzen, das " alles nicht so genau nehmen°, aber wenn man lange genug im Orient gelebt hat beginnt man so deutsche Tugenden wie Ordnung, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Aufrichtigkeit erst wieder zu schätzen.
Denn wenn den vielen schönen Worten keine dementsprechenden Taten folgen , dann war's wohl doch nix! oder?
Liebe Lizzie,

diese beiden Punkte, die Du angesprochen hast, sehe ich genauso und möchte sie deshalb nochmal hervorheben!! In beiden Fällen dauert es aber, bis man hinter die Fassade blicken kann und bedarf der Mühe (Sprachkenntnisse z. B.) - einer Urlauberin ist gerade das in der Regel nicht möglich, sodass allein der oberflächliche Eindruck des "wunderbar typisch Orientalischen" bleibt!

Ist die Frau dann noch - als Urlauberin nichts Böses ahnend - in einer "Exotik-Stimmung" unterwegs, hat ein Beznezzer es viel leichter, als wenn er eine skeptische Frau mit Hintergrundwissen von sich überzeugen will.

Viele Grüße
Philippa

Schachtelhalm
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Schachtelhalm » 10.09.2015, 08:45

Es gibt aber auch andere Fälle. Bei mir spielten weder Romantik noch Exotik eine Rolle. Ich bin eher per Überredung nach Marokko gefahren.

Was ich sagen will: egal wie romantisch, nicht romantisch eingestellt man in diese Länder fährt; ein Beznesser hat ganz offensichtlich andere Kriterien, nach welchem er sich ein Opfer aussucht. Auf alle Fälle scheinen sie auf 'Erfolg' getrimmt zu sein, wenn nicht einmal Nichtwollen eine Auswirkung auf deren Verhalten hat. Wobei europäisches Desinteresse ganz offensichtlich als Ablehnungskriterium nicht reicht.

Sie interpretieren unser Verhalten ebenso falsch, wie wir Ihres. Genau, wie überherzliches Verhalten nichts bedeutet, bedeutet grobe Unhöflichkeit (in unserem Sinne) ganz offensichtlich nichts.
Währenddessen unsere 'vornehme' Zurückhaltung eher als Zustimmung gewertet wird, denn als gutes Benehmen.

Ich habe allerdings im Nachhinein festgestellt, dass europäische Ablehnung für diese Männer auch Stress bedeutet, weil sie unsere europäische Zurückweisung als Zustimmung interpretieren. Sie haben dann das Gefühl, man füttert sie an, und lässt sie danach absaufen. Das ist u.U. sogar ein Gesichtsverlust.
Ein europäischer Mann versteht die Zwischentöne in einer höflichen Abfuhr sehr genau (warum sollte man einen netten, interessierten Mann kränken ?), ein Araber aber nicht. Das muss man in diesen Ländern berücksichtigen, meine Lehre daraus.

schachtelhalm
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Philippa
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Philippa » 10.09.2015, 12:38

Hallo Schachtelhalm,

das mit der Überredung ist natürlich richtig! Wollte das auch keinesfalls abstreiten oder in irgendeiner Weise anders bewerten.

Mir ging es nur in Ergänzung zu den Dingen, bei denen man "auf der Hut" sein sollte, darum, dass bei Frauen, die mit einer entsprechenden Stimmung im Urlaubsland unterwegs sind, diese Gefühle relativ leicht auf einen Beznezzer übertragen werden können.

Wenn der das geschickt anstellt, erkennt er dieses Bedürfnis vielleicht sogar direkt und nutzt es für sich aus - wäre ja nichts Neues, so wie sie auch erkennen, ob eine Frau gerade Liebeskummer hat, frisch geschieden oder einsam ist usw.

Das ist neben der Überredung der "hartnäckigen Fälle" dann einfach eine andere Strategie für einen anderen Typ Frau/eine andere Situation. Wenn man sich seine eigenen Gefühle, Einstellungen und Erwartungen gegenüber seinem Urlaubsland bewusst macht, stehen meiner Meinung nach die Chancen besser, nicht gleich jedes Kompliment und jeden Augenaufschlag für echt zu halten.

Viele Grüße
Philippa

Schachtelhalm
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Schachtelhalm » 10.09.2015, 14:21

Hallo Philippa,
Philippa hat geschrieben:H

Mir ging es nur in Ergänzung zu den Dingen, bei denen man "auf der Hut" sein sollte, darum, dass bei Frauen, die mit einer entsprechenden Stimmung im Urlaubsland unterwegs sind, diese Gefühle relativ leicht auf einen Beznezzer übertragen werden können.
Das ist sicher richtig, ich wollte nur meinerseits ergänzen, dass ich mit gar keiner Absicht dorthin gefahren bin, und ich trotzdem heftig umworben wurde. Ich war darauf überhaupt nicht gefasst und völlig irritiert.

Ich habe allerdings den Eindruck, als wenn es hier in Deutschland unter den arabischstämmigen/türkischstämmigen Jungmännern auch beznesser gibt. Die haben dieselben Probleme.

Deshalb bin ich mir ganz sicher, dass mit den Flüchtlingen reichlich Männer versuchen werden, an eine deutsche Frau zu kommen, wenn sie erst einmal die Strapazen der Flucht überstanden haben.

Hans-J. Maaz (Psychoanalytiker) hat vor wenigen Tagen in Kulturzeit genau diese Thema mit den jungen Männern angesprochen. Wohin sollen dies mit ihrer Sexualität.
Kulturzeit …http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=53708

schachtelhalm
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Philippa
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Philippa » 10.09.2015, 14:46

@ Schachtelhalm: Nur zur Sicherheit: ich sage nicht, dass Frauen, die es romantisch bzw exotisch mögen, überhaupt mit einer bestimmten "Absicht" dorthin fahren. Aber das hast Du vermutlich auch gar nicht gemeint.

Dass Beznezzer es überall und bei jeder probieren, muss man wirklich immer wieder unterstreichen.

Unter den Wahren Geschichten gibt es auch ganz viele, die hier in Deutschland beginnen und von (früheren) Asylbewerbern ausgingen. Das Phänomen ist nicht neu. Darauf sollte man auch Helferinnen u. a. immer wieder hinweisen - es lohnt die Lektüre!!

Was ich ganz problematisch finde: wenn Kinder ins Spiel kommen. Es ist ja u. U. sogar einfacher, eine Frau zu schwängern (und dann automatisch eine längerfristige AE zu bekommen), als sie zu einer Heirat zu überreden. Ich vermute mal, dass das vielen gar nicht bewusst ist.

Grüße
Philippa

Schachtelhalm
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Schachtelhalm » 10.09.2015, 15:19

philippa Nur zur Sicherheit: ich sage nicht, dass Frauen, die es romantisch bzw exotisch mögen, überhaupt mit einer bestimmten "Absicht" dorthin fahren. Aber das hast Du vermutlich auch gar nicht gemeint.
Richtig, aber das sagtest du ja schon. Urlaubsromantik ist ja auch keine schlimme Eigenschaft, wenn es denn nicht in Kriminalität ausarten würde.
Was ich ganz problematisch finde: wenn Kinder ins Spiel kommen. Es ist ja u. U. sogar einfacher, eine Frau zu schwängern (und dann automatisch eine längerfristige AE zu bekommen), als sie zu einer Heirat zu überreden. Ich vermute mal, dass das vielen gar nicht bewusst ist.
Ja, ganz furchtbar, dass denen nicht einmal das eigene Kinder etwas wert ist. Aber es gibt ja auch genügend deutsche Männer, die nicht für ihre Kinder sorgen möchten. Das scheint kein unbedingt seltenes, männliches Phänomen zu sein, leider. :x

Wir sind uns schon einige, Philippa :D

Mit Gruss,
schachtelhalm
Guter Anfang, der ist schwer, gutes Ende oft noch mehr.

Lizzie
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Lizzie » 15.09.2015, 12:08

Hallo ihr Lieben,

ich muss euch noch einmal darauf aufmerksam machen, dass die Romantik keine ägyptischer Erfindung ist! Schon gar nicht dieser Leute die da in den Ulaubsorten herumschwirren
und potentielle Opfer suchen.
Das Gesülze stammt 1:1 aus schnulzigen Filmen und ebenso schmalztriefenden Liedern und hat mit der Realität nicht im entfernstesten etwas zu tun.
Man weiss dass gio und Kultur des Landes inddas Touristinnen drauf abfahren und drum übt man sich eben darin mit "treu blickenden Hundeaugen" zu sülzen und zu schleimen was das Zeug hält.
Wenn dann endlich Geld fließt braucht man sich ohnehin nicht mehr weiter anzustrengen.
Auch wer einen "einfühlsamen Liebhaber " sucht ist an der falschen Adresse. Woher sollen sie es denn haben? Auch Liebe will "gelernt und geübt " sein braucht ein gewisses Mass an Rücksichtnahme, Diskretion und Taktgefühl etwas was ägyptischen Männern, vor allem denen der Unterschicht, ohnehin gänzlich abgeht.

Ich bin manchmal richtig erschüttert, wenn ich sehe was sich zum Beispiel, eine gebildete, gutaussehende Europäerin mit gutem Beruf und background von einem Ägypter bieten lässt, der ganz offensichtlich zum Bodensatz der ägyptischen Gesellschaft gehört.Mit welcher Dreistigkeit da die offensichtlichsten Lügen erzählt werden, mit welcher Unverschämtheit Forderungen gestellt, manipuliert
und schikaniert wird. DIeselbe Frau die sich in Deutschland niemals für irgend einen Proll auch nur interessieren würde, fällt in Ägypten auf einen Typ herein, der noch zehn mal schlimmer ist.
Seit ich hier im Forum lese, frage ich mich wie das sein kann, denn die verbreiten schließlich keinen VIrus der geistige Umnachtung verursacht.

Inzwischen hab ich aber eine Theorie die ich euch nicht voranthalten möchte, die sich aber vor allem auf die "Urlaubslieben" bezieht.
Also: Frau freut sich auf Urlaub unter Palmen im warmen Klima, faulenzen, Sonnenbaden, Schnorcheln usw., Lebennund Arbeit zu Hause hing ihr schon zum Hals heraus.
Die Ehe ist nur noch Routine, der Freund macht schon längst keine Komplimente mehr , sie hat sich getrennt oder ist geschieden, fühlt sich nicht gut, hat das Gefühl dass sich was ändern müsste.

Lizzie
Beiträge: 348
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Lizzie » 15.09.2015, 12:54

Das ist nur die Hälfte von dem was ich schreiben wollte, hatte es aus versehen schon gespeichert.
Muss zu einem Termin denn ich beinahe vergessen hätte, Fortsetzung folgt!
L G Lizzie

Lizzie
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Lizzie » 20.09.2015, 12:06

hat lange gedauert aber jetzt geht es endlich weiter:

Nun kommt einer, der macht all das was sie schon lange vermisst hat und noch mehr.
Aufgrund meiner Erfahrungen im Zusammenleben mit Ägyptern habe ich nämlich festgestellt dass sie eines prima können, und zwar alle , egal welcher Level ( und zwar immer wenn sie etwas von dir wollen !) dich loben und verwöhnen, mit Komplimenten und schönen Reden umgarnen,dir rüberbringen wie wichtig und unersetzlich du ihnen bist, dich in jeder Weise umsorgen bist du sie für die liebsten und treuesten Menschen auf Gottes weitem Erdboden hältst.
Sie machen das perfekt und halten es auch ziemlich lange durch.
Werden allerdings ihre Erwartungen enttäuscht, du willst nicht wie sie wollen, sie erreichen nicht was sie wollen, dann lernst du die andere Seite kennen und dann ist der Schock groß. Du kannst gar nicht glauben dass das noch dieselben Leute sind die doch soooo nett waren.
Aber so weit sind wir mit unserer Urlauberin ja noch nicht. Die ist noch in Phase 1.
Ansonsten kann sie den Mann gar nicht einschätzen den sie versteht nicht arabisch und weiß daher nicht ob er Dialekt spricht ( also vom Land oder aus Oberägypten kommt) wie er spricht und was er direkt vor ihrer Nase mit seinen Freunden konspieriert. Was er ihr alles erzählt kann sie gar nicht überprüfen.

Beide kommunizieren in einer Sprache die nicht ihre Muttersprache ist und die sie beide meist nur mangelhaft beherrschen und haben völlig falsche Vorstellungen von der Lebensweise des jeweils anderen.
Selbst wenn Bezzie perfekt Deutsch sprechen würde, wären Missverständnisse vorprogrammiert, denn wenn auch beide dasselbe Wort sagen so meinen beide gar nicht dasselbe. Denn durch die total unterschiedliche Sozialisation hat dasselbe Wort für jeden eine andere Bedeutung.
Auch erscheinen uns Europäern manche Dinge beim ersten Hinsehen total schön, exotisch und romantisch und erst beim näheren Hinsehen erkennt man dass dem keineswegs so ist. Also immer genau hinsehen und möglichst noch dahinter!

Die einfachen Ägypter die kein Geld haben müssen zusehen wie sie zurecht kommen und haben deshalb einen sechsten Sinn entwickelt was die Person vor ihnen hören möchte, wo man da einhaken kann um an sein Bakschiesch zu kommen, bei wem der treudoofe Hundeblick funktioniert und bei wem man eine ander Strategie fahren muss. Vor allem schaffenn sie es durch Ausfragen an Informationen zu kommen, die sie dann gezielt verwenden können, also lasst euch nicht ausfragen

Ich habe auch festgestellt, dass wenn dann angefangen wird Geld zu geben oft viel zu hohe Beträge gegeben werden. Wenn ich zum Abschied meinem Verehrer mein ganzes übriges ägyptisches Geld gebe, ohne zu überlegen wie lange er dafür arbeiten müsste, dann ist das wie eine Einladung für ihn weiterzumachen. Die muss ja reich sein wenn sie so etwas tut!

Mal ganz abgesehen von den unterschiedlichen Moralvorstellungen, über die hier im Forum schon ausgiebig diskutiert wurde,
liegt auch ein Problem darin dass wir meinen was wir sagen und das auch vom Gegenüber so erwarten.
Wogegen die Ägypter meistens weder sagen was sie meinen und meist schon gar nicht wirklich meinen was sie sagen.

Ich würde ausserdem jeder Frau raten, einmal irgend etwas zu tun was Bezzie richtig wütend macht. Dann zeigt er sich nämlich sehr schnell wie er wirklich ist und das ist meist mehr als ernüchternd und oft ziemlich schockierend.

Ist man wieder zu Hause wird das Bezziebild natürlich durch die Entfernung zusätzlich verklärt.
Man sollte sich dann einmal vorstellen wie es wäre wenn er auf dem Sofa läge, sich bedienen liesse ohne Lust in irgend einer Weise mitzuhelfen.
Denn wenn für uns verheiratet sein Partnerschaft bedeutet,dann bedeutet es für ihn bekocht und bedient zu werden und vor allem das Recht auf Sex wann immer er will.
Von Romantik keine Spur mehr und statt gesülzt wird dann gemeckert und gemotzt.

Einen guten Rat hätte ich noch:
Seid ihr deprimiert, grade getrennt, habt Streit mit dem Partner, oder habt sonst persönliche Probleme die Euch zu schaffen machen dann gehört ihr zu einer ganz besonders gefährdeten Species . Sucht euch dann lieber ein anderes Urlaubsland, es muss nicht grade Ägypten sein.( auch nicht Tunesien oder Marokko)

Es gibt auch in Europa sehr schöne Plätze wo es nicht so teuer ist und es ist eurem Seelenfrieden bestimmt zuträglicher.
Ihr könnt hier zumindest die Denkweise nachvollziehen, die Schrift lesen und vielleicht die Sprache wenigstens ein bisschen verstehen so dass es nicht ganz so leicht ist euch über den Tisch zu ziehen.

Liebe Grüße LIZZIE

Merit66
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Re: Sehnsucht nach Romantik und Exotik

Beitrag von Merit66 » 21.10.2015, 13:31

Hallo Lizzie,
danke für deinen überaus anschaulichen, wirklich präzisen Bericht .. Es ist so gut, dass du Dich mit Deinem wirklich großen Wissensschatz so detailliert einbringen kannst, so dass man ( pardon Frau) dass auch zweifelsfrei kapiert, was abläuft. Ich denke das lässt sich auf die bekannten Länder inkl. Ägypten ohne weiteres übertragen.
Es ist wirklich bewundernswert, welche Energie du jedes Mal aufbringst, um die Themen mit Leben zu erfüllen. Also danke schön noch mal!
alles gute Merrit

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