Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

zum Thema Bezness

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Lulu
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Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Lulu » 07.03.2018, 00:43

Hallo zusammen,

vor einigen Tagen war ich gemütlich mit meinem Bruder und meiner Schwägerin essen. Das anregende, freundliche und witzige Gespräch schlug in dem Moment um, als das Thema auf (Flüchtlings-)Politik, Straftaten durch Ausländer, Ablehnungsbescheide, Klagewelle etc. kam.
Zwischen uns Dreien herrschte mehrere Jahre Funkstille aufgrund familiärer Differenzen, seit gut einem Jahr sind wir wieder in Kontakt. Ich hatte also keine Ahnung, wie vor allem meine Schwägerin zu den o. g. Punkten steht. Nun ja, wir rasselten kurz und heftig aneinander und wechselten anschließend krampfhaft das Thema ;-)

Mir fällt es unwahrscheinlich schwer, meine Ansichten diesbezüglich darzulegen und selbstbewusst zu vertreten - bei mir scheinen die gängigen Totschlagargumente zu fruchten und mir fehlen im wahrsten Sinne die Worte/Argumente. Das ist einer der Gründe, weshalb ich es versuche zu vermeiden, überhaupt darüber zu diskutieren. Schriftlich kann ich mich gut mit kontroversen Ansichten auseinandersetzen, Aug in Aug fällt es mir leider sehr schwer, das muss ich ehrlich zugeben. Und es regt mich innerlich wahnsinnig auf, teilweise resigniere ich aber auch einfach, weil ich der Meinung bin, es lohnt sich nicht, sich mit jemanden heftig zu überwerfen.

Mich würde nun interessieren: Wie geht ihr mit kontroversen Meinungen bzgl. Flüchtlinge, Kriminalität, Asylmissbrauch etc. im Freundes- und Familienkreis um. Ich kann mir vorstellen, dass auch in eurem engeren Umfeld nicht nur Einigkeit herrscht - tretet ihr vehement für euren Standpunkt ein? Lasst ihr das Thema fallen, wenn ihr merkt, dass sich die Ansichten extrem unterscheiden? Diskutiert ihr? - kann man überhaupt von Diskussion sprechen oder eher von Streiterei?

Es ist mittlerweile ein für mich alltäglich belastendes Thema, jede neue (schlechte) Nachricht k****t mich an, weshalb ich aus Selbstschutz teilweise schon versuche, einschlägige Nachrichten gar nicht mehr zu lesen. So hab ich mir bspw. eine selbstauferlegte Sperre für den Thread "Artikel, die sprachlos machen" gesetzt - es macht mich einfach wahnsinnig.

Wie geht ihr damit um? Tauscht ihr euch hier im Forum hauptsächlich dahingehend aus oder auch im "wahren Leben"?

Danke für eure Antworten/Ansichten, die hoffentlich folgen werden :-)
Zuletzt geändert von Lulu am 07.03.2018, 00:50, insgesamt 2-mal geändert.

Lulu
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Lulu » 07.03.2018, 00:48

Nachtrag:

Beim nochmaligen Lesen meines obigen Beitrags kam mir folgender Gedanke:
Die Gesellschaft wird sich in nicht allzu langer Zeit ganz krass in zwei Lager teilen. Der Anfang ist ja bereits gemacht. Wenn es innerfamiliär schon so läuft, dann werden diese Differenzen sehr große Kreise ziehen. Das macht mir Angst (wie so vieles derzeit...).

Ann
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Ann » 07.03.2018, 01:52

Hallo Lulu,

in der Nachrichtenrubrik finden sich unter anderem auch sehr viele Argumentationshilfen, z.B. Statistikdaten, aufgedeckte Hintergründe zu politischen Entscheidungen, Offenlegung von verschleierten Fehlinformationen etc.

Angst ist kein guter Ratgeber und neutralisiert sich nicht durch die von Dir gewählte Abstinenz.
Davon abgesehen passiert alles - mit und ohne Dein Wissen.
Wissend und informiert verfügtest Du ggf. über Erkenntnisse, die als Gegenpol eine Art Immunisierung darstellten zur Wappnung vor den üblichen Totschlagsargumenten.

Wer es nötig hat, eine Diskussion, ein Gespräch, eine Debatte mit derartigen vermeintlichen Totschlagsargumenten ersticken zu wollen, will möglicherweise von seiner geistigen Insolvenz ablenken.

Wie handhabe ich das?
Ich mache aus meinen Überzeugungen keinen Hehl und halte mit meiner Meinung nicht hinterm Berg, wenn es mir wichtig ist. Für mich habe ich dabei festgestellt: Je besser ich informiert bin, desto klarer gelingt es mir, meine Position zu vertreten.
Es ist infolge dessen übersichtlich geworden. Dafür muss ich den Blick in mein Inneres und in den Spiegel nicht fürchten.

Die innere 'Hausordnung' ist nicht zu unterschätzen.
Bleib Dir treu.

Übrigens - vielleicht lässt Dich das ebenso schmunzeln wie mich - wann immer mir beim Neu- oder Nachlesen Dein Name 'Lulu' begegnet, denk ich zwangsläufig an Alban Berg. Und dass dieser wiederum einen so schönen Namen so disharmonisch unterlegt hat, zaubert mir jedesmal ein Lächeln hervor.
.

Anaba
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Anaba » 07.03.2018, 05:33

Lulu hat geschrieben:Nachtrag:

Beim nochmaligen Lesen meines obigen Beitrags kam mir folgender Gedanke:
Die Gesellschaft wird sich in nicht allzu langer Zeit ganz krass in zwei Lager teilen. Der Anfang ist ja bereits gemacht. Wenn es innerfamiliär schon so läuft, dann werden diese Differenzen sehr große Kreise ziehen. Das macht mir Angst (wie so vieles derzeit...).
Guten Morgen Lulu,

so ist es wohl.
Meine "Freundesliste" bei FB z.B. war immer schon überschaubar.
Ich habe nur Menschen aufgenommen, die ich kannte.
Inzwischen habe ich einige rausgekickt und wurde selbst auch von anderen entfreundet.
Aber auch im realen Leben hat sich einiges geändert.
Ich vermeide es mit einigen Menschen über bestimmte Themen zu sprechen.
Diese Erfahrung habe ich leider auch in der Familie gemacht.
Da kam allerdings, nach anfänglicher Euphorie und Engagement in der Flüchtlingshilfe, inzwischen die Ernüchterung.
Was du schreibst kann ich nachvollziehen.
Ich kenne das nur zu gut, wenn man versucht, krampfhaft ein Thema zu vermeiden,
um keinen Streit zu bekommen.
Leider wird uns das weiterhin begleiten.
Denn inzwischen ist die Gesellschaft gespalten und dieser Riss geht nun auch durch private Kontakte und Familien.
Das ist bitter und es ist schwer damit umzugehen.

Ann schreibt ganz richtig, wie wichtig es ist informiert zu sein, um bei Diskussionen gute Gegenargumente zu haben.
Das ist zwar richtig, mir persönlich fehlt inzwischen aber oft die Lust mit Menschen zu diskutieren, deren Standpunkte so weit von meinen entfernt sind.
Erfahrungsgemäß sind diese Menschen auch für fundierte Argumente nicht offen.
Ich hake das unter verlorene Liebesmühe ab.
Das schont meine Nerven, da mich solche Debatten leider immer noch sehr aufregen.
Mein Blutdruck...... :lol:
Liebe Grüße
Anaba

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gadi
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von gadi » 07.03.2018, 07:07

Mein Bruder ist seit einiger Zeit neu liiert. Die Dame ist wirklich sehr nett und ich dachte, wir verstehen uns bestimmt gut. Bis ich auf fb bei ihr sah: "Für ein buntes ........". Ein Aneinanderrasseln wird wohl nicht ausbleiben.
Will später nochmal ausführlicher schreiben hier (nicht über die Dame :wink: )

Wirklich ein gutes Thema, Lulu.
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Karlotta
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Karlotta » 07.03.2018, 11:57

Ich finde die Post´s von Ann immer sehr gut. Ich hoffe, ich darf das mal äußern, sie wäre auch eine Bereicherung für das Moderatorenteam.
Ich sehe älter aus als ich mich fühle! Doch der Körper haut ab, macht sich selbständig!
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Wathani
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Wathani » 07.03.2018, 16:24

Hallo Lulu

ich glaube, das ist von beiden Seiten ein Thema, was sehr emotional behaftet ist und ich frage mich auch oft, warum es genau dieses Thema ist, an dem gerade innerhalb einer Familie die Gemüter so erhitzen. Deinem Bruder und Deiner Schwägerin erging es sicher ebenso mit Deinem Standpunkt und sie hätten sich sicher auch lieber nicht in einem Streit darüber verzettelt. Innerhalb einer Familie, denkt man ja oft, alle kommen aus dem gleichen "Stall" - beide Geschwister haben die selbe Erziehung genossen und stammen aus der selben Generation - wie kann es sein, dass man so verschieden tickt? Ich rege mich bei meinem Bruder auch immer viel mehr auf, als bei z. B. Freunden, wenn er zu Dingen eine Meinung hat, die ich einfach nicht verstehen kann... :wink:

Ganz generell ist das Flüchtlingsthema aber offensichtlich ein Punkt, an dem sich die Gemüter stärker erhitzen, als an jedem anderen.

Ich denke, es liegt daran, dass jede "Seite" ihre Argumente hat, aber umgekehrt die der anderen Seite nicht gelten lässt, mit der Begründung, die Informationsquelle aus der die andere "Seite" ihr Meinung nährt, wäre insdiskutabel (je nachdem entweder "Mainstream/Lügenpresse/etc" oder "populistisch/rechts/etc") - damit ist eine "zivilisierte" Diskussion eigentlich schon nicht mehr möglich, weil sozusagen die Kompetenz und der Informationsstand des Gegenübers von vornherein als "nicht glaubwürdig" oder "indiskutabel" eingestuft wird.
Mehr noch: beim Thema "Flüchtlinge" haben die Menschen das Gefühl, über ihre Meinung dazu "gemessen" und "beurteilt" zu werden - ich finde es ist tatsächlich eine Spaltung vonstatten gegangen, die aber von beiden "Seiten" (allein dass man hier von Seiten spricht, heisst nichts gutes) befeuert wird. Man kann keine Meinung dazu haben ohne sich als "rechts" auf der einen Seite oder "rotgrünversiffter Gutmensch" (ist ja hier im Forum auch schon ein stehender Begriff) einordnen lassen zu müssen.

Ich finde, die meisten Freundschaften sollten solche Debatten noch gut aushalten können, sonst waren sie es nicht wert.

Aber eine inzwischen schon lange verstorbene Urgroßtante von mir sagte bei großen Familientreffen immer
"Poltik und Religion haben am Familientisch nichts verloren".
Seit unsere Familie immer größer, multikultureller, religiös gemischter und politisch facettenreicher geworden ist, halten wir es tatsächlich in großen Teilen so, denn es sind Themen bei denen man mit jemandem, der die Dinge so grundlegend anders betrachtet, gar nicht auf einen Nenner kommen KANN.

Die Prioritäten und Sichtweisen darüber sind so verschieden, wie die Menschen verschieden sind und was für den einen Fakten sind, sind für den anderen keine oder falsch beleuchtet/ausgewertet usw. und die subjektive Wahrnehmung der derzeitigen Situation scheint unfassbar verschieden zu sein, denn anders kann ich mir nicht erklären, wie 2 verschiedene Menschen, die im gleichen Viertel wohnen, die Situation z.B. so grundverschieden beurteilen, wie das manchmal der Fall ist ... wenn ich hier im Forum lese, meine ich oft, Berlin wäre die gefährlichste Stadt überhaupt - wenn ich mir bekannte Menschen spreche, die in Berlin leben (und das sind nicht wenige), dann gucken die mich mit großen Augen an, wenn ich sie danach frage - sie sehen das ganz und gar nicht so. Da ich selbst nicht dort lebe, stellt mich das vor ein Rätsel... :?: Ich weiß nicht woran das liegt, ich weiß nur, dass es offensichtlich so ist - und diese "Spaltung" zieht sich durch's ganz Land :?

Man muss versuchen, die Menschen, die einem am Herzen liegen, weiterhin unabhängig von diesem Thema zu betrachten, wie man es zuvor auch tat, und das umgekehrt auch von ihnen einfordern...denke ich

Viele Grüße und einen schönen Nachmittag
Wathani
Viele Grüße
Wathani

 "Ursprünglich aber hat niemand an einem Orte der Erde zu sein mehr Recht als der andere." (Immanuel Kant)

Anissa
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Anissa » 07.03.2018, 17:35

Liebe Lulu!

Von diesem Thema sind wohl viele betroffen, ich auch.
Ich sehe aus meiner Berufsperspektive hauptsächlich das Ausnützen der Sozialsysteme.
Und natürlich das Parallelweltenleben.

Bewegen tue ich mich in einer österreichisch - grünen sozial - künstlerischen Umgebung.
Oft kommt mir vor, ich bin die einzige Realistin.

Gerade die Künstler haben meist ein komplett politisch "korrektes" und unrealistisches Weltbild. Am meisten bringt es mich auf die Palme, wenn sie selbst keinen einzigen Finger rühren für die Flüchtlinge, über die ganzen Schwierigkeiten nicht Bescheid wissen, und ungeheuer gönnerhaft sind, alle können kommen, und alle sollen alles bekommen.

Ich hab mich daran gewöhnt, nur mehr Tatsachen aus meinem Alltag zu erzählen, ganz sachlich.
z b 7 - köpfige ägyptische Familie, seit 13 Jahren hier, Frau kein Deutsch, 5 von ihnen über 18, und niemand arbeitet.
Diese Tatsachen rufen dann auch keine Diskussionen hervor. Und bringen doch den einen oder die andere zum Nachdenken.

Allgemeineres bespreche ich nicht, und solche Geschichten erlebe ich genug.

Liebe Grüsse Anissa

Efendi II
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Efendi II » 07.03.2018, 20:32

Lulu hat geschrieben:Mich würde nun interessieren: Wie geht ihr mit kontroversen Meinungen bzgl. Flüchtlinge, Kriminalität, Asylmissbrauch etc. im Freundes- und Familienkreis um.
In meinem engeren Umfeld und im Umfeld meiner (ausländischen) Frau gibt es kaum unterschiedlichen Meinungen zur Flüchtlingspolitik. Im Gegenteil, viele der hier schon länger lebenden, arbeitenden und gut integrierten Ausländer vertreten oftmals viel radikalere Ansichten zu den Problemen mit den sogenannten Flüchtlingen.
Ich kann mir vorstellen, dass auch in eurem engeren Umfeld nicht nur Einigkeit herrscht - tretet ihr vehement für euren Standpunkt ein?
Ja, allerdings sind die Ansichten in meinem Bekanntenkreis ziemlich einhellig. Außerdem habe ich als Rentner auch keine beruflichen Konsequenzen mehr zu befürchten.
Lasst ihr das Thema fallen, wenn ihr merkt, dass sich die Ansichten extrem unterscheiden? Diskutiert ihr? - kann man überhaupt von Diskussion sprechen oder eher von Streiterei?
Es macht wohl relativ wenig Sinn, mit gehirngewaschenen Personen zu diskutieren, die nicht über fundierte Geschichtskenntnisse verfügen und allgemein bekannte Fakten beharrlich ignorieren.
Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.
- Aristoteles -

gadi
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von gadi » 07.03.2018, 21:53

Ich habe tatsächlich ähnliche Erfahrungen gemacht, wie Efendi (ich dachte schon, ich wäre die einzige).

Ein wirklicher Großteil aller Bekannten, Freunde, Familie, Kollegen denkt ähnlich wie ich (was sich manchmal erst zaghaft, nach und nach herausstellte). Auch das von Efendi beschriebene Verhalten/die Denkweise der "schon länger hier lebenden, gut integrierten ehemals Ausländer" kann ich nur unterschreiben.

Ich dränge das "Thema" niemandem auf, das wäre viel zu anstrengend und entspricht eh nicht meinem Charakter.
Wenn es aber zur Sprache kommt, werde ich meine Haltung nicht verbergen. Das geht ja auch auf die etwas diplomatischere Art. Zwischen den Zeilen. Islam ist mehr als eine Religion, z.B. oder "anfangs dachte ich auch wie du/Sie, dann aber musste ich die Erfahrung machen....", sowas in der Art.
Eigene Erfahrungen einbringen ist meiner Meinung nach immer besser und glaubhafter als Angelesenes/Theoretisches/Über-Drei-Ecken-Gehörtes. Wer will mir meine persönlichen Erfahrungen absprechen?
Ist ein Entgegenkommen des Gesprächspartners spürbar, geh ich mehr ins Detail, lege ich mich mehr fest. Falls nicht, belasse ich es dabei. Merke ich absichtliche Provokation, kann ich auch wieder deutlicher werden.

Problematisch wird es für mich wenn ich eine Person sehr sehr schätze und aber weiß, sie denkt so völlig anders. In diesem Fall bin ich noch "diplomatischer" und ggfs. sehr schnell bei "lass uns von etwas anderem reden", weil es in diesem Fall ungemein seelisch schmerzt, wenn sich die Fronten im Laufe der Diskussion zu sehr verhärten und auch um meine sozusagen Enttäuschung von dieser Person nicht zu groß werden zu lassen.
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karima66
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von karima66 » 08.03.2018, 12:56

Bis auf wenige Ausnahmen hab ich ähnliche Erfahrungen mit Familie und Freunden wie Effendi und gadi.
Ich bin auch meist diplomatisch und bringe es über eigene Erfahrungen ein.
Die mir nahestehenden Menschen denken zum Glück eben ähnlich wie ich, bei Bekannten rede ich auch direkter oder ich lasse es mittlerweile, so wie Anaba schrieb.
Wenn das Gespräch im Alltag auf diese Themen kommt, auch mit Kunden, lasse ich meinen Standpunkt ehrlich durchblicken, mal ausführlicher und deutlicher oder nur am Rande, je nachdem, verschweigen tue ich meine Einstellung nicht.
Ich finde es wichtig, dass man mit Familie und Freunden alles besprechen kann was einen bewegt, wie es einem geht.

Wie Lulu mache ich auch Pausen mit diesen Themen, mal schaue ich nicht in die Threads im Forum, mal lese ich nur und be vor ich mich aufrege und beim antworten noch mehr drauf einlasse und es mir dann noch schlechter geht schreibe ich nicht und manchmal will oder muss ich schreiben, weil ich sonst ersticke dran.

Atin
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Atin » 08.03.2018, 13:24

In Algerien war es Teilweise eine Unmöglichkeit das ich die Sprache nicht gut beherrschte und nicht viel über die Regeln ( am Anfang) wusste.
Das wurde schon von einigen ( regelrecht) eingefordert :o

Dagegen sind die Deutschen mit ihrem Verständnis oder besser gesagt Drängen auf Integration sehr sehr lasch.

Wirre „Redensarten“ von einem erdogan würden auch nie geduldet sein, der wird verbal platt gemacht und falls er es immer noch nicht kapiert haben sollte ins nächste Flugzeug „delegiert“ und auf nimmer Wiedersehen
Die Algerierer mögen derartige Einmischungen und Aufwiegler nicht :!:


Desweitern krieg ich schon mit wie aber lediglich über „ die andere Kultur“ gesprochen wird... ja sicher ... das auch... aber zum Leben gehört es die Regeln zu beachten/ einzuhalten :!:
Wissen ist Macht.

happy mind
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von happy mind » 10.03.2018, 19:09

Die Zeit der lauten und leider unfruchtbaren Diskussionen in Familie und Freundeskreis ist nun vorbei. Ich konnte weder mit eigenen Erfahrungswerten noch mit feststehenden Fakten differenzierte Sichtweisen hervorrufen. Platte und immer wiederkehrende Totschlagargumente möchte ich mir nicht mehr antun, es gibt ausreichende Informationsquellen zur Lage im Lande, wenn man sie denn nutzen möchte.
Diskussionen im allerdings kleinen Kollegenkreis sind durch jeweilige Erfahrungswerte "harmonischer".
Interessant sind meine Erfahrungen in der Öffentlichkeit z.B. bei Spaziergängen mit meinem Hund. Die Menschen haben Zeit bei der Begnung und man plaudert. Überrascht bin ich dann tatsächlich wie viele fremde Menschen sich spontan mir gegenüber öffnen und von eigenen Erfahrungen, Sorgen und Bedenken und ihrer Unzufriedenheit über die politischen Fehlentscheidungen berichten.
Ich selbst habe mich schon im letzten Jahr dazu entschlossen der Partei anzugehören, die meine mir wichtigen Themen aufgreift und mich vertritt.
Ich stehe noch im Berufsleben, bin aber trotzdem unabhängig von Bestrafung durch Ausgrenzung etc. :D
Ich stehe zu meiner Überzeugung.

Grampusgriseus
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Grampusgriseus » 10.03.2018, 21:00

Das ist wirklich ein sehr interssantes Thema, Lulu.
Ich bin daran auch schon fast verzweifelt.
Meine Familie besteht aus zwei "halbstarken" vegetarischen Ökos (die ich trotz ihrer Pubertät sehr liebe) und einem 75-jährigen zwanghaften Narzissten (den ich auch sehr liebe)...muss ich dazu noch was sagen? Das einzige, was eindeutig fehlt, ist die Urgroßtante von Wathani, die darauf besteht, dass die Themen: Politik und Religion am Familientisch tabu sind. Das ist wirklich eine ausgesprochen weise Regel, die ich zukünftig IMMER beherzigen werde :D
Ich habe mir mittlerweile genug Fussel an den Mund geredet und ausreichend Nerven gelassen...ich kapituliere :cry: (Aber ich erinnere mich noch an vorletztes Jahr Weihnachten, wo ich bei dem Thema: Frauen in muslimischen Ländern irgendwann völlig cholerisch alle drei "zu Boden" gebrüllt habe... :roll: )
Im Freundeskreis "kämpfe" ich weiter.
Mir geht es leider nicht wie denen, die schreiben, dass überwiegend Einigkeit herrscht. Auf der Arbeit vermeide ich das Thema gänzlich...wir hätten eh nie die Zeit, das dort auszudiskutieren, bzw. jeden ausgiebig zu Wort kommen zu lassen.
Ganz schwierig ist es, wenn Klienten das ansprechen...dann lenke ich meistens ab zu anderen Themen. Und da kann ich nur bestätigen, was bereits andere schreiben: die, die selbst aus anderen Ländern kommen und schon länger hier sind, sind deutlich radikaler in ihren Ansichten.

liebe Grüße
Grampusgriseus

Efendi II
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Efendi II » 11.03.2018, 11:39

Immerhin bleibt mir der Trost, dass es letztlich diejenigen sein werden, die sich mit den Folgen der Islamisierung in Zukunft auseinander setzen müssen, die sie heute noch bestreiten oder sogar befördern und unterstützen.
Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.
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gadi
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von gadi » 11.03.2018, 12:55

Schwacher "Trost" :roll:
Moderatorin
gadi@1001Geschichte.de
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Grampusgriseus
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Grampusgriseus » 11.03.2018, 19:37

Ich finde, das ist gar kein Trost :(
Hast Du keine Kinder/Enkel, Efendi?
Und was ist mit den anderen? Die können sich ja nicht in Luft auflösen :shock:

chui
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von chui » 14.03.2018, 17:25

Ich habe vor ein paar Tagen eine Mail aus Oesterreich bekommen . Darin enthalten dieser Satz : Vor 2 Jahren habe ich noch vermutet ich lebe auf einem anderen Planeten , heute bin ich mir sicher .
Dabei ist mir ein Satz eingefallen den ich in einer Mail aus Deutschland bekommen habe kurz nach der Koelnbegrabschung . Den Wortlaut hab ich vergessen aber sinngemaess wie obiger Satz .

Ich hab hier jemand der Buecher auf deutsch verkauft ( gebraucht ) . 15.Jh. ueber die Bauernaufstaende der Titel Die Silberdistel , falls es jemand kennt . Auf der letzten Seite hat eine Leserin geschrieben .
Moegen wir sterben , unseren Erben
gilt dann die Plicht .
Deutschland stirbt nicht !

Mich hat das sehr beruehrt .

LG chui

Inna67
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Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Inna67 » 23.05.2018, 21:21

Hallo,

Was das Thema angeht, ich war schon 2015 gegen Flüchtlinge, meine damalige Lieblingskollegin hat bis vor 2 Wochen kein Wort mehr mit mir gewechselt, jetzt gibt Sie mir wenn auch zähneknirschend recht!
Von meinen ehemaligen Klassenkameraden, Banater Schwaben, Rumäniendeutsche viele Ärzte und Ingenieure dabei, alles AFD Wähler.
Wir wissen genau wie es ist aus dem angestammten Lebensraum verdrängt zu werden, wir wissen wie ideologische Verblödung funktioniert und wir wissen genau was Manipulation bedeutet, wir haben Angst und wenig Verständnis, was historisch bedingt ist.
Unsere Vorfahren haben 300 Jahre gegen die Osmanen gekämpft mit dem Ziel den Islam nicht nach Europa zu lassen !
Weil wir wissen wie die ticken ! Weil die Erinnerungen noch wach sind !
Bevor ihr die Osteuropäer verdammt, schaut e
Euch deren Geschichte an !

Wir waren immer stolz darauf Deutsche zu sein , der deutsche Pass ist ein Privileg, wir haben Angst erneut verdrängt zu werden, wo sollen wir dann hin ?
Zurück ins Banat ? Nach Rumänien ? Ob wir dort willkommen sind ?
Einige haben es bereits ins Auge gefasst, sich da Wohnungen und HÄuser gekauft, ich bin auch am überlegen !
Ich fürchte um die Zukunft meines Kindes !

Inna

Nilka
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Registriert: 22.01.2012, 14:50

Re: Eure Ansichten vs. Familie/Freunde/Kollegen

Beitrag von Nilka » 23.05.2018, 21:32

Liebe Inna,
ich verstehe gut deine Gefühle, deine Ängste und Befürchtungen und auch das Unverständnis, wie naiv ein Großteil einer Nation sein kann, sich für blöd verkaufen lässt und sich nicht gegen den angerichteten Unheil wehrt.
LG ♥ Nilka

Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt. Thomas Mann

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