Tourismus und Sextourismus im zeitalter der Globalisierung

Wir reden hier über die Unterschiede. Was ist Bezness und wer betreibt "Sextourismus" - Was sind die Folgen?

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Joghurt

Tourismus und Sextourismus im zeitalter der Globalisierung

Beitrag von Joghurt » 13.02.2009, 13:32

Ich darf ja keinen Link reinsetzen...

Hier gibt es den Artikel also nochmal ausführlich:

"Westliche Männer und Frauen suchen Macht"
Wie der Sextourismus zum Massenphänomen. Ein Gespräch mit dem Anthropologen Franck Michel


Kulturaustausch: Beschreiben Sie bitte den typischen Sextouristen.

Franck Michel: Den gibt es nicht. Neben dem bekannten Klischee des älteren, etwas perversen Mannes aus dem Westen, findet man heute auch junge Leute aus den Vororten der großen europäischen Städte. Der Sextourist verschmilzt mit der Masse der Touristen und ist kaum noch von den anderen zu unterscheiden.

Kulturaustausch: Warum ist das so?

Michel: Es gibt zwei Faktoren: Erstens erleben wir im Westen gerade eine Art sexueller Identitätskrise. Für Männer heißt dies beispielsweise: Zweifel an der eigenen Männlichkeit, erhöhten Wettkampf und Existenzängste. Also begeben sich viele auf die Suche nach Frauen in östlichen und südlichen Ländern. Hierbei handelt es sich übrigens um ein ziemlich neues Problem. Der zweite Grund ist die Globalisierung der Menschenströme. Der Tourismus und die Sexindustrie sind zwei Wirtschaftszweige, die stark von der Globalisierung profitieren. Beispielsweise kann es passieren, dass ein durchschnittlicher Tourist zum Pauschalurlaub nach Antalya reist und sich in einem von der russischen und türkischen Mafia geführten Hotel mit 200 russischen Mädchen wiederfindet. So ein Überangebot kann durchaus eine Versuchung darstellen.

Kulturaustausch: Sie sprechen von unterschiedlichen Typen des Sextouristen. Gibt es auch Sextouristinnen?

Michel: Zunächst darf man nicht vergessen, dass es weltweit zu mehr als 95 Prozent immer noch Männer sind, die Frauen und Kinder missbrauchen. Darüber hinaus stimmt es aber tatsächlich, dass man einen starken Trend zu einem weiblichen Sextourismus beobachten kann, der sich allerdings auf spezifische Regionen konzentriert, zum Beispiel den Senegal, Kenia, Ägypten und Marokko. Auch sind vor allem Haiti und Kuba bei älteren Europäerinnen beliebt, die sich dort bevorzugt junge Schwarze suchen und damit Klischees folgen, die mit unserem kolonialen und kulturellen Erbe zusammenhängen.

Kulturaustausch: Wie erklären Sie sich diesen Trend?

Michel: Die westlichen Frauen durchleben gerade eine ähnliche Krise wie die Männer. Einerseits wird es immer schwieriger, einen Partner zu finden in einer Gesellschaft, in der nur die Arbeit zählt. Demgegenüber wird andererseits auch das Familienleben komplizierter. Hinzu kommt die alltägliche Unterdrückung durch den Ehemann oder den Chef. Die Ferien bieten dann oft die einzige Möglichkeit, sich fallen zu lassen und vor allem etwas Macht wiederzuerlangen.

Kulturaustausch: Es geht um Macht?

Michel: Die Suche nach dem Exotischen mit all seinen Klischees und die Beziehung zwischen der Touristin und ihrem Liebhaber sind sehr eng mit Macht und Geld verknüpft. Wirtschaftliche und soziale Unterschiede machen Missbrauch und Ausbeutung erst möglich. Ich nenne das Rekolonisation: In gewisser Hinsicht rächt sich Europa, das mit seinem Niedergang kämpft und seine Zukunft infrage stellt, für den Verlust ehemaliger Kolonien. Französische Sextouristen fahren nach Vietnam, holländische nach Bali. Körper sind leichter zu bekommen als Territorien.

Kulturaustausch: Kann man eine Karte des Sextourismus zeichnen?

Michel: Eine solche Karte wäre eng an die Fantasievorstellungen der Kunden, entsprechend der bekannten Klischees gebunden. Alle Frauen – seien sie aus dem Maghreb, aus Asien oder Lateinamerika – tragen bestimmte Klischees, anhand derer sie auf dem Weltmarkt gehandelt werden. Jedoch sind dies nur generelle Tendenzen. Einerseits suchen weiße Touristen auf Kuba oder in Brasilien nach ihrem Bild der lateinamerikanischen Frau, andererseits arbeiten russische Prostituierte in thailändischen Bordellen für chinesische Kundschaft. Die Situation ist heute sehr kompliziert.

Kulturaustausch: Warum suchen wir nach der Erfüllung von Stereotypen dieser Art?

Michel: Das hängt stark mit dem Verlust von Anhaltspunkten zusammen. Europäische Männer wissen, dass es für sie in Thailand sehr viel leichter als hier ist, eine ergebene und brave Frau zu finden, die nicht zu viele Fragen stellt oder ihre Unabhängigkeit sucht. So sind ihre Vorstellungen. Ein anderes Beispiel sind japanische Frauen, die von ihren Männern vernachlässigt werden und nach Bali reisen, weil die Männer dort zärtlich sind und Zeit für sie haben. Als einfache Regel: Man sucht, was man nicht hat oder nicht mehr finden kann.

Kulturaustausch: Woher wissen die Japanerinnen, dass die balinesischen Männer zärtlich sind?

Michel: Die Menschen verhalten sich entsprechend ihrer kulturellen Vorurteile. Das trifft übrigens auch auf koloniale Klischees zu, die eng mit unserer Kaufkraft zusammenhängen. So habe ich beispielsweise in Kambodscha – einem sehr armen Land – schon Urlauber getroffen, die ganz ehrlich davon überzeugt waren, mit ihrem Sextourismus Entwicklungshilfe zu leisten. Daneben bereitet mir die fundamental rassistische Natur des Sextourismus große Sorgen. Wie kann jemand eine junge Thailänderin in einem Bordell in Bangkok nach einer Nummer auswählen? Weil sie für ihn kein menschliches Wesen mehr darstellt. Sie ist auf einen niederen Status reduziert.

Kulturaustausch: Gibt es organisierten Sextourismus?

Michel: In der Tat gibt es Reiseagenturen, die sich auf dieses Gebiet spezialisiert haben, auch wenn sie heute aufgrund strikterer Gesetze vorsichtiger sind. Beispielsweise gab es einen kleinen deutschen Veranstalter, der unter dem Deckmantel der Kultur eine Reise nach Angkor in Kambodscha anbot. Tatsächlich aber befand sich innerhalb der historischen Anlagen ein Bordell. Was meiner Meinung nach heute ein größeres Problem darstellt, ist der zunehmende Massensextourismus. Menschen werden nur aufgrund des großen Angebots zu Sextouristen. Ein Beispiel: Stellen Sie sich einen klassischen Freier in Australien vor. Anstelle zu einer australischen Prostituierten zu gehen, fliegt er nach Bali oder auf die Philippinen, wo er trotz der Flugkosten nur ein Drittel des Preises zahlt. Dieses Problem hängt eng mit dem Nord-Süd-Konflikt zusammen.

Kulturaustausch: Könnten Sie das bitte erläutern?

Michel: Vergessen Sie nicht, dass es einen großen Unterschied zwischen der reglementierten Prostitution in – typischerweise nördlichen – Industriestaaten und dem Sextourismus in südlichen Entwicklungsländern gibt. Luxusprostituierte im Norden setzen ihren Körper ein, um Geld zu verdienen, er bedeutet Kapital. Bei Prostituierten im Süden und Osten wird der Körper in ihrer Not zur Handelsware reduziert. Daneben gibt es heute aber ein anderes Problem, das ich auch als Heimat-Sextourismus bezeichne. Nehmen wir beispielsweise nigerianische Mädchen, die über Italien, die Schweiz oder Deutschland in das Elsass gebracht werden und sich in einem völlig ländlichen Umfeld wiederfinden, zum Beispiel einem Weingut. Obwohl wir bei uns zumeist von organisiertem Menschenhandel sprechen, geht es eigentlich um klassische Sextourismusstrukturen. Es werden Personen missbraucht, die verletzlich sind und keine angemessenen Mittel zur Verteidigung haben. Ob sie sich in Phnom Penh oder im Elsass befinden, das Problem bleibt dasselbe. Von den 40.000 Prostituierten, die derzeit in Deutschland tätig sind, kommen 70 Prozent aus dem Ausland.

Kulturaustausch: Wie wird sich der Sextourismus in Zukunft entwickeln?

Michel: Die Ursache für das Problem des Sextourismus liegt in der sozialen Ungleichheit. Eine kambodschanische Kellnerin, die ich vor drei Monaten traf, arbeitet 14 Stunden am Tag und verdient damit 15 Euro im Monat. Ihre Freundinnen, die sich an die westlichen Touristen verkaufen, verdienen mehr als das innerhalb von zwei Stunden. Wenn in einer Gesellschaft solche sozialen Unterschiede herrschen, kann man Menschen nicht kritisieren, die einfach einen Weg suchen, um zu überleben. Hinzu kommt, dass wir heute einen starken Trend zur Liberalisierung erleben: Alles soll erlaubt sein, Kritik an vermeintlicher Selbstbestimmung wird ungern gesehen. Solange modern sein auch zwingend bedeutet, liberal sein zu müssen, habe ich wenig Hoffnung, dass sich die Situation ändern wird.

Kulturaustausch: Was also kann man tun?

Michel: Zunächst denke ich, sollten wir uns vor einer Rückkehr zu einer Moraldebatte hüten. Keine Form der Sexualität ist an sich zu kritisieren. Worauf es ankommt, sind der Respekt und die Achtung. Daher brauchen wir eine Reise- und Sexerziehung, um Missbrauch vorzubeugen und Rassismus zu bekämpfen. Um aber mit einer positiven Bemerkung zu schließen: ich glaube, wenn es etwas gibt, das die derzeitige Entwicklung ändern könnte, ist das die Mischehe. Vielleicht wird es noch 50 Jahre dauern, aber bereits heute kann man sehen, dass sich Kulturen zunehmend vermischen. So könnten wir auch jene Fantasievorstellungen überwinden, die so viele Probleme bereiten.

Das Interview führten Niels Haase und Nikola Richter


© KULTURAUSTAUSCH 2/2007

Canim
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Beitrag von Canim » 13.02.2009, 13:46

Na ja, mit manchem mag er ja recht haben, aber manches finde ich auch weit hergeholt.

Wenn ich Sex im Urlaub habe, denke ich wohl kaum in erster Linie an Rekolonialisierung und Macht. Da ist ein Mann, der mir gefällt und ich ihm vielleicht auch und die Chemie stimmt. That's all.

Ich will weder herrschen noch unterdrücken, ich will meinen Spaß. Und ich würde mir keinen Mann nach einer Nr. aussuchen, wie das nach dem Beispiel die Herren angeblich in Thailand machen.

Und ob Sextourismus sich durch Mischehen eindämmen läßt, wage ich auch mal zu bezweifeln.

Gruß
Canim
Gemeinsam sind wir stark!

hulla
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Beitrag von hulla » 13.02.2009, 13:56

.... durch mischehen verschwindet? sextourismus?

naja, dann danke für das ganz große weltweite

"ringelpietz" mit anfassen :twisted:

bin ich froh, daß ich das dann nicht mehr erleben muß,

diesen gequirlten einheitsbrei

kommt mir so ganz im stillen wieder in den kopf:

happy multi kulti alles wird gut und gaaaanz friedlich :P

Nefertari1998
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Beitrag von Nefertari1998 » 14.02.2009, 12:04

Bis auf den Bezug zum Kolonialismus und der Machtausübung (was es ja durchaus mal geben mag...) fand ich die Gedanken im Interview durchaus
nacchdenkenswert.

Herzlich
Nefer

Amaretta
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Registriert: 29.03.2008, 11:14

Beitrag von Amaretta » 14.02.2009, 17:40

Artikel hat geschrieben:

"Westliche Männer und Frauen suchen Macht"
Wie der Sextourismus zum Massenphänomen. Ein Gespräch mit dem Anthropologen Franck Michel


Kulturaustausch: Beschreiben Sie bitte den typischen Sextouristen.
Kulturaustausch ist gut! wenn es um Sextourismus geht,würde kulturübergreifende Körpervermietung besser passen.Ach,tschuldigung,die Fragesteller sind ja von Kulturaustausch.
Artikel hat geschrieben:Franck Michel: Den gibt es nicht. Neben dem bekannten Klischee des älteren, etwas perversen Mannes aus dem Westen, findet man heute auch junge Leute aus den Vororten der großen europäischen Städte. Der Sextourist verschmilzt mit der Masse der Touristen und ist kaum noch von den anderen zu unterscheiden.
Gibt's 'ne Statistik oder Studie darüber,das die Sexreisenden speziell aus den Vororten kommen? Meint Herr Michel,Bewohner der Stadtzentren seien kultivierter,gebildeter und treiben es nicht auf Reisen?Und Dorfbewohner reisen nicht? Sextourist muß also Vorstadtproll sein?
Artikel hat geschrieben:Kulturaustausch: Warum ist das so?

Michel: Es gibt zwei Faktoren: Erstens erleben wir im Westen gerade eine Art sexueller Identitätskrise. Für Männer heißt dies beispielsweise: Zweifel an der eigenen Männlichkeit, erhöhten Wettkampf und Existenzängste. Also begeben sich viele auf die Suche nach Frauen in östlichen und südlichen Ländern.

Wo das Leben noch einfach und schön erscheint Frauen noch Frauen sind?
Artikel hat geschrieben:Hierbei handelt es sich übrigens um ein ziemlich neues Problem.
So knappe vierzig Jahre alt?
Artikel hat geschrieben:Der zweite Grund ist die Globalisierung der Menschenströme. Der Tourismus und die Sexindustrie sind zwei Wirtschaftszweige, die stark von der Globalisierung profitieren. Beispielsweise kann es passieren, dass ein durchschnittlicher Tourist zum Pauschalurlaub nach Antalya reist und sich in einem von der russischen und türkischen Mafia geführten Hotel mit 200 russischen Mädchen wiederfindet. So ein Überangebot kann durchaus eine Versuchung darstellen.
Öhm...ein Hotel mit 200 russischen Mädchen in Antalya?Wurden da nur russische Mädchen in allen Arbeitsbereichen des Hotelbetriebes eingestellt?
Oder werden die im Hotelkeller gehalten und dann nachts in die Zimmer geschickt?Wo kann ich was darüber lesen?(Quelle?)
Artikel hat geschrieben:Kulturaustausch: Sie sprechen von unterschiedlichen Typen des Sextouristen. Gibt es auch Sextouristinnen?

Michel: Zunächst darf man nicht vergessen, dass es weltweit zu mehr als 95 Prozent immer noch Männer sind, die Frauen und Kinder missbrauchen.
Was für eine Zahl! Da hätte ich ja gern eine ernstzunehmende Quelle genannt bekommen. Es sind also 95%Männer,die Frauen und Kinder mißbrauchen.Wie genau ist denn dieser "Mißbrauch" definiert? Sexuelle Kontakte von Erwachsenen zu Kindern sind auf jeden Fall immer Mißbrauch, darüber zu diskutieren ist also überflüssig. Was ist jedoch mit den Frauen? auf welche Frauen bezieht sich das? Solch eine Horrorzahl kann ja nur zustandekommen,wenn sämtliche sexuellen Kontakte zwischen Männern und Frauen als Mißbrauch bezeichnet würden.Beschränkt man die Bezeichnung Mißbrauch nun auf das Geschäft zwischen Freier und Prostituierter,so muß man sich fragen,wieso ein Geschäft ein Mißbrauch sein soll? Das wäre dann der Fall,wenn es sich um Zwangsprostitution handeln würde.Das ist aber nicht immer der Fall,siehe Beispiel der kambodschanischen Kellnerin weiter unten,bei der es sich nicht um einen Einzelfall handeln dürfte...
Mit der Nennung der Zahl "95%" und "Männer" wird dem Mann die Rolle des Bösen,des Täters zugewiesen. Und das bezieht sich nicht nur auf den Freier, sondern- ich spekuliere- auch auf das kriminelle Umfeld,das die Frauen zum Mißbrauch zur Verfügung stellt,also Zuhälter,Menschenhändler,denn die liefern die "Ware" und mißbrauchen die Opfer damit auch.
Folgende Fakten sollten darum mal ins Blickfeld gerückt werden:

"UNO-BERICHT
Frauen mischen im Menschenhandel mit

Von Merle Schmalenbach
Ein aktueller Uno-Bericht zeigt: Menschenhandel ist nach wie vor ein weit verbreitetes Phänomen. Immer häufiger sind Frauen dabei nicht nur Opfer. In einigen Staaten stellen sie die Mehrheit der Täter.

Berlin - "Ein Verbrechen, das uns alle beschämt", steht in großen Lettern auf dem aktuellen Uno-Bericht zum Menschenhandel. Dessen Inhalt überrascht vor allem in einem Punkt: Häufig sind Frauen die Täterinnen. Sie führen die Statistiken in 30 Prozent der untersuchten Länder an. In Osteuropa und Zentralasien stellen sie sogar über 60 Prozent der verurteilten Täter und Täterinnen.

"In diesen Gebieten ist es die Norm, dass es Frauen sind, die mit Frauen handeln", sagt Antonio Maria Costa, Exekutivdirektor des Uno-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC). In Europa seien Frauen in kaum einem anderen Zweig der Kriminalität dermaßen aktiv. Selbst ehemalige Opfer würden zu Täterinnen, so der Bericht. "Es ist schockierend", sagt Costa gegenüber der Presse.
...
hier weiterlesen: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 64,00.html
Artikel hat geschrieben:Darüber hinaus stimmt es aber tatsächlich, dass man einen starken Trend zu einem weiblichen Sextourismus beobachten kann, der sich allerdings auf spezifische Regionen konzentriert, zum Beispiel den Senegal, Kenia, Ägypten und Marokko. Auch sind vor allem Haiti und Kuba bei älteren Europäerinnen beliebt, die sich dort bevorzugt junge Schwarze suchen und damit Klischees folgen, die mit unserem kolonialen und kulturellen Erbe zusammenhängen.
Koloniales und kulturelles Erbe? oder auch hier schlicht :wo das Leben noch einfach und schön erscheint und Männer noch Männer sind?
Artikel hat geschrieben:Kulturaustausch: Wie erklären Sie sich diesen Trend?

Michel: Die westlichen Frauen durchleben gerade eine ähnliche Krise wie die Männer. Einerseits wird es immer schwieriger, einen Partner zu finden in einer Gesellschaft, in der nur die Arbeit zählt. Demgegenüber wird andererseits auch das Familienleben komplizierter.
Nur die Arbeit zählt?Da wären noch Jugend,Schönheit,also ganz allgemein äußerliche Attraktivität...bzw. deren Verfall und damit schwindende Aussichten...
Artikel hat geschrieben: Hinzu kommt die alltägliche Unterdrückung durch den Ehemann oder den Chef. Die Ferien bieten dann oft die einzige Möglichkeit, sich fallen zu lassen und vor allem etwas Macht wiederzuerlangen.
Ja,genau,die Frauen werden alle zu Hause vom Mann und in der Firma vom Chef "unterdrückt".Es dürfte wohl eher der allgemeine Druck des Alltagslebens sein,der als Druck bezeichnet werden darf,und nicht schon wieder eine fragwürdige Unterdrückung durch natürlich ausschließlich männliche Personen.
Und dann fahren die armen Unterdrückten in den Urlaub,um ihre Unterdrückung ein bischen zu kompensieren,indem sie ihrerseits die hilflos ihren ausgelieferten Einheimischen mittels der Macht ihres gefüllten Portemonnaies zu unterdrücken und zu schurigeln.
Die Männer zu Haus haben damit natürlich die Schuld,das die losgelassenen Touristinnen in ihrer Qual die eingeborenen ihre Macht kosten lassen müssen.
Haben gar keine andere Wahl,die armen unterdrückten westlichen Frauen...
Artikel hat geschrieben:Kulturaustausch: Es geht um Macht?

Michel: Die Suche nach dem Exotischen mit all seinen Klischees und die Beziehung zwischen der Touristin und ihrem Liebhaber sind sehr eng mit Macht und Geld verknüpft. Wirtschaftliche und soziale Unterschiede machen Missbrauch und Ausbeutung erst möglich. Ich nenne das Rekolonisation: In gewisser Hinsicht rächt sich Europa, das mit seinem Niedergang kämpft und seine Zukunft infrage stellt, für den Verlust ehemaliger Kolonien. Französische Sextouristen fahren nach Vietnam, holländische nach Bali. Körper sind leichter zu bekommen als Territorien.
Jeder einzelne Tourist ein Rächer Europas!Die Holländer beispielsweise besetzten Bali von 1846 bis 1942.
(Am 17. August 1945 erfolgte die Proklamation Indonesiens. Seitdem ist Bali ein Teil des Landes.)1942...das ist 67 Jahre her,der heutigen Generation dürfte irgendein einstiger Kolonieverlust ziemlich wurscht sein.ich glaube kaum,das irgendjemand da noch einen Bezug zu hat.
Artikel hat geschrieben:Kulturaustausch: Warum suchen wir nach der Erfüllung von Stereotypen dieser Art?

Michel: Das hängt stark mit dem Verlust von Anhaltspunkten zusammen. Europäische Männer wissen, dass es für sie in Thailand sehr viel leichter als hier ist, eine ergebene und brave Frau zu finden, die nicht zu viele Fragen stellt oder ihre Unabhängigkeit sucht. So sind ihre Vorstellungen. Ein anderes Beispiel sind japanische Frauen, die von ihren Männern vernachlässigt werden und nach Bali reisen, weil die Männer dort zärtlich sind und Zeit für sie haben. Als einfache Regel: Man sucht, was man nicht hat oder nicht mehr finden kann.
Man sucht,was man nicht mehr hat oder nicht mehr finden kann...
Ich glaube nicht, das es ausschließlich Männer sind,die eine ergebene,brave,keine Fragen stellende Frau suchen,obwohl es die sicher auch gibt.Ich glaube,das auch welche darunter sind, die es einfach gründlich satt haben, mit hiesigen Frauen Beziehungen zu führen, in denen jeder Gefallen,jede ausgeführte Tätigkeit aufgerechnet wird, Ansprüche gestellt und gleichzeitig aber nicht direkt ausgesprochen werden.
Artikel hat geschrieben:Kulturaustausch: Woher wissen die Japanerinnen, dass die balinesischen Männer zärtlich sind?

Michel: Die Menschen verhalten sich entsprechend ihrer kulturellen Vorurteile. Das trifft übrigens auch auf koloniale Klischees zu, die eng mit unserer Kaufkraft zusammenhängen. So habe ich beispielsweise in Kambodscha – einem sehr armen Land – schon Urlauber getroffen, die ganz ehrlich davon überzeugt waren, mit ihrem Sextourismus Entwicklungshilfe zu leisten.
Wenn sie Entwicklungshilfe würden leisten wollen,könnten sie ja Geben ohne zu nehmen.Oder etwas spenden. Solang jedoch eine Gegenleistung in Form von Sex in Anspruch genommen wird,sollten sie ehrlich sein und sich nicht das Mäntelchen Nächstenliebe/Entwicklungshilfe veredelnd umlegen.Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen, die die In-Anspruchnahme sexueller Dienstleistungen als Entwicklungshilfe verhübschen.
Artikel hat geschrieben: Daneben bereitet mir die fundamental rassistische Natur des Sextourismus große Sorgen. Wie kann jemand eine junge Thailänderin in einem Bordell in Bangkok nach einer Nummer auswählen? Weil sie für ihn kein menschliches Wesen mehr darstellt. Sie ist auf einen niederen Status reduziert.
Es geht um Triebbefriedigung.Das diese Form der Triebbefriedigung einen traurigen, zwischenmenschliche Wärme ausklammernden Charakter hat, steht außer Zweifel. Aber rassistisch?Die "Reduzierung auf einen niederen Status" dürfte doch eher aus der Tatsache herzuleiten,das sie "nur" eine Hure,also käufliche Ware bzw. mietbares Objekt und durch den ausgeübten Beruf im gesellschaftlichen Ansehen unten angesiedelt ist.Dabei ist es doch kaum von Belang,ob sie aus Thailand,Cuba oder Schweden ist.
Artikel hat geschrieben:Kulturaustausch: Gibt es organisierten Sextourismus?

Michel: In der Tat gibt es Reiseagenturen, die sich auf dieses Gebiet spezialisiert haben, auch wenn sie heute aufgrund strikterer Gesetze vorsichtiger sind. Beispielsweise gab es einen kleinen deutschen Veranstalter, der unter dem Deckmantel der Kultur eine Reise nach Angkor in Kambodscha anbot. Tatsächlich aber befand sich innerhalb der historischen Anlagen ein Bordell. Was meiner Meinung nach heute ein größeres Problem darstellt, ist der zunehmende Massensextourismus. Menschen werden nur aufgrund des großen Angebots zu Sextouristen. Ein Beispiel: Stellen Sie sich einen klassischen Freier in Australien vor. Anstelle zu einer australischen Prostituierten zu gehen, fliegt er nach Bali oder auf die Philippinen, wo er trotz der Flugkosten nur ein Drittel des Preises zahlt. Dieses Problem hängt eng mit dem Nord-Süd-Konflikt zusammen.
Geiz ist g.e.i.l.
Artikel hat geschrieben:Kulturaustausch: Wie wird sich der Sextourismus in Zukunft entwickeln?

Michel: Die Ursache für das Problem des Sextourismus liegt in der sozialen Ungleichheit. Eine kambodschanische Kellnerin, die ich vor drei Monaten traf, arbeitet 14 Stunden am Tag und verdient damit 15 Euro im Monat. Ihre Freundinnen, die sich an die westlichen Touristen verkaufen, verdienen mehr als das innerhalb von zwei Stunden. Wenn in einer Gesellschaft solche sozialen Unterschiede herrschen, kann man Menschen nicht kritisieren, die einfach einen Weg suchen, um zu überleben. Hinzu kommt, dass wir heute einen starken Trend zur Liberalisierung erleben: Alles soll erlaubt sein, Kritik an vermeintlicher Selbstbestimmung wird ungern gesehen. Solange modern sein auch zwingend bedeutet, liberal sein zu müssen, habe ich wenig Hoffnung, dass sich die Situation ändern wird.
Artikel hat geschrieben:Kulturaustausch: Was also kann man tun?

Michel: Zunächst denke ich, sollten wir uns vor einer Rückkehr zu einer Moraldebatte hüten. Keine Form der Sexualität ist an sich zu kritisieren.
Jo.Alles,was in gegenseitigem Einvernehmen nach Absprache passiert,ist in Ordnung.
Artikel hat geschrieben:Worauf es ankommt, sind der Respekt und die Achtung. Daher brauchen wir eine Reise- und Sexerziehung, um Missbrauch vorzubeugen und Rassismus zu bekämpfen.
Respekt und Achtung- darauf kommt es überall an und bei allen Beteiligten.
Also bei Reisenden und bei Bereisten...
Was wäre denn der Vorschlag? Flächendeckende Kurse zum Zwecke der Reise-und Sexerziehung,bevor der gemeine Tourist den Flieger besteigen darf,als Pflichtprogramm von den Reisebüros?Ohne abgestempelte Kursbesuchsbescheinigung kein Reiseantritt.
Artikel hat geschrieben:Um aber mit einer positiven Bemerkung zu schließen: ich glaube, wenn es etwas gibt, das die derzeitige Entwicklung ändern könnte, ist das die Mischehe. Vielleicht wird es noch 50 Jahre dauern,
Optimist!
Artikel hat geschrieben:aber bereits heute kann man sehen, dass sich Kulturen zunehmend vermischen. So könnten wir auch jene Fantasievorstellungen überwinden, die so viele Probleme bereiten.
Au ja- mehr Mischehen! In Mischehen werden Fantasievorstellungen schnell überwunden, der Mensch landet schön schnell und unsanft auf dem Boden der Tatsachen schwieriger kultureller Unterschiede.Da muß man schon ein biiiischen aufpassen,mit wem man sich so fröhlich mischt...
Und Sex-Touristen reisen ja sowieso und eigentlich der Ehe wegen;-)

Das Interview führten Niels Haase und Nikola Richter


© KULTURAUSTAUSCH 2/2007

brighterstar007

Re: Tourismus und Sextourismus im zeitalter der Globalisierung

Beitrag von brighterstar007 » 19.08.2010, 12:45

Liebe Hulla,

ich musste über Deinen Beitrag lachen.

Es fehlt noch eine Person im Lotossitz, die, mit geschlossenen Augen im Dunst von Räucherstäbchen,
beide Hände (Zeigefinger und Daumen) zu einem " O " geformt, " ohm " chantet.

Liebe Grüße

Alles wird gut.

Brighterstar

Frei
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Registriert: 27.07.2008, 20:58

Re: Tourismus und Sextourismus im zeitalter der Globalisierung

Beitrag von Frei » 20.08.2010, 18:59

Ich verstehe nicht, wie kann man männliche Sextourismus (überalles mit Kindern, in Bordellen) vergleichen, mit Weiben, die (in genannten Ländern) ein Partner finden.

Meiner Meinung nach, ist Sexturismus eine Missbehandlung, wo die Opfer zum Sex gezwungen ist.

Mir scheint nicht, dass Frauen (die in Senegal und so fliegen) Bordelle besuchen und Sex ausüben mit Leuten, die dazu gezwungen werden.

Sexturismus besteht auf eine wahre Industrie; er ist ein Geschäft, wo kleine Kinder bis Frauen (und auch Jungen) zur Arbeit gezwungen werden.

Es sölltet illegal sein, und die Opfer sind diejenige, die "Sex bieten".

Im Fall Frauens, die in bestimmte Länder landen, werden sie am meistens (?) abgezockt, und wenn sie bewusst sind, dass der Mann "zum Kaufen" ist,

dann "kaufen" (heiraten) sie ihn.

Ich habe von Frauen gehört, die Männer aus solchen Ländern heiraten, die ihn (finanziell) komplett unterstützen müssen -

sie wissen, dass sie ihn heiratet haben, um einen Freund zu haben, und nicht alleine zu bleiben.

Aber sie verhalten verantwortlich ihm damit: er wird weder missgehandelt, noch ausgenützt, noch gezwungen.

Ich sehe keinen Grund, Sexturismus mit "Frauen in Senegal" zu vergleichen.

Liebste Grüsse und alles Liebe.

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