Urlaub mit Nostalgie- Faktor

Worauf sollte ich achten?

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Jezabel

Urlaub mit Nostalgie- Faktor

Beitrag von Jezabel » 24.01.2009, 19:27

Ein völlig Unbekannter macht sich im Urlaub an mich heran. (Ja, genau das tut er, auch wenn’s zufällig aussieht. Aber da ist nichts dem Zufall überlassen.) Meist sogar einiges jünger als man selbst. Der gemeine Homunkulus bezziculum.
Es folgt das übliche , hier oft beschriebene Schema F.
Als einfacher Flirt ginge es ja noch an, meinetwegen auch als reine Sexbeziehung.
Aber anstelle es damit gut sein zu lassen, geht das Drama erst richtig los.
Mit der Verständigung fängt’s schon an. Meist studieren die Herren „irgendwas mit Touristik, ich weiss nicht so genau“. Hallo? Warum dann der Dauerkellnerjob? (Bei Kai-Uwe aus Pinneberg würde ich das genauer wissen wollen!) Und darüber hinaus noch viel mehr, Frauen sind wissensdurstige Menschen und bekanntlich kommunikationsfreudig. Hier sind dem natürliche Grenzen gesetzt und man beschränkt sich auf’s Nötigste.
Darauf erfolgt alsbald die grosse Liebeserklärung. Mit der Bitte um Heirat. Öh? Wieder was falsch verstanden? Nächste Frage, die durchaus provokant gemeint ist: wenn die Verständigung schon so schlecht ist, weiss ich denn dann überhaupt, wie mein Zukünftiger mit vollem Namen heisst? Oder seine genaue Adresse? Wer, honi soit qui mal y pense.., nach dem Pass fragt – wenn ich doch geehelicht werden soll, fände ich das legitim.…und selbst da ist nicht sicher, ob’s der echte ist. Und so jemanden soll ich heiraten?
Aber da gibt es ja noch die Trumpfkarte, der gerne als Beweis der „Ernsthaftigkeit“ gewertet wird: Frau wird der Familie vorgestellt. Oft gleich im ersten Urlaub. Wenn DAS mal nichts ist! Und alle dort sind ja so superfreundlich! Kein Wunder, nach der 45. Vorstellung haben die Akteure, wer immer sie auch sind, längst Routine. Auch hier wäre es ein Akt grober Taktlosigkeit, mal näher nach den Lebensumständen zu fragen. Oder wenigstens genauer nach dem who is who . Zumal ja leider wieder die Sprachbarriere hinderlich ist; übersetzt wird nur vage und was gerade opportun erscheint. So sitzt frau gezwungenermassen still dabei, lächelt und versteht nur Bahnhof. (Im Net einfacher zu bewerkstelligen, da sitzen immer genug Darsteller im Café, die gern mal kurz als „Papa“ in die Webcam winken)
Aber auch hier könnte man noch die Notbremse ziehen. Ein paar Tassen Tee und ein freundliches „Merhaba“ oder sonst einer Sprache verpflichten zu nichts ausser einem netten Dank für die Gastfreundschaft. Zur Erinnerung: in jedem Teppichladen wird man ebenfalls mit dem Gesöff zugeschüttet und kauft auch nicht gleich was.
Aber hier scheint der Eindruck doch extrem starke Eindrücke zu hinterlassen. Zumal der Schwarzgelockte einem spätestens ab jetzt permanent an den Hacken klebt (und auch meist schon im Besitz der Handynummer ist.) Somit ist die Dauerbearbeitung gewährleistet. Da ist er den Teppichhökern deutlich überlegen.
Man fragt sich wahrscheinlich, warum das mit der grossen Liebe so fix geht, aber ist ja halt eine andere Mentalität. Und schmeichelhaft ist es schliesslich auch. Sogar kleinere Rügen wie „dein Rock ist zu kurz“ oder „Was glotzt der Typ da Dich dauernd an?“ werden als Beweis der tiefen Zuneigung gewertet. (Kai-Uwe könnte sich bei den gleichen Sprüchen auf was gefasst machen!)
Das Finale, oscarreif: die Verabschiedung. Geheult wird immer. Bei den Herren meist hemmungslos. Manchmal wird Frau sogar noch bis zum Airport gebracht. Der ist selten weit von den Touristenorten entfernt, wird aber als wahnsinniger Liebesbeweis gewertet, wenn da mal ein halber Tag vom Zukünftigen investiert wird. Das muss doch zwingend den Eindruck bei den Habibs erwecken, dass die europäische Frau zwar extrem reich, aber auch extrem anspruchslos ist.
Die weitere Zukunft wird ihm recht geben.
Ein paar Convienance -SMS pro Tag, ein Durchklingeln…prompt ruft Darling zurück und freut sich den Wolf. Ein wenig Smalltalk - wobei das small wörtlich zu nehmen ist- und die Liebste ist zu allem bereit und zufriedengestellt. Also kommt sie auf die „feste“ Liste und die nächste Phase wird eingeleitet.

Nun folgt die „Zeit des grossen Schweigens“. Handy bleibt aus und auch sonst keine Meldung. Je nach „Vorbereitung“ ein paar Tage bis zu ein paar Wochen. Frau dreht derweil am Rad und fragt sich, was um Allahs Willen passiert sein könnte! Alle Möglichkeiten - ausser der Nächstliegenden – werden wieder und wieder durchdacht. Kurz bevor sie resigniert die Idee in Erwägung zieht „war wohl doch nur heisse Luft“, setzt der BS (Bezzi- Sensor) ein. Ein kleines Lebenszeichen, gepaart mit einer abenteuerlichen Ausrede, setzen sämtliche Endorphine wieder voll in Aktion; zeitweise den GMV ausser Gefecht und die Kreditkarte auf Dauerbetrieb.

Anhand der Anzahl der eingegangenen SOS-Rufen konnte Mr. Bezz nämlich derweil exakt bis auf drei Stellen hinterm Komma errechnen, wie weit er nun gehen kann. Ab 15 SMS pro Tag dürfte die Variante „Handy kaputt/geklaut“ problemlos über die Bühne gehen. Bei mehr als 35 ist ein Notebook locker drin. Noch höhere Quoten bringen die kranke Mutter/Oma, - Vater wegen Schulden in den Bau – Job weg (studierte er nicht?) vorzeitig auf den Plan.
Ich frage mich, ob die Handys in diesen Gegenden schon mit eingebauten SMS- Zählern ausgestattet sind. Die pausenlose Rechnerei muss doch anstrengend sein, die Mann viel effizienter verbringen könnte!

Frau vertreibt sich die Wartezeit zwischen den Kurznachrichten mit dem Erlernen von Arabisch, Türkisch oder was auch immer, lernt den Koran auswendig , kennt den Lebensraum ihres Besten dank Google earth plus Baedecker schliesslich besser als er selbst, rennt sich die Hacken nach notwendigen Papieren ab und spart für den nächsten Flug, bzw. nimmt einen Kredit für Opa Mustafas Bypass OP auf.
Für einen Kerl, von dem sie nichts weiss ausser bestenfalls seinen richtigen Vornamen, und der Aussage „i laf ju, du misch wir heirat.“(frei erfundenes Zitat von mir)

Der Rest ist dann hier nachzulesen.
Wofür haben sich die damals verlachten Frauen und als „Emanzen“ verhöhnt, eigentlich engagiert? Sicher nicht dafür, dass wir nun ALLES für die(se) Herren der Schöpfung machen und noch schlimmer, uns deren Frechheiten auch noch bieten lassen!
Frau Schwarzer, lesen Sie hier eigentlich gelegentlich mit?

barbara
Beiträge: 1131
Registriert: 29.03.2008, 21:43

Beitrag von barbara » 24.01.2009, 19:38

Hi jezabel,

was wenn Frau Schwarzer gelegentlich mitliest?
Soll sie den Damen auf die Finger kloppen?
Nach dem Motto, wofür hab ich mir vor Jahren den Popo aufgerissen?

Barbara

Tippi
Beiträge: 127
Registriert: 29.03.2008, 10:18

Beitrag von Tippi » 24.01.2009, 21:12

super, klasse formuliert, bingo..jezabel :D :) :) :)

LG Tippi

aminta
Beiträge: 45
Registriert: 17.08.2008, 21:48

Beitrag von aminta » 24.01.2009, 21:53

SUPER :lol: :lol: :lol:
Ich bin hier alleine und ich lache wie eine doofe!!!

Schade dass die lustige Komödie oft in Drama oder Tragödie endet :(

ciao
aminta

Renate
Beiträge: 1888
Registriert: 12.03.2008, 16:43

Beitrag von Renate » 24.01.2009, 22:27

Hallo Jezabel,

treffend beschrieben.

Und die Wirklichkeit ist dann ein Drama erster Güte.



Aber dieser Spruch hier:
(Kai-Uwe könnte sich bei den gleichen Sprüchen auf was gefasst machen!)
trifft es ebenso und lies mich schmunzeln. :wink:



Gruß Renate
Zuletzt geändert von Renate am 25.01.2009, 13:58, insgesamt 1-mal geändert.
Nein - ich gebe niemals auf, auch wenn es noch härter kommt!

Jezabel

Beitrag von Jezabel » 25.01.2009, 11:32

Danke Ihr Lieben für das nette feedback.
Und wenn es noch ein kleines Schmunzeln hervorruft, umso besser!

Barbara:
"was wenn Frau Schwarzer gelegentlich mitliest?
Soll sie den Damen auf die Finger kloppen?
Nach dem Motto, wofür hab ich mir vor Jahren den Popo aufgerissen?"

Kloppen muss Frau Schwarzer schon lange nicht mehr. Aber die Frage mit dem Popoaufreissen würde sie sich sicher stellen. :)


Schönen Sonntag noch!

leah_neu
Beiträge: 540
Registriert: 29.03.2008, 12:50

Beitrag von leah_neu » 25.01.2009, 12:02

klasse text :!: ich danke dir. wenn das wirklich so abläuft, dann jagt mir das eher einen kalten schauer über den rücken als ein schmunzeln übers gesicht. das ist so traurig...

ich werde nie verstehen, wie dieselben herren freitags in die moschee rennen und sich vor Gott niederwerfen können. :cry:

Jezabel

Beitrag von Jezabel » 25.01.2009, 12:31

Leah, ich fürchte, es läuft wirklich oft, zu oft, so ab. Leider.
Aber alles, was ich bisher hier gelesen habe, hab' ich in der Story verwendet..
Man sagt mir zwar eine rege Phantasie nach, aber dies überstieg im Anfang meiner CIB- Karriere selbst meine Vorstellung.

Shalimar
Beiträge: 257
Registriert: 12.06.2008, 20:28

Beitrag von Shalimar » 26.01.2009, 14:40

Jezabel, du solltest ein Drehbuch darüber schreiben! Spitze!
Ich stell mich auch als Akteurin für den Antibezzifilm zur Verfügung.:-)))

Lg Shali
Ich weiß, daß es in jeder Kultur auch gute Menschen gibt. Ich bin nur gegen Beznesser und integrationsunwillige Kalifatsanhänger.
Deshalb Wieder/Einführung von:
Sparschweinen in Banken
Kruzifixen in Schulen
Döner mit Schweinefleisch im Bierteig

tamara
Beiträge: 190
Registriert: 30.03.2008, 20:14

Beitrag von tamara » 26.01.2009, 16:02

Hallo Jezabel,

ja auch mich ließ es schmunzeln, :) wenn nur nicht der fade Beigeschmack wäre. :roll: :wink:

Kai-Uwe, der ist Deutscher und lebt hier in Deutschland, Kai-Uwe umgibt auch nicht dieser Schleier des Unbekannten Wesen. Was Kai-Uwe sagt, verstehen wir in unserer Sprache und im Sinn der Sprache.

Wenn Mohamad, Ali, Said usw. etwas sagen, bekommt es eine andere Bedeutung, denn durch das Nichtverstehen auch im Sinn, interpretieren wir unsere Wunschvorstellung mit hinein.

Ich habe auch mitten drin gesessen und kein Wort verstanden, aber die Gestiken und die Fürsorge die mir entgegengebracht wurde, habe ich mich nicht schlecht gefühlt. Nein im Gegenteil, sehr angenommen. Ja und ich fühlte mich regelrecht behütet.

Es war ein ehrliches Gefühl und niemals zu dieser Zeit, wäre mir in den Sinn gekommen, was sie wirklich denken und über mich halten.

LG Tamara
Gemeinsam sind wir stark!

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