Weil mir bei meinen Urlauben in Ägypten und Tunesien das Verhalten bzw. dauerhafte Flirten, vieler Einheimischen aufgefallen ist habe ich mich schon vor einiger Zeit im Internet erkundigt und bin dann auf diese Seite gestossen. Mit Interesse und Entsetzen habe ich die wahren Geschichten gelesen.
Nun, ca. zwei Jahre später, bin ich selbst in einer Situation von der ich nicht sicher bin ob alles ernst gemeint ist. Ich habe grundsätzlich ein gutes Gefühl uns Vertraue ihm. Aber mir ist bewusst, das ich die Beziehung schon längst nicht mehr objektiv beurteilen kann und vielleicht ist mir eure Erfahrung ja eine Hilfe. Ich weiss, dass mein Eintrag hier nicht gerade mein Vertrauen in ihn widerspiegelt, aber weil ich mich schon früher über Bezness informiert habe kann ich den Gedanken, dass ich vielleicht etwas übersehe, einfach nicht ignorieren…
Ich bin Anfang zwanzig und wohne im Moment in Südfrankreich, wo ich während eines Semesters studiere. Hier habe ich auch ihn, einen zwei Jahre älteren Tunesier (aus Tunis) kennengelernt. Er lebt seit drei Jahren in Frankreich und arbeitet als Elektriker in der eigenen kleinen Firma. Soweit so gut. Was bei mir die Alarmglocken hat klingeln lassen ist, dass er zuvor auf Djerba in einem Hotel als Animateur gearbeitet hat. Ich hatte sofort alle möglichen Vorurteile im Kopf und ihn auch direkt darauf angesprochen. Mir ist klar, dass er nicht sagen wird "Ja, ich betreibe seit Jahren Bezness und du bist Freundin Nummer 137", aber ich musste es einfach loswerden. Er antwortete, dass viele andere Animateure laufend Frauen aufreissen, aber er sei natürlich nicht so. Von Geld, Geschenken etc. wollte er aber nichts wissen. Viele Frauen kämen ja auch nur wegen dem Sex nach Djerba. Ich habe mich aller anfänglichen Bedenken zum Trotz auf ihn eingelassen und so dauerte es auch nur eine Woche bis er sagte, er habe sich in mich verliebt. Auf meine Frage, wie das denn so schnell gehen konnte meint er, es sei halt ein "coup de foudre" - Liebe auf den ersten Blick. Das Tempo kam mir ein wenig seltsam vor, aber so was soll es ja geben…
Wir sind nun bald 3 Monate zusammen und in dieser Zeit haben wir uns so gut wie jeden Tag gesehen, er hat auch fast immer hier übernachtet. Er sagt, er wohnt mit seinem Vater hier, ich war aber noch nie bei ihm zu Hause (was mir auch sehr recht ist…). Ich habe ihn natürlich auch gefragt, wieso er die Arbeit gewechselt hat, da er seinen alten Job doch sehr mochte. Er meinte es gäbe keine Zukunft, man sei nicht mehr gefragt wenn man älter wird und der Lohn sei auch nicht das Wahre.
Er skypt regelmässig in meinem Beisein mit Freunden in Tunesien und macht dies auch in Französisch, da ich ihm gesagt habe es wäre mir lieber wenn ich verstehe was er bespricht. So hatte er gerade erst ein Gespräch mit einem anderen Animateur der von seinen vielen Freundinnen in ganz Europa berichtet hat und von einer Deutschen, die zwar schon über 60 sei, aber nach der er "ganz verrückt" ist. Sie sollte nächste Woche ins Hotel kommen (falls sich hier jemand angesprochen fühlt: bitte sei vorsichtig mit dem Kerl!). Mein Freund meinte natürlich er kann das gar nicht verstehen, wollte mich aber zuerst davon überzeugen dass es sich wirklich um Liebe handelt bis er dann eingestand dass da wahrscheinlich schon auch Geld in Spiel sei; er wisse es aber nicht so genau. Ich habe ihn gefragt woher ich denn wissen soll ob er nicht auch irgendwo verheiratet ist und er meinte, dann würde er ja wohl nicht jeden Tag (meist auch am Wochenende) arbeiten sondern das Geld nehmen und das Leben geniessen. Auf solche Fragen reagiert er nicht wütend, eher traurig oder enttäuscht. Manchmal lacht er auch und fragt, woher ich immer solche Ideen habe. Wie würde ein Bezzie reagieren?
Er ist sehr fürsorglich und aufmerksam, hilft mit (Kochen, Abwasch, was so anfällt; scheint eine bessere Hausfrau zu sein als ich es bin...) und versucht sich trotz Sprachbarrieren mit meinen Mitbewohnerinnen zu unterhalten. Er sagt er sei nicht religiös. Seine Familie scheint relativ liberal zu sein. Geld war nie ein Thema und er hat auch nicht annähernd angedeutet, dass er mit mir in die Schweiz möchte. Im Gegenteil, er möchte in Frankreich bleiben. Hier hat er sein Leben und seine Firma. Kein Habibi, keine übertriebenen Liebesschwüre oder schmalzige SMS. Natürlich sprechen wir aber viel über die Zukunft, vor allem auch weil ich in einem Monat zurück in die Schweiz gehen werde. Unterhalten können wir uns gut in Französisch. Eigentlich ist es wirklich nicht anders als in einer "normalen" Beziehung, also mit einem Schweizer. Wenn nur meine Vorurteile gegenüber Animateuren nicht wären… und dann sind seine Freunde in Tunesien genau von dieser Sorte und machen kein Geheimnis daraus. Ich bin glücklich mit ihm und fühle mich wohl, trotzdem habe ich Bedenken, dass ich die ganze Sache zu naiv sehe. Was meint ihr?
Sorry, das ist jetzt ziemlich lang geworden... Ich weiss, dass ich hier keine Lösung erwarten kann, aber wie schon erwähnt: vielleicht übersehe ich ein Muster, das ihr mit eurer Erfahrung erkennen könnt? Besteht wirklich die Chance, dass er "ein Guter" ist?
Und: kennt sich jemand von euch mit Aufenthaltsbewilligungen in Frankreich aus? Muss er geheiratet haben um dort zu wohnen? Arbeiten scheint ja kein Problem zu sein, von daher ist es schon mal nicht illegal oder als Asylbewerber hier?
Ich freue mich auf eure Meinungen

Viele Grüsse, Timoa