Letztes Jahr war ich in Ägypten. Nicht lange, nur den Sommer über. Wir haben dort die Saison über gearbeitet. Ein wundervolles Hotel. Wir wohnten darin, alles All Inclusive.
Ich hatte zu der Zeit mit mir selbst Probleme. Mein Ex klammerte sich an seine Neue, erzählte mir aber, er würde sie nicht lieben, wäre nur mit ihr zusammen um nicht allein zu sein. Ob ich noch etwas für ihn empfand war mir nicht klar. Erst als er mich kurz vor meiner Abreise nach Hurghada küsste, da wusste ich, dass da nichts mehr ist.
Ich flog befreit hin. Ich war frei, mein Geist war frei. Aber unzufrieden mit mir selbst war ich noch immer. Meine Figur, mein Aussehen, alles nicht das was man optimal nennen würde.
Relativ anfällig war ich dann auch für die Männer dort.
Mir tat es ein junger Kellner an, der meinem anderen Ex fast aufs Haar glich. Wir hatten ein, zwei Verabredungen, er farget mich direkt ob ich ihn heiraten wolle und schleifte mich mit zu seiner "Wohnung" um eine "nice time" zu haben.
Die Wohnung war so etwas wie ein Bordell und alles was er wollte war simpler Sex. - Ich traf ihn nciht mehr wieder.
Stattdessen traf ich einige Wochen später einen jungen Koch. Er buhlte drei Wochen lang um mich. Es war so süß und irgendwann willigte ich dann ein, eine Cola mit ihm trinken zu gehen.
Er bezirzte mich und wickelte mich super schnell um den Finger. Dass aber seine Absichten nicht reiner Natur waren, war mir klar. - Irgendwann. Zu spät, da ich mich verliebt hatte. Aber die entfernung machte ein Zusammensein schlichtweg unmöglich. Der Kontakt brach ab und mir wurde klar, dass er nicht mich wollte, sondern das, was hinter mir stand. - Die deutsche Staatbürgerschaft, Geld usw.
So weit zu der Vorgeschichte.
Was geblieben ist, ist meine Liebe zu Ägypten. Bis heute.
Ich habe kaum Geld, kann mich aufgrund der momentanen beruflichen Situation gerade mal über Wasser halten, daher ist ein Urlaub dort unerreichbar für mich.
Alles was bleibt sind Erinnerungen, meine Fotos und die vielen schönen Dokumentationen im Fernsehen.
Nunja, es ist noch nicht so lange her, da lernte ich im Internet einen jungen Mann kennen. Wohnte hier, kommt eigentlich aus Ägypten.
Wohnte nicht allzu weit weg von mir und sprach ziemlich gutes Englisch. Ich hatte mich nur aus einem relativ witzigen Grund dazu bereit erklärt mich mit ihm zu unterhalten. Normalerweise wimmel ich andere Leute immer ab.
Aber das Gespräch entwickelte sich gut. Sehr sogar und so verabredeten wir uns für den nächsten Abend. Und ich willigte auch nur ein, weil ein paar komische Zufälle mich stutzig (im positiven Sinne) machten.
Am nächsten Abend trafen wir uns und die Sympathie war gleich auf 100%. Bis zum nächsten Morgen um sieben hingen wir beieinander, gingen die Nacht hindurch spazieren. - War super.
Wir trennten uns nur kurz um jeweils wieder heim zu fahren, kurz zu duschen und so.
Bereits am nächsten Tag schlief ich bei ihm. Die Nacht ohne Schlaf hatte mich ziemlich erledigt; ich bin einfach weggepennt.
Er ist ziemlich gastfreundlich, hatte mir daher angeboten einfach bei ihm zu übernachten. Mit seiner Versicherung er würde mich nicht anfassen, nicht bedrängen; gar nichts.
Bei einem Film schlief ich also ein und irgendwann spürte ich nur seine Hand auf meinem Arm. Oh man, ich hatte so viele Schmetterlinge in meinem Bauch. Bei mir hatte es schon längst Klick gemacht.
Auf dem, die Hand auf den Arm legen, wurde ein Knuddeln, ein Kuss und Kuscheln. Wir schliefen nciht miteinander, ich wollte es nicht! Er schon.
Irgendwann, in der Nacht, als wir die Finger voneinander ließen, redete er davon, eine Beziehung führen zu wollen. - Mit mir.
In meinem Kopf rumorte es. Er Moslem, ich Christin, man hatte schon so viel über diese religiösen und kulturellen Spannungspaunkte gehört und gelesen.
Ich steckte die Bedingungen fest, unter welchen ich überhaupt bereit wäre darüber nachzudenken. - Meine fruende treffen, allein raus, Freiheit.
Er willigte ein, sagte, er würde es genauso handahben wollen.
Und nach meinem Nachdenken gab ich uns eine Chance.
Es war super. Auch wenn wir uns nicht wirklich oft sahen. In der Woche einen, vielleicht zwei Abende, nach seiner und nach meiner Arbeit, an den Wochenenden eineinhalb Tage vielleicht.
Er nutzte seine Freiheit auch voll aus. Ging fast jeden Abend aus, war hier, dort, sein Handy klingelte fast ununterbrochen.
Irgendwann sagte er zu mir, wir waren gerade zwei, vielleicht drie Tage ein Paar, dass, wenn ich ihn heiraten wollen würde, ich es einfach nur sagen solle, dann würden wir das machen. Bei mir schrillten sämtliche Alarmglocken.
- Die allerdings schnell wieder verblassten, weil wir nicht mehr drüber sprachen.
Dann kam der Schock, sein Visum lief ab, ein neues wurde abgelehnt und er musste wieder zurück.
Wir hatten nur noch eine begrenzte Zeit und er handhabte es wie vorher auch schon; wir sahen uns ein, zwei Mal die Woche. Übers Internet redeten wir fast jeden Tag miteinander, er beteuerte mir seine Liebe aber die Treffen fehlten mir und die Zeit rannte davon.
Er ging auf Parties, zu Freunden usw. und ich dachte mir "hey... er wird sich verabschieden wollen. Es sind seine Freunde, er kennt sie viel länger als mich."
Aber wo setzt man wann seine Prioritäten, wenn Liebe eine Rolle spielt?
Die Tage die wir zusammen verbrachten waren wirklich wirklich schön. Aber das Thema Hochzeit kam wieder auf. Wir redeten darüber. Er machte einen so reifen Eindruck auf mich. Und nachdem er mich fragte ob ich ihn heiraten wollen würde, sagte ich ja.
Die letzten Tage, die er hier war, waren stressig. Er war viel unterwegs, seine Freunde treffen. Die meisten sind weiblich. Von uns weiß nur einer. - Sein bester Freund. Sonst niemand.
Seine beste Freundin war bei ihm. Zwei Tage. Sie schlief bei ihm, er beteuerte zwar, dass da nie etwas gelaufen sei, oder etwas laufen würde, aber ein echt blöes Gefühl bleibt einfach. Zumal ich gesehen hab, wie es doch bei uns war. Wie schnell da das Eine zum Anderen führte.
Sie fährt nach Weihnachten wieder zu ihm. Wird zwei Wochen lang bei ihm quasi wohnen, damit sie kein Hotel nehmen muss und mir graut es vor DIESER Zeit.
Er sagte mir zwar, dass ich sagen solle, wenn ich ihn sehen wollen würde, Geld würde keine Rolle spielen, er würde den Flug bezahlen, allerdings hat sie das einzig mögliche Datum schon vorweggenommen. Ich habe nur zwischen Weihnachten und Neujahr frei. - Mittlerweile weiß er das auch, ändert aber nichts daran, dass sie kommt.
Und ich fühl mich echt beschi**en dabei. Wir hatten nciht genug Zeit um uns so bedingungslos vertrauen zu können. Wir waren gerade erst dabei uns kennen zu lernen, als er fliegen musste.
Er will wieder zurück. Er möchte nicht mehr in Ägypten leben. Hat heute sein neues Visum beantragt, hat eine offizielle Einladung seiner früheren Arbeitsstelle bekommen und reist als Student und nicht als Besucher ein. Seine Familie ist wohlhabend, ich weiß nicht, wie groß da die Chancen sind, dass er zurück kommen kann.
Dann möchte er umgehend heiraten. Und wenn er sein Visum nciht bekommt, dann evtl in Ägypten heiraten und ich bin drauf und dran das zu machen.
Er ist perfekt! So sensibel, er merkt sofort, wenn mich etwas bedrückt, wir ergänzen uns fabelhaft, denken das Gleiche, haben den selben Humor, mögen die gleichen Dinge, ergänzen uns usw usf.
Er beteuert immer ehrlich zu sein, er hasst die Männer in seinem Land, die solche Beznessdinger durchziehen. Wir haben einmal drüber gesprochen - Meine Vorgeschichte aus Agypten hab ich ihm erzählt.
Aber seinen Eltern hat er auch noch nichts von uns erzählt. Sie wissen nur, dass es nicht mehr in Ägypten leben möchte, nach Deutschland zurück möchte.
Ich weiß aber nicht allzu viel, auch wenn er mir viel über sich erzählt hat. Ich habe seinen Pass gesehen und die Schreiben, die er hier so bekommen hat. Das gibt wenigstens ein bisschen Sicherheit, aber so richtig...
Mich bringen diese Heiratssache und seine vielen weiblichen Freunde und der Besuch seiner besten Freundin ein bisschen zum Nachdenken, zum Zweifeln.
Es tut mir weh, dass er so weit weg ist, ich liebe ihn wirklich! Und ich möchte mir sicher sein können, dass er mich aufrichtig liebt, dass nicht das Ding "nach Deutschland kommen" dahintersteckt.
Wir haben fast täglich Kontakt. SMS, Telefon, Videoübertragungen (er hat mir Geld überwiesen, damit ich mit eine Kamera holen kann, damit wir uns sehen können). Online ist er allerdings NUR abends, spät, kommt online, kurz bevor ich schlafen gehen muss, weil ich sonst am nächsten Tag nicht mehr rauskomme. Er sagt wie sehr er mich liebt. Für den Moment ist es gut, aber die Ungewissheit bleibt.
Bevor er ging hat er mir etliche Dinge von sich da gelassen, meine Wohnung steht voll.
Es tut weh das alles zu sehen.
Ich vermisse ihn so sehr.
Und trotzdem sind da Zweifel.
Ich hab, ehrlich gesagt, voll das schelchte Gewissen das hier reinzuschrieben. Ich liebe ihn wirklich, ich will ihn nicht verlieren. Was ist, wenn er einer der Ehrlichen ist???
Was sagt ihr?!!?!?
Sensibel sind sie alle, wenn es um sie geht. Sonst eher weniger.
