Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Erfahrungsaustausch von Angehörigen, wie Eltern, Kinder und Ehemänner von Betroffenen. Auch Freunde & Bekannte kommen hier zu Wort.

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Eclipse
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Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Eclipse » 01.01.2020, 18:53

Ich weiß nicht recht, wohin damit:

Vor wenigen Jahren brannte die Frau eines Nachbars durch mit so einer Bezness-Gestalt.

Heute habe ich erfahren: Die Frau wollte sich wieder trennen von dem Kerl und zurück zu ihrer Familie und ihrem Mann (= besagter Nachbar). Eine Freundin wollte ihr dabei helfen, die wichtigsten Sachen schnell zusammenzupacken und ungesehen abzuhauen. Dann erschien plötzlich der Typ mit einem Messer, attackierte zunächst die Freundin, verletzte sie und erstach dann die Frau selbst. Sie ist tot! :shock:

Geschehen ist das Verbrechen "irgendwo in NRW" und es liegt schon etwas zurück. Habe es heute erst von einer anderen Nachbarin erzählt bekommen und bin schockiert. Es ist definitiv nicht "ohne", sich von einem Beznesser zu trennen... :shock:

gadi
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von gadi » 01.01.2020, 19:25

Hallo Eclipse,

ich habe dein Thema hierher verschoben.

Es ist sehr traurig und macht betroffen, was der (Ex-) Frau deines Nachbarn geschehen ist.

Deine Beschreibung zeigt uns insb. auch, dass es am besten ist, von vorneherein von jeglichem Kontakt mit einem potentiellen Beznesser abzusehen. Denn was wäre die Alternative gewesen für die arme Frau? Sich nicht zu trennen? Gewiss nicht.
Eine "sicherere Trennung" mit Hilfe von mehreren Personen, vielleicht der Polizei, hätte ihr Leben wahrscheinlich gerettet. Zumindest für die "erste Zeit" bis dieser "Mensch" sich evtl. beruhigt gehabt hätte.

Hatte sie ihn denn "klassisch" im Urlaub kennen gelernt oder "hier"?
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Cimmone
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Cimmone » 01.01.2020, 19:28

Liebe Eclipse,

Das ist wirklich nah! Ich bin zusammen mit Dir erschüttert.

Es tut mir sehr leid, dass dieses Grauen nun in unmittelbare Nähe von Dir gerückt ist.
Es macht sehr betroffen, so eine grausame Geschichte in nächster Nähe, wenn auch aus zweiter Hand, zu erfahren.

Wir alle brauchen sehr viel Kraft und Mut und vieles mehr noch in dieser unsäglichen Zeit.

Vielleicht hilft es ja erstmal, ich drück dich hier mal. Du bist nicht allein.
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Efendi II
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Efendi II » 02.01.2020, 00:44

Eclipse hat geschrieben:
01.01.2020, 18:53
Heute habe ich erfahren: Die Frau wollte sich wieder trennen von dem Kerl und zurück zu ihrer Familie und ihrem Mann (= besagter Nachbar). Eine Freundin wollte ihr dabei helfen, die wichtigsten Sachen schnell zusammenzupacken und ungesehen abzuhauen. Dann erschien plötzlich der Typ mit einem Messer, attackierte zunächst die Freundin, verletzte sie und erstach dann die Frau selbst. Sie ist tot!
Scheidung auf Mohammedanisch.
Das ist doch schon längst kein Einzelfall mehr in Deutschland und ist fast schon normal.

Schließlich gehört der Islam zu Deutschland, deshalb werden wir uns wohl an solche Gepflogenheiten gewöhnen müsssen.
Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.
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Eclipse
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Eclipse » 02.01.2020, 09:18

Danke, Gadi.
gadi hat geschrieben:
01.01.2020, 19:25
Hatte sie ihn denn "klassisch" im Urlaub kennen gelernt oder "hier"?
"Hier". Ich glaube bei irgendsoeinem Musikprojekt, das sie geleitet hat (sie war Musikerin). Es ist wenige Jahre her, genau erinnere ich mich nicht mehr. Der Auszug bzw. ihr Abhauen vollzog sich damals scheinbar "überstürzt und aus heiterem Himmel". An die große Glocke wurde das logo nicht gehängt. Ich habe von dem Skandälchen (mal wieder) nur im Nachhinein von einer anderen Nachbarin erzählt bekommen.

Und jetzt so was. Unfassbar. :shock: Nach meiner Info lief die "Beziehung" wohl irgendwie schief, sie wollte zu ihrer Familie zurück und in seiner Abwesenheit (!!) die Flucht ergreifen. Sie hatte eine Freundin gebeten, ihr beim Zusammenräumen/Abtransport der wichtigsten Habseligkeiten zu helfen. Unerwartet kam der Typ wohl zurück und ging mit dem Messer zuerst auf die Freundin los, woraufhin die Frau sich schützend vor die Helferin warf und von dem Dreckskerl mit einem gezielten Stich erstochen wurde (lernen die nicht schon als Knirpse, wie man Schafe absticht?). :shock:
Cimmone hat geschrieben:
01.01.2020, 19:28
Es macht sehr betroffen, so eine grausame Geschichte in nächster Nähe, wenn auch aus zweiter Hand, zu erfahren.
Erst kürzlich las ich, dass die statistisch höchste Gefahr, eines unnatürlichen Todes zu sterben, für Frauen bei der Trennung von ihrem Partner besteht (höher als bei Autounfällen, Haushaltsunfällen u. dgl.) Wie oft wird mir hier im Forum mulmig, wenn Frauen sich von ihren gewalttätigen Beznessern trennen wollen. Wer schon während der "Beziehung" gewalttätig ist, könnte angesichts der Trennung erst recht durchdrehen.

Aber bislang war diese Sorge eher aus den zahlreichen einschlägigen Zeitungsartikeln abgeleitet. Frauenmorde sind in "südlichen Pseudo-Kulturen" offenbar eine Art Kavaliersdelikt. :twisted:

NIE hätte ich gedacht, wie nah und wie real es sich anfühlt, wenn es jemanden trifft, den man zumindest oberflächlich kannte. Wer sich von so einem Dreckskerl trennt, sollte extrem auf Eigenschutz bedacht sein. :shock:

Nilka
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Nilka » 02.01.2020, 11:15

Ich korrigiere/ergänze: Gewalt gegen alle Frauen, die sich auf einen "Ehrenmann" einlassen.
Gewalt gegen Frauen: SPD, Grüne und Linke verhöhnen Opfer
Auf eine Rede einer AfD-Politikerin im Bundestag über Gewalt gegen Frauen mit Migrationshintergrund reagierten Abgeordnete von Linke, Grüne und SPD mit pöbelnden Zwischenrufen. Eine Politikerin fiel durch besonderen Zynismus auf und verhöhnte die Opfer.
https://www.tichyseinblick.de/daili-es- ... hnt-opfer/
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Corinna
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Corinna » 02.01.2020, 11:55

Hallo,

ich finde es nicht gut, wenn wir hier das Wort Mensch in Anführungszeichen setzen.

Nichts für ungut
Corinna

Anaba
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Anaba » 02.01.2020, 12:59

Nilka hat geschrieben:
02.01.2020, 11:15
Ich korrigiere/ergänze: Gewalt gegen alle Frauen, die sich auf einen "Ehrenmann" einlassen.
Gewalt gegen Frauen: SPD, Grüne und Linke verhöhnen Opfer
Auf eine Rede einer AfD-Politikerin im Bundestag über Gewalt gegen Frauen mit Migrationshintergrund reagierten Abgeordnete von Linke, Grüne und SPD mit pöbelnden Zwischenrufen. Eine Politikerin fiel durch besonderen Zynismus auf und verhöhnte die Opfer.
https://www.tichyseinblick.de/daili-es- ... hnt-opfer/
Eine Schande, dass diese unfassbaren Zwischenrufe nicht sofort gerügt werden.
Von Frau Roth ist allerdings nichts anderes zu erwarten.
Die Wahrheit tut den linken Fraktionen halt weh.
Ob ihnen bewusst ist, dass solches Verhalten ein Schlag ins Gesicht der Opfer ist?
Ich denke schon.
Liebe Grüße
Anaba

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Anaba
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Anaba » 02.01.2020, 13:06

Corinna hat geschrieben:
02.01.2020, 11:55
Hallo,

ich finde es nicht gut, wenn wir hier das Wort Mensch in Anführungszeichen setzen.

Nichts für ungut
Corinna
Das mag dir nicht gefallen, ich finde es allerdings für solche Täter angemessen und hätte es genau so stehenlassen.
Liebe Grüße
Anaba

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Cimmone
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Cimmone » 02.01.2020, 13:25

Corinna hat geschrieben:
02.01.2020, 11:55
Hallo,

ich finde es nicht gut, wenn wir hier das Wort Mensch in Anführungszeichen setzen.

Nichts für ungut
Corinna
Hallo Corinna,

Manchmal trifft es genau richtig, "Mensch" zu schreiben. Die Alternative wäre Unmensch und diverse andere Bezeichnungen.
Wie nennt man denn einen " Menschen", der es braucht, sich womöglich wiederholt an Frauen und Kindern zu vergreifen um sein Ego, seine Ehre auf diese Weise zu retten oder zu "verteidigen"? Wenn die Gewaltbereitschaft so hoch ist, dass Frau und Kind sich nie sicher sein können, ob sie den Abend noch erleben?
Ob nun Mensch oder "Mensch" , er stellt sich damit ein Armutszeugnis aus.
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Nilka
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Nilka » 02.01.2020, 13:31

Die Bezeichnung "Mensch" ist, in diesem Fall, seeeehr höflich.
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gadi
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von gadi » 02.01.2020, 15:00

Bzgl. "Mensch":

Wird ja definiert als Homo sapiens ("verständiger, vernünftiger, kluger, weiser Mensch") und dessen Vorgänger Homo erectus ("aufgerichteter, aufrecht gehender Mensch").

"Homo erectus" wäre wahrscheinlich also die treffendere Bezeichnung gewesen, aber "Mensch" ist, wie u.a. Nilka so treffend ausführt, einfach höflicher.
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Ariadne
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Ariadne » 02.01.2020, 16:46

Das tut mir leid, Eclipse. Es ist immer erschütternd, wenn man sowas hört. Die Frauen tun mir wirklich leid, man weiß auch nicht, was sie vorher schon erlebt haben.
Aber das ist es: wenn man nicht beteiligt ist, hört man es, aber emotional ist nicht jeder dabei. Anders verhält sich, wenn das Opfer ein Bekannter, Verwandter, Familienmitglied ist.
Ich glaube, dass ist auch der Grund, dass sehr viele Menschen - Politiker eingeschlossen - diese Miesetaten nicht richtig wahrnehmen, oder gar nicht beachten. Wenn man selbst betroffen ist, reagiert man ganz anders.

Mir standen wirklich die Haare zu Berge, als Renate Künast tatsächlich ins Plenum rief "Es gibt keine Ehrenmorde". Die Frau ist nicht zu retten. Ich habe live erlebt, wie eine syrische Frau mit ihren 2 Kindern verschwinden musste, bevor ihr selbstgefälliger, herrischer Mann die Trennung in eine Schlacht verwandeln konnte, oder ihr die Kinder wegnehmen würde.
Die Grünen sehen diese Realität nicht, sie sind echt verblendet,für mich nicht wählbar.
Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von gadi » 02.01.2020, 18:12

Ariadne hat geschrieben:
02.01.2020, 16:46
Mir standen wirklich die Haare zu Berge, als Renate Künast tatsächlich ins Plenum rief "Es gibt keine Ehrenmorde". Die Frau ist nicht zu retten. Ich habe live erlebt, wie eine syrische Frau mit ihren 2 Kindern verschwinden musste, bevor ihr selbstgefälliger, herrischer Mann die Trennung in eine Schlacht verwandeln konnte, oder ihr die Kinder wegnehmen würde.
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Aufstampfendes kleines Kind, "es kann nicht sein, was nicht sein darf".
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Eclipse
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Eclipse » 03.01.2020, 08:28

Ariadne hat geschrieben:
02.01.2020, 16:46
Mir standen wirklich die Haare zu Berge, als Renate Künast tatsächlich ins Plenum rief "Es gibt keine Ehrenmorde".
Ich bin meilenweit davon entfernt, die Gedanken von Frau K. zu erraten, aber es könnte sein, dass sie es anders gemeint hat.

"Ehrenmord" ist ein unerträglicher Euphemismus wie auch "Familientragödie" oder "Beziehungstat". Es könnte also sein, dass Frau K. lediglich ausdrücken wollte: Mord ist Mord.

Hinter diesen Euphemismen verbirgt sich immer dasselbe: Ermordung einer Frau durch einen Mann. Die Zahl der Frauenmorde in einer statistischen Bezugsgröße steigt, je mehr "Südländer" unterwegs sind. Es reicht dabei schon der Blick nach Italien oder Spanien. Machokultur plus impulsives Temperament, das ist die perfide Mischung, die Männer zu Frauenmördern macht.

(Nicht nur) Lydia Benecke formuliert das so: Männer morden um nicht verlassen zu werden, Frauen morden, um den unerträglichen Partner loszuwerden. Die Zahl der Gattenmorde sank signifikant, seit Frauen sich scheiden lassen können (und finanziell unabhängig sind). Dafür steigt die Zahl der Frauenmorde in den letzten Jahren. Analog zu den anderen Gewalttaten würde eine Statistik - gäbe es eine - die aktivste Tätergruppe eindeutig dingfest machen können: Es sind die "Hintergründigen".

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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von gadi » 03.01.2020, 14:57

Letztendlich wollte Frau K. die Ausführungen der Rednerin stören, Verwirrung stiften, relativieren, mundtot machen.
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Eclipse
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von Eclipse » 04.01.2020, 13:19

gadi hat geschrieben:
03.01.2020, 14:57
Letztendlich wollte Frau K. die Ausführungen der Rednerin stören, Verwirrung stiften, relativieren, mundtot machen.
Stimmt, sie hätte einfach "Mord ist Mord" blöken können. Aber wer weiß schon, was in den Köpfen solcher Leute vorgeht... :roll:

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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von AnnaAn » 08.05.2022, 22:40

Auch wenn schon etwas älter (der Thread) und ich neu bin, möchte ich etwas dazu sagen... Es gibt den Begriff "Femizid", der von der Justiz verwendet werden soll. Die Begriffe "Ehrenmord" oder "Trennungstötung" lässt immer den kulturellen Hintergrund mit in die Bewertung des Mordgeschehens mit einfließen und berücksichtigt somit Vorurteile, die man hat.

Es hat sich gezeigt, dass weisse deutsche Männer milder beurteilt werden, wenn sie Trennungstötung begangen haben, als der muslimische Ehrenmörder, obwohl in beiden Fällen eine Frau von ihrem Partner getötet wurde, nur weil sie sich trennen wollte.

Ich vermute, dass Frau Künast das wohl mit ihrem Zwischenruf ausdrücken wollte.

Hier ein guter Artikel zum Thema.

https://www.zeit.de/kultur/2021-02/mord ... us-10nach8


Warum ich mich zu diesem Thema hier äußere - Ich habe mal zum Thema Femizide in Mexiko gearbeitet, habe sehr viel zum Thema Femizide und Gewalt gegen Frauen in Spanien erfahren (dort gelebt) und kenne eine Biolivianerin in Hamburg, die von ihrem deutschen Mann wg Trennungsabsicht umgebracht wurde. Selber habe ich Gewalt von einem Albaner erfahren, als ich mich trennen wollte. Ich bin also etwas sensibilisiert, was das Thema angeht. Der Begriff Femizid wurde in den spanischsprachigen Ländern schon länger als in Deutschland benutzt.

chavah
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von chavah » 10.05.2022, 20:44

Ich möchte das Problem mal etwas grundsätzlicher angehen. Fakt ist, dass in Deutschland an jedem dritten Tag eine Frau durch Gewaltanwendung zu Tode kommt. Grund für diese gewaltsamen Todesfälle sind Beziehungen bzw. die Täter sind Lebensgefährten/Ehemänner oder zumindest ehemalige Partner. Ganz sicherlich können und müssen wir die Gründe klassifizieren. Und schauen, wie wir diese Gewalt in den verschiedenen Gruppen verhindern können. Dafür sind natürlich die Ursachen sehr wichtig. Wenn wir wissen, dass jemand aufgrund seines Herkommens auf gewisse Situationen eher mit Gewalt reagiert, dann kann man zumindest in einigen Fällen mehr schützen als es bisher geschieht. Ganz sicherlich. Denn, Gewalt fällt in der Regel nicht vom Himmel. Wie man diese spezielle Gewalt nennt, ist mir dann eigentlich einerlei. Es geht einfach nicht, basta, und das ohne Diskussion.

Wenn die Frau in dem oben angeführten Fall eben wusste, wie brandgefährlich dieser Mann ist, dann bitte nicht alleine hingehen, auch nicht mit einer weiteren Frau, dann kann man in Abstimmung auch die Polizei dabei haben. Die beschützt auch im Gericht bei Verfahren, bei mir saß z.B. ein Polizeibeamter vor dem Gerichtssaal. Nur, all das wissen viel zu wenige. Mensch, Mädels nutzt das, es gibt genug Organisationen, die da auch weiterhelfen.

Die Frage der Bestrafung ist in der Höhe nicht davon abhängig, ob da eine kulturelle Basis der Grund ist oder aber irgend etwas anderes. Das Gericht wird sich zu entscheiden haben, ob die Voraussetzungen für Mord oder Totschlag oder Körperverletzung mit Todesfolge vorliegt. Das Problem ist da, dass gerade in Beziehungstaten häufig nur der Totschlag nachweisbar ist. Es fehlen die Mordmerkmale, und zwar unabhängig von der Nationalität des Täters.

Ich beobachte allerdings ein Umdenken. War noch bis vor Kurzem eher der Totschlag angesagt, so sind wir jetzt soweit, dass auch in "Partnerschaftsmorden" häufiger Verurteilungen zum Mord erfolgen. Ob das abschreckende Wirkung hat, weiß ich nicht, aber das ist okay.

Ich mach gleich weiter, in einem neuen Beitrag, damit ich nicht zu sehr nerve.

chavah
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Re: Wenn es plötzlich ganz nahe ist...

Beitrag von chavah » 10.05.2022, 21:01

So, weiter geht es.

Bei Gericht sehe ich keine unterschiedliche Behandlung. Es gibt keinen "Ausländer-Rabatt." Es gibt bzw. gab eben bei Beziehungstaten eine Verdrängung in den milderen Tatbestand. Das scheint sich jetzt aber so langsam zu ändern. Den Automatismus, Beziehungstaten seien ohnehin nur Totschlag, den gibt es nicht mehr. Und das ist auch gut so.

Ich habe einen Fall verfolgt, in welchem sich eine junge ungarische Ärztin nach ihrer Trennung von ihrem Mann mit einem Rumänen zusammen tat. Die Beziehung ging wegen Gewaltbereitschaft des Mannes auseinander. Er verfolgte sie ("man trennt sich nicht von mir, ich bestimme, u.s.w."), der Klassiker. Sie veranlasste zwar, dass er in ihrer Klinik nicht mehr telefonisch zur ihr durchgestellt wurde, viel mehr aber nicht. Irgendwann lauerte er ihr vor ihrer Wohnung auf und tötete sie. Die (erfahrene) Verteidigung des Mannes ging von Totschlag aus, einfach weil ja eine Beziehungstat. Das Gericht hat trotz Beziehungstat einen Mord als erwiesen angesehen und entsprechend geurteilt. Der BGH hat diese Entscheidung bestätigt. Also lebenslang.

Ob diese härtere Verurteilung jemanden abschreckt, wohl eher nicht. Aber, es tut den Angehörigen der Getöteten gut. Und auch das ist mir wichtig. Man vergisst die weiteren Opfer.

Nur, bitte liebe potentielle Opfer. Tut jetzt was. Es gibt Hilfen. Nutzt sie.

Chavah

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