Bald ist wieder der "1. Dezember"

Wie lebe ich heute. Was habe ich geändert. Wie habe ich Bezness verarbeitet. Der "Neuanfang".

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Charlotte
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Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Charlotte » 19.11.2009, 20:16

Unser Leben "danach", beginnt seit Jahren immer am 1. Dezember. Am ersten Tag im Dezember begann der Prozess gegen "ihn".

Ich hatte ihn wegen Vergewaltigung/Morddrohung/Körperverletzung etc. bei der Kriminalpolizei angezeigt. Als ich von der Kripo nach der Anzeige nach Hause kam, erzählte ich meiner Tochter stichwortartig weshalb ich Anzeige erstattet habe; meine damals knapp 14jährige Tochter sagte: "Mama, bei mir war auch etwas." In mir brach alles, wirklich alles zusammen.

Meine Tochter und ich verstehen uns sehr gut und haben sehr viel Vertrauen dem anderen gegenüber - damals fragte ich mich, weshalb hat sie sich nicht an mich gewandt? Sie hat mir keine Details genannt, sagte aber das es etwas mit ihrem Körper zu tun hatte. "Er" hat ihr angedroht mich zu töten, wenn sie mir etwas erzählt.

Melinda (ich nenne sie hier so) ging dann ebenfalls zur Kripo um ihn anzuzeigen. Irgendwann erhielten wir dann Nachricht von der Staatsanwaltschaft, dass am 1. Dezember der Prozess gegen ihn losgehen sollte.

Jedes Jahr um diese Zeit läuft ein Film bei mir ab.

Da sind Bilder von Dunkelziffer e.V., dem Weißen Ring, meiner Freundin aus Berlin (die ebenfalls mit einem Tunesier verheiratet war und wegen eines Gehirntumors im Krankenhaus war), Melinda wie sie sich wieder geritzt hat ........ - und unentwegt Angst.

Der erste Prozesstag war grauenvoll; Melinda hatte zu ihrem "Schutz" einen kleinen Teddy im Arm, hatte auf den Rücken ihres T-Shirts das Anarchie-Zeichen aufgemalt und hatte ein starres Gesicht. Sie musste zuerst in den Verhanglungsraum (unter Ausschluß der Öffentlichkeit und ohne "seine" Anwesenheit). Als Melinda in den Verhandlungsraum musste, war ich im Zeugenschutzraum; ich brach zusammen. Die Zeugenbetreuung meinte, das ich mich nicht schämen brauche - das ist "der Raum" um die Trauer heraus zu lassen.

Melinda wurde von Gerichtszuschauern ausgelacht als sie Melinda sahen - einen Teddy im Arm und ein T-Shirt mit Anarchiezeichen auf dem Rücken.

Meine Tochter kam leichenblass aus dem Verhandlungsraum zurück - es war der erste von vielen Verhandlungstagen.

Nach ca. 3 Wochen Gericht, erfuhren wir, dass wir zu einem psychiatrisch forensischem Gutachter sollten. Anfang Januar fuhren wir dann nach Berlin zu dem Glaubwürdigkeits Gutachter, nach zwei Tagen Folterverhör hatten wir auch das geschafft. Der Gutachter glaubte uns.

Zwischen all den Dingen die ich bis jetzt geschrieben habe, gibt es noch so viel Geschehnisse ......, und immer wieder Flashbacks, immer wieder diese verfluchten Erinnerungen an die tunesische Zeit mit "ihm".

Heute erstarren wir, wenn wir arabisch sprechende Männer hören und sehen - es war zu viel mit ihm, er hat in uns etwas zerstört.

Für mich ist der sexuelle Missbrauch an meiner Tochter das allerschlimmste. Meine herausgeschlagenen Zähne und alles andere sind lachhaft gegen die Taten an meinem Kind. Irgendwann werden wir vielleicht nicht mehr an den ersten Dezember denken, irgendwann ist vielleicht auch die Angst weg.

Heute arbeitet er in einem Reitstall in Hammamet - hoffentlich hat er nichts mit Kindern zu tun.

Wenn er irgendwann vor mir stehen sollte, möchte ich nicht in seiner Haut stecken.
Ich habe keine Angst - ich habe Kinder

Amely
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Amely » 19.11.2009, 20:52

Liebe Charlotte,

dein Post hat mich sehr sehr mitgenommen.
Man kann ja zur Not alles irgendwie verkraften mit der Zeit,
aber was er deiner Tochter angetan hat...........
Es ist unfassbar.
Ich wünsche dir und deiner Melinda eine sehr gute Therapie und dass es mit Hilfe
dieser Therapie langsam Schritt für Schritt besser wird, dass ihr / Sie es irgendwann
verarbeitet habt.
Ich bin wirklich fassungslos - was für ein elendes Schwein.......... :evil:

Nein, wünsche dir nicht, dass er irgendwann vor dir steht.
Liebe Grüße Amely

Charlotte
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Charlotte » 19.11.2009, 22:02

Diesen Thread habe ich "eröffnet", weil ich das nicht überschaubare Ausmaß einer Beziehung mit einem Beznesser verdeutlichen will. Wir wollen kein "Mitleid" - wir sind froh überlebt zu haben. 1001Geschichte haben uns mit Zuspruch und vielen Hilfen zur Seite gestanden. Melinda und ich waren zu der Zeit jedoch völlig "out of order". Wir können unsere damaligen Wortattacken gegen User dieses Forums nicht mehr rückgängig machen. Wir möchten uns dafür entschuldigen. Wir möchten Frauen wach rütteln - lasst es nicht so weit kommen, steht auf und wehrt euch.

Melinda hat einiges aufgeschrieben, sie war noch sehr jung (Rechtschreibfehler :oops: ).


Mein Kind hat vieles aufgeschrieben - die Vergangenheit holt sie und mich immer wieder ein. Mein Kind hyperventiliert - zittert am ganzen Körper und ich bin oft in einem Tränental versunken.

Der folgende Text ist von Melinda Sie schrieb ihn, als sie noch recht jung war, daher die vielen Fehler. Ich lasse es so stehen - es ist autentisch.

.....es ist so viel geschehen, wie können wir das tragen?

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Lieber stehend sterben als kniend leben

Ich kam im März 1990 auf die Welt, meine Mutter sagt immer ich habe so geguckt als würde ich sagen wollen „ Euch zeig ich es“.
Mein Vater wohnte Gott sei dank nicht lange bei uns, die Zeit mit ihm war nicht schön. Er ist Alkoholiker und kann nur seine goldenen Dosen lieben (Bier). Ich weiß noch wie ich mit ihm Indianer gespielt habe, unser Haus war ein Pappkarton und wir malten uns mit Muttis Lippenstift an. Doch ich kann mich auch noch ganz genau erinnern wie er mit meiner Mutter geredet hat. Er hat als Autohändler gearbeitet wenn er von der Arbeit kam war er oft genervt, dann hat er getrunken und ist auf dem Sofa eingeschlafen. Da er Alkoholiker ist, kann er seien Urin nicht halten. Ich war ein kleines Kind als er bei uns wohnte doch es schockierte mich ihn so zu sehen.

Dann war er weg, er hatte eine neue Frau kennen gelernt sie ist Polin, eine sehr derbe Person. Sie stand vor unserem Balkon und schmiss die goldenen Dosen gegen unser Fenster ich verstand nicht warum sie das tat. Meiner Mutter ging es nicht gut, sie saß oft auf dem Sofa im Flur und weinte bitterlich, alles was ich tun konnte war sie in den Arm nehmen (sie sollte wissen dass sie nicht alleine ist).
Meine Großeltern waren selten eine große Hilfe, sie nörgelten (sie tun es auch immer noch) immer an meiner Mutter rum. Ich bin ein paar Mal mit meinen Großeltern im Urlaub gewesen, einmal wollte ich schon am ersten Tag des Urlaubs nach Hause. Ich packte meine Spielsachen in meinen Rucksack, machte meine Schwimmflügel um und setzte meine Cap leicht schräg auf. Dann stand ich vor meiner Oma und sagte:“ Gib mir Geld ich will nach Hause“.

Diese Frau lässt sich von niemandem was bieten, doch plötzlich war sie ganz leise; ich bin natürlich da geblieben. Es kam ständig zu Streitereien zwischen meiner Oma und meiner Mutter, wir sollten uns dann nicht mehr bei Ihnen Blicken lassen. Mein Opa kam oft zu uns und bat uns doch mal wieder zu Besuch zu kommen. Und nach kurzer Zeit fing das Ganz von vorne an. Ich habe mir dann gewünscht das Mama und ich nie so werden.

Meine große Schwester ist 11 Jahre älter als ich und ist behindert, ich habe mich nie benachteiligt gefühlt und ich bin glücklich sie als Schwester zu haben. Doch in der Schule wurden mir Sprüche wie „Du bist genau so behindert wie deine Schwester“ oder „ Eine dümmer als die Andere“, „Spasten-Kind“ an den Kopf geworfen. Ich war klein und es tat mir weh, einmal bin ich dann auf einen Jungen aus meiner Klasse losgegangen; danach war Ruhe. Ich habe mich nie für meine Schwester geschämt, sie ist der tollste Mensch auf der Welt, sie bringt die Sonne mit. Und ich konnte diese dummen Menschen nicht verstehen die mich und sie beleidigten. Als ich 6 war traf ich mich mit meinem Vater er fragte mich ob wir meine Schwester besuchen wollen, ich antwortete sofort ja. Wir führen aber irgendwie in die falsche Richtung. Plötzlich stand ich vor einem kleinen Ding was meine Schwester sein soll, es war ein unglaubliches Gefühl das eher ins Negative ging. Ich traf mich immer seltener mit meinem Vater, der Alkohol machte sich immer doller bemerkbar.

Zu meinem achten Geburtstag bekam ich eine reise nach Tunesien von meinen Großeltern geschenkt, ich konnte endlich mit meiner Mama in den Urlaub fahren. Die Frau im Reisebüro warnte uns noch da wir beide blonde Haare haben und somit sehr begehrt in diesem Land sein. Wir fuhren trotz allem nach Tunesien und haben viele Ausflüge gemacht. Meine Mutter fragte mich was ich gerne machen würde und ich wollte reiten. Wir gingen also auf gut Glück los der Pförtner fragte uns wie es und geht wir antworteten gut. Ein Mann Shark ( erfundener Name) kam uns entgegen und erzählte uns wir sollen wie immer sagen wenn uns jemand nach unserem Befinden fragt. Ich fand das wäre eine bescheuerte Idee denn es geht einem nicht immer gut und nicht immer schlecht.

Er brachte uns zu einem Reitstall, ich durfte ein großen Schimmel reiten sein Name war Atlas. Es war toll ich ritt auf diesem Pracht Tier am Strand entlang, ich fühlte mich so frei. Wir trafen uns in den nächsten Tagen immer wieder mit Shark, er zeigte uns eine Art Spielbuden platz, dort gab es kaum funktionierende Karussells. Neben an war ein Shisha Tee Lokal die Männer die dort arbeiteten waren immer sehr nett zu mir (manchmal durfte ich auch Wasserpfeife rauchen). Dann waren Mama und ich wieder in Deutschland, sie hielt den Kontakt mit Shark aufrecht. Ich war eifersüchtig denn meine Mama gehört nur meiner Schwester und mir. Mama ist oft nach Tunesien geflogen, ich musste einmal bei einer Mitschülerin bleiben. Schon an dem Tag als Mama fliegen sollte musste ich mich morgens übergeben und so ging das die nächsten 14 Tage weiter. Erst als meine Mutter wieder bei mir war ging es mir besser.

Als ich 9 Jahre alt war kam Shark nach Deutschland. Meine Mutter holte mich von der Schule ab, was doch recht ungewöhnlich war. Sie erzählte mir er wäre nicht gekommen, ich war glücklich und trotzdem tat sie mir leid. Als wir dann in die Wohnung kamen stand er direkt vor mir und ich musste freundlich sein und ihm hallo sagen (immerhin war er jetzt mein Vater).

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Ab jetzt kann ich nicht mehr in einer genauen Reihenfolge schreiben, die Erinnerungen vermischen sich. Ich kann auch nicht sagen wie alt ich zu bestimmten Zeitpunkten war.

Shark war immer überfreundlich zu mir, ich war die kleine Melli. Er genoss das Leben in Deutschland und blieb oft nächtelang weg. Eines Nachts kam er nach Hause und meine Mutter stellte ihn zur Rede (die geschah im Wohnzimmer).
Ich lag in meinem Bett und wurde durch ein seltsames Geräusch geweckt, welches sich immer wiederholte. Ich hatte angst und wusste nicht was ich tun sollte. Nach einer Weile nahm ich allen Mut zusammen und ging ins Wohnzimmer. Dort sah ich meine Mutter auf dem Boden sitzen und Shark stand mit erhobener Hand vor ihr. Ich konnte nicht fassen was ich dort sah, wo war der Mann der meiner Mutter den Himmel auf Erden versprochen hatte?!?!. Ich sah diese Bestie an und schrie:“ Hör auf meine Mami zu schlagen!“. Ich rannte in mein Zimmer, ließ mich auf den Boden fallen und weinte. Meine Mutter kam sofort hinterher und nahm mich in den Arm.

Shark versprach hoch und heilig dass so etwas nicht noch mal vorkommen würde. Es geschah immer und immer wieder, meine Mutter hat oft versucht ihn aus der Wohnung zu werfen. Dies ist aber unmöglich gewesen er hat in irgendeiner Ecke des Treppenhauses gelauert und wenn wir die Tür öffneten war er plötzlich in der Wohnung.
Wir haben oft die Polizei gerufen und die Sprüche von diesen sch**ß Bullen wurden immer dreister „ sie müssen erst blutend am Boden liegen dann können wir etwas tun“ oder „ den nächsten Einsatz müssen Sie bezahlen“. Alles was unser Freund und Helfer tun konnte war Shark einen kurzfristigen Platzverweis zu erteilen.

Er kam immer wieder und er zeigte uns immer wieder seine hässliche Fratze.
Wenn ich mit ihm alleine in der Wohnung war, hatte ich panische angst. Manchmal warf er mich zu Boden wenn ich nicht das gemacht habe was er von mir verlangt hat; und dann trat er mir in die Rippen. Immer wenn ich unter enormen Stress stehe spüre ich es wieder, dann spüre ich dieselben Schmerzen wie damals. Shark hat mit vorliebe Schuhe mit dicken Solen getragen. Ich bin oft ins Treppenhaus, in den Keller oder in den Fahrstuhl geflüchtet. Die Flucht in den Fahrstuhl war die dümmste Idee die ich hatte, denn dort drinnen ist man gefangen.

Meine Schulfreunde nahmen Abstand von mir (oder ich von ihnen ich weiß es nicht), ich fühlte mich verdammt alleine. Ich ging selten zur Schule da Mama und ich oft die ganze Nacht lang von Shark wach gehalten wurden, er klingelte Sturm, schlug gegen die Scheiben oder gegen die Tür. das gefiel unseren ach so lieben Nachbarn natürlich gar nicht und sie schwärzten uns bei der Genossenschaft an. Egal wie schlimm es war es kam immer noch etwas drauf.

Eine Zeit lang war ich in Therapie bei Dave, er war sehr nett ich musste ihm nichts erzählen ich durfte das tun was ich am liebsten mag, meine Probleme aufmalen. Bei Dave habe ich mich Sicher gefühlt und ich wusste ihm kann ich vertrauen. Nach einer Sitzung bei ihm sagte er mir zum Schluss wenn etwas ist kann ich immer zu ihm kommen in die Praxis. Mama wartete unten auf mich, in einem Restaurant. Ich ging mit einem guten Gefühl im Bauch ins Restaurant und guckte mich um als ich sah dass Mama mit Shark an einem Tisch saß wollte ich weg, ganz weit weg.

Mir kamen Daves Worte wieder in den Sinn und ich fragte mich ob ich nicht sofort zu ihm gehen sollte (heute bereue ich es dass ich nicht zu Dave gegangen bin und ihm gesagt habe das ich angst habe, angst um mein leben und um dass meiner Mutter). Ich konnte Mama da nicht einfach so sitzen lassen sie wartete doch auf mich. Also ging ich einfach auf den Tisch zu und setzte mich. Ich weiß dass wir dort Muscheln gegessen haben und das Shark nach dem Essen mit nach Hause kam. Ich fühlte mich in diesem Augenblick von meiner Mutter hintergangen wie nie zuvor. Jetzt ist mir bewusst dass sie Shark nicht darum gebeten hat sich zu ihr zu setzten, er hat sich einfach dass gemacht was ihm grade zugute kam.

Mama hat viel gearbeitet, ich war meistens auf dem Bauspielplatz um die Ecke. Manchmal war ich aber alleine zuhause und dann war Shark plötzlich da. Ein traumatisierendes Erlebnis war: Ich ging in mein Zimmer um mir eine Kassette anzuhören ich setzte mich hin und malte, als plötzlich jemand aus meinem Schank sprang und laut schrie (natürlich war es Shark, er fand dass sehr lustig). Diesen Schrank habe ich vor einiger Zeit vernichtet, ich habe bis heute ein ungutes Gefühl im Bauch wenn ich alleine in einem Zimmer mit großen Schänken bin. Für die meisten Leute ist das null und nichtig, doch mir macht es angst!

So ich mache hier erst mal eine Pause, ich hätte nicht gedacht dass mich das Ganze so aufwühlt.
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Wie gesagt Shark war wie ein Tier und ich war sein Fressen. Er war mal wieder bei uns, aus welchen Gründen auch immer und Mama war nicht da. Wir tobten und wir rauften. Ganz unerwartet hielt er mich fest guckte mich an und ab dem Zeitpunkt kam er mich alle 2 Wochen besuchen. Er hatte immer ein großes Messer dabei und er drohte mir, wenn ich irgendjemandem was von seinen Besuchen erzählen würde dann wäre meine Mutter bald nicht mehr am Leben. Ich hielt alles aus, ich machte was er verlangte! Es ist nicht zur Vergewaltigung gekommen und dafür danke ich wem auch immer auf jeden Fall war da jemand der mir geholfen hat. Nach einem halben Jahr oder länger, ich weiß es nicht genau, nahm ich auch ein Messer in die Hand (ich muss 10 gewesen sein). Er kam wieder zu mir und wollte sich holen was er braucht, doch diesmal stand nicht die kleine Melli vor ihm, nein, ich war ein anderer Mensch und ich war zu allem bereit. Ich sagte zu ihm:“ Fass mich noch einmal an, noch einmal und DU bist tot, nicht Mama, nicht ich, nein du und vorher schneide ich dir dein Ding ab“.

Ich war sprachlos als er sich umdrehte und einfach ging. Ich hatte es geschafft, ich dieses kleine Mädchen habe meinen schlimmsten Feind in die Flucht geschlagen. Er fasste mich nie wieder so an, aber er schlug härter zu, meine Rippen mussten einiges ertragen. Und auch Mama schlug er noch schlimmer zusammen. Ich stand im Wohnzimmer er schlug im Flur und dann im Schlafzimmer auf sie ein, ich hörte noch ein ganz grausames Geräusch als ich die Tür aufmachte und ins Treppenhaus stürzte. Ich rannte zu einer Nachbarin, ich bat sie die Polizei zu rufen und was tat sie?? Sie schob mich in ihr Wohnzimmer machte Titanic an und schloss mich ein, dann ging sie schlafen.

Ich wollte zu Mama ich dachte sie wäre tot und diese ach so nette Nachbarin schließt mich in ihrem Wohnzimmer ein und erwartet von mir das ich glücklich bin Titanic zu gucken. Als ich wusste das Mama noch lebt wurde ich mit einem Nachbarsjungen und seinem Opa zum schwimmen geschickt, als ich wieder kam saß meine Mutter auf dem Sofa. Ich hatte so was noch nie zuvor gesehen, sie hatte nähte an der Lippe. Er hat ihr die Zähne und ein Stück aus der Lippe geschlagen. Ich erinnere mich noch dass mir irgendjemand Notfalltropfen gab und diese Tropfen riechen, immer wenn ich daran denke habe ich den Geruch in der Nase.
Dann war Shark ab und an im Gefängnis. Wie oft bin ich nicht zur Schule gegangen weil er plötzlich wieder da war und wir mitten in der Nacht zu Bekannten fliehen mussten. Irgendwann war das schlimmste überstanden, doch die Erinnerung quälte mich, ich fing recht früh an mich zu ritzen. Ich hatte noch nie gehört das andere Menschen auch gerne zur Klinge greifen und sich selbst verletzten.
Ich habe viel in mein Tagebuch geschrieben, in der ganz schlimmen Zeit habe ich ein paar interessante Sachen über Gott und die Welt geschrieben z.B.

17.5.2003

Ich weiß nicht was ich machen soll! Abhauen traue ich mich nicht mir die Pulsadern aufschneiden auch nicht, aber mit Tabletten das würde gehen.
Ich bin 13 Jahre alt und denke schon an so etwas. Ich frage mich ob ich noch „Normal“ bin, wahrscheinlich nicht!!! Ich brauche Hilfe. Jemanden der mich in den Arm nimmt wenn ich traurig bin, jemand der einfach nur für mich da ist; mich nicht auslacht oder kritisiert. Einfach eine Art Gott in Menschengestallt, ich weiß das Gott in jedem von uns ist. Doch wir verlieren Gott mehr und mehr in uns. Aber das wäre ein Traumgott den Gott ist auch nicht perfekt (er ist auch böse). Sonst würde er nicht zulassen das mir diese ganzen Dinge angetan werden oder den Kindern im Irak.
Ich habe noch nie richtig gelebt, dass ist furchtbar.

19.8.2003

Ich würde am liebsten weg laufen und mich vor ein Auto werfen. Dann würde ich vielleicht in den Himmel kommen und ich würde Gott fragen warum er mich so leiden lässt. Ich weiß dass es einigen Kindern noch viel schlechter geht als mir. Aber ich kann mir mich nicht auch noch um deren Probleme kümmern, sonst gehe ich total kaputt. Ob wohl ich jetzt schon nicht mehr kann.

Da war ich 13 Jahre alt, heute faszinieren mich diese Zeilen wie ich damals über Gott gedacht habe unglaublich.
Irgendwann zeigte ich meiner Mutter die Schnitte weil mir selbst bewusst war dass das was ich tat nicht gut sein kann. Ich wusste auch das ich Hilfe brauchte um davon los zu kommen den es war eine Sucht ich musste es immer und immer wieder machen. In der Zeit erzählte ich meiner Mutter auch dass da was mit Shark vorgefallen ist. Ich kam zu Dunkelziffer, dort hatte ich dann eine Therapeutin mit der ich über alles reden konnte. Allerdings war die nicht wirklich zu was zu gebrauchen. Ich zeigte Shark an. Als ich 14 Jahre alt war am 1.12.2004 war der 1. Gerichtstag.

Meine damals beste Freundin(Lisa) hat mich begleitet, Mama, Lisa und ich saßen in der Oase das war ein Raum für Opfer. Ich hatte meinen Steif-Teddy Malfred dabei und die Apatschenträne, das ist ein wunderschöner schwarzer Stein. Ich saß also vor dem Richter, dem Verteidiger, der Staatsanwältin und den bescheuerten Schöffen, mit meinem Teddy im Arm und wurde gelöchert. Ich musste immer und immer wieder dieselben Fragen beantworten, ich musste mich rechtfertigen warum und weshalb ich nicht so oder so gehandelt habe.
Ich konnte nicht mehr, ich wollte nicht mehr. Ab und zu durfte ich eine kurze Pause machen. In der Zeit ging ich immer mit Lisa eine rauchen. Sie war 13 ich war 14, da wir wussten das es nicht erlaubt ist was wir taten rauchten wir heimlich auf dem Anwalts Klo. Dann ging es wieder in den Gerichtssaal und dass ganze fing von vorne an. Irgendwann musste meine Mama rein, Lisa und ich gingen auf den Dom. Niemand war da, wir hatten den ganzen Dom für uns alleine. Ich bin dann in die höchsten und die schnellsten Fahrgeräte gegangen, ich wollte spüren das ich lebe irgendeine Reaktion, irgendwelche Emotion spüren, doch ich war mehr oder weniger tot.

So, jetzt brauch ich wieder eine Pause!!!!!!

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Nach dem Dom gingen wir nachhause, in der ganzen Zeit hat mir nur eins wirklich beim überleben geholfen und das war das Theater. Mein Theater Lehrer ist einer der enormsten Menschen die ich kennen gelernt habe. Während des Prozesses haben wir ein Weihnachtsmärchen aufgeführt. Ich sollte oft mitspielen und dann hat der Richter gesagt dass ich genau an dem Tag wieder vor Gericht erscheinen soll. Gerd (der Theaterlehrer) hatte für alles Verständnis, ohne das Theater und ohne Gerd wäre ich nicht da wo ich jetzt bin.

Meine Mama hat die Zeit angesprochen. Und das war ein ganz großes Problem, denn das Menschliche Gehirn macht sich manchmal selbstständig. Ich kann nicht sagen wie alt ich war als irgendwas geschehen ist. Dass war auch vor Gericht so, meiner Mutter erging es genau so. Wir mussten nach Berlin zu einem Gutachter. Mama hat in Tunesien eine Frau kennen gelernt die in Berlin wohnte und diese Freundin hat uns bei sich wohnen lassen. Sie war in der Zeit im Krankenhaus. Die Eltern der Frau holten uns vom Bahnhof ab zeigten uns die Wohnung und gaben uns halt obwohl es ihrer Tochter so schlecht ging. Eigentlich sollten Mama und ich alles an einem Tag erzählen doch es wurden 2 Tage. Für jede von uns eine Tag und schon wieder mussten wir alles von vorne erzählen. Es wurden aber auch ganz andere Fragen gestellt ob man schon mal Geschlechtsverkehr hatte und noch intimer. In der Zeit war ich mit einem Jungen namens Hans Heinrich zusammen. Der Gutachter fragte wie mein Freund heißt ich sagte Hans Heinrich und was macht der Gutachter, der lacht. Ich fühlte mich wieder so tot.

Das schlimmste war aber das Haus in dem „das Verhör“ statt fand. Es war ganz dunkel, viel ganz dunkles Holz und schränke mit Büchern. Ab und zu gingen in diesem Haus Menschen die Treppen hoch und runter, aber niemand sprach auch nur ein Wort. Der Gutachter hatte auch Verstärkung dabei eine Frau, sie war nach Mamas und meinem Geschmack gekleidet sie sah sehr nobel aus. Aber sie war eine lebende Leiche, null Reaktion kam von der Frau, sie verzog keine Miene. Es war grausam!
Als ich in Hamburg war telefonierte ich sofort mit Hans und er machte Schluss.

Irgendwann war das alles vorbei und ich sollte wieder wie ein normaler Mensch leben, ich konnte es nicht. In der Schule hatten sich alle gegen mich verschworen, also ging ich selten hin. Ich ließ mich ständig krank schreiben, Ich sprach mit meiner Therapeutin darüber und mit meinem Hausarzt alle rieten mir mich in die Psychiatrie einweisen zu lassen. Na ja, Psychiatrie hmm da kommen doch nur die Irren hin und ich fragte mich ob ich vielleicht auch irre war. Ich ließ mich einweisen, ich musste ein paar Monate warten bis ich irgendwas von denen hörte. Ich wurde zu einem Gespräch eingeladen und die Frau zeigte mir dann die Station. Es verging wieder eine ganze Zeit bis ich einen Anruf bekam und es hieß, so morgen können sie dann kommen. Ich rief mein Vater an und erzählte ihm ALLES (die Details habe ich weggelassen) alles was ich von ihm zu hören bekam war, warum hast du denn nichts gesagt, wieso hast dich geritzt was soll das denn, wer ist den auf die scheiß Idee gekommen. Es war grausam aber ich bekam ordentlich Kohle und konnte mir Zigaretten ohne enden kaufen.

So erst mal eine Pause einlegen, ich denke morgen geht es weiter.

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Ich finde es sehr gut das Muttchen jetzt auch ein wenig zu den Erlebnissen geschrieben hat. Und ich hoffe dass sie irgendwann die Kraft hat noch mehr über ihre Freundin zu schreiben.

Na ja, jetzt ging es für mich ab in Psychiatrie. Jeder Jugendliche hatte dort eine Bezugsperson ich bekam Gunnar *kotz*. Und mein Therapeut war Dr. Hoffmann der Aal.

Ich kam in die Psychiatrie, alle waren weg (hatten Schule). Ich bekam ein Einzelzimmer. Die Betreuer haben aber einen großen Fehler gemacht, sie haben mir erklärt dass das Bett in dem ich schlafen sollte ein Fixierbett ist.
Ich wurde nicht fixiert, doch der Gedanke dass mich da jemand fixieren könnte war grausam. Mama musste irgendwann nachhause. Und dann saß ich da und versuchte es mir nicht einmal gemütlich zu machen. Irgendwann kamen die anderen von der Schule. Ich saß im TV- Raum. Ich sprach kein Wort mit niemandem und alle starrten mich an. Irgendwann kam Maggie auf mich zu und fragte: “warum bist du hier?“.
Gute Frage, warum war ich hier bei diesen schwarz angezogenen psychos, warum war ich hier bei diesen ganzen schleimscheißern???

Ich sagte ich hätte Depressionen wäre SVV- gefährdet.
Und sie sagte ja dass sind wir alle hier. Dann ging sie wieder weg. Ich war wieder alleine. Irgendwann kam auch die Nachtwache und wir durften bei dieser netten Frau 2 statt eine Zigarette rauchen. Den ganzen Tag hatte ich höchstens 2 Zigaretten geraucht das trieb mich schon an den Rand des Warnsinns. Ich musste ja beobachtet werden 1 Woche lang und deswegen durfte ich nicht mal vor die Tür und eine rauchen. Ich kam an einem Dienstag rein, keine Ahnung warum ich dass noch weiß.
Und nach den Zigaretten mussten wir ins Bett. Ich lag da und weinte. Irgendwann griff ich mich Dr. Erich Kästners kleine Hausapotheke und las dann mal eben alle Gedichte in einer Nacht durch, danach konnte ich wenigstens schlafen. Ich wusste dass Mama am diesem Tag zu einem Gespräch bei Hoffmann musste. Ich wartete im Aufenthaltsraum auf die, dann ging die Tür auf und sie ging einfach so an dem Raum vorbei. Sie kam aber wieder und ich weinte bitterlich.

Ich wollte raus da, ich war hier so alleine, niemand war da. Ich durfte mit ihr raus, sie hörte mir zu. ich durfte Cola trinken und rauchen. Ich stand neben mir. Ich wollte raus da, weg. Aber ich musste diesen dreckigen Betreuern ja versprechen nicht abzuhauen. Haha wohin hätte ich gehen sollen?- Zu meinem versoffenen Vater, zu meinen Großeltern. Oder am besten noch zu meinen ach so tollen Freunden, die alle uuuups verlogen waren und nur mobben konnten?? Ich musste irgendwann wieder rein zu einem Gespräch bei Hoffmann, er hatte die widerliche Angewohnheit einen die ganze Zeit über anzustarren. Alles was ich sagte war ja, ja, nein, ja, ja, ja. Tolles Gespräch!!!

Ich hatte schwarz rote Haare zu dem Zeitpunkt. Ich wechselte meine Haarfarbe wie Kleidung. Maggie kam von der Schule und redete mit mir. Ich war so glücklich. Ich habe noch den Wochenplan hier ich guck mal wie die Tagesabläufe so waren.
Um 7 Uhr wurde geweckt, um 7.30-8.00h wurde gefrühstückt und um 8.10-8.25h mussten alle zur Morgenrunde. Da wurde dann beschlossen wer was machen darf und wer nicht usw. Dann war für mich immer nichts tun angesagt bis 12 denn um 12 h wurde Mittag gegessen. Und wieder nichts tun um 18-18.30 durfte man Abendbrot essen. Alles war zum kotzen. Ich ging ins Bett am nächsten morgen wurde ich von Olaf geweckt, er war der Albtraum, uuuups streng. Und ich wurde noch angeschrien:“ NUR BIS 10 UHR JA!“. Ich hatte keine Ahnung was der Arsch von mir wollte.

Irgendwann im laufe des Tages wurde es mir klar, die Cola durfte man nur bis 22 Uhr trinken. Also bewahrte ich mir noch etwas Cola auf und trank sie um 24 Uhr. Jetzt war Freitag
Markt-Tag, ich durfte mit Olaf zum Markt und Gemüse holen, ich durfte ganz viel rauchen. Ich war ja so höflich ihm gegenüber. Ich trug sogar die Einkaufstüten, weil es mir schon zu Ohren gekommen war, dass wenn man so Zucker süß zu ihm war er einem fast alles erlaubte. Mimi hatte wohl alle neune getroffen ich durfte sogar auf dem Markt rauchen, es tat mir gut wieder unter Menschen zu kommen. um 10.30 Uhr kamen wir wieder in der Psychiatrie an und Gunnar der Vollhonk kam zu mir.

Gunnar= sehr monoton, sehr langsam, einfach nur dumm und wenn er lachte schnaufte und grunzte er. Egal Gunnar kam zu mir und erzählte mir ich bin lieb also durfte ich raus und Rauchen ohne Aufsicht. Juhu ich hatte wieder Rechte ich durfte raus wenn ich raus wollte. Bald kam ich auch in ein drei Bettzimmer Zusammen mit einer die echt in Ordnung war und mit einem Walross. Ich hatte viel mit Maggie zu tun und sie tat mir gut. Nach einer Woche war eine Familiensitzung mit dem Psychiatrie Leiter, mit Gunnar, mit Hoffmann und Mama (tolle Familie nicht wahr ).

Ich schrie und tobte und wollte nur weg. Alle habe ich angeschrien. Damit bin ich sehr weit gekommen, ich durfte jetzt immer zuhause schlafen und musste punkt 7.30 Uhr wieder da sein. An dem Tag hat ein Mädchen aus meiner Klasse (Lisa die auch beim Prozess mit dabei war) einen Umschlag vorbei gebracht. Alle in meiner Klasse wussten jetzt dass ich in der Klapse bin, toll. War mal wieder eine geniale Idee von meiner Lehrerin, unanständige Frau! Mama gab mir den Umschlag und viele die ich wirklich schätze haben mir alles Gute gewünscht.

Ich durfte also ab dem 2. Dienstag in der Klapse immer nach Hause. Aber vorher tobte ich mich in dem Zimmer aus, alle anderen waren mal wieder in der Schule, ich schlug um mich wie ein Tier. Mama hatte mir ihre Uhr geliehen na ja die gab es nicht mehr, ich habe heute noch ein paar Einzelteile zuhause. Ich hab irgendwie gegen den Schrank geschlagen und dann gab es die Uhr nicht mehr. Und der Massive Stuhl, ja der war wohl doch nicht so massiv. Niemand von den Betreuern kam und guckte was da los war. Ich ging zu Muttchen und wollte nach Hause aber, was macht die Frau die zickt rum, egal. Zuhause beruhigten wir uns, wir saßen auf dem Balkon und redeten. Hmm ab dem Dienstag ging der Spaß erst richtig los ich durfte an allen coolen Gruppen teil nehmen.

Aber das dürft ihr erst später lesen.
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Vor diesem Dienstag durfte ich ja noch ne Zeit im 3 Bettzimmer schlafen. Das Walross hatte die Angewohnheit den Mitpatienten die Süßigkeiten zu klauen. Aber das schlimmste war dass das Walross sich nachts immer ritzte. Es ist echt cool wenn man aufwacht weil man schlacht träumt und dann sitzt dieses Tier vor dir und schneidet sich die Arme auf.

Egal ab Dienstag durfte ich zuhause schlafen. Ich durfte an der Ruder-Gruppe teilnehmen, am Markt-Tag und ganz cool an der Fitness-Gruppe. Maggie und ich verstanden uns prima. Wir waren oft in dem Psychiatrie Café, dort haben wir dann einen Café Latte getrunken und geraucht. Irgendwann hatten wir mal kein Geld, aber wir wollten einen Latte trinken. Uns blieb nichts anderes übrig als zu betteln und die Leute gaben uns Geld. Kein Wunder wir sahen auch aus wie die hinterletzten Menschen. Wir hatten sogar noch genug Geld für ne schachtel ziesen.

Mein Gott war das ne Aktion. Lennart er war ein Mitpatient, er war so toll. In der Klapse hatte ich immer mal wieder austicker und der Junge stand vor mir und meinte; wenn du wütend bist dann schlag mich, ein Schlag mehr oder weniger ist auch egal. Er wurde soweit ich weiß als Kind immer wieder von seiner Mutter geschlagen. Mit ihm konnte man lachen und weinen. Ihn habe ich dazu gebracht ein absoluter Green Day-Fan zu werden. Die Musik tat ihm gut, er kam endlich aus sich raus. Wir beide konnten richtig up Punken.

Es war toll ihn so aufblühen zu sehen. Ich habe einmal heimlich Nadel und Faden in die Klapse geschleust und dann haben wir tolle Bildchen und Stofffetzen auf seine Klamotten genäht . Sara sie war schon seit einem Jahr in der Psychiatrie die war Magersüchtig, ein Strich in der Landschaft. Ihr war es wirklich lieber durch die Nase ernährt zu werden als was zu essen. Und das schlimmste war die Geschichte von Mike er war 16 Jahre alt und sehr dünn, er kam kurz nach mir in die Psychiatrie. Sein Vater war bei der Kripo. Mike ist mit einem Gerichtsbeschluss in die Klapse gekommen. Er vertraute mir und ich war die einzige die was von seinem Geheimnis wusste, er litt an Bulimie. Nach kurzer Zeit waren alle Toiletten voll gekotzt, er musste sich vor der ganzen Belegschaft outen. Wir hörten alle zusammen immer wieder das Lied „Locked Up“ von Akon und Azad. Das ist bis heute UNSER LIED.
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Irgendwann war ich raus aus der scheiß Klapse und Maggie besuchte mich ab und zu. Es waren Sommerferien und ich versuchte sie zu genießen.

Nach den Ferien ging es ab in meine alte Schule. Alle wussten bescheid, eine meiner Mitschülerin war auch in der Zeit in der Klapse, sie war mein Halt. In der Psychiatrie hat sie den größten Fehler ihres Lebens gemacht sie hatte ungeschützten Geschlechtsverkehr, jetzt, also 2007 hat sie einen gesunden Sohn (der Vater kümmert sich null und sie rutscht auch immer tiefer). Alle in der Schule starrten mich an und stellten fragen wie: Ey wieso haben sie dich denn schon rausgelassen?- bist du nicht die Verrückte?. Ich stand darüber doch es tat irgendwie weh. Das ist jetzt das 2. Jahr nach der Klapse jetzt wird nur noch Klassen intern doofe Fragen. Wenn mich einer drauf anspricht ziehe ich Grimassen und frage ob ich denn irgendwie anders sei, oder warum die Person darauf kommt. Keiner kann mir diese Frage beantworten, nur ich.


JA ICH BIN ANDERS, WEIL ICH ÜBERLEBT HABE!
MEINEN VATER, SHARK, MICH UND DIE PSYCHIATRIE.

Und ich werde nie aufgeben. Danke an meine Mama ohne dich hätte ich aufgegeben.

Meine Tochter war sehr jung als sie diese Texte geschrieben hat, vlt. schreibt sie die Geschichte irgendwann weiter.

Wenn irgendwer von euch in ähnlicher Lage ist, geht zum Weißen Ring, ins Frauenhaus oder flüchtet zu Freunden.

Nicht alle Kinder und Mütter überleben das.

Dieses Forum ist sehr wichtig - es hat absolut nichts mit Rassismus zu tun - es hat etwas mit Menschenwürde und Respekt zu tun.

Steht auf und wehrt euch. Wenn irgendwer von euch in Gefahr ist, wendet euch an Melinda und mich; ihr seid nicht alleine.
Ich habe keine Angst - ich habe Kinder

Riguang

Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Riguang » 19.11.2009, 23:33

Liebe Charlotte!

Eure Geschichte und die Gedanken Deiner Tochter haben mich sehr berührt. Mir fehlen die Worte, es ist erschütternd was Dir und Deiner Kleinen widerfahren ist.
Ich wünsche Euch, daß Ihr sobald als möglich mit sehr guter professioneller Hilfe in die Normalität wiederfindet und endlich Ruhe in Euer Leben einkehrt.

Fühl Dich umarmt, und danke für Deinen Mut dies alles hier niederzuschreiben. Es ist bestimmt nicht einfach das alles noch einmal durchleben zu müssen.

Dir und Deiner Tochter vom Herzen alles Gute und Liebe!

Riguang

Charlotte
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Charlotte » 20.11.2009, 08:24

Das was ich hier geschrieben habe ist einige Jahre her - dennoch holt es uns immer wieder ein.

Mich würde interessieren, ob es einigen von Euch ähnlich geht. Die meisten haben hier Dinge erlebt, die das Leben stark beeinflusst haben. Gibt es bei Euch auch Momente, bestimmte Jahreszeiten, wo so vieles wieder gegenwärtig ist?

Melinda und ich sind kein Einzelfall, es gibt unzählige Frauen und Kinder die ähnliches erlebt haben - die es immer noch erleben. Wir möchten diesen Frauen Mut machen sich zu wehren - aufzustehen.
Ich habe keine Angst - ich habe Kinder

Pamela
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Pamela » 20.11.2009, 08:45

Liebe Charlotte,

danke für diesen schonungslos offenen Bericht! Vielen Dank auch an deine Tochter!
Charlotte hat geschrieben:Dieses Forum ist sehr wichtig - es hat absolut nichts mit Rassismus zu tun - es hat etwas mit Menschenwürde und Respekt zu tun.

Steht auf und wehrt euch. Wenn irgendwer von euch in Gefahr ist, wendet euch an Melinda und mich; ihr seid nicht alleine
.
So ist es Charlotte. Das was euch passiert ist kann auch anderen passieren, denn:

Diese tunesische Bestie Shark arbeitet aktuell wieder im Tourismus in Tunesien. Bei den Strandreitern. Dort, wo besonders Frauen und Kinder im Urlaub gerne sind.

Das nur nochmal für alle dies vielleicht nicht mitgekriegt haben...
Das ist für mich ein Grund niemals in Tunesien Urlaub zu machen!

Charlotte, hast Du etwas erreicht in punkto Öffentlichkeit, bzw. Konsulat etc.?

Ich wünsche euch alles erdenklich Gute! Ich ziehe den Hut vor Deiner Tochter!

Grüße
Gruß
Pamela
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Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes.
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Micky1244
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Micky1244 » 20.11.2009, 10:19

Charlotte hat geschrieben:Das was ich hier geschrieben habe ist einige Jahre her - dennoch holt es uns immer wieder ein.

Mich würde interessieren, ob es einigen von Euch ähnlich geht. Die meisten haben hier Dinge erlebt, die das Leben stark beeinflusst haben. Gibt es bei Euch auch Momente, bestimmte Jahreszeiten, wo so vieles wieder gegenwärtig ist?
Liebe Charlotte, ich bin erschüttert von dem, was du und deine Tochter geschrieben haben, von dem, was ihr durchgemacht habt.
Auf deine Frage:
Ja, mir geht es auch so, dass eine Zeit in meinem Leben immer wieder kehrt, September bis Ende Oktober ist es bei mir, ich mich damit auseinander setze, ich alles noch einmal erlebe, meine Gedanken immer wieder ganz in dieser schon lange verflossenen Zeit versinken. Ich kann sehr gut mitfühlen, was du meinst.
Ich habe mir in diesem Jahr zum ersten Mal massiv Hilfe von außen geholt und hoffe, dass das, was ich als Tabu in mir abgekapselt habe aufgelöst werden kann.
Liebe Grüße, Micky
Liebe Grüße, Micky


"Lass uns angeln gehen", sagte der Haken zum Wurm.
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Ursi
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Ursi » 20.11.2009, 11:30

Liebe Charlotte,
mir fehlen die Worte. Gilt die " unterlassene Hilfeleistung " nur für Normalbürger ? nicht für Staat und Polizei ???

Obwohl es mir weit weniger schlecht ( Keine körperliche Gewalt ) erging , macht mir in Bezug " Erinnerung " die Zukunft Angst .

Ich wünsche Dir und Deiner Tochter alles Gute

Lieb Grüsse Ursi

Rufina

Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Rufina » 20.11.2009, 12:05

Charlotte hat geschrieben: Wir wollen kein "Mitleid" - wir sind froh überlebt zu haben. 1001Geschichte haben uns mit Zuspruch und vielen Hilfen zur Seite gestanden. Melinda und ich waren zu der Zeit jedoch völlig "out of order". Wir können unsere damaligen Wortattacken gegen User dieses Forums nicht mehr rückgängig machen. Wir möchten uns dafür entschuldigen. Wir möchten Frauen wach rütteln - lasst es nicht so weit kommen, steht auf und wehrt euch.
Liebe Charlotte,

ich freue mich, dass Du/Ihr wieder regelmäßig hier seid.

Wir sind auch heute noch immer für Euch da und ich denke wir sollten die alten Geschichten ruhen lassen und einen Neuanfang machen. :wink:

Es gehört viel dazu sich einen Fehler öffentich einzugestehen und ich finde es toll, dass Du die Stärke dazu hast.

LG, Rufina

Hülya

Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Hülya » 20.11.2009, 12:12

Charlotte hat geschrieben:Das was ich hier geschrieben habe ist einige Jahre her - dennoch holt es uns immer wieder ein.

Mich würde interessieren, ob es einigen von Euch ähnlich geht. Die meisten haben hier Dinge erlebt, die das Leben stark beeinflusst haben. Gibt es bei Euch auch Momente, bestimmte Jahreszeiten, wo so vieles wieder gegenwärtig ist?

Melinda und ich sind kein Einzelfall, es gibt unzählige Frauen und Kinder die ähnliches erlebt haben - die es immer noch erleben. Wir möchten diesen Frauen Mut machen sich zu wehren - aufzustehen.

Hallo Charlotte,

ich bin zu tiefst erschüttert.

Eine Frau kann viel verkraften, aber eine Tochter 13/14 Jahre alt. Da müsst Ihr viel reden miteinander.


Ich habe auch einen Tag im Jahr, wo noch heute nach so vielen Jahren alles wieder hochkommt. Der 13. Oktober 1984 ist für mich ein Horrorrtag. Meine Kinder wurden vom Vater entführt. Da ich seid 6 Jahren erst wieder Kontakt mit meiner Tochter, gibt es viele Gespräche und viele Tränen.

Meine Tochter war damals 8 Jahre alt.

Ein Patentrezept habe ich nicht, aber ich habe gemerkt, seiddem ich mit meiner Tochter immer wieder über diese Zeit rede, geht es besser.

Obwohl manche Erinnerungen vergißt man nie mehr, sie werden nur blasser.

Ich wünsche Euch von ganzen Herzen alles, alles Gute.

Und diesem tun. Dreckschwein wünsche ich noch viel Leid. Gottes Mühlen mahlen langsam, aber seine Strafe wird er noch bekommen.

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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Charlotte » 20.11.2009, 12:34

Ich danke Euch allen für Eure Antworten - ein Danke auch von Melinda.

Micky ich wünsche Dir viel Mut und Kraft, damit die Abkapselung sich auflöst und Du mit der Aufarbeitung ohne viel Leid beginnen kannst.

Pamela, auch ich werde nie wieder nach Tunesien reisen. Es ist skandalös das C. Ben K. mit Touristen (und deren Kindern!) in Kontakt treten kann. Die Deutsche Botschaft hatte ich informiert - sie meinten "Da Herr C. Ben K. die Strafe abgesessen hat, brauchen wir nicht einschreiten. "

Die Tunesische Botschaft lehnt jedes Gespräch mit mir ab.

Jetzt habe ich nicht jeden von Euch persönlich angesprochen, dennoch tut jede Antwort gut. In mir sind so viele Vorfälle innerlich verkapselt. Manchmal kommen Erinnerungen hoch, die ich irgendwo "versteckt" habe. Die menschliche Seele schützt sich manchmal selber :?: .
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Efendi II
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Efendi II » 20.11.2009, 12:35

Charlotte hat geschrieben: Sie musste zuerst in den Verhanglungsraum (unter Ausschluß der Öffentlichkeit und ohne "seine" Anwesenheit).
Melinda wurde von Gerichtszuschauern ausgelacht als sie Melinda sahen - einen Teddy im Arm und ein T-Shirt mit Anarchiezeichen auf dem Rücken.
Wenn die Verhandlung "unter Ausschluß der Öffentlichkeit" stattfindet, gibt es doch garkeine Prozesszuschauer.
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Pamela
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Pamela » 20.11.2009, 13:00

Efendi II hat geschrieben:Charlotte hat geschrieben:
Sie musste zuerst in den Verhanglungsraum (unter Ausschluß der Öffentlichkeit und ohne "seine" Anwesenheit).
Melinda wurde von Gerichtszuschauern ausgelacht als sie Melinda sahen - einen Teddy im Arm und ein T-Shirt mit Anarchiezeichen auf dem Rücken.
Wenn die Verhandlung "unter Ausschluß der Öffentlichkeit" stattfindet, gibt es doch garkeine Prozesszuschauer.
Nur Melinda wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen. Ansonsten aber waren Zuschauer im Gericht zugelassen. Diese mussten während der Vernehmung von Melinda raus. So verstehe ich das.

Efendi, ich finde Deinen "Einwand" oder was auch immer das war in diesem Thread mehr als überflüssig!

Gruß
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Charlotte
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Charlotte » 20.11.2009, 13:18

Efendi II hat geschrieben:
Charlotte hat geschrieben: Sie musste zuerst in den Verhanglungsraum (unter Ausschluß der Öffentlichkeit und ohne "seine" Anwesenheit).
Melinda wurde von Gerichtszuschauern ausgelacht als sie Melinda sahen - einen Teddy im Arm und ein T-Shirt mit Anarchiezeichen auf dem Rücken.
Wenn die Verhandlung "unter Ausschluß der Öffentlichkeit" stattfindet, gibt es doch garkeine Prozesszuschauer.
Richtig Efendi, Melinda musste aber in den Gerichtssaal gelangen. Auf dem Weg zum Verhandlungsraum wurde sie ausgelacht.

Der gesamte Prozess lief unter Ausschluß der Öffentlichkeit ab.
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momo456
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von momo456 » 20.11.2009, 13:24

Liebe Charlotte,

vielen Dank für Deinen Bericht. Es ist erschreckend zu was manche Menschen fähig sind. Sie sind emotionale, verkrüppelte Bestien in Menschengestalt.

Ich hoffe und wünsche mir für euch, dass ihr den Täter mit der Zeit aus den Kopf bekommen könnt. Die Tat an sich wird niemals vergessen werden können, doch durch richtige, psychologische Hilfe kann es abgearbeitet werden.

Efendis Einwurf ist jedoch richtig,nur etwas zu grob ausgedrückt, leider. Wenn die Kinder klein sind, (ich glaube bis zum 16 Lebensjahr) findet die Aussage des Kindes auf Antrag unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der vertretende Anwalt kann auch einen Antrag stellen, dass der Angeklagte für diese Zeit von der Verhandlung ausgeschlossen wird.

Haben sie euch ein psychologisches Gutachten empfohlen.? Um die Aussagen der Kleinen zu untermauern.? Ich frage deshalb nach, weil ich das Ganze Prozedur kenne und es als äußerst dramatisch für die Opfer empfinde.

Seid umarmt,
Momo
Du bist zu schnell gelaufen für dein Glück. Nun, da du müde wirst und langsam gehst, holt es dich ein.
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Fremde Fehler beurteilen wir wie Staatsanwälte, die eigenen wie Verteidiger...
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Charlotte
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Charlotte » 20.11.2009, 16:46

Liebe Momo,

wir mussten beide zum Gutachter, da Aussage gegen Aussage stand und wir trotz der grauenvollen Erlebnisse sehr gefasst waren. Das Gutachten (Melinda und ich wurden jeweils 6 Std. "begutachtet"). Wir waren bei Prof. Steller und seiner Assistentin. Die 2 Tage beim Gutachter waren Horror pur, aber wir haben auch das überlebt.

Opfer werden durch das Prozedere bei der Verhandlung und dem eventuellem Gutachten bestraft - Melinda war hinterher so fertig, dass sie in die Psychiatrie musste. Ich schreibe hier nicht, weil ich Mitleid will - ich möchte Euch nur Mut machen niemals aufzugeben. Selbst wenn Ihr ähnliches durchlaufen müsst - lasst Euch vom Weißen Ring helfen.

Momo - danke für die "Umärmelung".
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Renate » 20.11.2009, 16:50

Hallo Charlotte,

ich finde es gut, dass Du wieder Deinen Blick nach vorn richtest.
So wird die Zeit kommen, in der es Dir und Deiner Tochter wieder gut geht.

Bleibt dabei und verarbeitet diese grässliche Geschichte weiter.
Nur so könnt Ihr Euch auch gedanklich von all den schrecklichen Geschehnissen lösen.
Ich wünsche es Euch so sehr.

Alles Gute und viel Kraft weiterhin.

Gruß Renate
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momo456
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von momo456 » 20.11.2009, 17:43

Charlotte hat geschrieben:Liebe Momo,

wir mussten beide zum Gutachter, da Aussage gegen Aussage stand und wir trotz der grauenvollen Erlebnisse sehr gefasst waren. Das Gutachten (Melinda und ich wurden jeweils 6 Std. "begutachtet"). Wir waren bei Prof. Steller und seiner Assistentin. Die 2 Tage beim Gutachter waren Horror pur, aber wir haben auch das überlebt.

Opfer werden durch das Prozedere bei der Verhandlung und dem eventuellem Gutachten bestraft - Melinda war hinterher so fertig, dass sie in die Psychiatrie musste. Ich schreibe hier nicht, weil ich Mitleid will - ich möchte Euch nur Mut machen niemals aufzugeben. Selbst wenn Ihr ähnliches durchlaufen müsst - lasst Euch vom Weißen Ring helfen.

Momo - danke für die "Umärmelung".
Liebe Charlotte,

ja ich kenne das alles selbst aus Erfahrung.

Das was Opfer nochmals vor Polizei und Gericht durchstehen müssen, steht einem physischen Missbrauch in nichts nach.! Man erlebt das Ganze so intensiv wieder und muss auf die Fragen antworten. Immer und immer wieder.

Ich weiss das es Frauen gibt, die ähnliches behaupten und Männer haben selten eine Chance das Gegenteil zu beweisen.

Trotzdem sollte man (vor allem nach einem Gutachten) den Frauen die Scham (vor allen bei öffentlichen Verhandlungen) ersparen.

Ganz lieben Gruss und ich bewundere euch für eure Tapferkeit,
Momo
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Charlotte » 20.11.2009, 21:59

Liebe Afrika,

es ist wie "Seelen-Striptease" vor der Polizei/dem Gericht/dem Gutachter - ja es ist erbärmlich. Falls jemandem von Euch sowas bevorsteht, schließt die Öffentlichkeit aus. Mit Zuschauern im Verhandlungsraum hätten wir das nicht durchgestanden.

Melinda ist von Dunkelziffer und später in der Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt worden - ich habe bisher keine Therapie gemacht. Jetzt bin ich seit kurzem in psychiatrischer Behandlung und werde in der nächsten Zeit eine Traumatherapie machen.

Noch schmerzvoller geht es den Frauen, die mit ihren Kindern nicht in Deutschland leben. Ihre Last und ihr Schmerz muss unerträglich sein - kaum jemand hilft ihnen. Wenn ich mit Melinda damals nach Tunesien gezogen wäre, würde es uns heute nicht so gut gehen. Meine Tochter ist der stärkste Mensch den ich kenne, sie gibt mir immer wieder Kraft.
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Re: Bald ist wieder der "1. Dezember"

Beitrag von Pamela » 01.12.2009, 17:47

Liebe Charlotte,

ich denke heute ganz besonders an Dich und Deine Tochter!

Die Vergangenheit ist Vergangenheit - die Zukunft liegt vor euch!

Alles alles Liebe dafür!

LG
Gruß
Pamela
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