Raus aus der Opferrolle

Wie lebe ich heute. Was habe ich geändert. Wie habe ich Bezness verarbeitet. Der "Neuanfang".

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Daisy2510
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Raus aus der Opferrolle

Beitrag von Daisy2510 » 01.03.2012, 13:08

Hallo,
ich kann von mir sagen, dass ich das Beenden meiner Beziehung als Erleichterung gesehen habe. Das ist das Positive, wenn man den Schritt von sich aus geht und nicht plötzlich von einem Bezzie mit einem Scherbenhaufen und Schock stehengelassen wird.

Ich denke, dass ich mich schon ca. 2-3 Jahre vor dem endgültigen Ende emotional von meinem Ex getrennt habe. Es war eine Erleichterung, wenn er in T. war oder außer Haus, wenn er in Wien war. Warum ich trotzdem solange gebarucht habe, ihn endgültig rauszuhauen beantworte ich für mich damit, dass ich einfach diese Zeit für mich benötigt habe. Manche sind da schneller, manche brauchen länger.

Ich bin sehr schnell wieder in eine Beziehung "geschlittert", die mir sehr gut tut und die ich auch nur aufnehmen konnte, da ich gefühlsmäßig weg war vom Ex. Was mir aber auffiel, war, dass ich mich sehr lange selbstbemitleidet habe.

Für meine Dummheit, mein "nicht-durchsetzen", meine Lethargie über Jahre, meine seelischen (und auch manchmal körperlichen) Schmerzen, meine verlorene Zeit....

Vor einiger Zeit ist mir aufgefallen: Da gibt es Leute in meinem Umfeld, die hatten es auch nicht leicht. Eine Bekannte hatte mit 21 Krebs, die Mutter eines Bekannten starb, eine Freundin leidet an Magersucht, so blöd es klingt: Die Welt der anderen ist nicht leichter, nur weil sie nicht ich sind. Das zu erkennen hat mir geholfen, aus meiner Opferrolle zu kommen, mir selbst mal einen A....tritt zu verpassen. Und den habe ich gebraucht.

Denn solange man den Ballast mit sich schleppt, sich mit "Warum ich" quält, steht man sich und den Schritten in der Entwicklung im Weg. Ich sehe meine Vergangenheit als Teil meines Lebens, nehme die guten Erfahrungen mit und sehe die schlechten als Lehre fürs Leben. Das Positive für mich ist etwa, dass ich seeeehr entspannt in der Beziehung jetzt bin. Vor allem, weil ich bei "Kleinigkeiten", die manche Mädels auf die Palme bringen, mich kalt lassen. Und damit das Potential für Streits erheblich sinkt. Nicht, dass ich es gewohnt bin, nun alles zu erdulden, nö, sicher nicht. Ich nehme nur viele Dinge nicht mehr so schlimm. Das Gute ist, dass das mein jetztige Partner nicht "ausnutzt", im Gegenteil.

Ich will mir nicht im Weg stehten, ich will nicht, dass meine Vergangenheit mein Jetzt, meine Zukunft bestimmt. Das haben ich und meine Umwelt nicht verdient.

Ich denke, dass der Schritt aus dieser "Opferrolle" enorm wichtig ist, um eben wieder anderes zu sehn, nicht weil man kein Opfer ist. Denn dieses Heraustreten ist so wunderschön und das haben gerade Frauen mit Bezzie-Vergangenheit verdient!.
LG Daisy

brighterstar007

Re: Raus aus der Opferrolle

Beitrag von brighterstar007 » 01.03.2012, 13:22

Hallo Daisy,

ein kluger Mensch (aus christlicher Sicht) hat mal gesagt, frage nicht : "Warum ?" sondern "Wozu ?"

Liebe Grüße

Brighterstar

Canim
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Re: Raus aus der Opferrolle

Beitrag von Canim » 01.03.2012, 13:22

Ein toller Beitrag und genau die richtige Einstellung.
LG und eine schöne Zukunft
Canim
Gemeinsam sind wir stark!

Elisa
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Re: Raus aus der Opferrolle

Beitrag von Elisa » 01.03.2012, 17:21

Daisy, Vergangenes ist vorbei, wir können es nicht mehr ändern. Evtl. bringt es etwas herauszufinden, warum man selbst so oder so gehandelt hat. Aber wichtig ist das Jetzt.

Du bist auf dem richtigen Weg. Viel Glück dabei.

LG Elisa

Ines

Re: Raus aus der Opferrolle

Beitrag von Ines » 01.03.2012, 18:11

Hm,Daisy,Du sagst etwas,was ich die ganze Zeit sage:Klar,Liebeskummer,dazu gehört auch ne Portion Selbstmitleid und Tränen...Aber dann sollte man sich aufraffen, sein Leben in die Hand nehmen und wir haben hier die Möglichkeiten als Frau selbst zu
entscheiden wie man leben möchte und wir sind hier nicht abhängig von einem Mann.Wir können uns die romantische Liebe leisten.
Natürlich ist es nicht leicht die Realität zu erkennen, die dann unweigerlich kommt, man denkt oder wartet, dass wieder alles schön wird.Wird es leider oft nicht und schon gar nicht mit nem Bezzie.
Meine Freundin sagt oft, dass es oft nur ums Ego geht, welches verletzt wurde.
Ich finde es toll, dass Du Dein Leben so gut meisterst und Dich aus der Opferrolle befreit hast.
LG Ines

brighterstar007

Re: Raus aus der Opferrolle

Beitrag von brighterstar007 » 02.03.2012, 12:52

Ihr Lieben,

manchmal frage ich mich, ob wir Europäerinnen nicht ziemlich "schräge" Erwartungen an die Liebe
haben -wobei ich hier NICHT davon spreche, Misshandlungen/ körperliche Gewalt zu ertragen- ABER :
es ist so, als wollten wir 30 Jahre ständig das Hochgefühl der ersten Verliebtheit mit unserem
Traumprinzen erleben - wenn dies sich verändert oder sich abschwächt , dann ist es halt keine "Liebe" -
der Nächste bitte...

LiebeGrüße

Brighterstar

Daisy2510
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Re: Raus aus der Opferrolle

Beitrag von Daisy2510 » 02.03.2012, 20:19

Hallo,
ich denke, eine der größten Herausorderungen ist, dass dieses verzerrte, hochromantische, von Medien geschaffene Bild der Liebe für sich selbst zu definieren. Genau wegen diesem geschaffenen, künstlichen Bild fallen ja so viele Frauen auf diese Kerle rein. Denn welcher Mann sitzt schon heulend vor Liebe im Sonnenuntergang am Strand - außer ein talentierter Schauspieler?
Für mich persönlich heißt Liebe eientlich gleichzeitig Freiheit zu sein. Diese Freiheit zweier einzelnen Personen wird zu einem gemeinsamen Lebensweg, mit vielen (oder weniger bei manchen) Berührungspunkten, aber auch den ganz individuellen Eigenheiten und Ideen jeder Person. Mit Freiheit meine ich nicht, dass ich mit dem Kopf durch die Wand muss. Ich empfinde es auch als Freiheit, wenn ich dazu fähig bin, meinen Gegenüber zu respektieren. Und hier ist es wieder wichtig, dass dieses "Respektieren" nicht auf Kosten eines selbst geht. Hmm... das ist jetzt wohl nur für mich logisch! ;-)

Ich war vor meiner Ehe nur einmal länger mit einem Mann zusammen, das war eine Fernbeziehung. Jetzt, wo dieser Mann (ja, das Leben nimmt schon seltsame Wege) wieder in meinem Leben ist, führe ich eine Beziehung von anderer Qualität. Wir sind zwar erst seit 1 1/2 Jahren zusammen, dennoch läuft es einfach. Die erste Verliebtheit ist nicht mehr, sondern eine tiefe, liebe- und respektvolle Beziehung. Der große Unterschied: Ich kann diese Beziehung mitgestalten, und muss nicht akzeptieren ohne zu kommentieren.

Aber um genau das zu können, um sein Leben, seine Beziehung wieder in die Hand nehmen zu können ist es eben so unglaublich wichtig, diesen großen Schritt aus dem Selbstmitleid (dies ist hier absolut nicht negativ gemeint, war auch für mich notwendig) zu tätigen. So, nun habe ich künstlerisch den Bogen wieder zum Hauptthema gespannt! ;-)
LG Daisy

Nilopa
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Re: Raus aus der Opferrolle

Beitrag von Nilopa » 03.03.2012, 12:58

Hallo zusammen,

die Trennung von einem geliebten Menschen bedeutet Trauerarbeit.
Trauer braucht Zeit!

siehe dazu auch (aus http://www.magazin.trauer.de/trauerarbeit):
Als Indiz für das Ende der Trauerzeit gilt allgemein, dass an den Verstorbenen gedacht werden kann, ohne dabei Schmerz zu empfinden. Der Großteil der Trauernden erreicht diese Befindlichkeit irgendwann. Aber es gibt auch Menschen, bei denen im Lauf der Zeit nur die Intensität der Trauer nachlässt, die Trauer selber aber nie ganz aufhört. Hilfe bei diesem langen Weg in Anspruch zu nehmen, ist deshalb eher ein Zeichen von Stärke als von Schwäche.
8) LG Nilopa
»Your rights matter because you never know when you're going to need them.« – Edward Snowden-

Daisy2510
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Re: Raus aus der Opferrolle

Beitrag von Daisy2510 » 03.03.2012, 13:28

Danke für den link, sehr interessant! In unserem Fall "verstirbt" ja die Idee von einem glücklichen Zusammensein...
LG

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