Trauerphase

Wie lebe ich heute. Was habe ich geändert. Wie habe ich Bezness verarbeitet. Der "Neuanfang".

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Wüstenblume
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Trauerphase

Beitrag von Wüstenblume » 20.01.2013, 19:02

Ich möchte einfach schreiben. weil ich heute einen der ganz dunklen tage habe. ich vermisse ihn unendlich. fast ein jahr ist es her, dass ich mich von ihm getrennt habe. nun habe ich am letzten mittwoch den antrag auf scheidung gestellt. gezwungenermassen. durch sein verhalten. meine gefühle sind nach wie vor die gleichen. was macht ihr, wenn ihr ganz down seid? ablenken bringt nur was für den moment. um mich dann mit voller wucht zuhause einzuholen. ich hab so eine angst davor, dass sich an dieser trauer nie etwas ändern wird. geschweige denn verschwindet. geht es euch auch so? ich treffe in meinem umfeld nur frauen, die mir sagen, dass ich so wie es ist froh sein soll. dass es besser für mich und die kinder ist. aber ich bin so traurig. alle helfenden freundinnen erscheinen mir so "gewieft". und mittlerweile suche ich distanz zu ihnen, weil ich das gefühl habe, dass sie nicht nachvollziehen können, warum ich gefühlsmässig auf der stelle trete. ich hab das gefühl ich werde ihm mein leben lang nach trauern. nicht weil ich das bewusst will. sondern weil er mich in den guten zeiten unsagbar glücklich gemacht hat. und die kinder auch. leider waren die guten zeiten sehr selten. will ich "mein" gefühl der großen liebe nicht gehen lassen? und fixiere ich mich nur darauf? mir schießt immer sofort an den schlechten tagen durch den kopf, die kennen ja nur die bösen geschichten. Wenn ich das sage, sagt eine freundin : Das reicht mir vollkommen. warum reicht mir das nicht. warum hänge ich mich so an jemanden, der nie für mich da war, wenn es darauf angekommen wäre? ich bin so fertig. und bis ich den antrag gestellt habe, hat er mich zwischen den feiertagen mit sms und telefonaten bombardiert. wenn ich nur jemanden hätte, der mir sagen könnte, ob er ehrliche absichten hatte. ach. ach. ich jammere. aber ich bin voll mit traurigkeit, und komm mit ihr nicht zurecht. ich würde sie so gerne reduzieren.

Jakobs_Weg
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Re: Trauerphase

Beitrag von Jakobs_Weg » 20.01.2013, 19:15

Hallo, liebe Wüstenblume!

Zuvor finde ich es gut, dass du hier dein Herz ausschüttest. Schreiben befreit sehr und nimmt schon ein Stückchen Druck von der Seele.

Wenn du nach "Trauer" und "Trauerphasen" googelst,
dann findest du auch einiges, das dir hilft, damit besser umzugehen.

Auch wäre eine Gesprächstherapie ratsam, die dir dabei hilft, dich zu lösen.

Ich wünsche dir viel Leichtigkeit und Lebensfreude!
LG, Jakobs_Weg

Nein, nicht alle Orientalen sind Beznesser!

Wüstenblume
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Re: Trauerphase

Beitrag von Wüstenblume » 20.01.2013, 19:27

Hallo Jakobsweg!

Ich bin seit Juli in psychotherapeutischer Behandlung wegen seines Verhaltens. warum verschwinden diese schlechten tage nicht endlich und kommen nur noch ab und zu? vielleicht verlange ich da zuviel von mir.? aber ich merke nicht, dass ich mich vorwärts bewege. trennungsphasen, ja ich hänge immer noch in der alleraleerersten. ich will da raus. und will trotzdem diese "große" liebe nicht verlieren...........ich versteh mich nicht. furchtbar.

Nilka
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Re: Trauerphase

Beitrag von Nilka » 20.01.2013, 19:40

Hallo Wüstenblume,

Gebe in den Kasten oben "erweiterte Suche" den Begriff "Trauer". Das war ein Thema für alle Betroffenen und man hat sich damit auseinandergesetzt. Villeicht findest du dort Gegankenanstöße, die dir helfen könnten.

Alles Liebe Nilka
LG ♥ Nilka

Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt. Thomas Mann

Tonopah
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Re: Trauerphase

Beitrag von Tonopah » 21.01.2013, 00:42

Liebe Wüstenblume,

gib die Hoffnung auf Leichtigkeit nicht auf, ein Jahr ist doch viel zu kurz. Der Mensch wie du ihn jetzt siehst ist für Dich wie "gestorben", weil er nicht mehr bei Dir ist. Und wenn jemand stirbt ist man nach einem Jahr noch nicht durch damit. Und dass man den Menschen nach seinem "Tod" idealisiert ist normal, man erinnert sich dann nur noch an das Schöne.

Du versuchst Deine Gefühle zu kontrollieren, sie sollen verdammt nochmal "anders" sein, einfach nur aufhören, ich kann das sehr gut verstehen. Wirklich!

Aber Du kannst mit dem Verstand nicht gegen Deine Gefühle ankämpfen. Das würde heissen gegen sich selbst kämpfen, und wie soll das gehen? Und was sollte das bringen, wie soll das helfen? Du bist nur eine einzige Person, auch wenn Du das Gefühl hast da sind zwei, zwei Herzen in Deiner Brust, aber das stimmt nicht. Du bist eins, und diese eine Person hat eben verschiedene Gefühle mit denen sie fertig werden muss.
Du hast bewiesen dass Du stark bist, du hast dich getrennt, und im Grunde weisst Du auch dass es richtig war, aber Deine Gefühle sagen einfach was anderes. Und das tut so weh und verunsichert Dich immer wieder, Tag für Tag drehen sich Deine Gedanken um ihn. Was mir (nicht bei einer Trennung, aber bei anderen Gefühlen, ich habe Probleme mit Angstzuständen) hilft ist es mir zu sagen "Es ist jetzt eben so. Ich fühle so, ich denke so, ich kann in Moment nichts anderes denken als .....XY....und meine Gedanken kreisen, mein Körper fühlt sich mies damit, aber ich kann NICHTS DAFÜR. Es liegt nicht an mir, ist nicht meine Schuld, liegt nicht in meiner Hand. Es ist jetzt so und ich gehe einfach da durch. Das bin ICH, das ist eben jetzt gerade meine Wirklichkeit, das ist mein Weg. Nur wenn ich einfach weitergehe kann ich auf die andere Seite kommen wo es wieder hell ist. Egal wie lange es dauert, und wenn es Jahre sind."

Wenn man sich ständig vorwirft "ich gehe offenbar nicht richtig damit um...ich sollte besser dieses oder jenes gegen diese Gefühle tun aber ich tue es ja nicht, ich doofe Kuh...offenbar bin ich zu dämlich und kriege es nicht hin...verdammt was soll das, sei doch nicht so bescheuert...wie lange soll das noch gehen..." Das bringt gar nichts. Nur Frust, Druck, Depression.

Blöd gesagt, aber Du musst Dich annehmen, Deine Gefühle annehmen, eben leider auch die DAUER Deiner Gefühle annehmen. Bei Dir dauert es eben so und so lange, bei anderen kürzer, aber vielleicht auch länger. Es dauert so lange es eben dauert. Du brauchst dich weder zu schämen, noch ein schlechtes Gewissen zu haben, einfach hinnehmen, die Gefühle durch Dich durchfliessen lassen, Dich nicht gegen die Gefühle wehren nach dem Motto "verdammt, jetzt hab ich doch glatt schon wieder dies und das gedacht....wie lange ist der Kerl noch in meinem Kopf" Sage Dir einfach "hallo, Gedanken, da seid Ihr ja schon wieder. Ihr kommt und geht in meinem Kopf ein und aus wie ihr wollt. Kann man nichts machen. Macht nur. Ich schau mir das an, mehr nicht. Irgendwann seid Ihr auch wieder weg." Den Gedanken den Schrecken nehmen, und die Wut darüber dass sie kommen. Es gibt nicht umsonst den Spruch "Denken Sie jetzt NICHT an einen blauen Elefanten"
Das funktioniert eben nicht, genau wie bei einem Ohrwurm. Einfach den "Hit" mitsingen! Man kann eh nichts ausrichten. Du musst versuchen, Entspannung reinzukriegen. Kennst du das Buch "F... it! Loslassen-Entspannen-Glücklich sein" von John C. Parkin? Es hat mich nciht geheilt, aber einige gute Ansätze gebracht.

Ich verspreche Dir, die Gefühle werden blasser, und blasser, und irgendwann ist es nur noch eine Erinnerung. Dieser Tag kommt, nur kann Dir niemand sagen wann.

Schick dir einen Engel,
Tonopah

Jakobs_Weg
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Re: Trauerphase

Beitrag von Jakobs_Weg » 21.01.2013, 09:54

Liebe Wüstenblume,

wie geht es dir heute?

Guck mal, Johanna hat an ihren Ex einen Abschiedsbrief geschrieben, den sie zwar nie abschicken wird, doch hat sie sich damit abschließend alles von der Seele geschrieben.

Wie ich auch finde, eine sehr hilfreiche Idee!

Eventuell magst du ihn auch lesen? :arrow: Hier ist er! (klick)

Ich wünsche dir einen Tag mit viel Sonne im Herzen!
LG, Jakobs_Weg

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Re: Trauerphase

Beitrag von Wüstenblume » 21.01.2013, 19:32

Guten Abend!

@Nilka: Danke für den Tipp, bin fleissig am Lesen.

@Liebe Dagmar, wir hatten ja schon mal einen "buchstabenreichen" :-) Kontakt. Du sprichst mir so aus der seele:

Was die Trauerphase betrifft, kann ich mitreden. Zwar war mein Mann kein Besnesser, doch denke ich, dass genau diese Phase auch von Frauen durchlebt wird, die einfach an die Liebe geglaubt haben.

An Deinem Zitat finde ich meinerseits das Furchtbare, dass ich momentan einfach nur den beweis haben möchte, dass er kein Beznesser ist. und an schlechten tagen würde ich ihn sofort wieder reinlassen. er ist ja schließlich kein Bezzie. das ist so schlimm. er hat mich so verletzt. aussenstehende sind entsetzt, über seine "wörtlichen" grausamkeiten, die er immer geschickt in "ruhige, leise" worte verpackt hat. sodass ich automatisch (nachdem die wut verflogen war) mir die schuld an seinem verhalten gab.

Du schreibst, ich sollte nun wissen, was ich jetzt vom leben möchte. und was schießt mir durch den kopf? ihn, und eine glückliche, intakte familie. keine aussernander gerissene, die entstand, weil ich sein verhalten/seine gemeinheiten nach 6 jahren nervlich nicht mehr ausgehalten habe.
Ich fühl mich so auf diesen weg gestoßen. Da wollte ich NIEMALS hin. Ich habs meinerselbst willen gemacht. nicht weil ich stark bin (aber ihr seid so lieb das zu schreiben), sondern weil ich nicht mehr konnte.

Ich weiss nicht was ich von meinem Leben will. er ist weg. es ist kaputt. das einzige sind meine kinder, diese engel.
ich hab ihn in seinem studium sooo unterstützt und freigehalten. und auf ihn vertraut. dass er das für uns macht. um uns zu ernähren. zahnarzt. deswegen war ich so mutig. und jetzt? alles kaputt. und er studiert weiter und bleibt in D. Obwohl er seit 6 jahren immer wieder flog, um nie wiederzukehren, und es dann doch wieder tat. jetzt? ich hab keine ahnung wie mein leben weitergehen soll. alleinerziehend, mit der angst, den kindern könnte etwas geschehen, und finanziell keine sicht auf etwas positives. einen traum, der das leben lebenswert macht. niemals ein eigenes haus, einen tollen urlaub, ab und zu sich was herrliches gönnen. sondern immer am minimum zu leben. den kindern alles bieten zu können, was sie brauchen und sich wünschen (einfach der gedanke). nur weil er nicht weiss was er will. Mein erster schritt in die normalität wird sein, ab april wieder arbeiten zu gehen. aber keine möglichkeit hier, geld zu sparen bzw für die kinder anzulegen. ach sch...., wir hätten irgendwann eine praxis haben können. und jetzt? er hatte keinerlei schwierigkeiten mit dem lernen, hat alles in der zeit geschafft. und will das immer wieder wegwerfen. entweder zwinge ich ihn zum studieren (wenn er abbrechen will) oder ich versaue sein leben (so jetzt, wenn er DOCH wieder studieren will). jetzt hab ich schon wieder so viel geschrieben. ich weiss mir nicht zu helfen.

@onopah!

Danke für Deine einfühlsamen worte. sie haben mir (wieder mal) die tränen in die augen getrieben. danke, dass Du Dir soviel zeit genommen hast mir zu antworten.

@jakobsweg:

Danke für Deine freundlichen worte. durchwachsen. wenn ich in gesellschaft bin, gehts mir besser. oder lenkt mich ab. nur wenn ich zu oft mit freundinnen zusammen bin, funktioniert die ablenkung leider nicht mehr. und ich rede wieder nur über ihn.... vorwärts gehen, schritt für schritt. wenn ich ihm was wert gewesen wäre, hätte er mich nicht so behandelt. schlau geschrieben. verinnerlichen bin ich noch lichtjahre davon entfernt.....


Lg an Euch alle! schreibt nur weiter, tut mir unendlich gut. (auch wenn der lapi sich beim umarmen ungünstig anfühlt :D )

Leonessa
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Re: Trauerphase

Beitrag von Leonessa » 21.01.2013, 23:02

Liebe Wüstenblume,

nun habe ich mir jeden Beitrag von Dir durchgelesen, den ich finden konnte.

Du durchlebst gerade eine Phase, die viele Frauen nach der Trennung von einer ehemals "großen Liebe" nur zu gut kennen. Auch ich hab das durch, wobei schon mehr als 20 Jahre vergangen sind, seit ich geschieden bin.
Es war ein deutscher Mann, wir waren anfangs total verliebt, das Traumpaar schlechthin. Nach einiger Zeit merkte ich, dass er mir auf Dauer nicht gut tat. Er quälte mich fast täglich mit seiner grundlosen Eifersucht, kontrollierte und überwachte mich, blamierte mich vor meinen Kollegen. Auf Schritt und Tritt spionierte er mir hinterher, aus "Liebe" natürlich; jede Bahnverspätung wurde zum Drama pur. Kam ich später, als er "ausgerechnet" hatte, wurde ich auch schon mal ausgesperrt und bettelte vor meiner eigenen Tür um Einlass.

Er begann immer öfter zu trinken, gab mir die Schuld. Baute betrunken einen kapitalen Auto-Unfall, schuld war - na klar - ich. Damit die Mobilität nicht auf der Strecke blieb nach dem Führerscheinentzug, machte ich meinen Führerschein im Rekordtempo. Vorwürfe und schmutzige Anspielungen, was ich angeblich mit dem Fahrlehrer getrieben hätte, blieben "natürlich" nicht aus. Weil er mich doch sooo liebte.

Mit dem Haushalt und der Kindererziehung wurde ich allein gelassen, auch finanziell. Ausgaben für mich persönlich (Kleidung, Friseur oder so) waren vom Geld her so gut wie nicht mehr drin und "erlaubt" ja sowieso nicht. Mein Mann ging dann außerhalb seiner auf mich gerichteten Überwachungsaktivitäten immer mehr seine eigenen Wege, vor allem abends und an den Wochenenden.

Zwei Jahre immerhin habe ich das ertragen, mich immer wieder gefragt, was ich falsch mache. Meine einzige Erkenntnis aus der endlosen Grübelei war: WIR PASSEN NICHT ZUSAMMEN. Als der Himmel noch voller Geigen hing, hatte ich nicht wahrhaben wollen (obwohl es schon zu Beginn Anzeichen dafür gab), dass wir in ganz entscheidenden Punkten völlig verschiedene Vorstellungen von unserem Zusammenleben hatten.

Während er wollte, dass ich an ihm dranhing wie ein Preisschild, brauchte ich meinen persönlichen Freiraum. Während für mich Treue selbstverständlich war, meinte er, die meine durch eifersüchtige Kontrolle erzwingen zu müssen - und ging selbst "fremd". Erfahren habe ich es von "ihr" persönlich :mrgreen: , aber da hatte ich die Scheidung längst eingereicht.

Wüstenblume, glaub mir, ich hatte Zeiten, da musste ich fünf Extra-Schritte von der Bahnsteigkante zurücktreten, wenn die Bahn einfuhr. Es gab Tage, da heulte es mich geradezu automatisch, wenn ich mich mal wieder als Versagerin fühlte, obwohl ich es doch besser wusste. Immer wieder hinterfragte ich meine Trennungs-Entscheidung, von der ich in sachlichen Momenten ja vollkommen überzeugt war. Wieder und wieder versuchte "er", mich umzustimmen, mal durch Bitten, mal durch Drohungen. Selbst nach der Scheidung hat er noch versucht, meinen Sohn zum Fürsprecher für sich zu gewinnen, so nach dem Motto "jeder hat eine zweite Chance verdient". Das muss man sich mal vorstellen, nachdem er nie wirklich da war für das Kind! Es war ein ständiger Kampf, der trotzdem nie mehr zu seinen Gunsten ausging, ausgehen durfte.

Mein Schlüsselerlebnis zur Bewältigung der ewigen Zweifel hatte ich damals am Sperrmüll :lol: . Nein, ich habe nicht ihn dahin entsorgt - ein kleines Schränkchen hatte es mir angetan: Ich habe es zu meinem "Devotionalienschrein" gemacht.
Alle Erinnerungen kamen hinein, die guten auf die eine und die (zahlreicheren) schlechten auf die andere Seite. Immer, wenn mir etwas einfiel, schrieb ich es auf und sortierte es ein. Wichtige Grunderkenntnisse pinnte ich an den Mittelsteg. Da stand dann:

Er ist kein schlechter Mann, ich passe nur nicht zu ihm.
Ich bin eine tolle Frau und Mutter, er passt nur nicht zu mir.
Er und ich passen nicht zusammen.
Keiner hat Schuld.

So konnte ich langsam meinen Frieden machen oder in dunkleren Phasen nach Kontakt mit meinem Schrein schnell wiederfinden. Das Schränkchen wanderte irgendwann in den Keller und später beim Umzug dahin, wo es herkam: auf den Sperrmüll.
Der Umzug übrigens war das Zusammenziehen mit meinem (damals) Neuen, den ich zwei Jahre nach der Scheidung kennenlernte und mit dem ich noch heute glücklich bin, obwohl wir so langsam alt und grau werden. Alles Wesentliche passt.

Liebe Wüstenblume, vielleicht schaffst Du Dir auch so ein Hilfsmittel, wie es mir gut getan hat. Ob es nun ein Schrank ist, ein Karton oder eine Mappe, ist egal. Manchmal hilft so etwas ungemein, sich selbst neu einzuordnen. Sicher wirst Du so viele Antworten finden können, auch die auf die Frage, ob er nun ein Bezzie ist oder nicht.

Bezogen auf meinen Ex würde ich sagen ja, es war zumindest psychisches Bezness, wenn es so etwas gibt.

LG und Kopf hoch
Leonessa
Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein.
(Ralph Waldo Emerson)

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Re: Trauerphase

Beitrag von Jakobs_Weg » 22.01.2013, 10:23

Liebe Leonessa,

lieben Dank für deinen tollen Beitrag!

Den Tipp mit dem "Devotionalienschrein" bzw. Alternativen dafür finde ich Klasse!

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute!
LG, Jakobs_Weg

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Re: Trauerphase

Beitrag von Wüstenblume » 22.01.2013, 19:19

Hallo Ihr Lieben,

schönes Gefühl, dass Ihr Euch mit meinem Mist so auseinandersetzt. Heute schon nicht mehr so tief unten. Ein bisschen weniger tief. wäre so gerne wieder mal ganz oben. Leonessa, danke. Dein Psycho-Bezzie hat mich irgendwie zufriedengestellt. Genau das trifft es. Ohne Unklarheit. Diese hatte mich so kaputt gemacht. Einen glasklaren Beweis, dass er es ehrlich oder unehrlich mit mir gemeint hat. Den wollte ich. Und den kann mir und ich mir nicht geben. Aber psychisches Bezness leuchtet selbst mir ein. Herzlichen Dank. Blume, selbstverständlich trauere ich auch der finanziellen Wunschvorstellung nach, die fast schon greifbar war. Hauptsächlich aber der Tatsache, dass er nie für mich da war wenn ich ihn gebraucht hätte. Andersrum ständig. Ich musste geben geben geben. und bekam nur Gejammer oder Streit zurück. Wie lange meinst Du darf Trauerarbeit denn dauern? Also, ich denke schon , dass sich da was bei mir weiterentwickelt hat. aber manchmal habe ich trotzdem das gefühl auf der stelle zu treten. weil ich ihn (vermute ich) vermisse. seine leidenschaft, sein strahlen (wenn er das denn tat), sein humor.

Heute bin ich wieder rationaler. aber wenn der schmerz kommt, überrollt er mich einfach.

Danke!!

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Re: Trauerphase

Beitrag von Leonessa » 22.01.2013, 21:21

Liebe Wüstenblume,

ich freu mich darüber, dass es Dir heute etwas besser geht und dass wir Dir hier ein wenig helfen können.

Deine Frage
Wie lange meinst Du darf Trauerarbeit denn dauern?
war zwar an Blume gerichtet, vielleicht magst Du aber auch meine Meinung hören?

Wüstenblume, das hängt immer von verschiedenen Faktoren ab, objektiven und subjektiven. Die objektiven definieren sich über Art und Schwere des erfahrenen Leids, die subjektiven liegen in der Persönlichkeit des Betroffenen.
Es widerstrebt mir eigentlich, schon wieder mein Beispiel anzuführen, aber nun kennst Du meinen ganz persönlichen Scherbenhaufen eh schon.

Ich war damals ziemlich alleine mit der Bewältigungsarbeit. Meine Freunde waren mehrheitlich vergrault worden und hatten - soweit noch vorhanden - genau wie meine Eltern "schon immer und von Anfang an gewusst, dass der Kerl nix taugt". Dass die alle nun Recht behalten hatten, drückte mich noch weiter runter in den Sumpf von Trauer, Hilflosigkeit, Scham und Wut. Ich wollte mit niemandem reden, weil ich einfach kein Zutrauen mehr hatte und einen wahren Horror vor sinnlosen Vorhaltungen nach dem Motto "Hättest Du nur auf mich/uns gehört, ..."

Dann kam fast zwangsläufig die Erkenntnis, dass "es" nicht einfach so vergehen würde, sondern dass ich "es" vertreiben muss, wenn es besser werden soll. Auf der Suche nach einer für mich praktikablen Methode wurde ich, wie schon erzählt, am Sperrmüll fündig. Ich brauchte einen ganz persönlichen Weg, bei dem ich aktiv werden konnte und auf den ich anhand der schon "abgearbeiteten" Erinnerungen immer wieder zurückblicken konnte. Ich bin ja auch normalerweise ein sehr selbstbestimmter, starker und aktiver Mensch und nicht das traurige Häuflein Elend, das mein Ex scheinbar aus mir gemacht hatte. Also wollte und musste ich etwas tun, daran arbeiten, abarbeiten.

Zwischendurch heulte ich natürlich immer mal wieder. Aber ich warf es mir nicht vor, sondern empfand die Tränen als Linderung. Und sie standen mir zu, verdammt noch mal, es war doch mein gutes Recht, traurig zu sein. Danach wandte ich mich halt wieder der zweiten Hälfte des Wortes Trauer-arbeit zu.
Nach einem halben Jahr war ich so weit "über'n Berg", dass ich keine Angst mehr vor meinen Erinnerungen hatte. Auf Leute zuzugehen, dauerte noch etwas länger, aber allmählich - und das war der größte Lernprozess - lernte ich wieder, Vertrauen zu fassen. Sehr vorsichtig und Schritt für Schritt. Aber immerhin habe ich mich zwei Jahre nach der Scheidung neu verliebt!

Liebe Wüstenblume, mein Weg war damals zwar der einzig richtige und der schnellste für mich, aber er kann niemals für jeden passen. Andere Menschen mit einer anderen Persönlichkeitsstruktur und tieferen "Wunden" brauchen möglicherweise therapeutische Hilfe, die sie nicht zögern sollten, unverzüglich anzunehmen. Bitte denk darüber nach, welcher Weg für Dich passt - und dann geh ihn!


Zum Schluss noch was Lustiges: Kennst Du das fast 200 Jahre alte Volkslied "Wo mag denn nur mein Christian sein" ?
Das hatte ich damals seeehr frech umgedichtet.

LG
Leonessa
Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein.
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Re: Trauerphase

Beitrag von Wüstenblume » 22.01.2013, 21:32

Seh ich nur dieses rindvieh an...... :D

Leonessa
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Re: Trauerphase

Beitrag von Leonessa » 22.01.2013, 21:41

Wüstenblume hat geschrieben:Seh ich nur dieses rindvieh an...... :D
Genau!

Meine Umdichtung enthielt dann noch die schönen Worte

Flasche
Pfeife
Zecke
Blindfisch
Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein.
(Ralph Waldo Emerson)

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Re: Trauerphase

Beitrag von Wüstenblume » 22.01.2013, 21:43

Nochmal für alle:


Wo mag denn nur mein Christian sein,
In Hamburg oder Bremen?
Schau ich mir seine Stube an,
So denk ich an mein Christian.

In seiner Stube hängt ein Holz,
Damit hat er gedroschen
Schau ich nur diesen Flegel an
So denk ich an mein Christian.

Im Stall da liegt ein Muttersau
die hat er ausgemistet
schau ich nur dieses Sauvieh an
so denk ich an mein Christian

Auf unserm Hof, da steht ein Klotz,
Darauf hat er geschlagen
Schau ich nur diesen Kolzklotz an
So denk ich an mein Christian.

In unserm Stall, da steht ein Ochs
den hat er oft gemolken
Hör ich dieses Rindvieh schrein
so fällt mir gleich mein Christian ein

Der Esel, der den Milchkarrn zog,
Den hat er selbst geführet
Hör ich nur diesen Esel schrei'n,
So fällt mir gleich mein Christian ein

Jakobs_Weg
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Re: Trauerphase

Beitrag von Jakobs_Weg » 22.01.2013, 22:49

:lol:
LG, Jakobs_Weg

Nein, nicht alle Orientalen sind Beznesser!

Wüstenblume
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Re: Trauerphase

Beitrag von Wüstenblume » 02.02.2013, 14:42

Hallo!

Ich habe mit Schrecken festgestellt, dass ich gar nicht mehr geantwortet habe. VIELEN VIELEN DANK für Euere guten und richtigen Antworten! Ich bin froh, dass ich geschrieben habe und so eine Resonanz bekommen habe. Ich wünsche Euch ein noch ein schönes Wochenende!

Liebe Grüße

Wüstenblume
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Re: Trauerphase

Beitrag von Wüstenblume » 13.02.2013, 16:05

Hallo Ihr Lieben!

Hat irgendjemand von Euch Erfahrungen mit "Selbstmord-Drohungen"? Nicht wirklich offensichtlich aber unterschwellig gedroht. Eine Karte mit Blumenstrauss in der steht "Leben ohne Euch hat für mich keinen Sinn, keine Bedeutung. Ich liebe euch von tiefstem Herzen". Dann noch irgendwas auf arabisch, das ich natürlich NICHT lesen kann. Soll ich das ernst nehmen oder will er nur wieder Kontakt herstellen?????Mit sowas macht man doch keinen ? mir fällt das passende wort nicht ein.........Soll ich seine Familie anrufen (zu denen ich aber überhaupt keinen Kontakt hatte die letzten Monate?!
Was soll ich tun?

morena
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Re: Trauerphase

Beitrag von morena » 13.02.2013, 16:36

Wüstenblume hat geschrieben:Hallo Ihr Lieben!

Hat irgendjemand von Euch Erfahrungen mit "Selbstmord-Drohungen"? Nicht wirklich offensichtlich aber unterschwellig gedroht. Eine Karte mit Blumenstrauss in der steht "Leben ohne Euch hat für mich keinen Sinn, keine Bedeutung. Ich liebe euch von tiefstem Herzen". Dann noch irgendwas auf arabisch, das ich natürlich NICHT lesen kann. Soll ich das ernst nehmen oder will er nur wieder Kontakt herstellen?????Mit sowas macht man doch keinen ? mir fällt das passende wort nicht ein.........Soll ich seine Familie anrufen (zu denen ich aber überhaupt keinen Kontakt hatte die letzten Monate?!
Was soll ich tun?

Hallo, Wüstenblume

das ist so eine alte und sehr dumm-dreiste Masche, um Kontakt mit Dir aufzunehmen.
Das haben schon sehr viele dieser Männer gemacht, da sie wissen, dass dies bei vielen Frauen zieht. Lass Dich auf keinen Fall darauf ein und
kontaktiere auch auf keinen Fall die Familie. Das machen viele der Männer auch , wenn sie hier sind, um etwas durchzusetzen.
Das ist nichts als eine sehr theatralische Geste, mit denen gerade orientalische Männer sich auskennen.

Bleib stark und ignoriere alles.

Grüße,Morena

Wüstenblume
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Re: Trauerphase

Beitrag von Wüstenblume » 13.02.2013, 16:38

und wenn er sich doch was antut?hilfe. so eine uuuups. das ist mir sofort durch den kopf geschossen. was wenn er sich was antut und keiner registriert es????

Wüstenblume
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Re: Trauerphase

Beitrag von Wüstenblume » 13.02.2013, 16:39

Dein Wort in Gottes Ohr.

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