die Geschichte meiner Tochter

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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Melody
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die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Melody » 20.08.2019, 02:27

Hallo, ich möchte hier als betroffene Mutter die Geschichte meiner Tochter erzählen .
Meine Tochter ist Anfang 30 und seit über 2 1/2 Jahren mit einem Tunesier verheiratet. Sie hat nun den Kontakt zu mir und ihrem Stiefvater komplett abgebrochen.
Ihre Geschichte begann vor vielen Jahren.Meine Tochter ist mit Anfang 24 zusammen mit ihrer Freundin nach Tunesien in den Urlaub geflogen. Da mein Mann und ich ein Jahr zuvor dort schon in Urlaub waren, habe ich sie noch vor der aufdringlichen Mentalität der Tunesier gewarnt.
Aber es sollte viele Jahre danach leider anders kommen.
Auffallend war nur, dass meine Tochter nach diesem Urlaub die darauffolgenden Jahre kaum Beziehungen zu Männern hatte.
Zu Beginn der großen Flüchtlingswelle haben wir über Facebook plötzlich eine Nachricht von einem jungen Mann aus Tunesien erhalten. Die Nachricht war in englischer Sprache.
Dieser junge Mann teilte uns mit, dass er unsere Tochter im Urlaub kennengelernt habe und sie über alles lieben würde.
Da wir dieses Schreiben ja viele Jahre nach dem damaligen Tunesienurlaub erhalten haben, dachten wir , unsere Tochter hat vielleicht diesen jungen Mann schon längst vergessen und wir wollten auch keine alten Wunden aufreißen!
So sagten wir ihr zuerst nichts von der Nachricht. Vielleicht war dies ein fataler Fehler von uns!
Aber Monate später haben wir es ihr dann doch erzählt und sie schien gar nicht so interessiert daran zu sein.
So war das Thema dann für uns erledigt!
Mitte 2017 hat mein Mann auf der Arbeit über Facebook eine Nachricht über den Account unserer Tochter erhalten.
Es handelte sich um eine Heiratsurkunde. Darin stand der Name unserer Tochter und der tunesischer Name Mohamed H.
Zuerst dachten wir es sei eine Fakemeldung. Mein Mann rief daraufhin sofort unsere Tochter an.
Sie war geschockt und konnte anfangs kaum antworten. Dann wurde sie wütend auf ihren Mann und packte aus.
Sie sagte , dass ihr Mann sich bestimmt mit Ihrem Account bei Facebook eingeloggt hätte und uns die Heiratsurkunde geschickt hätte.
Vorausgehend sei ein Streit zwischen ihnen gewesen. Mehr äußerte sie sich nicht dazu.
Nach diesem Schock setzte auch ich mich telefonisch mit ihr in Verbindung.
Ich machte ihr keine Vorwürfe und ließ sie erzählen. Sie erzählte mir, dass sie damals mit 24 Jahren Mohamed im Urlaub kennengelernt hatte. Sie verheimlichte mir aber, dass Mohamed ihr schon damals im Urlaub Geld gestohlen hatte.
Er arbeitete in der Tourismusbranche und stammte aus Jendouba.
Schon während des ersten Aufenthaltes in Tunesien wurde sie von seiner Familie nach Jendouba eingeladen.
Sie wären alle sehr nett gewesen. Es sei ihr während des Besuches übel geworden .
Der Vater von Mohamed würde in einem Labor eines Krankenhauses arbeiten.
Dort in diesem Krankenhaus hätte ihr dann der Vater Medikamente besorgt.
Seine Geschwister seien alle sehr gebildet gewesen und wären studiert .
Nur Mohamed sei nicht nach den Vorstellungen seines Vaters geraten.
Er sei schon früh von zu Hause weggelaufen und hätte als Obdachloser auf der Straße gelebt.
Bis sich seine Tante um ihn gekümmert hatte.... Meine Tochter hatte nun seit dieser Zeit mit Unterbrechung von zwei Jahren eine Fernbeziehung mit diesem Mann .
Die Beziehung wurde durch die jährlichen Urlaubsreisen zu ihm nach Tunesien aufrecht erhalten.
Dabei muss er sie auch schon einmal geschlagen haben.
Diese Auseinandersetzung hat sie selbst einer Bekannten erzählt, die sich mir anvertraut hat.
Ende 2016 konnte er dann mit einem Schiff nach Deutschland kommen und durch den Druck der Behörden mussten sie überstürzt heiraten.
Unsere Frage war dann natürlich, warum sie denn all die Jahre die Beziehung und jetzt auch noch die Heirat vor uns verheimlicht hatte. Sie meinte dann , wir wären ja eh gegen diese Beziehung gewesen.
Wir waren zwar sehr geschockt darüber und enttäuscht über das mangelnde Vertrauen unserer Tochter uns gegenüber. Aber wir wollten es uns nicht anmerken lassen . Natürlich wollten wir unseren neuen Schwiegersohn kennenlernen.
Damals wußten wir nicht was zwischen den Beiden schon vorgefallen war. Erst viele Monate später haben wir erfahren, dass unsere Tochter schon zu diesem Zeitpunkt ihren Mann aus der gemeinsamen Wohnung herausgeworfen hatte.
Warum wissen wir bis heute nicht . Daraufhin muss Mohamed einen arabischen Rechtsanwalt aufgesucht haben .
Dort sollte er kostenlose Hilfe erhalten haben.Von diesem Rechtsanwalt muss dann unsere Tochter ein Schreiben bekommen haben.Diese Informationen haben wir jedoch nicht von unserer Tochter sondern durch Dritte erhalten.
Für die Glaubwürdigkeit dieser Information können wir jedoch nicht garantieren.
Nachdem wir dann von der Existenz unseres Schwiegersohnes erfuhren, hat sich unsere Tochter wieder sehr zurückgezogen. Durch eine zufällige Begegnung in der Stadt haben wir Mohamed das erste Mal gesehen.
Sie zeigte sich sehr selten mit ihrem Mann in der Öffentlichkeit und es dauerte Monate, bis sie endlich mit ihm zu uns nach Hause gekommen ist. Durch die Sprachbarriere konnten wir uns so gut wie keinen Eindruck von ihm machen.
Aber sein Blick hat mir damals schon nicht gefallen und ich hatte kein gutes Gefühl.
Da meine Tochter zum damaligen Zeitpunkt ihre Arbeitsstelle noch in unserem Wohnort hatte, habe ich sie mehrmals die Woche dort gesehen. Das beruhigte mich auch ein wenig. Oft fragte ich sie nach ihrer Ehe.
So erzählte sie mir eines Tages, dass ihre Ehe nicht einfach sei und Mohamed ein Choleriker und Kleinkrimineller sei.
Aber er würde ihr leid tun, denn durch seine schwierige Kindheit wäre er so geworden.
Diese Aussage beunruhigte mich sehr, aber ich versuchte mich da herauszuhalten.
Ich signalisierte ihr schon damals, dass ihr in Not immer die Türe bei uns offen stehen würde.
Aber sie suchte nie von sich aus den Kontakt zu uns. Bei Facebook hat sie und ihr Mann uns dann auch noch blockiert.
Eines Tages erfolgte dann ein Wechsel ihrer Arbeitsstelle an einen anderen Ort. Sie wollte es wegen der Gerüchteküche!
Ab diesem Zeitpunkt habe ich dann meine Tochter kaum noch gesehen und meine Sorgen um sie und die Ungewissheit wurden immer größer. Zum Eigenschutz wollte ich diese Sorge verdrängen, denn einige gesundheitlichen Beschwerden machten mir zu schaffen. Manchmal konnte ich für einige Zeit die Sorgen verdrängen und es ging mir wieder besser.
Aber immer wenn die Gerüchteküche brodelte und ich von anderen Menschen nach ihr gefragt wurde ,waren die Gedanken wieder da. Dabei wunderte mich immer, dass die meisten Menschen mehr über ihre Geschehnisse in der Ehe wussten wie ich selbst.
Meine Tochter hatte schon immer zu ihrem leiblichen Vater einen guten Kontakt.
OEr war durch die Heirat mit einer Asiatin selbst zu einem Beznessopfer geworden und deshalb fühlt sie sich gerade in dieser Situation von ihm sehr wahrscheinlich besser verstanden.
Ihr Vater befindet sich durch seinen finanziellen Abstieg in einem emotionalen Tief und kann ihr kein guter Berater sein.
Aber immer wieder sucht sie seine Hilfe. Bei den gemeinsamen Gesprächen mit ihm haben wir erfahren , dass Mohamed die meisten Arbeitsstellen schon nach wenigen Monaten kündigt. Er möchten sich nichts von weiblichen Mitarbeitern sagen lassen. Hinzu würde er sehr viel Alkohol konsumieren und bis zum frühen Morgen am Computer spielen.
Tagsüber würde er dann meist schlafen. Auch könnte er immer noch kein richtiges Deutsch sprechen, obwohl er an vielen Sprachkursen teilgenommen hatte.
Da er gegen unsere Tochter schon mehrmals unter Alkoholeinfluss aggressiv wurde, hatte sie mehrmals
in der Vergangenheit bei ihrem Vater Zuflucht gesucht.
Auch muss er schon die gemeinsame Wohnung unter Gewalteinwirkung aufgebrochen haben, obwohl meine Tochter eine räumliche Trennung von ihm wollte. Sie hat ihn dann immer wieder aufgenommen.
Als ich dies alles erfahren hatte, hatte ich große Angst um meine Tochter bekommen. Ich malte mir die reinsten Horrorszenarien aus. Bei unterschiedlichen Beratungsstellen habe ich dann um Rat gesucht.
Viele haben mich sehr kompetent beraten, aber ohne das Mitwirken meiner Tochter war alles nur umsonst gewesen.
Es hätte viele Lösungen gegeben, aber sie sollte auch mitspielen.
Bis sich dann die Sache im Frühling diesen Jahres zuspitzte.
Meine Tochter suchte schon Ende letzten Jahres zwei Rechtsanwälte auf und erkundigte sich über eine Scheidung.
Auch hatte sie schon zu einem früheren Zeitpunkt der Ausländerbehörde mitgeteilt, dass sie mit diesem Mann nicht mehr leben kann. Die Ausländerbehörde hatte aber nichts unternommen.
Im Frühjahr diesen Jahres ist es dann wieder zu einem Vorfall gekommen und sie suchte für längere Zeit Zuflucht bei ihrem leiblichen Vater. Mohamed bewohnte in dieser Zeit arbeitslos und seelenruhig die gemeinsame Wohnung.
Es fehlte ihm ja an nichts ! Doch nach einigen Wochen bei ihrem Vater hatte sie endlich wieder die Kraft gefunden, in die Wohnung zurückzukehren und mit ihrem Ehemann ein Machtwort zu reden.
Sie entfernte sämtliche Kommunikationsmittel wie Telefon und Computeranschlüsse aus der Wohnung.
Mohamed suchte dann freiwillig das Weite und wollte bei einem Freund unterkommen.
An diesem Abend wollte ich sie moralisch unterstützen und mit ihr reden. So traute ich mich erstmals ihre Wohnung aufzusuchen.Sie öffnete mir nicht. Vor Sorge, es sei ihr etwas zugestoßen, rief ich Ihren Vater an.
Er setzte sich mit ihr in Verbindung und kurz darauf rief sie mich auf dem Handy an.
Sie wollte mich nicht in die Wohnung lassen und beleidigte mich mit einer Bemerkung , die mich sehr getroffen hatte.
Zum eigenen Schutz habe ich mich daraufhin für längere Zeit zurückgezogen. Aber nach einer kurzen Weile lebte Mohamed wieder bei meiner Tochter in der gemeinsamen Wohnung.
So lebten sie nun eine Weile unauffällig.
Während eines zufälligen Treffen mit mir, begrüßte sie mich freundlich und erzählte mir nur belanglose Dinge.
Auch von vielen Freundinnen hat sie sich distanziert.Den Freundinnen , die ihr geblieben sind , spielt sie die Glückliche vor.
Ihr Mann wird nie erwähnt. Eine ihrer Freundinnen hat ihn noch nie gesehen.
Letzte Woche hatte ich wieder ein Gespräch mit ihrem leiblichen Vater.
Er bestätigte mir, dass ihre Ehe schon lange gescheitert sei.
Er erzählte mir auch von ihrer Angst vor Mohamed.
Sie habe Angst die Scheidung einzureichen, denn dann könnte die Sache ganz eskalieren und er könnte ihr überall auflauern.
So langsam kann ich kein Mitleid mehr für meine Tochter empfinden.
Aus der Verzweiflung und der Sorge um sie , sind mittlerweile Resignation und auch Wut geworden.
Resignation, weil sie unsere angebotene Hilfe nicht annehmen möchte.
Wut, weil sie sich mir gegenüber so verhält und mich immer in der Ungewissheit läßt!
Der jetzige Stand ist: Die Ehe ist kaputt. Sie leben aber noch in der gemeinsamen Wohnung zusammen.
Sie geht alleine mit ihren Freundinnen aus und fährt auch alleine mit der Freundin in Urlaub.
Letzte Woche ließ sie mir erstmals von einer Arbeitskollegin ausrichten , dass es ihr gut gehen würde.
Ich sollte mir keine Sorgen machen.
Mohamed würde nur noch auf seinen Pass warten und würde dann Deutschland verlassen....
Wie kann man so naiv sein oder möchte sie mich täuschen?

Cimmone
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Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Cimmone » 20.08.2019, 03:01

Liebe Melody

herzlich Willkommen im Forum von 1001 Geschichte.
Das Team wünscht Dir einen guten und informativen Austausch.



Es tut mir sehr leid, dass Deine Tochter an diesen Mann geraten ist.
Es ist gar nicht so selten, dass Frauen aus Angst vor ihrem Mann bei ihm bleiben.

Dass sie mit ihren Freundinnen ausgeht und auch verreist, deute ich so, dass sie wieder zu sich zurück findet.
Auch die ausgerichteten Grüße an Dich können ein Versuch sein, euren Kontakt wieder zu beleben - wenn sie soweit ist.

Evtl ist es möglich, über den leiblichen Vater ein Frauenhaus vorzuschlagen? Dort findet sie soziale Beratung, kann gewaltfrei leben und sie wird unterstützt, ihr Leben ohne ihn zu organisieren.

Dir wünsche ich ganz viel Kraft, auch, dass Du gesundheitlich in Ordnung kommst.
"Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht." Kurt Tucholsky

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Melody
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Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Melody » 20.08.2019, 03:07

Herzlichen Dank für deine noch so späte Antwort. Leider habe ich die Beiträge dreifach gepostet und bekomme die beiden ersten Beiträge einfach nicht gelöscht. Ich werde morgen noch ausführlicher antworten. Muss leider schlafen gehen... der Wecker klingelt um sieben. Gute Nacht!

Cimmone
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Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Cimmone » 20.08.2019, 03:09

Die doppelten Beiträge sind schon gelöscht.
Ich wünsche Dir eine gute Nacht..
"Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht." Kurt Tucholsky

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Anaba
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Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Anaba » 20.08.2019, 05:19

Guten Morgen Melody,

herzlich willkommen auch von mir.

Fast immer, wenn Eltern sich an das Forum wenden, ähneln sich die Geschichten.
Die Betroffenen ziehen sich zurück und lügen wenn es um die Beziehung geht.
Sie schämen sich und möchten nichts mehr aus ihrem Leben preisgeben.
Zum Glück hat deine Tochter den Kontakt zu ihrem Vater nicht abgebrochen.
So erfährst du immer mal etwas über die und weißt, dass sie dort im Notfall Hilfe bekommt.
Deine Tochter kennt alle Anlaufstellen und weiß, was zu tun ist.
Wenn sie aus Angst diese Ehe nicht offiziell beendet, kannst du wenig tun.
Du hast ihr signalisiert, dass deine Tür offen ist und sie hat ihren Vater an der Seite.
Ihr Tunesier wird auch mit einem Pass Deutschland nicht verlassen.
Was erwartet ihn in TN denn, ohne Arbeit und Wohnung? Ein Leben auf der Straße oder bei Verwandten.
Während er hier in der Wohnung deiner Tochter lebt und von ihr ernährt wird.
Mein Rat wäre, versuche mit ihr zu reden, vielleicht gemeinsam mit ihrem Vater.
Sagt ihr noch einmal deutlich, dass ihr hinter ihr steht und sie bei einer Trennung unterstützen werdet.
Den ersten Schritt dazu, muss sie aber alleine gehen.
Hat ihr Vater Kontakt zu ihrem Mann?
Dann könnte er sich den Unguten mal zur Brust nehmen. Vielleicht kann er dazu noch einen männlichen Verwandten oder Freund hinzuziehen. Sie könnten ihm ein bisschen Druck machen und ihm damit zeigen, dass deine Tochter nicht alleine ist.
Um ihn aber endgültig loszuwerden, muss sie Nägeln mit Köpfen machen. Freiwillig geht er nicht.

Ich rate dir, denke jetzt auch mal an dich. Sonst wirst du dabei schnell krank werden.
Sie hat dich belogen und getäuscht.
Vieles, was du weißt, erfährst du nur über Dritte.
So lange sie sich nicht öffnet, kannst du nichts machen, außer Hilfe anzubieten.
Liebe Grüße
Anaba

Administratorin
anaba@1001Geschichte.de

“Am Ende wird die Wahrheit siegen, über Ängste und gut getarnte Lügen.
Am Ende wird sich alles fügen und was jetzt am Boden liegt, wird schließlich lächelnd fliegen...“

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Ariadne
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Registriert: 27.05.2014, 14:41

Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Ariadne » 20.08.2019, 08:49

Liebe Melody,
es tut mir wirklich leid für dich, deine Lage ist nicht besonders günstig, wie Anaba auch schrieb. Solange deine Tochter nicht bereit ist, mit dir offen zu kommunizieren und sich von dir helfen zu lassen, kannst du nichts unternehmen.

Es schmerzt mich immer wieder, wenn ich sehe, dass diese Taugenichts aus Tunesien immer wieder den Weg finden, die Frauen auszuspielen, um den Weg nach Europa leichter zu erreichen. Es ist nicht so, dass es dort nicht anständige Menschen sind, aber in der Touristenbranche sind die jungen Männer so verdorben, dass man gar keine Worte mehr findet. Drogen, Alkohol, Karten spielen ist sehr beliebt, die beraten sich gegenseitig, sie schaffen auch aus anständige junge Menschen Lügner, Betrüger, teilweise Kriminelle zu machen. Es ist wie eine Mafia. Von Jendouba habe ich auch viel gehört, obwohl ich in Hammamet wohnte. Der Ruf der Männer dort ist nicht gut.

Ich habe dort sehr viel gesehen und erfahren, deshalb denke ich, dass du eine Möglichkeit finden solltest den Kontakt zu deiner Tochter wieder herzustellen, nur so kann sie evtl gestärkt werden, damit sie aus diesem Strudel rausfinden kann. Lasse deine Hassgefühle und deinen Wut nicht über dich herrschen. Ich kann mir vorstellen, dass sie aus Angst und Schamgefühl den Kontakt zu dir nicht gesucht hat, vielleicht war der Stiefvater der Grund von ihre Zurückhaltung. (ich kenne euren Verhältnis nicht, es ist nur eine Vermutung von mir, da viele Kinder durch die Trennung der Eltern ähnliche Lösungen anstreben, sich von einem Elternteil zu distanzieren, wenn der neue Partner da ist.)

Im Moment kannst du nicht viel Helfen, deine Gesundheit musst du auch berücksichtigen, aber eine Annäherung zu deiner Tochter wird dir bestimmt auch gut tun. Vielleicht blendet ihr noch die Geschichte mit dem Tunesier aus, versucht wieder den Kontakt zueinander aufzubauen, vielleicht kommt auch eine Zeit, wo du sie in der Angelegenheit beraten kannst.
Ich weiss, dass du etwas verhärtet bist, habe ich aus deinen Zeilen herausgelesen, aber ich bin ein Familienmensch, und ich gehe von mir aus, dass der Kontakt zu den Kindern die Seele aufbauen kann.

Ich wünsche dir alles Gute, bleib Gesund und lasse dich, bitte, nicht von deiner Wut leiten lassen.
Liebe Grüße
Ariadne
Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.
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brucefan
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Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von brucefan » 20.08.2019, 11:51

Liebe Melody,
Ich habe gerade sehr betroffen deine Nachricht gelesen . Du steckst echt in einer Zwickmühle. Es ist furchtbar für dich, dir große Sorgen um deine Tochter zu machen und nicht wirklich an sie heran zu kommen.
Aus meiner Erfahrung ( habe diese Erlebnisse als Tochter gemacht), kann ich nur sagen, dass ich mich sehr geschämt habe diesen Mann, trotz aller Warnungen von Familie und Freunden, geheiratet zu haben. Und somit die Befürchtung hatte, sobald ich mich öffne und signalisiere, dass es mir schlecht in der Ehe geht, mir gesagt würde :"Das haben wir dir gleich gesagt". Somit habe ich mich, durch psychische und physische Gewalt immer kleiner werdend, von allen zurückgezogen. Nach der Scheidung habe ich dann versucht, die alten Kontakte wieder aufleben zu lassen, leider, und das verletzt mich noch immer, ist der Kontakt zu meiner Mutter nie wieder gut geworden, da sie mir immer wieder vorwirft, einen Fehler gemacht zu haben. Ihr aus der Ehe entstandenes Enkelkind wird nahezu ignoriert.
Dass deine Tochter dir Grüße ausgerichtet hat, sehe ich als Wunsch von Ihr, euren Kontakt wieder aufleben zu lassen. Sicher ist deine Enttäuschung über den Verlauf der letzten Jahre groß und du fühlst dich verletzt und vielleicht auch hintergangen.
Natürlich musst du auch auf deine Gefühle und dein Gesundheit achten! Ich würde euch jedoch wünschen, dass ihr es schafft wieder eine vertrauensvolle Basis aufzubauen und miteinander reden zu können. Achte auf die Signale deiner Tochter und versuch offen für einen neuen Weg zu sein, wenn sie ihn sucht. Denn nichts tut mehr weh, als wenn die Beziehung zwischen Mutter und Tochter zerbricht.
Ich wünsche dir viel Kraft und Energie für alles was kommt und pass auf dich auf!
Liebe Grüße
Brucefan
stay hard, stay hungry, stay alive........Bruce Springsteen

Sama
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Registriert: 17.10.2018, 13:36

Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Sama » 20.08.2019, 12:08

Liebe Melody,

ich kann deine Situation sehr gut verstehen, eine gute Freundin von mir ist in einer ähnlichen Ehe "gefangen". Wir, ihre Freunde, wissen dass er sie schlägt, meist aus Eifersucht. Das hat sie uns nie erzählt, wir mussten es erst miterleben. Ihren Eltern verheimlicht sie bereits seit vielen Jahren dass sie in Dänemark geheiratet haben, da sie von Anfang gegen diese Beziehung waren (zu Recht wie sich rausgestellt hat). Auch bei uns wird das Thema mittlerweile Tod geschwiegen.

Ich habe es ein einziges Mal geschafft sie zu öffnen, da ist sie für ein paar Tage bei mir untergekommen weil er unter Alkohol komplett ausgerastet ist und die Wohnung verwüstet hat. Ich möchte an dieser Stelle versuchen Verständnis für deine Tochter aufzubringen.

Ja du bist verletzt weil sie dich belogen hat und Abstand sucht, das kann jeder verstehen. Und du solltest auf jeden Fall auch an dich denken. Aber was ich zu Verstehen geben möchte: das ist ein ganz schlimmer Teufelskreis in den deine Tochter geraten ist, und aus dem sie allein keinen Ausgang sieht!

Meine Freundin hat es mir so erklärt: am Anfang ist es die große Liebe. Und gerade weil so viele der Beziehung skeptisch gegenüber stehen entwickelt man so ein "Wir-gegen-die-Welt" Gefühl. Und wenn die ersten Zweifel kommen und kritischen Situationen entstehen will man das gar nicht wahr haben und vor allem vor lauter Stolz auch nicht preisgeben vor denen die eh gesagt haben dass das noch nichts wird. Aber noch schlimmer: irgendwann kommt die Angst. Die Angst vor dem eigenen Mann. Dazu kommt der lange Weg. Sie hat ihn nach Deutschland geholt, sehr viel investiert. Das kann doch nicht alles umsonst gewesen sein? (Ihr Denken)

Ein Satz von ihr hat mich sehr bewegt. Meine Freundin hat zu mir gesagt: es gibt nur zwei Wege, entweder ich bleibe bei ihm und hoffe dass er sich ändert, oder ich muss in einer Nacht- und Nebelaktion verschwinden, mein Leben aufgeben, Wohnort und Arbeitsstelle wechseln, meinen Namen ändern und trotzdem immer in der Angst leben dass er mich irgendwann findet. Oder meine Freunde bedroht. Meiner Familie auflauert. Wir haben wirklich viel probiert, die Polizei involviert. Aber die meinten auch: was sollen wir machen? Wir können sie nicht 24h lang schützen. Auch Frauenhaus haben wir in Betracht gezogen. Waren bei Beratungsstellen. Aber auch das hat irgendwann alles ein Ende. Man muss trotzdem nochmal auf die Straße, auf der er lauern könnte. Deine Tochter muss arbeiten. Er könnte ihr auf der Arbeit Probleme machen. Ich will dir keine Angst machen, aber das ist echt nicht einfach! Sie braucht Hilfe. Sie braucht einen Plan.

Meine Freundin wurde blutig geschlagen und ist immer noch bei ihm. Und sie ist echt kein Sensibelchen, eigentlich eine sehr starke Frau. Sie hat mir auch gesagt, dass sie sich früher nie vorstellen konnte warum eine Frau bei so einem Mann bleibt. Aber die Angst vor dem was passiert wenn sie sich trennt ist größer als der Schmerz des Alltags. Und ich habe die Wut am eigenen Leib erlebt. Der Typ stand nachts um 2 auch vor meiner Tür, hat geschrien, Flaschen an mein Fenster geworfen. Mich übelst beschimpft weil er wusste dass ich ihr helfen will. Damit ist nicht zu spaßen. Ich hatte am nächsten Tag auch zum ersten Mal in meinem Leben Angst davor meine Wohnung zu verlassen!

Und dann hat sich dieser Kerl nüchtern wieder herzzerreißend entschuldigt, geheult, Blumen geholt, Besserung gelobt. Ihr Herz wieder erweicht. Er hat tatsächlich eine Anti-Aggressions-Therapie gemacht. Alles Sachen die ihr Hoffnung gegeben haben dass sie es doch irgendwie überstehen.

Was ich sagen will: ihre Hoffnung, dass er sie in Ruhe lässt sobald er die nötigen Papiere hat kann ich verstehen. Vielleicht tut er das ja wirklich! Weil sein Ziel dann erreicht ist und er sie nicht mehr braucht.

Ihn unter diesen Umständen tatsächlich zu verlassen ist ein immenser Kraftakt. Und dass sie mit euch nicht darüber redet ist bestimmt nicht böse gemeint. Da ist ganz viel Stolz und ganz viel Scham im Spiel. Und manchmal sind die eigenen Eltern auch einfach nicht der richtige Ansprechpartner. Da zieht man eher eine Freundin dazu oder wie in eurem Fall jemanden der etwas ähnliches erlebt hat und von dem man sich deshalb Verständnis erhofft.

Ich wünsche euch viel Kraft, aber lasst sie nicht allein und helft ihr da raus! Wir lange würde es noch dauern bis er seinen Pass hat? Die Idee mit männlichen Verwandten die sich für sie stark machen finde ich irgendwie gut.... Sie muss aus dieser Opferrolle raus!

Herzlichen Gruß
Sama

Anaba
Beiträge: 19071
Registriert: 12.03.2008, 16:36

Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Anaba » 20.08.2019, 16:43

Aber was nützt ihm der Pass?
Falls er wirklich gehen will, braucht er auch sicheren Aufenthalt, denn er will garantiert nicht nach TN zurück.
Er wird nicht gehen, bevor er hier nicht sicher ist.
Das kann dauern.
Ich rate zu einem Gespräch mit männlichen Familienmitgliedern, um zu zeigen, dass seine Frau nicht allein
ist und die Familie hinter ihr steht.
Das muss sie aber wollen. Danach sieht es leider noch nicht aus.
Liebe Grüße
Anaba

Administratorin
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Melody
Beiträge: 15
Registriert: 17.08.2019, 09:51

die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Melody » 20.08.2019, 17:35

Ihr Lieben,
zunächst einmal möchte ich mich hier für die herzliche Aufnahme in diesem Form bedanken!
Danke auch für die Löschung meiner Beiträge!
Ich habe alle eure Antworten gelesen und auch die Antwort von Brucefan hat mich sehr berührt.
Sie hat sehr gut ihre damalige Situation und Ihre Gefühle geschildert. Umso bedauerlicher ist es, dass ihre Mutter ihr die Vergangenheit immer noch vorwirft und sie deshalb kein gutes Verhältnis mehr zueinander haben.
Das tut mir sehr leid!
Auf jeden Fall tut es mir sehr gut mich hier mit euch auszutauschen.
Für mich ist es immer noch ein Rätsel, dass meine Tochter an diesen Mann geraten ist.
Der damalige Diebstahl und seine Gewalt gegen sie hätten ihr doch gleich die Augen öffnen müssen.
Kann man denn so blind vor Liebe sein? Dabei ist sie ihm geistig völlig überlegen.
Eine nach außen selbstbewusste Frau mit einer sehr positiven Ausstrahlung, sehr sozial und allen Ausländern gegenüber immer positiv eingestellt.
Auch aufgrund ihrer Beliebtheit hat sie beruflich eine leitende Stelle bekommen.
Ich habe auch den Eindruck, dass ihre Handlungsunfähigkeit nicht allein durch die Angst vor ihm hervorgerufen wird.
Auch Mitleid und die Verantwortung für ihn spielt da eine große Rolle!
Im Dezember diesen Jahres sind sie 3 Jahre verheiratet.
Schon in der Vergangenheit habe ich sie über alle Kontaktadressen von Beratungsstellen( Aldona e V , Interventionsstellen, weißer Ring) informiert.
Auch die Funktion unseres Frauenhauses ist ihr bekannt.Außerdem habe ich sie bis ins Detail über das Thema Gewaltschutz aufgeklärt.
Ich habe ihr gesagt, dass ihr Mann bei Gewaltanwendung die Wohnung verlassen muss. Sie sollte dann die Polizei informieren und beim Amtsgericht diesen Beschluss beantragen.
Ob sie jemals eine dieser Beratungsstellen kontaktiert hat....weiß ich leider nicht!
Ihr leiblicher Vater macht sich darüber keine so großen Sorgen.
Er war das ganze Leben schon immer mehr mit sich selbst beschäftigt und sein eigenes Wohlbefinden stand bei ihm immer an erster Stelle.
Bei allen besonderen Lebensumständen unserer beiden gemeinsamen Kinder konnte er sich immer aus der Affäre ziehen.
Mein Mann und ich waren für alle Umzüge und andere Angelegenheiten unserer Kinder meist alleine zuständig.
Aber trotzdem war das Verhältnis meiner Tochter zu ihrem leiblichen Vater immer inniglicher als zum Stiefvater.
Bei ernsten Problemen wendete sie sich meist nur an ihren Vater. Aber leider ist ihr Vater nicht derjenige, der sich Mohamed zur Brust nehmen würde.
Dazu ist er auch nicht geschaffen.
Mein Mann ist darin das Gegenteil. Er würde gerne handeln... aber er ist leider nur der Stiefvater und meine Tochter würde es auch nicht zulassen!
Deshalb sieht Mohamed schon seitens der Familie keine Bedrohung!
Ich glaube auch, dass Mohamed nicht so schnell Deutschland verlassen wird.
Ich weiß auch nicht, wie sich meine Tochter eine Trennung ohne eine Scheidung vorstellt.
Bleiben Sie bei einer Trennung verheiratet, so muss sie doch für seinen Lebensunterhalt aufkommen.... vorausgesetzt er ist noch arbeitslos.
Auch die Rentenbeiträge, die sie dann später an ihn bezahlen muss, sollten ihr doch bewusst sein!
Wie verhält es sich dann umgekehrt im Falle einer Scheidung? Sie muss dann auf jeden Fall noch ein Trennungsjahr einhalten und an ihn Unterhalt zahlen, falls er dann noch arbeitslos ist.
Kann er dann nach diesem Trennungsjahr abgeschoben werden, falls er dann noch immer erwerbslos ist?
Sollte er bis dann doch noch eine Arbeit finden, so hat er sein Ziel sicherlich erreicht und kann in Deutschland bleiben.
Die Frage ist nur:Wird er dann meine Tochter in Ruhe lassen und sie kann wieder ihren inneren Frieden finden...?

brucefan
Beiträge: 213
Registriert: 28.03.2011, 20:30

Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von brucefan » 20.08.2019, 18:22

"Für mich ist es immer noch ein Rätsel, dass meine Tochter an diesen Mann geraten ist. Der damalige Diebstahl und seine Gewalt gegen sie hätten ihr doch gleich die Augen öffnen müssen. Kann man denn so blind vor Liebe sein? Dabei ist sie ihm geistig völlig überlegen.Eine nach außen selbstbewusste Frau....."

Liebe Melody,
Das Rätsel wirst du vermutlich nicht lösen können.....irgendetwas hat dieser Mensch in ihr angesprochen, genau das was sie in dem Moment brauchte. Glaub mir, dass können diese Personen gut, sie lernen das schon sehr früh. Nur ist es alles Show, aber darin sind sie großartig, und sobald sie sich sicher fühlen, durch Heirat oder Kind, kommt der wahre Charakter zum Zug. Und dann spürt Frau die ganze Verachtung .
Und geistige Überlegenheit schützt leider nicht davor sich in den falschen zu verlieben. Ich habe immer gehofft, er wird sich wieder ändern, alles wird wie vorher ,also vor der Hochzeit, wenn er erstmal Arbeit, Freunde etc. hat und ihm somit immer aufs Neue verziehen.

Sicher wird er, wenn er seinen Pass hat, nicht nach Tunesien zurück kehren, vll hat er geplant eine neue Ehe mit einer Jungfrau aus seinem Land einzugehen und sie nach Deutschland zu holen. Dies wird häufig so von langer Hand von den Familien geplant.

Ich wünsche euch von Herzen dass ihr wieder zueinander findet und dass deine Tochter den Weg aus dieser vernichtenden Ehe so schadlos wie möglich findet.
Sehr positiv finde ich, und das hatte ich vorhin vergessen zu schreiben, dass deine Tochter mit Freundinnen Kontakt hat und mit ihnen etwas unternimmt. Das ist ein gutes Zeichen!

Alles Liebe
stay hard, stay hungry, stay alive........Bruce Springsteen

karima66
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Registriert: 20.03.2009, 12:54

Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von karima66 » 20.08.2019, 18:29

Hallo Melody,

willkommen und schön wenn es dir nach allem gut tut hier mit uns zu schreiben.
Ich kenne Jendouba sehr gut, mein Exmann kam von dort und ich lebte dort mehrere Monate bei seiner Familie.
Auch wenn es dort natürlich junge Männer gibt die mit ihren tunesischen Familien gut dort leben und nicht weg wollen, kannte einen Apotheker, Tischler, Lehrer ,so wollen aber 90% nach Europa und jede Familie hat mindestens einen Verwandten in Europa.
Genau so hat auch fast jede Familie einen Jungen, Mann in Bulla Regia, das ist der Knast paar Kilometer vor der Stadt.
Es tut mir leid, dass deine Tochter so ein ausgesprochen mieses Exemplar erwischt hat.
Das dann zuzugeben benötigt viel Selbstbewusstsein.
Ich kenne das auch mit dem beweisen wollen, dass die Anderen nicht recht haben wenn sie meinten klappt sowieso nicht.
Auch wenn ich meinen Ex dort im Alltag kennenlernte, ich lebte und arbeitete dort, ich Glück hatte, dass es nur an binationalen Problemen scheiterte und ich keinen Stress mit Trennung und Scheidung hatte, so erzählte auch ich meinen Eltern von der Trennung erst vier Monate danach, weil ich wusste, dass meine Mutter sagen würde, sie hätte es mir doch gesagt.
Auch manche Streitthemen wissen sie bis heute nicht, aber den Kontakt so zu unterbinden, das könnte ich nicht.
Ich hoffe du bleibst dran, nimmst ihre kleinen Annäherungsversuche an und wenn ihr beide ehrlich zueinander seid dann kann es auch wieder werden.
Schade, dass der leibliche Vater nicht den A. in der Hose hat dem Typen mal klar zu machen, dass auch hier Väter ihre Töchter beschützen.
Du hast über die Jahre alles getan was du tun konntest, musst auch an dich denken, kannst ihr nicht helfen wenn sie es mal zulässt wenn du krank bist.
Wie es mit seinem Aufenthalt ist, kann sein ist heute anders, damals bekam der Tunesier nach 3 Jahren Ehe eine Niederlassungserlaubnis die gebunden war an die Ehe, also nur erteilt wurde wenn diese noch gelebt wurde.
Einen deutschen Pass gab es dann noch nicht.
Eigenständig bleiben konnte man damals nur wenn man dann paar Jahre später einen sozialversicherungspflichtigen Job nachweisen konnte.

Ob er Ruhe gibt und verschwindet wenn er sicheren Aufenthalt hat hängt dran was seine Ziele sind sofern er die hat.
Wenn er es nur bequem will dann kann es schwer werden ihn los zu werden.

Bina62
Beiträge: 410
Registriert: 21.01.2012, 16:08

Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Bina62 » 20.08.2019, 18:35

Hallo Melody,es tut mir leid für deine Tochter,diese Situation ist nicht einfach für sie,sicher schämt sie sich und es fällt ihr schwer Hilfe anzunehmen.Egal was passiert sie bleibt deine Tochter und ich denke du wirst ihr immer helfen.Ob Mohamed hier bleiben darf hängt vom Aufenthaltsstatus ab,hat er er einen unbefristeten Staus kann er hier bleiben,bei unbefristeten Status wird ,wenn verlängert werden soll,deine Tochter befragt,es wird nachgefragt,ob die Ehe weiter besteht.Für den deutschen Pass sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen.Ich hoffe sehr das deinee Tochter ihren Weg findet,den er hat sicher schon einen Plan von Anfang an,darin spielt er die Hauptrolle und deine Tochter ist nur Mittel zum Zweck.Gib die Hoffnung nicht auf,deine Tochter kommt sicher auf dich zu. LG

Bina62
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Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Bina62 » 20.08.2019, 18:38

Nachtrag,Fehler bei befristeten Status muß deine Tochter mit zur Ausländerbehörde. LG

Melody
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Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Melody » 20.08.2019, 22:32

Ich habe mir nun einige Gedanken darüber gemacht, dass es vielleicht wirklich sinnvoll wäre,dass einige Männer unserer Familie das Gespräch mit Mohamed suchen sollen.
Voraussetzung dazu ist auch , dass unsere Tochter ihre Zustimmung dazu gibt.
Ihr Vater müsste sie dann zuerst davon überzeugen.
Ich habe ihm schon eine Sprachnachricht geschickt und warte auf seine Meinung dazu.
Ich hoffe, er befürwortet diesen Vorschlag von euch.
Es ist bestimmt Fakt, dass sich in Tunesien sicherlich schon die ganze Familie bei Eheproblemen eingemischt hätte.
Unsere Passivität und das Heraushalten aus der Ehe kann bei Mohamed wirklich den Eindruck erwecken, dass unsere Tochter hier keine familiäre Unterstützung erhält.
Dies kann ihm Sicherheit vermitteln und ihm noch mehr dazu motivieren , unsere Tochter zu betrügen.
Hätte er das Gefühl, dass die ganze Familie hinter seiner Frau steht und ihn genau beobachtet , so wäre er in dieser Beziehung stärker eingeschränkt.
Aber bei dem Gespräch darf er sich auf keinen Fall unter Druck gesetzt fühlen.
So könnte es einen Schuss nach hinten geben und bei den Beiden einen Streit auslösen.
Dabei ist immer die Gefahr, dass er sich durchschaut fühlt und die Sache dann ganz eskaliert.
Aber der Vorschlag ist wirklich gut!
Liebe Sama , ich sehe bei deiner Erzählung über deine Freundin und deren Tunesier große Parallelen zu der Geschichte meiner Tochter.
Du schilderst so einfühlsam die Gefühlswelt deiner Freundin .
Sie kann sich glücklich schätzen so eine gute Freundin wie dich zu haben.
Du verstehst nur zu gut ihre Situation und leidest mit ihr!
Ich wünschte meine Tochter hätte auch so eine gute Freundin! Leider sind ihre Freundschaften hier zu Hause eher oberflächlich. Ihre beste Freundin wohnt leider weit von ihr entfernt und kann im Notfall nicht bei ihr sein.
Deshalb finde ich es ja auch so traurig, dass sie sich nicht mir anvertrauen möchte.
Viele Töchter bezeichnen ihre Mütter auch als ihre Freundin, der sie alles anvertrauen.
Ich hätte es mir immer gewünscht, aber leider bin ich für sie immer noch der Sündenbock, da ich ja ihren Vater vor 23 Jahren verlassen hatte. Ich habe immer um ihre Liebe gekämpft und bin ihr immer hinterher gelaufen.
Oft hat sie mich nicht fair behandelt, meine Nachrichten bei WhatsApp ignoriert , mich nie zum Muttertag oder Geburtstag gratuliert. Ich habe es ihr nie übel genommen obwohl es mich oft traurig stimmte.
Aber jetzt hat sie mich verbal sehr verletzt. Sie hat ihren Stiefvater als Andersdenkende betitelt.
Er....der immer für sie da war.
Auch bei ihrem letzten Umzug, der während seiner Chemotherapie stattgefunden hatte.
Unsere Tochter muss auch mal lernen, dass ich das Verhalten von ihr nicht verdient habe.
Ja , die schwere Krebserkrankung meines Mannes vor vier Jahren hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen... aber mich auch härter werden lassen!
Ich merke ,meine Geschichte artet immer mehr in einen Roman aus, da ich mir hier alles von der Seele schreibe...
Deshalb fällt es mir momentan sehr schwer mich meiner Tochter wieder anzunähern.

Nilka
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Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Nilka » 20.08.2019, 23:20

Liebe Melody, mach dir keine Gedanken über die Länge deiner Beiträge.
Hauptsache du schreibst dir den Kummer von der Seele und bekommt Ratschläge, die dir und deiner Tochter, in der schweren Lage, helfen.
LG ♥ Nilka

Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt. Thomas Mann

Bina62
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Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Bina62 » 20.08.2019, 23:40

Hallo Melody,hier kann jeder schreiben so viel er möchte,auch ist meistens jemand im Forum der antwortet.Die Beziehung zu deiner Tochter ist nicht die beste,leider.Grundsätzlich müßtet ihr euch mal aussprechen,aber deine Tochter scheint noch nicht bereit.Ich hoffe wenn ihr Leidensdruck hoch genug ist,das sie sich euch anvertraut.Es scheint das sie aus Angst bei ihm bleibt,bis sich seine Wünsche alle erfüllt haben.Sollte sie schwanger werden,hat er den Jackpot und sie wird durch das Kind mit ihm verbunden bleiben,bei geteiltem Sorgerecht.Leider ist die Ehe weder auf Liebe,Respekt und Vertrauen gegründet,sondern einzig und allein zu seinem Vorteil. LG

Anaba
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Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Anaba » 21.08.2019, 08:06

Liebe Melody,

ich bin gespannt, wie der Vater deiner Tochter reagiert.
Auf den Unguten macht es auf alle Fälle Eindruck, wenn ihm klargemacht wird, dass die Familie hinter deiner Tochter steht.
Da sollte man auch nicht zu diplomatisch sein, sondern Klartext reden.
Eine Sprache sprechen, die er garantiert versteht.
Selbst wenn deiner Tochter das nicht gefällt.

So wird das in diesen Familien gehandhabt.
Ein Beispiel aus unserer Familie.
Die Nichte meines Mannes lebte mit Mann und Kind im Haus der Schwiegereltern.
Dort ging es ihr richtig schlecht. Sie wurde behandelt wie ein Dienstmädchen.
Ihr Vater war tot und ihre Mutter neu verheiratet.
Sie hat drei Brüder aus der zweiten Ehe des Vaters. Die waren zu der Zeit jung und trauten sich nicht so recht da einzugreifen.
Als mein Mann (als Ältester das Familienoberhaupt :lol: ) auf Urlaub war, hat er erfahren, wie schlecht es der jungen Frau geht.
Es wurden dann die Brüder und Onkel der jungen Frau zusammengetrommelt, um der Schwiegerfamilie einen Besuch abzustatten.
Bis auf drei Onkel, blieben die anderen vor der Tür im Auto.
Mein Mann hat der Familie dann klar gemacht, wenn sie ihr Verhalten nicht ändert, würden sie die junge Frau nach Hause zurückholen.
Die Familie würde das ab sofort beobachten.
Das haben sie dann auch gemacht.
Es kam immer mal jemand vorbei, um zu schauen, wie es ihr und den Kindern geht.
Ihr Mann hat inzwischen ein Haus gebaut und die Leben nicht mehr mit den Eltern zusammen.
Angeblich läuft es jetzt gut.

Für uns hört sich das vielleicht komisch an, aber dort ist das durchaus üblich.
Das muss man hier sicher etwas anders regeln.
Aber der Ungute wird erkennen, dass er beobachtet wird und seine Frau nicht alleine ist.
Natürlich wäre eine Trennung das Beste und wird sicher auch kommen.
Nur, das kann dauern. Da kann in der Zwischenzeit auch einiges passieren.
Es schadet auf keinen Fall, wenn er Respekt vor der Familie hat.
Sicher reicht schon ein deutliches Gespräch, in dem ihm klar gemacht wird, dass er als Ehemann auch Pflichten hat.
Bedeutet, dass er arbeiten muss, um zum Familienunterhalt beizutragen, dass er seine Frau vernünftig behandeln muss,
dass in Deutschland andere Regeln herrschen, als in seiner Heimat u.s.w.
Das könnte das Leben deiner Tochter erleichtern.
Vielleicht macht es ihr Mut, sich gegen ihn besser zu wehren und sich zu trennen.
Denn so kann es nicht weitergehen.
Liebe Grüße
Anaba

Administratorin
anaba@1001Geschichte.de

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Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von Ariadne » 21.08.2019, 09:36

Anaba hat geschrieben:
21.08.2019, 08:06
Liebe Melody,

ich bin gespannt, wie der Vater deiner Tochter reagiert.
Auf den Unguten macht es auf alle Fälle Eindruck, wenn ihm klargemacht wird, dass die Familie hinter deiner Tochter steht.
Da sollte man auch nicht zu diplomatisch sein, sondern Klartext reden.
Eine Sprache sprechen, die er garantiert versteht.
Selbst wenn deiner Tochter das nicht gefällt.

So wird das in diesen Familien gehandhabt.
Anaba hat hier wirklich 100 pro recht. Das kenne ich aus Tunesien auch so. Die Familie regelt alles, vor allem die Männer der Familie. So wie du, Melody, geschildert hast, war der junge Mann ein Rebell, hat auch auf der Straße gelebt, ihm fehlen bestimmt die richtige Erziehung, die Anstandsregel, und die Kulturunterschiede kommen dazu. Solche Menschen kann man nicht mit Samthandschuhen anpacken, es reicht nicht aus.
Wenn es zu einer Aussprache kommen sollte, muss ihm auch klar gemacht werden, dass die Familie auch im Fall einer Trennung hinter der jungen Frau steht, dass man zu harten Maßnahmen greifen würde, sollte sie nicht in Ruhe gelassen werden.

Allerdings steht alles unter Fragezeichen, wie schon erwähnt, müsste deine Tochter ihr Einverständnis geben. Sonst kann man nichts unternehmen. Die Polizei kann auch nichts machen, wenn sie keine Anzeige erstattet.
Aber sie tut mir ehrlich leid, sie ist wirklich an ein übles Exemplar geraten. Der Sohn meiner Vermieter war ein so anständiger junger Mann gegenüber Frauen, ein Musterbeispiel. Deshalb sagen wir auch immer, nicht alle sind so. Er arbeitete aber nicht in der Touristenbranche. :wink:

Unabhängig davon, was die Männer der Familie in dem Fall unternehmen, musst du anfangen ganz sanft und mit Gefühl an deine Tochter wieder ranzukommen. Ich erinnere mich an einen Fall aus meinem Bekanntenkreis. Es waren Vater und Sohn. Nachdem die Mutter nicht mehr da war, haben sich die Fronten zwischen den beiden so verhärtet, keiner gab nach, haben sich gegenseitig niedergemacht, zum Schluss konnten nur noch die Anwälte die Situation klären. Es muss nicht soweit kommen, einer muss den Anfang machen. Nutze deine Chance, Melody.

Ich wünsche dir viel Glück
Liebe Grüße
Ariadne
Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.
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Re: die Geschichte meiner Tochter

Beitrag von gadi » 21.08.2019, 11:10

Ariadne hat geschrieben:
21.08.2019, 09:36
Unabhängig davon, was die Männer der Familie in dem Fall unternehmen, musst du anfangen ganz sanft und mit Gefühl an deine Tochter wieder ranzukommen. Ich erinnere mich an einen Fall aus meinem Bekanntenkreis. Es waren Vater und Sohn. Nachdem die Mutter nicht mehr da war, haben sich die Fronten zwischen den beiden so verhärtet, keiner gab nach, haben sich gegenseitig niedergemacht, zum Schluss konnten nur noch die Anwälte die Situation klären. Es muss nicht soweit kommen, einer muss den Anfang machen. Nutze deine Chance, Melody.
Ich will dich auch ermuntern, liebe Melody, dich ganz behutsam zu deiner Tochter hinzutasten, in kleinen Schritten, und bei Bedarf zwar wieder einen Schritt zurück zu machen, aber insgesamt dran zu bleiben. Trau dich!
Moderatorin
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