Online Beziehung zu einem Tunesier

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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karima66
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von karima66 » 20.01.2022, 12:10

Ja, Cimmone, leider , zumal wenn man „Land und Leute“ nicht kennt und gar nicht weiß was dort an Werten gelebt wird, mit unserem Denken da rangehen bringt ja null.

Karlotta
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Karlotta » 20.01.2022, 13:32

Testen??? Bedeutet Kontakt, wieder eine Möglichkeit mehr zur Manipulation. Ein Test bringt keine Klarheit für Dich, eher noch mehr Verwirrung. AM Besten ist der Kontaktabbruch.

Mein Gedanke ist, daß er im Tourismus gearbeitet hat und dort die Sprache erlernte. In den Touristenorten ist doch durch Corona tote Hose , da bleibt doch nur Mama, um zu überleben.
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karima66
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von karima66 » 20.01.2022, 13:50

Wenn er nur bei Arbeit im Tourismus deutsch lernte dann hat er nicht das Vokabular jeden Tag Gespräche zu führen, schon gar nicht weitergehende über Werte usw…..ich hab ja im Touristenort gewohnt u.a. und es gibt viele die etwas deutsch sprechen, aber alles was über Small Talk hinaus ging da war dann schnell Schluss…..wem das genügt um einen Menschen wirklich kennenzulernen und man nicht mehr jeden Tag braucht als so ein Spektrum immer gleicher Sätze, Floskeln …nun ja.
Alles an Sprache was über ganz rudimentäre Sprachkenntnisse hinaus geht lernt man nicht im Tourismus….

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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von gadi » 20.01.2022, 13:54

"...gelernt im Tourismus-Geschäft und dabei von einer/mehreren Touristinnen". So hab ich es mir auch gedacht, beim ersten Lesen von "spricht Deutsch".
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Toastie
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Toastie » 20.01.2022, 14:18

Lämmchen hat geschrieben:
19.01.2022, 18:41
Es stimmt das es mich hier umhaut mit den Antworten ,auf alles zu antworten wäre ein Roman . Ich werde Stichworthaltig antworten
Wir sprechen auf Deutsch miteinander, Weihnachten wird dort natürlich nicht gefeiert aber wir waren über Video, die ganze Familie und ich,zusammen .Ich unterhalte mich mit der Familie auf Englisch , am Silvester haben wir tatsächlich alle zusammen per Video Chat zusammen gegessen und gesprochen.
Beim täglichen Video ist auch irgendwer von der Familie immer da und spricht mit mir .
Werde erstmal alles sacken lassen ,danke für eure Antworten, und mit undankbar hat es nichts zu tun das ich erstmal alles verdauen muss
Liebes Lämmchen,

schön, dass du Zeit gefunden bist, zumindest ein klein bisschen was zu antworten! :wink:
Ich denke ein Roman wäre nicht erforderlich, um alle Fragen zu beantworten. Wir nehmen uns ja auch alle Zeit, dir eine persönliche "Einschätzung" der Situation nach deinem Bericht zu geben, die du gewünscht hast. Ich denke es liegt viel mehr an der Aussichtslosigkeit und Betrugs-Garantie, die wir dir leider schreiben mussten, dass du dich "erschlagen" fühlst. Das muss natürlich erst mal sacken! Das greift deinen Traum, dein Leben und schließlich deine gesamte Existenz an, denn wie ich aus eigener Erfahrung weiß, existiert man bei einem Beznesser alleine gar nicht mehr wirklich, man existiert nur noch für ihn. Deine Zeilen erinnern mich sehr daran. Dieses "wir waren zusammen" (obwohl alles nur virtuell war!), "wir haben zusammen gegessen und gesprochen", "haben zusammen Weihnachten und Silvester verbracht". Wie das für dich eine reale Welt geworden ist, mit realer Liebe, mit realen Menschen, die sich scheinbar real um dich scheren und kümmern! Wenn du wüsstest, dass das genaue Gegenteil der Fall ist! :cry: Das ist alles nur inszeniert, damit du den Mann heiratest. Dann ändert sich sofort alles. Keiner möchte, dass du das erleben musst. Daher bitte, nimm dir die Zeit und stelle dich den kritischen Stimmen und Fragen. Ich bin mir sicher, wenn du so viel Zeit hast mit allen Verwandten dieses Tunesiers zu telefonieren regelmäßig, kannst du auch etwas Zeit für dein eigenes Leben abzwacken?! Es ist deine einzige Chance, wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen, ohne vorher noch alles zu verlieren, was dir (in Wirklichkeit) am Leben viel bedeutet. Hier kennen sich einige aus mit Tunesien. Für dich ist sonst der Einzige, der dir etwas über Land und Leute dort berichten kann, möglicherweise ein Betrüger, der dein Leben nachhaltig vergiften wird :twisted: ! Noch einmal: du kennst den Mann nach 3,5 Monaten Telefon"beziehung" nicht!!! Alles andere, bildest du dir ein bzw. hat er dich durch perfekte Schauspielkunst glauben gemacht!
Bitte wach auf!
Liebe Grüße,
Toastie
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Toastie » 20.01.2022, 14:34

Den einzigen (Bezness-)Test, den ich sinnvoll finden würde, wäre eine Art "Selbsttest". Einfach mal das Mobiltelefon ein paar Stunden ausschalten und "testen", wie es denn um die eigene emotionale Abhängigkeit zu dem Mann bestellt ist. Telefon ist halt mal einige Zeit kaputt, man hat´s irgendwo liegen lassen, na ja, kann einem schon mal passieren, hat doch jeder dafür Verständnis (oder nicht? :mrgreen: ). Also, dazu muss man natürlich wissen, dass bei Bezness ganz schnell ganz stark familien- und beziehungsähnliche Gefühle beim "Opfer" erzeugt werden. Das Instrument ist fast immer das Mobiltelefon. Fällt das weg, hat der Beznesser kaum noch Macht. Er braucht die Regelmäßigkeit, um sein "Opfer" von seinen Blicken, seiner Stimme, seinen Ratschlägen, seinem "Sich-Kümmern" und "Immer Da Sein", seiner "großen Liebe" zu überzeugen und am Ende emotional abhängig zu machen wie eine Droge. Wenn schlimme Entzugserscheinungen kommen, weiß man, dass man rational sicher nichts mehr entscheiden kann im Moment, ev. vergessen hat, sein eigenes Leben weiterzuleben, sich hinter einer vermeintlichen "großen Liebe" versteckt, weil sich das gerade gut anfühlt. Jeder hat auch eine Verpflichtung für sein eigenes Leben, ein eigenes Denken, Fühlen und Handeln! Dann wäre auch der richtige Moment, mal auf andere Menschen zu hören, die Erfahrung mit dieser Art der "Beziehung" (oder jeder anderen Art einer toxischen Beziehung) gesammelt haben.
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Toastie » 20.01.2022, 14:48

karima66 hat geschrieben:
20.01.2022, 11:30
Und niemand dort, nicht mal in Tourismusgebieten, hat das Geld deutsch prophylaktisch zu lernen….dann müssten sie ja auch noch diverse andere Sprachen lernen denn sie fahren mehrgleisig in Europa.
Auch sind anerkannte Sprachschulen nicht mal bei jedem Kaff um die Ecke, kämen zu den Kurskosten noch Fahrtkosten dazu.
Das ist nur möglich wenn er schon mal hier war oder aber Kurse gemacht hat für eine andere Dame die ihn heiraten sollte und diese ist vorher abgesprungen.
Das glaube ich auch nicht, dass jemand dort prophylaktisch Deutsch lernt :mrgreen: !
Der Bursche hat sicher im Tourismus gearbeitet oder schon deutschsprachige Freundinnen gehabt.
karima66 hat geschrieben:
20.01.2022, 11:30
Wäre schön Lämmchen wenn du auf Fragen auch antworten würdest, hatte in vorherigen Mail auch Fragen gestellt, das mache ich ja nicht ohne Grund.
Der einzige Grund, der mir einfällt, warum man nicht auf Fragen anwortet bei einer Diskussion, die man selbst startet, ist, dass man Angst vor den Antworten hat bzw. draufzukommen, dass man dann selbst verantwortlich ist eine Seifenblase zu zerplatzen, die einem die Welt bedeutet! Und folglich einige Zeit leiden zu müssen wie ein Hund, um den Traum zu begraben. Schwierig, besonders nach einer Scheidung! :cry:
karima66 hat geschrieben:
20.01.2022, 11:30
Ich schrieb ja auch schon, dass ich verstehen kann, dass man in solchen Krisenzeiten was Schönes braucht, gönnt man jedem, aber in diesem Fall ist das Märchen was einem jetzt den Tag versüßt mit jedem weiteren Tag fauler Zauber und der böse Zauberer wird einem über Jahre das Leben vermiesen…..da ist die Verhältnismäßigkeit sowas von schief……
Das seh ich auch so, Karima! Das Märchen bröckelt mit jedem Schäufelchen Realitätssinn und hinter die Kulissen Blicken, und wird zum bösen Zauber! :evil:
karima66 hat geschrieben:
20.01.2022, 11:30
Man muss nicht jede Erfahrung selbst machen um zu wissen wie es ist.
Es gibt so viele Betroffene, die sind leider nicht konkret gewarnt worden! Sie hätten die böse Erfahrung anderer als Warnung verstanden. Nun gibt es leider auch diejenigen, die werden gewarnt aber hören nicht darauf. Das ist sehr schade, aber wir wissen ja, wie stark die Manipulation der Beznesser ist, die "Opfer" sind davon überzeugt, es ist 100% Liebe, "muss sein", und können es sich einfach nicht anders vorstellen! Leider! :cry:
Liebe Grüße!
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Cimmone » 20.01.2022, 15:22

Das traurige ist ja, dass wir hier mit einem Bild von Liebe aufgewachsen sind, die ohne Bedingungen gegeben wird.

Bezzie erzählt, dass alles egal ist, nur die Liebe zählt, weiter nichts. Es scheint bedingungslose Liebe zu sein - ich habe mich in meiner "Erfahrung" sowas von geliebt gefühlt, das kannte ich gar nicht.
Ich brauchte nur "sein" und atmen :lol:, das hat ausgereicht, um die vermeintliche Liebe zu entfachen. Ein Leben lang hat er auf mich gewartet, sogar als Jugendlicher von mir geträumt. Nur meine Wohnung sah anders aus als in seinem Traum. Und so hat er sich auf die Suche gemacht, jeder Frau in die Augen geschaut, um festzustellen, sie ist es nicht. :cry: Aber als er mich dann sah....ich kann heute nur mit dem Kopf schütteln, dass ich diese Mär geglaubt habe, aber sie hat so schön meine Zweifel betäubt.

Nein Lämmchen, ein Beznesser sagt Dir alles, was Du hören willst, er hat ein tiefes Feingefühl dafür, was Deine Wunden sind, Deine tiefen Wünsche und serviert sich Dir als der Heilsbringer auf dem Silbertablett.

Wenn Du dann irgendwann die Augen aufgerissen bekommst, stellst Du fest, der Pappmaché - Clown sitzt auf einem Zinnteller - angerostet und verbeult.
Und alles, was er so getönt hat, ist eine kleine Schallplatte in seinem Bauch, wie bei einer Sprechpuppe der 70er Jahre und nichts, nichts, nichts war echt.

Es gibt keine schöne Bezness - Geschichte. Sie fühlen sich am Anfang nur schön an. Das Ende ist immer bitter.
"Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht." Kurt Tucholsky

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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Fierrabras » 20.01.2022, 18:59

Hallo Lämmchen, ich möchte einen link zu einer sehr realistischen website über Liebe, Ehe, Leben und Bezness in Tunesien einstellen. https://www.tunesien-liebe.de/vorgehen- ... nesien.htm

da findest Du weitere Informationen.

Alles Gute, Fierrabras

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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Fierrabras » 20.01.2022, 19:39

Hallo Lämmchen,

was weisst Du denn über ihn?

Wie ist der genaue Name des Partners und wann ist er geboren?
Hast Du ein amtliches Dokument mit diesem Angaben gesehen (welches Du auch lesen konntest) oder beruht dies lediglich auf der Auskunft durch den Partner?
Wie lautet die genaue Adresse?
Wo ist das Haus auf der Landkarte zu finden?
Wer wohnt außerdem noch in derselben Wohnung und in demselben Haus?
Wer zahlt die Miete, wer die laufenden Kosten?
Falls noch bei den Eltern wohnend, dieselben Infos für das Haus der Eltern.
War der Partner bereits verheiratet oder verlobt?
Wann war das und warum kam es zur Trennung?
Gibt es Kinder aus einer früheren Beziehung?
Ist der Partner einem früheren Ehegatten oder Kindern unterhaltsverpflichtet?
Wovon lebt der Partner?
Hat er eine feste Arbeitsstelle und eine Sozialversicherung?
Wie sieht die Entwicklungsmöglichkeit im Beruf im Laufe der nächsten Jahre aus?
Welche Ausbildung hat der Partner aus Schule und Beruf?
Hast Du die Zeugnisse dafür gesehen und konntest sie lesen?
Werden die tunesischen Ausbildungen in Europa anerkannt?
Hat man dazu deutsche Behörden befragt?
Ist der Partner in Tunesien oder in einem anderen Land straffällig geworden?
hat der Partner bereits seinen gesetzlichen Wehrdienst abgeleistet?
Ist er zurückgestellt oder freigestellt oder, falls nicht, wird er womöglich derzeit vom Militär gesucht?

Das sind so Dinge, die Du vor einer Eheschliessung schon wissen solltest...überlege doch einmal ehrlich, was genau Du davon WIRKLICH SICHER weisst.

dann kommen so andere Fragen:

Wie groß ist der Wunsch des Mannes, nach Europa zu gehen und warum?
Will er vielleicht nur für wenige Jahre dorthin und anschließend wieder nach Tunesien zurückkehren?
Welche Vorstellungen hat er genau vom Leben in Europa?
Beruhen diese auf sachlichen Informationen (Zeitungen, Bücher, Dokumentationen, etc.) oder nur auf dem, was er von anderen gehört oder in Fernsehserien gesehen hat?
Ist ihm klar, daß er wahrscheinlich in eine diskriminierende Umgebung kommen wird und niemand auf ihn gewartet hat, um ihn freudig in der Gesellschaft oder auf dem Arbeitsmarkt zu begrüßen?
Was wird er tun, wenn er innerhalb einiger Monate keine Arbeit findet? Weiterbildung? Handlanger- und Reinigungsjobs?
Wie sind die langfristigen Ziele in Europa?
Geld verdienen und das nach Tunesien senden, um dort für später eine Existenz aufzubauen und dann zurückzukehren?
Aufbau einer Existenz und Verbleib in Europa?
Gibt es Verwandte und Freunde, die bereits in Europa leben?

Fierrabras
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Fierrabras » 20.01.2022, 19:43

Hallo Lämmchen

hier recht realistisch Euer Leben in Deutschland dargestellt

Bisher hat alles prima geklappt mit der Beziehung in Tunesien - und nach der Heirat in Tunesien wartet die Frau jetzt in Deutschland darauf, daß Ihr Ehemann im Wege der Familienzusammenführung zu ihr nach Deutschland kommt.

Ist auch diese Hürde überwunden, dann kann es endlich losgehen, mit dem glücklichen Leben zu zweit - und eventuelle Probleme, die es vorher gab, sind nun vergessen und vergeben!

FALSCH !
Die Probleme beginnen jetzt erst!

Und zwar schon unmittelbar nach der Ankunft des Mannes in Deutschland.

Hier stellt sich nämlich plötzlich heraus, daß die Frau zwar einen Mann geheiratet, doch nun auf absehbare Zeit stattdessen ein Kind (zusätzlich) erhalten hat.

Zunächst braucht der Neuankömmling Kleidung, denn der durchschnittliche Tunesier aus bescheidenen Verhältnissen (und wie anderer Stelle dargestellt, sind es gerade diese, die die "Hilfe" von Europäern benötigen, um ein Visum zu erlangen) verfügt meist nur über Habseligkeiten und Kleidung, die in eine Sporttasche, maximal einen Koffer, passen.
Und diese Kleidung mag für Tunesien richtig sein, für Deutschland ist sie es aber es meistens nicht.

Danach geht es zu den Behörden - Anmeldungen im Meldeamt, beim Arbeitsamt, bei Versicherungen und dem Integrationskurs.

Zwar spricht der Gatte im Normalfall ein Basis-Deutsch, das er auch aus eigenem Interesse, und nicht nur, um den "Deutschtest der Stufe A1" zu bestehen, gelernt hat - doch das reicht noch lange nicht aus, um in Deutschland amtliche Formulare auszufüllen und Bestimmungen zu lesen (und dazu reicht auch der sogenannte "Integrationskurs" noch nicht!).

Hinzu kommt, daß auch sein Verständnis für die Prozeduren, die ein in Deutschland aufgewachsener Mensch kennt, nicht gegeben ist.

In Deutschland kann man nicht, zur Beschleunigung eines Vorganges, dem Sachbearbeiter einen Geldschein über den Tresen schieben. Und es ist nicht möglich, zu einem Gesprächstermin um 9 Uhr erst um 11 Uhr zu erscheinen.

Und er wird womöglich sogar auf streng blickende weibliche Sachbearbeiter treffen, die ihm sagen, was er tun muß.

Ein Tunesier, der in seinem Heimatland ein "Diplom" erworben hat, wird feststellen, daß dieses Diplom, das oft nur die Teilnahme an irgendeinem mehr oder weniger langen Kurs mit oder ohne persönliche Anwesenheit bescheinigt, in Deutschland nichts wert ist.
Auch seine "Berufsausbildung" (die steht deshalb in Gänsefüßen, weil es so etwas in Tunesien so gut wie gar nicht gibt) wird in Deutschland meist nicht anerkannt.

Als nächstes lernt er, daß bei den Jobs, für die er nach seiner Kenntnis und Befähigung in Frage kommt, meist Hilfsarbeiter-Tätigkeiten, niemand auf ihn gewartet hat, sondern er sich in einer langen Reihe hinter Deutschen, Türken, Russen und Menschen aus vielen anderen Nationen, sogar Migranten/Flüchtlinge, anstellen muß.

Hat er dann einen Job ergattert, so wird er mit Erstaunen feststellen, daß ihm am Monatsende anstelle der erwarteten 5.000 oder 10.000 Euro pro Monat nur 500 oder 1.000 ausgezahlt werden (das ist kein an den Haaren herangezogenes Beispiel, sondern leider sehr real).

Während der Arbeit wird ihm zu seiner großen Verblüffung auffallen, daß die Arbeiter alle pünktlich beginnen und Feierabend machen - und daß die Pause nicht deshalb verlängert werden kann, weil es gerade auf dem Markt ein Sonderangebot gibt oder der Andrang beim Friseur sehr groß war.

Seine geringen deutschen Sprachkenntnisse werden Konfliktsituationen mit Vorgesetzten und Kollegen schaffen, und ihm wird klar werden, daß die ihm aus Tunesien bekannte Methode, wenn etwas nicht paßt, es einfach passend zu machen, in Deutschland auf keine große Sympathie stößt.
Und vor allem wird er erkennen, daß er als "Ausländer" in Deutschland keinen Bonus genießt, sondern von bestimmten Menschen, im Gegenteil, herablassend behandelt werden wird.

Kurz gesagt - fast alles, was er sich vorgestellt hat und was er gelernt hat, ist in Deutschland bedeutungslos.

Und auch er selbst ist bedeutungslos, er ist ein Mensch wie jeder andere, genießt in Deutschland noch nicht einmal die Vorteile des Mann-Seins, und zusätzlich beherrscht er anfangs die Sprache nur unvollkommen, kennt die Gesten, Gebräuche und soziale Regeln nicht, und es ist ihm meist sofort anzusehen, daß er ein "Ausländer" ist.

SO aber hatte er sein Leben in Deutschland ganz und gar nicht geplant gehabt!

Als Ergebnis aller dieser Dinge wird er mit großer Wahrscheinlichkeit lustlos und gereizt werden, er wird seinen sozialen Status in Frage gestellt sehen und vor allem depressiv werden, weil er weder seine Ziele erreichen kann, noch sich darüber, wie gewohnt, mit Freunden und Familienangehörigen austauschen kann.

Womöglich wird er oft lustlos auf der Couch liegen oder in der Shisha-Bar sitzen, Fernsehen gucken, die Familie in Tunesien anrufen und es versuchen, sich einen Freundeskreis aufzubauen - idealerweise mit Tunesiern, die in der Gegend wohnen, oder zumindest mit Marokkanern, Algeriern, Ägyptern, oder Nahost-Flüchtlingen, weil sie eine gemeinsame Sprache sprechen und aus ähnlichen Verhältnissen (sozialer Background, Religion, Gesellschaft) stammen.

Dies trägt natürlich nicht gerade dazu bei, daß das Familienleben, wie erhofft, glücklich und harmonisch wird.

Doch es kommt noch schlimmer:

Wenn seine Frau arbeitet, dann besteht eine große Wahrscheinlichkeit, daß sie männliche Arbeitskollegen hat und von denen vielleicht auch auf dem Weg zur Arbeit mitgenommen wird.
Seine Frau mag Anrufe von männlichen Bekannten erhalten und ab und zu mit einer Freundin weggehen wollen.

Das alles aber ist in Tunesien absolut undenkbar.

Und da sich die Arbeits- und soziale Situation des Mannes in Deutschland nicht gerade gut anläßt, wird er es zumindest versuchen, im einzigen Bereich, in dem er noch die Chance hat, "kontrollierbare" Verhältnisse herzustellen, aktiv zu werden und seine Frau entsprechend zu beinflussen.

So etwa könnte das erste Jahr eines typischen tunesischen Ehemannes in Deutschland aussehen - da ist es kein Wunder, daß die Ehe auf erste Belastungsproben gestellt wird, da ist es kein Wunder daß sich die Frau oft als Mutter und der Mann als Kind fühlt, etwas, das beiden nicht behagt und beide unzufrieden macht.

Natürlich könnten alle diese Dinge im Vorfeld besprochen werden, bevor der Ehemann nach Deutschland kommt, sogar schon, bevor die Hochzeit stattfindet.

Doch erfahrungsgemäß findet dies entweder nicht statt, oder, und das ist die Regel, der Tunesier glaubt es einfach nicht, was ihm da erzählt wird, denn aus den Erzählungen seiner Freunde und dem, was das westliche Fernsehen zeigt, hat er einen ganz anderen Eindruck gewonnen gehabt...

Fierrabras
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Fierrabras » 20.01.2022, 19:46

und so vermutlich in Tunesien (da können einige Userinnen mit Sicherheit noch etwas dazu sagen=

Nicht nur dann, wenn ein Paar nach der Heirat in Deutschland leben will, oder in einem anderen europäischen bzw. westlichen Land, ergeben sich Probleme - ebenso sieht es aus, wenn man sich stattdessen dazu entscheidet, zusammen in Tunesien zu leben.

Zwar sind die Probleme hier hauptsächlich anderer Art, als in Deutschland, doch auch sie entspringen aus den unterschiedlichen Gesellschaften und ihren Vorstellungen.


Das liebe Geld
Die wirtschaftliche Seite sieht recht angenehm aus, wenn der europäische Ehepartner über Vermögen, Mieteinnahmen oder Renten verfügt, so daß die Familie nicht auf das in Tunesien erzielte Arbeitseinkommen angewiesen ist.
Zwar kann eine 4köpfige Familie in Tunesien mit monatlich 1000€ sehr angenehm leben - doch diese Summe ist, falls man nicht "vermögend" ist, und dafür in Tunesien arbeiten muß, dort kaum zu verdienen.

Der Mindestlohn in Tunesien liegt bei ca. 400 Dinar/Monat bei einer 48-Stunden-Woche (150 Euro) und selbst gut ausgebildete Arbeitnehmer in "modernen" Berufen und mit Hochschulausbildung verdienen selten mehr als 300-500€/Monat.

Für eine Arbeit in Tunesien ist zudem fast immer die gute Beherrschung der französischen und arabischen Sprache in Wort und Schrift erforderlich, was zumindest für die meisten europäischen "Einwanderer" ein Problem darstellt.
Arbeit bei europäischen Firmen, schließlich, die auch europäisch bezahlt wird, ist nur in seltenen Ausnahmefällen zu bekommen, denn üblicherweise erhält man den "Landeslohn" ausbezahlt.

In den meisten Fällen wird sich das Paar daher mit monatlichen Einkünften unter 500€, oft sogar unter 200€, bescheiden müssen - was zwar immer noch zum durchschnittlichen Leben in Tunesien genug ist, doch da muß man dann schon auf viele Dinge, die man aus Europa gewohnt ist, verzichten.

Ein "Urlauber" oder "Tourist" nämlich sieht viele Kosten gar nicht, die bei einem Daueraufenthalt anfallen - und das beginnt schon mit so einfachen Dingen wie der Stromrechnung.
Der Strompreis in Tunesien ist zwar günstiger als in Deutschland, doch in Deutschland erhält selbst ein Sozialhilfeempfänger mehr als doppelt so viel Geld, als ein gutverdienender Tunesier in Tunesien - und da wird dann selbst ein Strompreis, der nur halb so hoch ist, wie in Deutschand, schnell zum Problem.

Die meisten Haushalte in Tunesien verbrauchen viel weniger Strom, als in Deutschland, denn viele Familien haben weder Waschmaschine noch Klimaanlage, weder Elektroofen noch Staubsauger und was es der Dinge mehr gibt, die wir in Europa als selbstverständlich betrachten - oder in Tunesien sogar als dringend notwendig (Klimaanlage).

Zudem, läuft eine Klimaanlage im Sommer den halben Tag, dann kann, selbst bei den günstigen Preisen in Tunesien, die Stromrechnung ähnliche Höhen, wie in Deutschland, erreichen - der Strom kostet zwar nur halb so viel, doch dafür verbraucht man auch doppelt so viel während der warmen Sommerzeit.

Und auch im Winter ist es nicht viel günstiger, denn Europäer sind es nicht gewohnt, mit einem Mantel im Wohnzimmer zu sitzen oder feuchte, klamme Wäsche- und Kleidungsstücke zu verwenden.

Da wird dann in den Wintermonaten ebenso geheizt, wie in Deutschland, und obwohl auch das Gas in Tunesien weniger kostet, ist dennoch die Gasrechnung wieder fast genauso hoch, weil der Verbrauch höher ist - kein Wunder, bei Häusern, in denen die Dächer, Wände und Böden nicht isoliert sind und Türen und Fenster nur im Ausnahmefall dicht schließen.

Und so geht es weiter mit vielen anderen Dingen des täglichen Lebens.

Wer nach Tunesien zieht, der wird, falls er auch nur annährend so leben will, wie in Deutschland, auch fast dasselbe dafür bezahlen müssen und verliert sehr schnell seinen Irr-Glauben an Tunesien als "Billigland".

Nur dann, wenn man weitgehend so lebt, wie es die Einheimischen auch tun, nur dann wird man in Tunesien günstiger leben können, als in Deutschland.

Dies ist durchaus eine Quelle von Eheproblemen - wenn nämlich das Geld nicht ausreicht, um einen gewissen Standard an Hygiene, Behaglichkeit, Ernährung und medizinischer Fürsorge zu halten, den man in Europa als selbstverständlich betrachtet hatte.

Doch, gehen wir einmal davon aus, daß das Geld nicht knapp - oder das Paar leidensfähig - ist, dann stehen immer noch zwei große Hürden vor ihnen, und speziell vor der europäischen Frau, und diese Hürden heißen: tunesische Gesellschaft und tunesische Familie.


Die liebe tunesische Familie
Es wird oft salopp gesagt "man heiratet keinen einzelnen Tunesier, sondern immer eine ganze Familie". Das ist zwar im Prinzip richtig, doch das hat, wenn man in Deutschland lebt, "nur" insofern Auswirkungen, als daß sich dies in langen und häufigen Telefongesprächen nach Tunesien, Geldüberweisungen und der Mitnahme großer Mengen Geschenke bei jedem Familienbesuch ausdrückt.

Wegen der großen Entfernung und der Schwierigkeit für Tunesier, ein Visum zu erhalten, bleibt eine Ehe in Deutschland meist von den Unklammerungsversuchen der tunesischen Familie unbeeinflußt.

Dies aber ist anders, wenn man in Tunesien lebt. Tägliche Familienbesuche sind für viele Tunesier selbstverständlich (und dazwischen ruft man sich noch an...) und irgendwelche Mitglieder der Familie halten sich praktisch stets bei irgendwelchen anderen auf - manche nur Minuten oder Stunden, doch in einigen Fällen auch tage- und wochenlang.

Da hat der europäische Partner keinen leichten Stand, denn von ihm (genauer: von ihr) wird erwartet, daß sie so funktioniert, wie es auch eine tunesische Frau tut - und das sind Expertinnen für die Planung in Haushaltsangelegenheiten und die Versorgung von Besuchern.

Unterstützt werden sie, wenn es nötig ist, (leider auch dann, wenn es nicht nötig ist) von tatkräftiger Hilfe und guten Ratschlägen der weiblichen Mitglieder der Familie des Mannes, was, wie man sich vorstellen kann, wegen der unterschiedlichen Kenntnisse, Einstellungen und Ideen schnell zu Konflikten führen kann.

In der direkten Konfrontation zwischen Mutter und Ehefrau stellt sich der tunesische Mann zudem oft auf die Seite der Mutter, was für einen mehr oder weniger starken, ständigen, Einfluß der tunesischen Schwiegermutter auf das Tagesgeschehen sorgt.

Zudem findet in Tunesien eine ständige und ungemein starke und effektive Kontrolle aller Familienmitglieder statt.

Europäer sind oft erstaunt darüber, daß die meisten Familienmitglieder stets darüber informiert sind, wo sich die anderen befinden und was sie gerade tun (und wenn einmal nicht, dann dauert es nicht lange, es herauszufinden).
Es herrscht dadurch eine für Europäer sehr gewöhnungsbedürftige Atmosphäre ständiger Beobachtung (und Rechtfertigung), und dies gilt ganz besonders für Frauen - denn da kann dann schon unter Umständen das bloße Gespräch mit einem Mann in einem Straßencafe für einen Kommunikationssturm in der Familie sorgen.


Die lieben tunesischen Nachbarn
Es liegt nicht jedem, wenn die Familie und die Nachbarn quasi über den eigenen Tagesablauf detailliert Bescheid wissen, inklusiv der Liste dessen, was man eingekauft hat und die Zeitdauer, die man für das Putzen der Wohnung aufgewendet hat.

Was in Deutschland gerne dem alleinstehenden älteren Herrn und der älteren Dame nachgesagt wird, nämlich daß sie den Tag lang im Fenster liegen oder hinter der Gardine stehen und gucken, was draußen so vor sich geht, kann in Tunesien im Prinzip auf alle Menschen, ganz besonders aber die Nachbarn, ausgedehnt werden.

Die liegen im Fenster oder sitzen vor dem Haus oder im Innenhof, die Männer sitzen im Cafe und ihre Hauptbeschäftigung scheint es zu sein, zu beobachten, was um sie herum vorgeht.
Je kleiner die Stadt und je einfacher die Familienverhältnisse, umso mehr wird geschaut und getratscht.

Auch damit muß man klarkommen.

Wer aus Europa die feste Einstellung mitbringt, daß die Nachbarn sich gefälligst um ihren eigenen Kram kümmern sollen, der wird in Tunesien nicht wirklich glücklich werden - oder muß sich Haus in einem "guten" Villenviertel kaufen (und nach Möglichkeit auch noch die Familie fernhalten...).


Der liebe tunesische Mann
In Europa gilt es als besonders erstrebenswert, daß sich der Mann an der Hausarbeit und Kindererziehung beteiligt.
Da Mann und Frau gleichermaßen arbeiten gehen und meist auch ähnlich gebildet sind, ist das auch sinnvoll - ganz abgesehen von emanzipatorischen Zielen.

Nicht so aber in Tunesien.

Da ist es üblich, daß der Mann arbeiten geht und das Geld heranschafft, während die Frau ihren Tag mit Hausarbeit und Kindererziehung verbringt.
Putzen, Waschen und Kochen alleine können jeden Tag mehrere Stunden in Anspruch nehmen, besonders dann, wenn "moderne" Küchen- und Haushaltsgeräte nicht verwendet werden.

Und ebenso, wie früher der deutsche "Kumpel" nach der Schicht erst einmal in der Eckkneipe einkehrte, landet auch fast jeder tunesische Mann früher oder später in einem Straßencafe.

Falls der Mann alleine auf die Kinder aufpassen soll, wird er eher ein weibliches Mitglied seiner Familie zu Hilfe rufen, als selbst Hand anzulegen.
Und das gilt auch für die meisten Tunesier, die im Ausland gelebt haben und sich dort anders verhalten hatten.
Denn in Tunesien, da gucken schließlich die Familie, die Freunde und die Nachbarn, ob sich jeder so verhält, wie es von ihm/ihr erwartet wird, ob er sich also gesellschaftskonform ("ehrenhaft") verhält - und etwaige seltsame Verhalten werden sofort eifrig diskutiert und weitererzählt.

Lebt ein Paar also in Tunesien, dann ist es unausweichlich, sich der Umgebung anzupassen (ebenso wie ja auch in Deutschland, nur daß da die soziale Kontrolle und damit der Druck wesentlich geringer ist) - und das bedeutet in den meisten Fällen eine große Anpassungshürde für die Frau.

Dies führt oft über kurz oder lang zu Stressgefühlen (wenn einem stets auf die Finger geguckt wird), zu Gedanken über einen "Goldenen Käfig" (wegen fehlender sozialer Kontakte nach außen, über die Familie hinaus) und zu einer generellen Unzufriedenheit mit der Lebenssituation.

nabila
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von nabila » 21.01.2022, 11:27

halllihallo,

D A N K E Fierrabras ---- w o w !!! p e r f e k t !!! Genauso ist es ---- Fazit : Kamikaze für europ. Frau


liebe Grüße ♥
لا يزال بإمكانك الذهاب ببطء. لأنه في النهاية سوف نعود إلى نفسك فقط.
Du kannst ruhig langsam gehen. Denn am Ende findest Du nur wieder zu Dir selbst zurück.

karima66
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von karima66 » 21.01.2022, 11:43

Liebe Fierrabras, was hast du dir für Mühe gemacht das alles so detailliert aufzuschreiben!

Ich kann dem nichts hinzufügen nur unterstützen, vor allem das Leben hier oder in Tunesien zusammen sieht genau so aus und das ist nicht pauschal, ich kenne ja beide Leben selbst und auch das von vielen anderen Paaren.
Man sollte die zwei gravierendsten Probleme nicht unterschätzen, Geldmangel und dort die Kontrolle durch Familie und Gesellschaft, das birgt so viel Frust, das kann man sich nicht ausmalen wenn nicht selbst erlebt.
Ich war 35 als ich dort lebte, arbeitete und bin ziemlich anpassungsfähig und trotzdem wars teils extrem und man fühlt sich oft so einsam trotz vieler Kontakte….was hier Selbstverständlichkeiten sind ist dort so mühsam und ich lebte die meiste Zeit ja alleine, konnte die Sprache und kannte das Land zumindest auch jahrelangen Urlauben.
Später bei der Familie ohne Arbeit war’s noch härter denn abseits vom Tourismus gibt es noch weniger, entbehrt man noch mehr und auch wenn die Familie eine gewisse Sicherheit nach draußen gibt so gibts mehr Konflikte, als ich alleine lebte waren es nur die Nachbarn die einen ständig beobachteten…..man hat nie wirklich Privatsphäre.
Ich könnte Bücher schreiben über all die Punkte die du aufgelistet hast…..und heute mit dem Wissen und vor allem in meinem Alter wäre es mir nicht mehr vorstellbar dort zu leben obwohl es damals auch eine sehr interessante, schöne Zeit war.
Wenn man älter ist spielt ja auch die Gesundheit eine Rolle und auch wenn es dort gute Privatkliniken gibt so ist das dann teuer, städtische Kliniken kann man vergessen, da ich in einer Klinik arbeitete weiß ich wovon ich rede.
Mittlerweile glaub ich auch, dass man als Europäer keinen Job mehr findet, es war damals schon sehr schwer.
Die wenigen Stellen die es bei Europäern gab waren rar und selbst da musste man schon arabisch können, wie für alle einigermaßen bezahlten Jobs ohnehin, ohne fließend Französisch findet man nichts.
Eine Freundin hatte es ganz gut getroffen, sie war die Ausnahme, kannte das Leben in solchem Land schon da 20 Jahre vorher in Algerien gelebt, sprach fließend die Sprachen, hatte eine Rente von 1000 Dinar, also knapp 500€, das ging damals alleine wenn man spartanisch lebt und sie hatte eine Krankenversicherung in D, sie konnte auch gut alleine sein, trotzdem kam auch sie mit 70 zurück nach D……
Jetzt ist die Kriminalität höher als früher, noch mehr Arbeitslose da kein Tourismus….

Zu den Fragen über ihn, sein Leben…..die sind für dort teilweise unüblich, trotzdem berechtigt.
Papiere kann man kaufen, Geburtsdaten sind oft nicht genau, in deutscher Übersetzung hat das niemand vor einer geplanten Hochzeit, Straßennamen, Adressen gibt es dort vor allem im Umland selten, Post kommt im Café oder Friseur an….
Wer im Tourismus gearbeitet hat hat selten eine Sozialversicherung, Ausbildung wie hier eh nicht, wer studiert hat und Glück hat danach einen Hob gefunden zu haben der will dort nicht weg und sucht keine Frau im Internet.
Zeugnisse wie wir sie kennen gibt es nicht, mit den wenigsten Berufen, Studienabschlüssen kann man hier arbeiten.
Ich kenne selbst Ärzte die hier nicht arbeiten dürfen.
Ingenieure die putzen gehen…..alles das hat er ja eh nicht mit 26.
Aber er hat genau die falschen Vorstellungen im Kopf wie alle dort von hier…..und die kann man ihnen nicht rausreden, sie glauben ja nicht mal ihren Landsleuten die hier leben und ehrlich berichten.

Also selbst wenn er, was er nicht ist, aber selbst wenn er der ehrlichste, wirklich liebende Mann wäre hätte es keine Chance.
Diese ganzen verlorenen Jahre die bekommt man nicht zurück, sondern dazu Existenzprobleme, meist Schulden, psychische Probleme oder Schlimmeres uvm.
Ich weiß nicht was die bisherige Ehe von Lämmchen scheitern ließ und das geht uns auch nichts an, aber ich denke was auf sie zukäme wäre um ein Vielfaches schlimmer als was sie bisher , Gewalt man ausgenommen.

Lämmchen, lies bitte alles, es ist viel, aber nicht viele haben das Glück das alles vorher zu wissen.

Toastie
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Toastie » 21.01.2022, 12:34

Liebe Fierrabras,

sind deine letzten Texte von tunesien-liebe.de kopiert (sie kamen mir sehr bekannt vor)? Sind nach wie vor sehr treffend finde ich! 8)
Fierrabras hat geschrieben:
20.01.2022, 19:46
Die liebe tunesische Familie
Es wird oft salopp gesagt "man heiratet keinen einzelnen Tunesier, sondern immer eine ganze Familie".
Tägliche Familienbesuche sind für viele Tunesier selbstverständlich (und dazwischen ruft man sich noch an...) und irgendwelche Mitglieder der Familie halten sich praktisch stets bei irgendwelchen anderen auf - manche nur Minuten oder Stunden, doch in einigen Fällen auch tage- und wochenlang.

Da hat der europäische Partner keinen leichten Stand, denn von ihm (genauer: von ihr) wird erwartet, daß sie so funktioniert, wie es auch eine tunesische Frau tut - und das sind Expertinnen für die Planung in Haushaltsangelegenheiten und die Versorgung von Besuchern.
Das kann ich bestätigen und fand ich ultra-nervig! :evil:
Ständig unangekündigt vorbei kommen und sich wie selbstverständlich mal breitmachen und den ganzen Tag das Geschehen und den Tagesablauf dominieren, (nur) Smalltalk quatschen und darauf warten, bewirtet zu werden, bis der Kühlschrank leer ist. Wenn man das nicht gewöhnt ist, kann einen das fertig machen! :cry:
Getoastet aber nicht verbrannt (Toastie)

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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von karima66 » 21.01.2022, 13:51

Das macht einen fertig, das hat es schon als ich noch jünger war und das nimmt sich nichts ob dort oder hier.

Dort wie gesagt hat man nur nachts Zweisamkeit, wenn nicht grad wieder Jemand von der Familie mit wohnt….dann kann es durchaus sein, abhängig von wohnlichen Gegebenheiten, dass Kinder mit im Raum schlafen oder Frauen zusammen, Männer natürlich getrennt.
Die sanitären Anlagen dort sind auch gewöhnungsbedürftig.
Hier dann sieht die Küche wie ein Schlachtfeld aus, der Tunesier kocht vielleicht noch für sich und seine Freunde, aber sauber machen ist Frauensache, ich ist es nicht selten, dass Frau sich in anderen Räumen aufzuhalten hat wenn Männer zu Besuch sind.
Die spielen, trinken, kiffen, quatschen die halbe Nacht, man selbst möchte schlafen um nächsten Tag zu arbeiten, utopisch.
Gerade da er noch sehr jung ist und gewohnt wie ein Prinz behandelt zu werden ufert das schnell aus und diskutiert wird nicht, das macht Kopfschmerzen und sowieso ist man die Frau.
Besucher wohnen schon mal paar Tage bis zu Monaten mit und benutzen alles was vorhanden als wäre es ihres.
Gastfreundschaft geht über alles und niemals sagt man , dass jemand bitte gehen möchte…..
Und das könnte ich jetzt immer so weiter ausführen…..
Ich bin wirklich ein kommunikativer Mensch und mochte vor allem als ich jung war gerne viele Leute um mich haben, trotzdem kam auch ich an meine Grenzen….heute unvorstellbar.
Von der anfangs blumigen Romantik bleibt nichts…..auch nicht bei Nichtbeznessern.

Was mir noch auffiel, tut nichts zur Sache, unwichtig, aber es fiel mir eben auf, warum nennt sich eine Frau von 52 Lämmchen…..

gadi
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von gadi » 21.01.2022, 15:03

Toastie hat geschrieben:
21.01.2022, 12:34
Da hat der europäische Partner keinen leichten Stand, denn von ihm (genauer: von ihr) wird erwartet, daß sie so funktioniert, wie es auch eine tunesische Frau tut - und das sind Expertinnen für die Planung in Haushaltsangelegenheiten und die Versorgung von Besuchern. [...]
Das kann ich bestätigen und fand ich ultra-nervig! :evil:
Ständig unangekündigt vorbei kommen und sich wie selbstverständlich mal breitmachen und den ganzen Tag das Geschehen und den Tagesablauf dominieren, (nur) Smalltalk quatschen und darauf warten, bewirtet zu werden, bis der Kühlschrank leer ist. Wenn man das nicht gewöhnt ist, kann einen das fertig machen! :cry:
karima66 hat geschrieben:
21.01.2022, 13:51
Hier dann sieht die Küche wie ein Schlachtfeld aus, der Tunesier kocht vielleicht noch für sich und seine Freunde, aber sauber machen ist Frauensache, ich ist es nicht selten, dass Frau sich in anderen Räumen aufzuhalten hat wenn Männer zu Besuch sind.
Die spielen, trinken, kiffen, quatschen die halbe Nacht, man selbst möchte schlafen um nächsten Tag zu arbeiten, utopisch.
Ich kenne das von "dort" aber auch von "hier". "Hier" war ich z.B. nachmittags bei einer Freundin zu Besuch, zum Kaffeetrinken, wir saßen in der Wohnküche. Ihr Mann, einer von "dort" befand sich im Wohnzimmer. Nach und nach fanden sich (angeblich "spontan") weitere Gäste ein, alles Familie (Cousins) oder Freunde aus "ähnlichen Ländern". Da wurde laut geredet, gelacht, geraucht, Tee getrunken, Karten gespielt, meine Freundin war andauernd damit beschäftigt, den Herren Tee und Gebäck zu bringen und den Tisch entsprechend wieder abzuräumen. Als ich nachher wieder zuhause war, hat sie noch ab und zu angerufen und mir die Lage geschildert. Die halbe Nacht hat sie den Herren Essen und Trinken gebracht, war aber ansonsten dort in der Runde nicht willkommen. Natürlich wurde nur in der Landessprache der Herren geredet. Als sie sich dann irgendwann, so um ein Uhr morgens zurückgezogen hat, da sie ja nachher gleich wieder aufstehen musste, um zu arbeiten, waren die Herren bzw. vor allem der Mann meiner Freundin beleidigt, da sie sich ja nun selber bedienen mussten. An Schlaf war nicht zu denken, die Herren gingen dann um ca. fünf Uhr und meine Freundin schleppte sich ca. eine Stunde später zur Arbeit. Kam irgendwann wieder, völlig fertig natürlich, von der Arbeit nachhause, die Wohnung war ein Chaos und...ihr Mann war gerade beim Aufstehen und verlangte Frühstück. Und war nach wie vor beleidigt, wie stünde er denn jetzt vor seinen Freunden da.
Anmerkung: Nun sind die beiden schon lange geschiedene Leute. Zum Glück.
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Anaba » 22.01.2022, 05:27

Liebes Lämmchen,

was mir hier auffällt ist, dass du dich nicht meldest, nicht an der Diskussion teilnimmst.
Ich verstehe zwar gut, dass dir die Meinungen und Sichtweisen der User, die sich hier einbringen, so gar nicht gefallen,
das ist aber kein Grund, nicht zu antworten, das ist ziemlich unhöflich.
Viele hier machen sich Gedanken um dich, haben dir ehrliche, gute Tipps gegeben.
Du allerdings bist nicht bereit zu antworten. Warum? War der Schock wirklich so groß?
Hattest du vorher noch nie mit Freunden, Kollegen oder deiner Familie darüber geredet?
Hast du ernsthaft erwartet, dass du hier nur Zuspruch erhälts?

Du solltest darüber nachdenken, ob du nicht mit uns diskutieren möchtest.
Sonst können sich die anderen User Ihre Mühe und Zeit sparen.
Sei dir sicher, dass dir hier niemand etwas Böses will, im Gegenteil.
Wir würden dich gerne zum Nachdenken über die Machenschaften dieser Männer und Familien,
die dich für ihre Zwecke missbrauchen, anregen.
Liebe Grüße
Anaba

Administratorin
anaba@1001Geschichte.de

“Am Ende wird die Wahrheit siegen, über Ängste und gut getarnte Lügen.
Am Ende wird sich alles fügen und was jetzt am Boden liegt, wird schließlich lächelnd fliegen...“

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Silka1987
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Silka1987 » 23.01.2022, 10:41

Liebes lämmchen was die Liebe Fierrabras gesagt hat ist sowas von WAHR !!!!!!!

Auch wenn es dich hart trifft wie eine Bombe wäre es schön zu hören wie es dir geht und was du gemacht hast .

Keiner hier zeigt mit dem Finger auf dich .
Wir alle haben diese Hoffnung und den Wunsch auf liebe gehabt .
Wir alle eigentlich haben ein gebrochen Herz dadurch und wollen so Frauen wie dich einfach helfen oder beschützen .

Ich hab hier selbst ein Thema und ich bin am Ende froh gewesen wie alle zu mir waren .
Klar ich war auch an Anfang böse und alles aber weist du ich würde wenn ich könnte jede vor Dank einfach drücken für das Augen öffnen usw .

Versteck dich nicht in deiner Trauer Wut usw reden kann manchmal einfach gut tun .

Liebe Grüße

Mafa11
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Re: Online Beziehung zu einem Tunesier

Beitrag von Mafa11 » 24.01.2022, 22:31

Ponyhof hat geschrieben:
19.01.2022, 23:07
Man kann das sexistisch finden, oder aber evolutionär sinnvoll, oder auch gar keine Meinung dazu haben- aber es ist nun mal so, dass ältere Frauen -so jung sie sich auch fühlen mögen und so fit sie auch sein mögen- normalerweise nicht auf das Interesse junger Männer stossen.
Also das stimmt definitiv nicht.

Ich habe mal vor ein paar Jahren für eine Frau im Alter von 55 ein Profil auf einem Dating Protal erstellt. Da ich das Passwort hatte, konnte ich mich ab und zu eingeloggen um nach dem Rechten zu sehen (was auch dringend nötig war, um ein paar Idioten zu blockieren). Und was soll ich sagen, ca. ein Drittel der Männer, die Kontakt aufnahmen, waren zwischen 25 und 35 !! Ok, die gute Frau wäre anhand der Fotos auch als 45-Jährige durchgegangen, aber das ändert nichts daran, dass es in diesem Land wohl mehr "Männer" mit einem Mama-Komplex gibt, als ich gedacht habe.

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