Freundin fliegt nach Djerba, obwohl er sie schlägt

[Kain]

Hallo Bini,
Ich finde das total schrecklich. Auch für Dich als Freundin hilflos dem Ganzen zugucken zu müssen.
Ehrlicherweise muss ich sagen, wer so offenen Auges noch dorthin fährt, um sich gewalttätigen Angriffen auszusetzen, mit demjenigen stimmt was nicht. Das hat für mich auch mit Bezness nichts zu tun. Hier wird das, aus welchen Gründen auch immer, bewusst getan.
Ich meine, sie kauft sich Flugtickets etc.und weiss, was auf sie zukommt. Er kann ja nicht eben mal hierher kommen.

[Bini]

Ja, aber jetzt ist er ja wieder mega nett zu ihr, wahrscheinlich weil sie gerade einen Haufen Geld erbt.
Du hast aber recht, es ist mega schräg, was sie tut, zumal sie es genau weiß und über Bezness, Trauma Bonding usw. Bescheid weiß.
Dass sie nicht in Therapie geht und immer wieder mich damit belastet, wenn er sie schlägt, geht mir langsam auf den Keks. Ich mache dass jetzt schon seid fünf Jahren mit.

[Bini]

Habe ihr gerade geschrieben, dass ich ihr eine gute Reise wünsche. Dass ich aber draußen bin, wenn er wieder gewalttätig wird. Habe ihr geschrieben, dass es für so was Psychologen gibt. Aber ich nicht mehr zur Verfügung stehe, wenn es wieder schlecht läuft. Ich WILL DIESE GESPRÄCHE MIT IHR NICHT Mehr. Über diese schrecklichen Gewaltbeziehungen . Furchtbar!!!!

[Romni]

Liebe Bini,
das kann ich so gut nachvollziehen und finde bewundernswert, dass du es so klar kommuniziert hast!
Bleib dabei, du musst auch dein persönliches Seelenheil schützt.
Für die Freundin kann man nur das Beste hoffen
Alles Gute für dich!

[Corinna]

Liebe Bini,

mir ging noch folgendes durch den Kopf: „was ist eigentlich Freundschaft?“

Ich denke, es geht darum dem anderen zu helfen (Hilfe zur Selbsthilfe) und zu unterstützen und für ihn da zu sein, auch wenn es mal nicht so „bequem“ ist.

Und ich denke es geht auch um folgendes: freundschaftlich mit sich selbst umzugehen und auf die eigenen Grenzen zu achten und diese zu respektieren.

Freundschaft ist weder Ausbeutung noch Selbstausbeutung.

Ich wünsche Dir alles Gute für diesen schwierigen Weg.

Schönen Abend
Corinna

[Bini]

Ja, vielen Dank ihr Lieben. Das ist sehr hilfreich für mich, was ihr dazu schreibt. Ich werde dabei bleiben und lasse mich in diesen Sumpf nicht mehr mit hinein ziehen. Sie hat mir auch geschrieben, dass sie es gut verstehen kann, dass ich es nicht mehr will. Das ist jetzt kein Streit und kein Kontakt Abbruch. Aber von meiner Seite eine klare Grenzziehung. Wenn ich mir immer wieder diesen Dreck von ihr anhöre, spart sie sich den Gang zur Psychologin.

[AnnaAn]

ja, du musst auf dich aufpassen. Du wirst ja auch enorm belastet durch ihre Beziehung. Das erinnert mich daran, wie meine Mutter die Freundschaft zu ihrer besten Freundin abgebrochen hat, weil diese einfach nicht vom Alkohol loskam. Sie war eine erfolgreiche Frau , aber sie und ihr Mann waren funktionierende Alkoholiker, die eine bestimmte Art der Beziehung nicht mehr konnten - also eine richtige Freundschaft nicht mehr konnten. Es war einfach irgendwann schräg und da musste meine Mutter, um sich selber und damit auch uns, ihre Familie, zu schützen, den Kontakt abbrechen. Sie hat es rigoros getan. Tat bestimmt weh, hat aber uns alle vor weiterem Unheil bewahrt.

Irgendwie erinnert mich deine Freundin daran. Es ist wie eine Sucht für sie, sie weiss es und kann nicht anders, kommt nicht los und handelt allem besseren Wissen und Gewissens dagegen. Und das schädigt dich. Wenn du es schaffst, das durchzuziehen, dass sie dich nicht mehr mit ihrem Beziehungsstress belastet... aber mir scheint, das es mit diesem Einverständnis und dem vielen Verstehen der Situation für deine Freundin noch nichts geregelt ist. Abzublocken ist schwierig. Du weisst halt zu viel und kennst deine Freundin zu gut ...

Ich drücke dir die Daumen. Es ist ein schwieriges Vorhaben. Man fühlt sich Freunden/innen ja immer sehr eng verbunden.

[Bini]

Ja, das stimmt. Ich habe das Gefühl mit einer Suchtkranken befreundet zu sein. Das ist sie ja auch, denn sie ist Co Alkoholikerin bei ihrem alkoholkranken Bezzie.
Mich macht das ganze langsam auch wütend und ich kann sie nicht nur als Opfer sehen.
Wie kann eine Frau, die über 60 ist, die über Bezness bestens informiert ist, sich einbilden, dass ein 25 Jahre jüngerer tunesischer Mann, der sie schlägt, sie lieben würde?
Eine gebildete und erfahrene Frau. Ich finde das mittlerweile so was von schräg und krank, was sie da tut. Mein Mitleid wird weniger, ich werde wütend und sprachlos. Sie ist genau so krank wie er. Sie weiß, dass er Alkoholiker ist, dass er sie schlägt und dass er nur ihr Geld will.
Kann sie nicht würdevoll älter werden? Ich verstehe das nicht. Sie spielt das Spiel genau mit. Das ist masochistisch und krank.

[Corinna]

Hallo Bini,
Du schreibst:

„Mich macht das ganze langsam auch wütend und ich kann sie nicht nur als Opfer sehen.
Wie kann eine Frau, die über 60 ist, die über Bezness bestens informiert ist, sich einbilden, dass ein 25 Jahre jüngerer tunesischer Mann, der sie schlägt, sie lieben würde?
Eine gebildete und erfahrene Frau. Ich finde das mittlerweile so was von schräg und krank, was sie da tut. Mein Mitleid wird weniger, ich werde wütend und sprachlos. Sie ist genau so krank wie er. Sie weiß, dass er Alkoholiker ist, dass er sie schlägt und dass er nur ihr Geld will.
Kann sie nicht würdevoll älter werden? Ich verstehe das nicht. Sie spielt das Spiel genau mit. Das ist masochistisch und krank.“
Ich denke daß wir so ein Muster sowohl bei uns als auch bei anderen immer wieder beobachten. Die Menschen laufen manchmal sehenden Auges in ihr Unglück.

Manche Menschen wissen sehr wohl, daß ihnen Zigaretten nicht gut tun. Und rauchen weiter.

Manche Menschen wissen sehr wohl, daß ihre getrunkene Menge an Alkohol ihnen nicht gut tut. Und trinken weiter.

Manche Menschen wissen sehr wohl, daß ihnen ihr Mangel an Bewegung nicht gut tut und bewegen sich nicht öfter.

Manche Menschen wissen sehr wohl, daß sie zu viel einkaufen sollten und machen weiter.

Manche Menschen wissen sehr wohl, daß so viel Fabrikzucker ihrer Gesundheit nicht gut tut und nehmen weiter große Mengen zu sich

Manche Menschen wissen sehr wohl, daß….usw. usw. usw…..

Und wir gehören wahrscheinlich auch das eine und andere Mal zu den „manche Menschen“.

Wir könnten jetzt aus der Opferperspektive von Sucht sprechen.

Wir könnten jetzt aus der Täterperspektive von freiem Willen sprechen bzw. „Des Menschen Wille ist sein Himmelreich – oder seine Hölle.“

Ich selbst spreche das schon manchmal bei Menschen an, die mir wichtig sind. Und wenn sie nichts ändern und auch keine Bereitschaft dazu für mich ersichtlich ist – dann lasse ich es. Ob mir das schwer fällt oder nicht.

Ich denke, die Menschen müssen selbst einen Willen zur Veränderung aufbringen. Von außen ist da nur bedingt etwas zu machen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.

Schönes Wochenende.
Corinna

[Bini]

Ja da magst Du Recht haben.

- und wir alle haben als Freundinnen unsere Grenzen und das Recht traurig, wütend und enttäuscht zu sein, wenn eine Freundin sich selbst toxisch zerstört.

[Toastie]

Mich macht das ganze langsam auch wütend und ich kann sie nicht nur als Opfer sehen.
Wie kann eine Frau, die über 60 ist, die über Bezness bestens informiert ist, sich einbilden, dass ein 25 Jahre jüngerer tunesischer Mann, der sie schlägt, sie lieben würde?
Eine gebildete und erfahrene Frau. Ich finde das mittlerweile so was von schräg und krank, was sie da tut. Mein Mitleid wird weniger, ich werde wütend und sprachlos. Sie ist genau so krank wie er. Sie weiß, dass er Alkoholiker ist, dass er sie schlägt und dass er nur ihr Geld will.
Kann sie nicht würdevoll älter werden? Ich verstehe das nicht. Sie spielt das Spiel genau mit. Das ist masochistisch und krank.

Liebe Bini,

hast du deiner Freundin auch schon einmal persönlich mitgeteilt, dass dich ihr Verhalten, ihre Entscheidungen so maßlos wütend machen? Ich fände das wichtig als Freundin. Denn was ist das für eine Freundschaft, wo man seine ehrlichen Gedanken und Gefühle nicht auf den Tisch legen darf? Es ist so wie Corinna sagt, wir alle tun viele Dinge, die uns nicht gut tun. Es liegt aber an uns selbst etwas zu verändern, niemand kann das für uns tun. Sie genießt sicher, dass du, eine Frau "vom Fach" sie psychologisch betreuen kannst und sie sich nicht jemand Fremdem anvertrauen muss. Nur das ist keine Freundschaft, das wäre ein Patientin-Psychologin-Verhältnis. Wenn sie von dir bedingungslos als Freundin/Mensch angenommen werden möchte und du das aus verschiedenen verständlichen Gründen nicht kannst/möchtest (Gewalt-Bezness, etc.) musst du ihr das sagen, dass es dir leider nicht möglich ist. Das sind deine Grenzen, aber du musst sie ziehen!

Ansonsten werdet ihr euch gegenseitig immer etwas vormachen und ihr werdet sehr unglücklich sein, weil die gegenseitigen, freundschaftlichen Erwartungen unerfüllt bleiben und immer wieder zu Frustrationen und Wut führen. Ich finde auch, dass es nicht freundschaftlich ist, nicht ehrlich zueinander zu sein. Manchmal fehlt dann halt etwas und es kann in einer Freundschaft nicht weitergehen. So gerne du diese Freundin hattest/hast, du wünschst dir scheinbar Freundinnen, die (so wie du) "in Würde altern", eine Übereinstimmung von Denken und Handeln auf die Reihe bekommen im Leben und auf sich selbst aufpassen können, dich sicher nicht als Psychologin missbrauchen. Dir Dinge anvertrauen, die dir Angst machen, die du krank und masochistisch findest. Das alles kann sie dir, wie es mir erscheint, leider als Freundin nicht erfüllen. Es liegt m.M.n. an dir, ob du diesem Bewusstsein, dass da Vieles nicht passt bei eurer Freundschaft, Konsequenzen folgen lässt, oder die (ehemalige) Wunsch-Freundin in ihr weitersuchst, die (momentan) einfach nicht da ist. Du kannst sie nicht retten, das muss sie schon selbst tun!
Viel Glück & alles Liebe,
Toastie

[Bini]

Ja, da hast Du Recht. Ich habe ihr ja schon gesagt, dass ich ihre Bezness Geschichten nicht mehr hören kann und will. Ich werde das auch konsequent durchziehen und mir nichts mehr davon anhören.
Viele liebe Grüße und Danke für eure tollen und hilfreichen Beiträge. Schön, dass es Euch gibt.

[Kain]

Liebe Bini, ich finde das richtig. Du musst auch an Dich denken. Ich habe zwar nicht solch eine Geschichte, hatte aber mit XXX zu tun. Das war nicht mehr feierlich. Ich musste auch die Reißleine ziehen. Sie hatten eigentlich ganz andere Probleme, die vorher schon vorhanden waren. Ich habe mit Ü50 gemerkt, dass ich nicht mehr so belastbar bin, das einfach nicht mehr bewältigen konnte.
Mir geht es viel besser, ich trage auch keinen Groll mit mir rum. Es war eine bewusste Entscheidung.
Und das mit Deiner Freundin, sorry, ist kein Bezness, sie weiss alles und lässt es, warum auch immer, mit sich machen.
Man muss auch nicht immer nach dem "Warum" fragen und Verständnis aufbringen. Wenn sie sich nicht helfen lässt, ist es ihr eigenes Problem, erst recht mit 60 Jahren.

[Bini]

Ja, da hast Du Recht. Das ist auf Dauer nicht zu ertragen, was da passiert. Mal schauen, ob es möglich ist, mit ihr was zu unternehmen, ohne, dass wir darüber sprechen. Ich werde es mir definitiv nicht mehr anhören. Wahrscheinlich hat sie dann auch kein großes Interesse mehr an mir als Freundin, wenn sie ihren schrecklichen Dreck nicht mehr bei mir abladen kann. Aber damit kann ich leben, dann ist das eben so.

[Corinna]

Hallo Bini,

mich würde interessieren, wie Du dieses "nicht mehr hören" in die Praxis umsetzen willst - falls Du darüber schreiben magst.

Alles Gute
Corinna

[chavah]

Ganz sicher war das ganze zu Beginn (ist ja schon ein paar Tage her) ein klassischer Bezness-Fall. Da stimme sogar ich euch zu, obwohl wir ja häufig unterschiedliche Ansichten haben. Nur, das ist lange her. Das erste Verliebtsein ist lange vorbei, die Freundin weiß, was sie tut. Über die Motive können wir hier rätseln, aber diese Situation haben wir ja auch in deutsch-deutschen Beziehungen. Das fängt an bei "lieber so einen als gar keinen," und geht bis zur Freude am eigenen Leiden. Und dazwischen alle Varianten. Ich kenne Fälle von brutalst misshandelten Frauen, die vor Gericht dank anwaltlicher Hilfe alles, wirklich alles gerichtlich erstritten hatten, was man erstreiten kann (Kinder, Wohnung, Annäherungsverbot, Unterhalt), und dann steht er mit einer roten Rose vor dem Frauenhaus ..... Drei Monate später derselbe Zirkus wieder, und irgendwann war kein Anwalt mehr bereit, die Frau zu vertreten.

In diesen Fällen sollte das Umfeld sich ganz egoistisch auf sich selbst konzentrieren. Das ist hier Bini. Vielleicht ist die Beziehung zu dir ja auch ein Teil dieser kranken Beziehung zum Lover. Sie braucht die Prügel, was weiß ich, um sich irgendwo bemitleiden zu lassen. Bini, du bist also ein integrierter Bestandteil in dieser kranken Vorstellungswelt der Freundin. Klink dich da im ureigensten Interesse aus. Du kannst nicht helfen, und du musst dich nicht missbrauchen lassen. Denn ja, es ist ein Missbrauch von dir, auch wenn sich die Freundin darüber nicht klar sein muss. Halte ihr die Tür offen für den Fall, dass sie ganz unten ist. Und lebe dein eigenes unbelastetes Leben. Das wünsche ich dir von ganzem Herzen.

Chavah

[Miss Bean]

Hallo Bini,

mich würde interessieren, wie Du dieses "nicht mehr hören" in die Praxis umsetzen willst - falls Du darüber schreiben magst.

Alles Gute
Corinna

Man kann es unterbinden, indem man sagt: "Es tut mir leid, aber ich möchte von diesem Kerl und dieser "Beziehung" nichts mehr hören. Es belastet mich mit, wie du dich da in den Abgrund stürzt."

Und wenn die Person sich daran nicht hält: gehen! Konsequent bleiben. Sonst macht man sich wie bei einem Alkoholiker zum Co-Abhängigen.

[chavah]

Na ja, die Idee "nein" zu sagen, ist in der Regel eine sehr theoretische. Was macht man, wenn man zusammen eine Wanderung unternimmt, und das dann irgendwo weit weg vom PKW angesprochen wird; während des Abendessens im Lokal - das funktioniert theoretisch, aber praktisch nur für ganz kurze Zeit. Warum? Ganz einfach, weil die Freundin ja von diesem Thema absolut dominiert wird; andere Themen gibt es nur für ganz kurze Zeit; da hilft dann nur zurückziehen.

Chavah

[Bini]

Hallo ihr Lieben,

ja, ich habe auch das Gefühl, dass ich, sowie der Kontakt zu meiner Freundin da ist, in diesem kranken System mit drin stecke und mich missbrauchen lasse. Wir haben uns länger nicht gesehen und wollen morgen was zusammen machen. Alles in mir sträubt sich dagegen. Wie soll das funktionieren, dass wir nicht darüber reden? Ich bin mal gespannt. Ich will nichts davon hören. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust auf das Treffen.

[Bini]

Habe ihr gerade geschrieben, dass ich mich nur mit ihr treffe, wenn sie mir absolut nichts mehr von ihrer kranken Beziehung erzählt. Sie ist einverstanden. Bin mal gespannt, wie das morgen wird.