Bezness oder nicht?

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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NieWieder
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Beitrag von NieWieder » 03.06.2009, 17:42

Hallo Strauß, dass wusste ich garnicht. Wirst wohl recht haben, ist ja so eine Sache mit der Deutung. Oder steht das im Koran tatsächlich irgendwo genau so (habe ihn nur teilweise gelesen)?
Dadurch wird mir jetzt auch vieles klar: Wir dürfen ihnen garnicht böse sein, weil ja alles, was sie tun dem Familienfrieden dient. Eigentlich sind sie also gute Jungs. Wie verstehen das nur nicht, weil wir so christlich verblendet sind und immer nur an unser Seelenheil denken, statt uns ihnen anzuschließen und an ihre Familie zu denken.

LG
Nie Wieder

couscous
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Beitrag von couscous » 03.06.2009, 18:20

:P :P :P :P

Hallo Nie wieder,

freue mich, das Du trotz der unterschiedlichen Meinungen zu Deinem Thema Deinen Humor nicht verloren hast und dieses, mit einer auch für mich vollkommen neuen Art der Betrachtungsweise, zum Ausdruck bringst. Das war jetzt wirklich gut! :P

LG couscous
Alles nimmt ein gutes Ende für den, der warten kann.

steckchen
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Beitrag von steckchen » 03.06.2009, 22:31

Bigi hat geschrieben:Ach Steckchen, man sollte da einiges nicht so überbewehrten..
Mein Text sollte nur ein Beispiel für deren Verlogenheit sein..
Hallo Bigi,

war auch eher ironisch gemeint. Ich finde es ja gut, daß es dir egal war, was Habibi davon hält, wenn du dich mit einem anderen Mann alleeine triffst. Aber viele deutsche Frauen, die in diese Kultur durch Liebe hineingeraten, verinnerlichen die islamischen Moralvorstellungen derart, daß sie damit dann das Gefängnis akzeptieren, das man ihnen von außen aufzuzwingen versucht.
Niewieder hat geschrieben: Ich dachte, Muslime dürften nicht lügen
Jaaa, schon wer sowas sagt, der ist meist der größte Lügner. Klar stellen sie erstmal ihre moralische Überlegenheit heraus. Weil sie dich nämlich einlullen wollen, damit du ihnen nicht gleich auf die Schliche kommst. Sie bauen sich indes erst einmal einen gehörigen Vorsprung auf, den du dann mühsam aufholen mußt, um nicht im Elend zu versinken. Ich hatte mal eine Kollegin, die mir gleich am ersten Tag erklärte, sie würde die 10 Gebote der Bibel sehr genau nehmen. Es stellte sich dann heraus, daß sie eine große Intrigantin war.
Strauss hat geschrieben: Das ist ein Irrtum. Die Lüge zu Erreichung eines höheren Zweckes (z.B. Wahrung des Familienfriedens) ist ausdrücklich erlaubt - Lügen gegenüber einem Nicht-Muslim zur Erreichung muslimischer Ziele sind ebenfalls ausgenommen.
Ach Strauss, du hast ja sooo recht. Und kennst dich ja richtig gut aus und kennst die einschlägigen Quellen. Ich will mal den Bezzi sehen, dem eine Touristin mit Bukhari kommt. Ich möchte an dieser Stelle noch die Taqiya erwähnen, die eigentlich aus dem schiitischen Islam kommt, aber im sunnitischen Islam durchaus Anklang findet. Es geht dabei darum, Ungläubige gezielt anzulügen, um dem Islam zum Vorteil zu verhelfen.

Hierzulande gibt es ja eine breitangelegte Taqiya-Diskussion, inweit die muslimischen Verbände und deren Vertreter die Wahrheit sagen, wenn sie sich bereit erklären, für die Integration zu werben und dafür zu arbeiten, während gleichzeitig die Koranschulen hierzulande wie Pilze aus dem Boden schießen und sie unter sich ganz anders reden.

Und an der Uni haben sich die Araber immer einen Spaß daraus gemacht, Mädels zu verarschen, indem sie ihnen erklärten, wie liberal und aufgeschlossen sie angeblich seien ... bis sie hatten, was sie wollten. War meist Sex oder Deutschhilfe, bis die Promotion oder Magisterarbeit im Kasten war. Das ist dann die weitere Auslegung der Taqiya: Man darf Ungläubige ausnutzen und ausbeuten, da es ja zum materiellen Vorteil bestimmter Muslime ist. So ein Moralverständnis öffnet natürlich Bezness Tür und Tor.
Hier ein Wiki-Link zum Thema:
http://de.wikipedia.org/wiki/Taqiyya

Einen lieben Gruß vom Steckchen
[/quote]
Die Liebe vernachlässigt diejenigen am meisten, die ihrer am meisten bedürfen.
(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988

NieWieder
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Beitrag von NieWieder » 04.06.2009, 15:58

couscous hat geschrieben::P :P :P :P

Hallo Nie wieder,

freue mich, das Du trotz der unterschiedlichen Meinungen zu Deinem Thema Deinen Humor nicht verloren hast und dieses, mit einer auch für mich vollkommen neuen Art der Betrachtungsweise, zum Ausdruck bringst. Das war jetzt wirklich gut! :P

LG couscous
Ich gehöre (und da bin ich sehr froh drüber) zu den Stehaufmännchen. Unterschiedliche Meinungen werfen mich da nicht aus der Bahn. Im Gegenteil, find ich sehr spannend. Wat wär dat hier öde, wenn wir immer Friede, Freude, Eierkuchen hätten.


Schade finde ich, dass ich jetzt immer noch nicht weiß, ob man irgendwo erfahren kann, ob der entschuldigte Lügenbold weg geschickt wurde.

LG
NieWieder

NieWieder
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Beitrag von NieWieder » 04.06.2009, 17:01

Strauss hat geschrieben:
Auf die Gefahr hin, daß es mißverstanden wird - doch dieses Gefängnis ist, wenn man in einem solchen Kultukreis aufgewachsen ist, gar keines, sondern wird als Schutzraum verstanden, den man als Frau gerne betritt. Es hängt hier nur von der Einstellung/Kulturansicht ab, wie man es versteht (oder verstehen will).
Also ich denke, ich verstehe das nicht miss. Ich halte es für vollkommen logisch, wenn man dort aufgewachsen ist. Allerdings ist mir auch aufgefallen, dass die jüngeren Frauen in Tunesien sich lange nicht mehr alles bieten lassen und sich auch nicht unbedingt bedingungslos anpassen (die bekommen halt auch ab und an mal Touristinnen zu sehen). Sowohl eine Schwester als auch der Bruder meins Ex-Mannes waren geschieden und es ging jeweils von der Frau aus (womit die 'eingeheiratete' Frau natürlich die Böse war :).

Was deinen anderen Beitrag angeht: Wenn ich das ganze richtig übersetzt habe, geht es bei den erlaubten Lügen vor allem darum, die Familienehre zu erhalten und (2. Beitrag) um 'Liebeslügen' (Also auch Familienehre).
Bezness ist aber wohl eher dazu geeignet, die Familie zu entehren.
Außerdem hatte ich geschrieben, dass sich die Lügerei auch auf vollkommen idiotische und unsinnige Dinge bezieht.
Ich glaube ja, dass den Jungs das Lügen so in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass sie vom Wahrheitsgehalt ihrer Geschichten selber felsenfest überzeugt sind.
Ist notorisches Lügen als Krankheit anerkannt? Dann wäre das vielleicht auch noch eine nützliche Entschuldigung dafür, dass sie das Leben anderer teilweise zerstören.
LG
NieWieder

steckchen
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Schutzraum der Lüge

Beitrag von steckchen » 04.06.2009, 19:58

NieWieder hat geschrieben:
Strauss hat geschrieben:
Auf die Gefahr hin, daß es mißverstanden wird - doch dieses Gefängnis ist, wenn man in einem solchen Kultukreis aufgewachsen ist, gar keines, sondern wird als Schutzraum verstanden, den man als Frau gerne betritt. Es hängt hier nur von der Einstellung/Kulturansicht ab, wie man es versteht (oder verstehen will).Mal abgesehen von sehr gebildeten und gutsituierten Kreisen - wer einige Zeit in Tunesien verbracht hat, dem wird die hohe Sexualisierung in der Gesellschaft aufgefallen sein und der weiß, warum eine der allerersten Sätze beim Zusammentreffen von Personen verschiedenen Geschlechtes lautet "Bist Du verheiratet" - und daß die Antwort "Nein" bereits eine halbe Einladung zur Unzucht darstellt.
Also ich denke, ich verstehe das nicht miss. Ich halte es für vollkommen logisch, wenn man dort aufgewachsen ist. ......
Ich glaube ja, dass den Jungs das Lügen so in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass sie vom Wahrheitsgehalt ihrer Geschichten selber felsenfest überzeugt sind.
Ist notorisches Lügen als Krankheit anerkannt? Dann wäre das vielleicht auch noch eine nützliche Entschuldigung dafür, dass sie das Leben anderer teilweise zerstören.
LG
NieWieder
Hallo Strauß und Niewieder,

ich kenne diese ganze Schutzraum-Romantik nur zu gut. Da gab es mal einen Artikel in der Tageszeitung "Die Welt" von der amerikanischen Publizistin Naomi Wolf, die sich gerne als Feministin geriert. Und diese Naomi Wolf pries den Schleier bzw. die Ganzkörperverhüllung als wunderbare Abgrenzung, um von den Männern in Ruhe gelassen zu werden. Und wenn man da unten den Männern eintrichtert, daß sie sich auf alles stürzen können, was nicht bei drei auf den Bäumen bzw. verschleiert ist, dann sind solche Schutzräume ja auch vonnöten.

Und was das Lügen angeht, wenn man lange genug in dieser Kultur lebt, geht einem das irgendwann auch als Ausländer in Fleisch und Blut über. Ich habe am Anfang nie verstanden, wieso die arabischen Mädchen, die mit mir an einer Umfrage in Kuwait teilgenommen hatten, im persönlichen Gespräch mit den Interviewten nicht ihren richtigen Namen sagen wollten. Die kennen die doch sowieso nicht, habe ich mir gedacht. Aber gerade im kleinen Kuwait kennt jeder jeden irgendwie und alle sind furchtbar neugierig und tratschig und also hatten diese jungen Mädchen alle große Angst vor Verleumdung und übler Nachrede. Dann will sie später nämlich kein ordentlicher Mann mehr heiraten. Du sitzt ständig in einem zerbrechlichen Glashaus und jeder kann dir schaden, dir und deiner Familie. Und wenn man dir einen "Fehltritt" nachweisen kann, dann wirst du gemieden bzw. ausgestoßen. Und das will keiner. Also lügt man, um sein Innerstes zu schützen, seine Ehre, und um seine Ruhe zu haben. Ich habe das nach einem Jahr Kuwait dort auch so gemacht und bin über mich selbst erschrocken, wie dieses Jahr dort meinen Charakter zeitweilig deformiert hat. Du bist immer unter sozialer Kontrolle und zwar unter ständigem Verdacht. Und das ist wirklich schlimm. Vor allem, wenn du eine Frau bist. Und am schlimmsten, wenn du eine muslimische Frau bist. Die westlichen Mädchen wurden ja zwar von Männern dumm angemacht, aber von den Frauen in Ruhe gelassen. Aber arabische Mädchen, von denen man wußte, daß die einen Freund hatten, die wurden gerade von den anderen Mädchen ganz schlimm behandelt.

Die Frage, ob ich verheiratet sei, kenne ich auch. Ich dachte damals, das sei äußerst unverschämt. Also machen sie das alle. Ich hab mal gehört, man muß darauf antworten: Ich bin verlobt und bald ist die Hochzeit, wenn man in Ruhe gelassen werden will. Also muß man wieder mal lügen.

Einen lieben Gruß vom Steckchen
Die Liebe vernachlässigt diejenigen am meisten, die ihrer am meisten bedürfen.
(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988

Micky1244
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Beitrag von Micky1244 » 05.06.2009, 10:50

Als ich das erste Mal, vor vielen Jahren, in Tunesien war, habe ich 5 Wochen bei der sehr großen Familie meines damaligen Freundes gewohnt.
Sein Vater war Akademiker,sehr belesen, gebildet, sprach hervorragend Französich, die Mutter war nach europäischen Wertmaßstäben Analphabetin, sprach nur arabisch, hatte allerdings ihre Familie fest im Griff und hatte im häuslichen Bereich die absolute Autorität. Alle Geschwister meines damaligen Freundes haben studiert.
Vor allem die Schwestern, die in meinem Alter waren, haben mir geduldig erklärt, was "mal vu", also schlecht angesehen in ihrer Familie , war.
Heute nennt man das wohl auf neudeutsch "no go". Mir wurde auch sehr schnell klar (erklärt?), dass zwischen der Welt der Frauen und der der Männer klar definierte Grenzen liegen.
Und Männer dürfen längst nicht alles wissen, was Frauen denken oder tun.
Frauen haben sich den Anordnungen der Männer zu fügen, selbst, wenn sie (nach meinen europäischen Maßstäben) unsinnig sind.
Das Ganze erinnert mich an die Familienstrukturen, die im alten Rom gelebt wurden.
Mir wurde auch während dieses Aufenthaltes klar, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dauerhaft in Tunesien zu leben. Mir wurde weiterhin klar, dass meine langjährige Beziehung mit dem jungen Tunesier, den ich während des Studiums in Deutschland kennen gelernt habe, keine Zukunft hatte.
Dazu hat auch seine Mutter beigetragen, die mich ihre Ablehnung und ihre Skepsis deutlich spüren ließ.
Ich bin, nach jahrzehntelanger Pause, inzwischen sehr häufig in Tunesien gewesen, ich bin gern dort, allerdings immer mit dem "mal vu" der Schwestern meines damaligen Freundes im Kopf.

Die Website von Strauss, die auch schon einmal von Wolf hier eingestellt wurde, finde ich hervorragend und sehr hilfreich. Sie enthält fundierte Informationen und Hinweise über die tunesische Mentalität, die, wenn man sie beherzigt, vor Fehleinschätzungen und Enttäuschungen im Umgang mit Tunesiern helfen können.

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