gadi hat geschrieben:Was ich auch immer hören muss: "Ich will eine bunte Stadt, ein buntes Land..willst du denn keine bunte Stadt"?
Ja, ich will sehr gern eine "bunte Stadt", aber was hier passiert endet doch genau im Gegenteil. Wenn es so weitergeht, ist in 50 Jahren hier alles gleichgemacht.
Ist es denn jetzt nicht auch schon bunt?
Laufe ich durch die Straßen meiner Stadt (südhessen, Kleinstadt) habe ich türkische, indische, arabische, pakistanische, afrikanische, chinesische, japanische, mexikanische Restaurants und Imbisse, türkische Schneidereien, Shishabars, "Kulturvereine" etc. pp. Es gibt teilweise Läden, in deren Fenstern nur noch türkische Reklame steht
Nur...als meine Eltern einmal zu Besuch waren, fragten sie mich, ob es nicht auch mal eine Currywurstbude gäbe...ich musste wirklich überlegen...ja Best woscht in Town gibt es genau EINMAL
Das Verhältnis in der nächstgrößeren Kleinstadt (Offenbach) ist schon nicht mehr ganz so buntbunt...da herrschen erstmal türkische, arabische und pakistanische Läden und Restaurants vor...dann kommt ne Weile nichts...und dann der Rest
Bunt heißt für mich, von ALLEM etwas, und nicht von einigem sehr sehr viel und von anderen fast nichts mehr
Aber ich muss mir eben immer wieder ins Gedächtnis rufen: es steckt ein ganz anderes Weltbild hinter diesen forderungen von Buntland, als ich es habe.
Ich mag Deutschland - vieles nervt mich, das Wetter könnte auch besser sein und die deutsche bürokratie geht mir auch furchtbar auf den Geist. Die Menschen könnten manchmal offener sein. Aber im Großen und Ganzen ist Deutschland absolut okay
Ich weiß nicht, warum so viele ihr Land nicht mögen, ihre Sprache, ihre Traditionen. Wir haben doch alle die gleiche Erziehung gehabt, auch mir wurden in der Kindheit wieder und wieder die Gräuel der Nazizeit vor Augen gehalten, die Anschläge von Mölln und Rostock, die Morde an Ausländern usw. usf.
Eine Zeitlang war ich auch auf dem Trip, das überall alles viel besser ist, das Essen leckerer, die Menschen netter, die Kultur schöner - aber das war eine kurze Zeit, Pubertät, in der man ohnehin rebelliert und alles in Frage stellt, das Fremde immer einen besonderen Reiz hat. Warum sind so viele in dieser Phase stecken geblieben? Was ist der Unterschied, wo bin ich abgebogen, während sie geradeaus weiter gefahren sind? Ich kapier es einfach nicht...