Spiegel Thema : Samira heiratet eine Familie

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Zwoelfe
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Spiegel Thema : Samira heiratet eine Familie

Beitrag von Zwoelfe » 05.03.2014, 10:53

Wlada sucht die Liebe: Samira heiratet eine Familie


Diesen Artikel fand ich heute im Spiegel . Hier wird geschildert , welche Schwierigkeiten schon ein iranischen Paar hat , dass zunächst gegen den Willen der Familie des Bräütigams heiraten will . Obwohl alles stimmt : sie ist jünger wie er und unberührt , hatte sich die Familie des Manes eine andere Frau ausgesucht/gewünscht . Interessand fand ich auch den groben Anriß , wie es in großen Städten zugehen kann .

Zwoelfe

http://www.spiegel.de/panorama/liebe-im ... 55531.html

Samira und Kian: Ein Jahr Abstand als Test ihrer Liebe

Die Liste von Verboten ist lang in Iran: Frauen dürfen keine Haut zeigen, abgesehen von Gesicht und Handgelenken. Oder Fahrrad fahren. Unverheiratete Paare, die von der Religionspolizei erwischt werden, können allein wegen Händchenhaltens Probleme bekommen. "Nach iranischem Verständnis unzüchtiges Verhalten wird streng geahndet; teilweise ist es mit der Todesstrafe bedroht", warnt das Auswärtige Amt.

Hinter verschlossenen Türen gelten lockerere Regeln. Jungs und Mädchen mit liberalen Eltern können zu Hause ungestört unter vier Augen quatschen und sogar knutschen. In Großstädten wie Teheran erinnern Kopftücher eher an modische Accessoires; halbgeheime "Alkoholtaxis" liefern verbotenes Hochprozentiges aus.

Die Wüstenstadt Yazd ist die erste Stadt, in der ich mehr Tschadors als High Heels auf den Straßen sehe, und Samira und Kian* sind mein erstes iranisches Paar, das kein Bier im Kühlschrank hat und fünf Mal am Tag betet.

Kian ist 32 und Zahnarzt. Ein gemächlicher Mann, der bei der Arbeit so viele offene Münder sieht, dass er den eigenen meist geschlossen hält. Seine Frau Samira - 25, IT-Spezialistin - ist ein Perpetuum Mobile im Fast-Forward-Modus. Sie ist der Motor, er die Bremse, seit fünf Jahren sind die beiden verheiratet. Davor haben sie sich vier Mal gesehen. Kann man sich so schnell dazu entscheiden, den Rest seines Lebens miteinander zu verbringen? "Heirat ist wie eine Wassermelone", zitiert Samira ein iranisches Sprichwort. "Du weißt nie, was drin ist, bevor du sie aufmachst."

Viehmarkt statt Hollywood

Samira war 18, als Kian in ihr Leben trat. Sie fühlte sich einsam, obwohl sie rund um die Uhr von Familie und Klassenkameraden umringt war, guckte westliche Romantik-Komödien in Dauerschleife. Kurz vor den Abschlussprüfungen rutschten ihre Noten in den Keller. Das Allheilmittel iranischer Eltern hieß: Heirat. Sie hilft bekanntlich gegen alles: Schwermut, Zukunftsangst, Fernweh.

Von nun an tranken jeden zweiten Abend fremde Familien im Wohnzimmer Tee, betatschten Samira mit den Augen und sprachen über sie in der dritten Person. "Das war eher Viehmarkt als ein Hollywood-Film", sagt Samira. Würde Richard Geres Vater beim ersten Kennenlernen die Gebärfreudigkeit ihrer Hüften kommentieren? Würde die Mutter von George Clooney Vorträge über die Weizenallergie ihres Sohnes halten?

Samiras einziger Trost war ihr Computer. In einem lokalen Chat lernte sie Kian kennen. Wort um Wort, Satz um Satz erzählten sie sich ihr Leben, schickten sich Gedichte. Doch Samira machte sich keine Hoffnung: Kians Familie erwartete, dass er nach dem Studium ein Mädchen aus seinem Heimatdorf heiratete. Trotzdem schmetterte sie alle Bewerber ab: Nase zu lang, Beine zu kurz, Familie zu strikt. Eines Tages verschwand Kian für zwölf Tage aus dem Chat. Als er wieder online auftauchte, beschimpfte ihn Samira wüst. Er antwortete mit einem Heiratsantrag. Er wollte seine Gefühle testen, sagte er, und ja, es stimmt, er kann wirklich nicht ohne sie leben. Getroffen hatten sie sich noch nie.

Ein paar Monate später saß Kians Familie in Samiras Wohnzimmer. Samiras Vater gefiel Kians fromme, kinderreiche Familie. Aber zwischen den Höflichkeitsfloskeln gaben sie zu verstehen, dass sie sich eine andere Braut für ihren Sohn vorstellten.

Der Liebeskummer fraß Kian auf. Er nahm ab, ging kaum aus dem Haus. Ein halbes Jahr später kam seine Familie wieder und gab sich diesmal etwas mehr Mühe, begeistert auszusehen. Aber dieses Mal sagte Samiras Vater nein: "In eine Familie heiraten, die dich nicht mag - das reißt dich entzwei." Beim dritten Mal kratzte Kian seinen gesamten Mut zusammen und ging allein zu Samiras Vater. "Ihr dürft euch ein Jahr lang nicht sehen", sagte dieser. "Wenn eure Liebe danach immer noch so stark ist, habt ihr meine Erlaubnis."

Nach dem Happy End

Sie hielten sich daran: Wenn sie skypten, blieb die Kamera aus. Und chatten hat der Vater in seinem Verbot nicht angesprochen. Bis heute weiß keine der Familien, dass Kian und Samira sich im Internet kennenlernten. In der elterntauglichen Version hatte Kian Samira zum ersten Mal in seiner Praxis gesehen.

Eine wolkenlose Liebe, auf immer glücklich konserviert mit einem Kuss, gibt es aber nur auf der Leinwand. Im echten Leben beginnen die Probleme erst nach dem Happy End. Am Hochzeitstag zerrieb nach einem alten iranischem Brauch eine Frau zwei Zuckerhüte über den Köpfen der Neuvermählten, damit ihre Ehe einen süßen Anfang hat. Kians Familie guckte mit Essiggesichtern zu.

Samira war ihnen zu unabhängig: Sie hat einen Führerschein, einen eigenen Kopf, ein eigenes Bankkonto. Auch heute meckern und lästern sie, kommen aber trotzdem jeden zweiten Abend unangemeldet zu Besuch. "Deine Familie mag dich auffressen, aber die Knochen geben sie keinem Fremden heraus", sagt Samira. "Eine Hollywoodgeschichte ist meine Liebe immer noch nicht. Eher eine Familien-Seifenoper."

Nach dem Informatik-Studium hütet Samira nun das Haus und überlegt, eine Konditorei aufzumachen. Die Pläne von Weltreisen und Abenteuern sind aufs Abstellgleis geschoben. Muss man sich, wenn man erwachsen ist, von Träumen verabschieden? "Ohne Träume geht es nicht", sagt sie. "Ich habe mir einfach einen kleineren, einen stilleren Traum gesucht."
Love all , trust a few and do wrong to none ...

... ich hab`mal gehört , der ist von Shakespeare - oder isses der Glückskeksspruch vom Chinamann nebenan ?

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