Auszug aus dem Buch "„Beute“ Warum muslimische Einwanderung westliche Frauenrechte bedroht." von Ayaan Hirsi Ali:
(...) Die Klagen von Frauen über eine Zunahme der sexuellen Belästigung sind nicht auf Deutschland und Schweden beschränkt. Der Pariser Stadtbezirk La Chapelle-Pajol wurde 2017 zu einer umkämpften »No-go-Zone«. Eine Petition mit dem Titel »Frauen: Eine bedrohte Spezies im Herzen von Paris« erhielt daraufhin 20 000 Unterschriften. Zuvor war ein Zustrom von Migranten aus dem als »Dschungel« bekannten Flüchtlingslager in Calais verzeichnet worden.23 Einheimische Frauen berichteten, dass La Chapelle-Pajol im Zeitraum von nur einem Jahr einen vollständigen Wandlungsprozess durchgemacht habe. Die 38-jährige Aurélie sagte der Zeitung Le Parisien, sie erkenne das Viertel nicht mehr wieder, in dem sie 15 Jahre lang gelebt habe: Einfach nur hier unterwegs zu sein, ist schon problematisch geworden. Das Café in unmittelbarer Nähe meiner Wohnung, früher ein nettes Bistro, hat sich in einen reinen Männertreffpunkt verwandelt und ist immer proppenvoll. Ich bekomme einiges zu hören, wenn ich dort vorbeikomme, vor allem, weil das Publikum sehr viel trinkt. Vor ein paar Tagen löste der simple Vorgang, dass ich ans Fenster meiner Wohnung ging, eine Flut von Beleidigungen aus, und ich musste mich in meiner Wohnung einsperren. Noch vor einiger Zeit nahm ich von der Metro-Haltestelle Stalingrad aus auch spät abends noch den Weg über den Boulevard de la Chapelle. (…) Heutzutage ist das undenkbar.24 Dieses Gefühl, dass Frauen in manchen Pariser Straßen nicht mehr sicher sind, hielten Aziza Sayah und Naida Remadna, die Gründerinnen der Brigade des Mères, einer Organisation, die mit Müttern zusammenarbeitet, um die Radikalisierung ihrer Kinder zu verhindern, filmisch fest.25 Mit versteckter Kamera dokumentierten die beiden Frauen einen Dialog in Seine-Saint-Denis, einem Vorort-Département mit hohem Migrantenanteil nordöstlich von Paris. Als die beiden Frauen ein Café betraten, wurden sie gefragt, warum sie in dieses Lokal gekommen seien: Off-Kommentar: In dieser Bar für Männer sind die Leute nicht sehr freundlich. Inhaber: Es ist am besten, draußen zu warten. Nadia: Warum? Inhaber: Dies ist ein Ort für Männer. Nadia: Das ist kein Problem. Wir leben in einer Welt, in der es Männer und Frauen gibt. Sind Sie verrückt? Inhaber: Nein, Sie sind verrückt. Off-Kommentar: Der Barkeeper war nicht in Diskussionslaune. Die anderen Männer waren geschockt, als sie Frauen sahen. Nadia: Wir werden uns diskret in eine Ecke setzen. Mann im Café: Dies ist ein Ort für Männer. Mann im Café: Wir sind hier in Sevran, nicht in Paris. Nadia: Auch in Sevran sind wir immer noch in Frankreich! Mann im Café: Sie sind hier im 93.! [Eine Anspielung auf die Ordnungsnummer des Départements Seine-Saint-Denis] Nadia: Na und? Mann im Café: Sie sind nicht in Paris! Die Mentalität ist anders! Sie ist wie in der Heimat. Ja, tatsächlich »wie in der Heimat«. Ich konnte nicht glauben, dass Frauen auf den Straßen eines Vorortes von Paris unerwünscht waren. Ihre Erfahrungen glichen meinen eigenen so sehr – aber nicht meinen Erfahrungen in Europa, sondern meinem Jahrzehnte zurückliegenden Leben in Nairobi oder Mogadischu. Der Mann im Pariser Vorortcafé hatte recht: Das 93. Département mag geografisch in Frankreich liegen, aber in dieser Hinsicht befindet es sich in Nordafrika. Auch Teile von Brüssel haben sich mittlerweile einen Ruf als »No-go-Zonen« für Frauen erworben. In den Straßencafés von Koekelberg – nicht weit von Molenbeek entfernt – sieht man Männer aus der Türkei und Marokko, die dort sitzen und entspannt miteinander plaudern. Sie lassen sich vom Verkehr und den lärmenden Bussen, die dort fahren, nicht aus der Ruhe bringen. Aber sie unterbrechen das Ziehen an der Zigarette und das Nippen an der Teetasse, sobald eine Frau vorbeigeht. Viele von ihnen grinsen süffisant, und alle Augen sind auf die Fußgängerin gerichtet. In den nahegelegenen Parks spielen junge afrikanische Männer Fußball, und gelegentlich eilt auf den gepflasterten Gehwegen eine von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllte muslimische Frau vorbei und trägt ihre Lebensmitteleinkäufe nach Hause. Ansonsten fallen Frauen größtenteils dadurch auf, dass sie abwesend sind. (...)
Hirsi Ali, Ayaan. Beute: Warum muslimische Einwanderung westliche Frauenrechte bedroht (German Edition) (S.106-109). C. Bertelsmann Verlag. Kindle-Version.