Nicht so einfach weggesteckt

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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Nelli
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Re: Nicht so einfach weggesteckt

Beitrag von Nelli » 28.10.2019, 10:39

Danke Anaba, das mit der PN-Funktion wusste ich noch gar nicht (oder hab's vergessen) :oops:
Die E-Mail-Funktion habe ich freigeschaltet, dürfte also klappen bei Bedarf :D

gadi
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Re: Nicht so einfach weggesteckt

Beitrag von gadi » 28.10.2019, 13:26

Nelli hat geschrieben:
28.10.2019, 07:34
Abgesehen davon dass es keinen Input gibt, ist es nicht sehr einfach einen Job zu finden wenn man weit ab wohnt.
Das kann man sich leisten wenn man's sich leisten kann.
Je weniger man hat, je zentraler sollte man sein, so von wegen Flexibilität und so.
Wenn man ein Auto braucht um zum Bus zu gelangen, der einem zum nächsten Bahnhof bringt, ist das nicht wirklich hilfreich.
Hallo Nelli,

WuO schrieb von 20 bis 30 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Nicht von Auto zum Bus und Bus zum Bahnhof.
Und...vielleicht bekäme er grade "dort" viel mehr "Input" von Nachbarn/Leidensgenossen, von "am Boden gebliebenen Menschen" als im hippen "Szeneviertel". In all den Jahren hatte er "zentral" keinen hinreichenden "Input" bekommen.
Vielleicht hemmt es ihn sogar auf seinem Weg, immer all die "erfolgreichen, lässigen" Menschen beobachten zu müssen und selber den Eindruck zu haben, "zurückzubleiben".
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Betrügen entehrt, Irrtum nie. C.L.
من عاشر قوما اربعین یوما یا صار منھمیا رحل عنھم - Wer 40 Tage bei einem Volke weilt, wird einer von ihnen oder wandert weiter.

Justicia

Re: Nicht so einfach weggesteckt

Beitrag von Justicia » 28.10.2019, 17:23

Meine letzten beiden Wohnungen sowie meine aktuelle können nicht zentraler sein. Die letzte mega teuer, diese mega laut (liegt nicht am Haus, sondern an der Lage), die erste super klein. Eines weiß ich sicher, die nächste Wohnung wird nicht mehr zentral sein. Selbst eine Stunde mit dem öffentlichen Verkehr ist ein Traum für viele Pendler. Dann gibt es ja noch diese eine Ding mit zwei Rädern und Pedalen rechts und links. Alles eine Sache der Gewohnheit, wenn man nicht körperlich in den Seilen hängt.

Es kommt halt immer drauf an, was man selbst für Bedürfnisse hat. Manchmal kann eine Veränderung sehr gut tun. Einkäufe kann man leicht organisieren, wenn man einmal im Monat einen Grundeinkauf macht und die frischen Sachen, wenn man eh unterwegs ist. Wer es nicht schafft, einmal die Woche in die Nähe eines kleinen Geschäftes zu kommen, hat noch ganz andere Probleme als die Lage der Wohnung.

Trotzdem hoffe ich, dass WuO etwas mit seinem Anwalt erreichen kann. Müsste ja die Tage entschieden werden. Wie ihm seine Wohnung entrissen wurde, finde ich skandalös.

An Arbeit im Sinne von sich seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen mag ich gar nicht denken. Ich fürchte, dass das noch viel zu früh ist bei all den gedanklichen Herausforderungen. Aber auch hier gibt es sinnvolle Hilfsangebote. Wie so oft ist der erste Schritt erstmal der schwierigste.

karima66
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Re: Nicht so einfach weggesteckt

Beitrag von karima66 » 29.10.2019, 12:07

Hilfsangebote muss man annehmen wollen.
Es gibt auch betreute Arbeit im geschützten Raum, damit bekommt der Tag Struktur, man ist mit Menschen zusammen die Ähnliches erlebt haben, denen es auch so geht.
Man hat dort immer Ansprechpartner und bekommt auch betreute Wohnungen.
Es ist auch nicht so, dass es nur die klassischen Werkstattarbeiten gibt, mittlerweile gibt es auch Plätze in modernen Bereichen, auch Verwaltung oder Mediengestaltung.
Es gibt wöchentliche öffentliche Beratungen wo man individuelle Antworten bekommt.
Ich habe 5 Jahre in solcher Einrichtung gearbeitet, dort kann man auch in Ruhe dann wenn man so weit ist eine Arbeit wieder suchen im 1. Arbeitsmarkt, auch da hat man jede Menge Zeit sich beraten zu lassen.
Man hat keinen Druck, ist abgesichert, auch mit Wohnraum.
Ich hatte dort zu tun mit einigen Akademikern die einfach durch traumatische Erlebnisse, Depressionen in die Lage kamen und froh waren, dass sich diese Möglichkeiten boten.
Ich hatte auch eine Frau betreut in meinem Alter, Germanistik studiert, als Fremdsprachenkorrespondentin gearbeitet, dann durch Ereignisse in der Familie völlig den Boden verloren, Depression über 20 Jahre schon, will keine Medis nehmen, aber Wichtigste war, dass sie es schaffte irgendwie zu uns zu kommen, nicht jeden Tag aber fast.
Es gab ihr Halt.
Nie musste sie sich um Behördengänge o.ä. Kümmern, hätte sie gar nicht geschafft.
Und alle Andren auch nicht.
Aber man muss Hilfe eben wollen.

Wir können hier noch Seiten so weiter schreiben, es dreht sich im Kreis, viele die ich betreute hatten mal Anfänge, es ging vorwärts, man hoffte und tat, sie waren eine Woche optimistisch und man freute sich mit und dann kamen wieder die andren Phasen, jedes Mal schade, aber sie fielen wenigstens nie in Obdachlosigkeit o.ä.

WuO gehört in professionelle Betreuung, wenn er das nicht möchte dann können auch wir nicht weiter helfen als mit den immer selben Aussagen.
Ich seh da einen großen Unterschied zu Bezness Geschädigten die hier sonst Rat suchen.

Die abweisenden Reaktionen bei Kritik zeigen ja, dass ein Wille raus aus dem Opferstatus noch nicht vollumfassend vorhanden.
Mitleid hilft ihm nicht und verschafft auch keine Wohnung.
Anwalt und Klagen dauern, man hätte schon längst aktiv werden müssen um diese Woche eben nicht auf der Straße zu stehen.

Ich kann mir zentral auch keine Wohnung leisten, fahre auch eine Stunde zur Arbeit, kaufe zu Fuß ein .
Da wo ich gerne am liebsten wohnen würde gibt es keine Arbeit, also geht es nicht, so einfach.

Justicia

Re: Nicht so einfach weggesteckt

Beitrag von Justicia » 29.10.2019, 13:24

Danke für deinen Erfahrungsbericht, liebe Karima.

Genau solche Hilfsangebote meinte ich. Beim Jobcenter gibt es extra eine Beratungsstelle, die genau darauf ausgerichtet ist und kurzfristig Termine anbietet. Einfach mal nach "Reha Team" fragen. Ist ein gutes Konzept.

Die betreuten Arbeitsstellen finden auch nicht ausschließlich dezentral statt, sondern sind ganz normale Unternehmen, die zusätzliche Fördergelder und Beratungen erhalten. Finanzämter machen da mit wie zum Beispiel auch Blumenhandel oder ähnliches. Es gibt sogar Fahrdienste. Die Arbeitszeiten werden angepasst. Es ist Arbeit, bei der man wenig verdient, die aber umso mehr kostet. Am Ende lohnt es sich, sei es auch nur der Versuch.
Dieses Bild von tagein, tagaus Kugelschreiber in einer dunklen Halle zusammenbauen ist nur ein Klischee.

Auch wenn sich WuO von den klassischen Geschichten hier unterscheidet, finde ich es trotzdem gut, darauf einzugehen. Wenn es ihm nicht hilft, dann vielleicht anderen.

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