Scharade hat geschrieben:Lieber Valerian,
ich lese hier schon eine ganze Weile mit und ich muss Dir sagen, ich kann Deine Verzweiflung sehr gut verstehen.
Je mehr Du Dich bemühst und je mehr Du gegen die "Anderen" angehst, umso schlimmer wird es. Viele Leute ohne innere Größe, mit übersteigertem Bewusstsein um ihre Wertigkeit resp. Macht nehmen Deinen Kampf sehr persönlich und das Schwerste für manche Leute ist, dies von sich selbst zu trennen bzw. in der Lage zu sein, es nicht auf sich selbst zu beziehen. Sie sind persönlich beleidigt und legen Dir weitere Steine in den Weg.
Das Wort "Entschuldigung" oder "ich habe einen Fehler gemacht" bedingt eine innere Größe, die viele Leute einfach nicht haben.
Aber schau - bei allem Verständnis für Dein Selbst - mal auf die nähere Vergangenheit. Je mehr Du kämpft, umso mehr verlierst Du. Du bist inzwischen voller verständlichem Hass und dieses Gefühl hat so sehr Besitz von Dir ergriffen, dass Du keine inneren Freiheiten mehr hast. Recht haben und Recht bekommen, das sind leider immer zwei Seiten derselben Medaille. Wie sieht Dein Leben heute aus, wo ist Deine Lebensqualität? Zu den guten und kraftvollen Gewohnheiten eines Menschen sollte auch gehören, loszulassen, wenn es keinen Weg mehr gibt. Ich denke, dieser Zustand ist fast schon überschritten. Ich denke, Du solltest loslassen. Du hast dieses EINE Leben! Wieviel hast du schon davon verbraucht, indem Du Deinen Hass genährt hast?
Valerian??
Hör auf, um Deiner Selbst willen.
Und schütze Deine Tochter, die von Dir und von Deiner Ex zum Kriegsobjekt gemacht wurde. DAS ist Liebe.
Liebe Scharade,
ich lese Deine Beiträge sonst sehr gerne, aber meinst Du nicht, daß diese Deine Zeilen etwas pastoral predigend und weichspülerisch daherkommen? Das ist so eine typisch weibchenhafte Einstellung: Haß und Verbitterung sind ja sowas von bäh.

Milde und Verzeihen dagegen ganz groß und edel.

Meinst Du nicht, mit so einer Einstellung ließen sich auch viele Probleme unter den Teppich kehren, die einer dringenden Lösung bedürften?
Scharade hat geschrieben:Wie wäre das Leben mit einer anderen Frau, eine andere Familie? Ist dieser Gedanke so absurd?
Genau das habe ich hier auch schon mal angedacht. Dann wäre Valerian in seinem Kampf zumindest etwas gelassener und vor allem etwas glücklicher. Er ist ein kluger Mann mit einem tollen Job. Er würde bestimmt nicht einsam bleiben, wenn er es denn wollte.
Scharade hat geschrieben:Deiner Tochter geht es gut, verzeih mir, wenn ich sage, sie braucht Dich nicht so sehr wie Du sie (ge-)brauchst. Wenn Du sie so sehr liebst und nicht nur gegen Deine Ex gewinnen willst, dann lass jetzt los. Liebe sie von Dir weg und GEWINNE Deine Freiheiten zurück. Verbitterung hat in keinem Leben je geholfen.
Du hast nicht den ganzen Strang gelesen, gell? Dann hättest Du nämlich gelesen, daß dem eben nicht so ist. Seine Tochter wurde sexuell gequält, wie ein Kinderarzt zweifelsfrei feststellen konnte. Und von der Vernachlässigung, die entsteht, wenn die Mutter sich stundenlang nigerianische Seifenopern im Fernsehen reinzieht und jetzt noch einen neuen Mann samt neuem Kind hat, will ich gar nicht reden.
Scharade hat geschrieben:Du kannst sicherlich als Cloud eine Art Tagebuch führen, bei der es um Deine Tochter geht. Sie wird älter und kann in wenigen Jahren entscheiden, was sie tun will.
Sie ist jetzt noch sehr klein und formbar. Vieles in ihr kann zerstört werden, wenn es nicht schon zerstört ist. Die Erinnerung an den Vater kann verblassen. Das kann sie nicht eben mal schnell aufarbeiten, wenn sie 16 Jahre alt ist.
LG
Steckchen
Die Liebe vernachlässigt diejenigen am meisten, die ihrer am meisten bedürfen.
(Madame de Rosemonde im Film: Gefährliche Liebschaften (Regie: Stephen Frears) 1988