Nigeria-Beziehung mit Zweifeln

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Agadirbleu
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Re: Nigeria-Beziehung mit Zweifeln

Beitrag von Agadirbleu » 03.09.2014, 09:55

Liebe Claudia,

dein Beitrag ist fast noch nächtens geschrieben, und zeigt, wie sehr dich das Abschiednehmen von deinem Vater dich beschäftigt.
In einer, dir sehr ähnlichen Situation (Tod des Vaters, fast zeitgleich Diagnose Krebs mit geringer Überlebenschance) habe ich vor 22 Jahren auch den Weg des Abschiednehmens eingeschlagen. Von einem Therapeuten aus einer biologischen Krebsklinik bekam ich den Tipp mich mit dem Buch "Ich sehe deine Tränen" zu beschäftigen und so fand ich zu dem Autor und Veranstalter von Seminaren
http://www.trauerseminare-akademie-dr-canacakis.de/

Gesundheitlich und physisch sehr angeschlagen (Sohn war grade mal 7 Jahre alt) reiste ich gleichwohl vom bayerischen Oberland an den Niederrhein um an dem mehrtägigen Seminar teilzunehmen. Dies war eine meiner besten Entscheidungen in den vergangenen 25 Jahren und hat mich "vorwärts" gebracht. Als ich dann in der Gruppe auf Menschen traf, die ein viel schlimmeres Schicksal hinter sich hatten (Kind auf tragische Weise verloren, etc.) hat sich mein persönliches Leid wieder etwas relativiert und ich konnte schlussendlich auch den Gedanken an die Endlichkeit des Lebens akzeptieren.

Du weisst, der erste Schritt ist immer der schwerste und den hast du bereits gemacht.......

Ich wünsche dir alles Gute,
Agadirbleu

Claudia1969
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Re: Nigeria-Beziehung mit Zweifeln

Beitrag von Claudia1969 » 04.09.2014, 08:18

Liebe Agadirbleu,

sorry, ich habe es nicht ganz verstanden: Hattest du die Diagnose Krebs oder Dein Vater?

Es mag sich hart anhören, aber manchmal hätte ich mir gewünscht, dass mein Vater Krebs gehabt hätte. Dann wäre noch Zeit geblieben und ich hätte ich mich richtig verabschieden können. So, war es einfach so, dass ein gesunder Mensch über Nacht weg ist. Keine Krankheit, gar nichts. Als die Polizei bei mir vor Tür stand, um mir seinen Tod mitzuteilen, war ich zuerst recht unfreundlich und patzig zu ihnen. Ich dachte, es sei zu laut sagte: "Ja ich mache den Fernseher leise..." oder so etwas...Dann haben sie gesagt, ich solle mich setzen. Und da wusste ich schon, was Sache ist. Ich konnte nicht weinen; saß einfach nur da wie erstarrt. Der eine Polizist hielt dann meine Hand und ich dachte noch, ich will keine Polizistenhand, die mich täschelt. Alles was die Polizei mir noch sagte über Formalitäten etc. sind an mir vorbeigegangen. Dann kaufte ich mir eine Flasche Wein und rief meinen Bruder an. Dann konnte ich, wohl wegen des Weines, weinen.

Ich komme jetzt wirklich vom Thema ab. Wir sind ja hier in einem Bezness-Forum. Aber es stimmt schon, was Ihr geschrieben habt, ich habe danach nach jedem Halt gegriffen. Und das war dann eben mein Freund, der jeden Tag für mich da war.

Als ich Studentin war, war ich für ein Jahr in China (habe Sinologie studiert) Da habe ich auch eine Beziehung mit einem Kenianer angefangen, der das gleiche studiert hat wie ich. Wir waren sehr verliebt, sind am Wochenende immer tanzen gegangen in eine Disco mit schwarzer Musik. Ja, kaum glauben, die gab es tatsächlich schon in China 1995. Ich habe seinen Brief jetzt noch (schon 15 Jahre alt, damals ohne Internet), den er mir dann nach Deutschland geschrieben hat. Ich möchte bitte kommen nach Kenia usw. Ich habe meinem Studium den Vorzug gegeben und bin nie nach Kenia geflogen. Ich glaube, wenn diese "Beziehung" nicht gewesen wäre, hätte mein jetziger Freund gar keine Chancen bei mir gehabt.

So, jetzt habe ich so viel geschrieben, aber ich hoffe, keiner ist genervt.

LG
Claudia

sita
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Re: Nigeria-Beziehung mit Zweifeln

Beitrag von sita » 04.09.2014, 08:48

Hallo Claudia1969

Niemand ist hier genervt, wenn Du die Hintergründe beleuchtest, warum und weshalb es zu
Deiner Lebenssituation kam.
Dafür sind wir da, damit dies reflektiert und erkennbar wird.
Dies hast Du doch schon recht ordentlich vollzogen. Meine Erfahrung auch bei mir ist:
In meiner Vergangenheit, hatten Erfahrungen , Erlebnisse aus der Zeit ebenso meine Gegenwart geprägt.
Nun liegt es an uns, daraus unsere Schlüsse zu ziehen um für uns eine gesunde Zukunft zu gestalten.
Liebe Grüße
sita


Es ist einfacher die Leute zu täuschen, als sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht wurden.


Mark Twain

Desert Dancer
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Re: Nigeria-Beziehung mit Zweifeln

Beitrag von Desert Dancer » 05.09.2014, 13:20

Es mag sich hart anhören, aber manchmal hätte ich mir gewünscht, dass mein Vater Krebs gehabt hätte. Dann wäre noch Zeit geblieben und ich hätte ich mich richtig verabschieden können. So, war es einfach so, dass ein gesunder Mensch über Nacht weg ist. Keine Krankheit, gar nichts.
Liebe Claudia,
ich kann das sehr gut nachvollziehen. Ich habe beides erlebt. Meine Mutter, die von einem Tag auf den anderen verstorben ist und danach meinen Vater, der langsam an einer Krebserkrankung gestorben ist. Obwohl man niemandem dieses Leiden wünscht, war es auch durchwegs positiv, viel Zeit zu haben, sich zu verabschieden. Ich selber wünsche mir seit diesen Erfahrungen nicht mehr, dass ich "eines Tages einfach Tod umfalle", sondern ich hoffe ich habe auch Zeit mich von meinem Leben und den Angehörigen zu verabschieden. Auch wenn das mit Leiden verbunden ist.

Ich glaube es ist wirklich einfacher den Tod eines Menschen zu akzeptieren und mit der Trauer umzugehen, wenn man quasi einen Teil der Trauerarbeit schon während der Sterbephase machen kann. Und zwar zusammen mit dem Sterbenden. Plötzliche Tode werfen immer die Frage nach dem "warum" auf, und allenfalls ein schlechtes Gewissen wegen unbereinigten Sachen die zwischen einem standen. Und dann beisst man härter daran.

Ich finde es toll, wie Du hier die letzten Tage über Dein Leben reflektierst und ich hoffe es hilft Dir, den richtigen Weg zu finden.
Ehemaliges CIB-Vereinsmitglied

Good thoughts, good words, good deeds…
Nobody but me can Keep me safe...

Claudia1969
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Re: Nigeria-Beziehung mit Zweifeln

Beitrag von Claudia1969 » 29.09.2014, 06:57

Hallo liebe Mitglieder,

ich wollte mal ein aktuelles Statement abgeben. Wie Ihr Euch erinnert, habe ich mich nach 6 Jahren von meinem nigerianischen Freund getrennt. Zuerst hat er noch sehr gekämpft. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Ich habe auch keine Anrufe oder sms von meiner Seite getätigt.

Aber merkwürdigerweise geht es mir doch nicht wesentlich besser, wie ich anfangs glaubte. Ich vermisse ihn schon sehr. Heute morgen bin ich dann schwach geworden und habe ihm eine sms geschrieben. War inkonsequent, ich weiß.

Obwohl ich andere Menschen (Freunde) um mich habe, fühle ich mich doch sehr einsam......

LG Claudia

sita
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Re: Nigeria-Beziehung mit Zweifeln

Beitrag von sita » 29.09.2014, 07:36

Liebe Claudia
Danke daß Du so ehrlich bist und von Deinem "Rückfall" berichtest.
Bei mir kommt es so an, daß Du an Deiner Inkonsequenz selber zweifelst.
Du konntest bereits so gut reflektieren, lies Dir doch bitte noch einmal Deinen
kompletten Thread durch. Möchtest Du denn wirklich nochmal zurück in diese
emotionale Abhängigkeit gepaart mit Erniedrigungen?
Schreibe lieber hier, wenn Dich die Einsamkeit wieder überkommt, hier ist immer
jemand da, der Dir zuhört.
Ich persönlich unterscheide zwischen Einsamkeit (Mangel) und Alleinsein (komplett, souverän, eigenständig)
Fühle mal in Dich rein.
Liebe Grüße
sita


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Anaba
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Re: Nigeria-Beziehung mit Zweifeln

Beitrag von Anaba » 29.09.2014, 08:59

Claudia1969 hat geschrieben:Hallo liebe Mitglieder,

ich wollte mal ein aktuelles Statement abgeben. Wie Ihr Euch erinnert, habe ich mich nach 6 Jahren von meinem nigerianischen Freund getrennt. Zuerst hat er noch sehr gekämpft. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Ich habe auch keine Anrufe oder sms von meiner Seite getätigt.

Aber merkwürdigerweise geht es mir doch nicht wesentlich besser, wie ich anfangs glaubte. Ich vermisse ihn schon sehr. Heute morgen bin ich dann schwach geworden und habe ihm eine sms geschrieben. War inkonsequent, ich weiß.

Obwohl ich andere Menschen (Freunde) um mich habe, fühle ich mich doch sehr einsam......

LG Claudia
Liebe Claudia,

sechs Jahre Beziehung kann man nicht von heute auf morgen auslöschen und vergessen.
"Schwache Stunden" werden noch oft kommen.
Du solltest dir gut überlegen, wie du damit umgehst.
Willst du ihn wirklich zurück? Dein Leben wieder mit ihm teilen? Wie sah denn dein Leben mit ihm zuletzt aus?
Warst du glücklich? War er dir ein zuverlässiger Partner, der dich mit Respekt behandelt hat?
Diese Fragen solltest du dir stellen, bevor du an eine erneute Beziehung mit ihm denkst.
Ich kenne einige Frauen, die von sich behaupten, sie könnten nicht allein sein.
So harren sie weiterhin in unglücklichen Beziehungen aus, weil sie sich nicht vorstellen können ohne Partner zu leben.

Ich kann dir, auch ohne Glaskugel, sagen, wie es weitergehen würde, wenn du die Beziehung wieder aufnimmst.
Es werden ein paar schöne Tage kommen und langsam wird es werden, wie vorher.
Der Alltag schleicht sich wieder ein.
Warum auch sollte er sich und sein Verhalten so schnell geändert haben?
Noch dazu jetzt, wo er weiß wie sehr du leidest.
Jetzt wird er diesen Trumpf ausspielen. Denn er weiß, du kannst nicht ohne ihn.

Man kann dir viele gute Ratschläge geben, lenk dich ab, triff dich mit Freunden, fahr ein paar Tage weg.....
Das alles aber löst dein Problem nicht.
Du musst es wollen. Es ist wie mit einer Sucht. So lange man nicht selbst will, kommt man nicht davon los.

Komischwerweise erinnert man sich immer nur an das Gute und das Schlechte wird verdrängt.
Du könntest für dich mal eine Plus-Minusliste aufstellen.
Dann erkennst du schnell, wie wenig auf der Plusseite stehen wird.

Ich wünsche dir, dass du den "Entzug" schaffst und bald wieder ein freies Leben führen wirst.
Liebe Grüße
Anaba

Administratorin
anaba@1001Geschichte.de

“Am Ende wird die Wahrheit siegen, über Ängste und gut getarnte Lügen.
Am Ende wird sich alles fügen und was jetzt am Boden liegt, wird schließlich lächelnd fliegen...“

Hans Kupka, hingerichtet 1942

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