Vermutlicher Bezness-Versuch in Armenien

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesen Ländern

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Sonnenklar
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Vermutlicher Bezness-Versuch in Armenien

Beitrag von Sonnenklar » 07.10.2015, 20:33

Liebe Forumsmitglieder,

ich bin vor einigen Tagen auf diese Website gestoßen und habe mich an ein Erlebnis vor ein paar Jahren erinnert, das ich gerne mit euch teilen möchte.

Ich war auf einer Geschäftsreise in Armenien, kam um 21.00 Uhr am Flughafen in Eriwan an, aber mein Gepäck war leider nicht mit mir zusammen angekommen. Ich wartete ewig lange am Gepäckband und wurde zusehends verzweifelter, als mich ein junger, einheimischer Mann (Anfang/Mitte zwanzig) auf Englisch ansprach und seine Hilfe anbot. Er studiere in England und sei auf Besuch in die Heimat geflogen, erzählte er mir. Er ging mit mir in das Büro,wo man verlorenes Gepäck reklamieren kann. Das Taxi, das mir das Hotel geschickt hatte, um mich vom Flughafen abzuholen, war natürlich längst weg. Also bat ich ihn, mir den Platz zu zeigen, wo die offiziellen Taxis stehen. In Armenien ist es nämlich so, dass man nur mit einem offiziell registrierten Taxi fahren sollte, sonst wird man über den Tisch gezogen. Mein Begleiter verstand nun plötzlich kein Englisch mehr und schaute mich nur fragend an. Er schlug vor, dass ich mit ihm, seinem Bruder und zwei Freunden, die ihn mit dem Auto abholten, mitfahren solle, sie würden mich zum Hotel bringen. Ich fühlte mich überrumpelt, aber andererseits war ich so müde und wollte einfach nur noch ins Hotel, duschen und mich ausruhen. Ich stieg dann tatsächlich zu den vier Männern ins Auto und saß voller Herzklopfen da. Wohin würden sie fahren? Aber sie fuhren tatsächlich in die Innenstadt und setzten mich an meinem Hotel ab. Der Student (oder was er auch immer war, seinen Namen habe ich längst vergessen) meinte, wir könnten doch in Kontakt bleiben, er würde mir gerne die Stadt zeigen, wir könnten uns doch an einem der nächsten Tage treffen. Eigentlich hatte ich dazu keine Lust, aber weil er ja ach so hilfebereit war, wollte ich ihn nicht vor den Kopf stoßen. Ich gab ihm daraufhin die Telefonnummer des Hotels und meine private Email-Adresse. Als ich in meinem Zimmer angekommen war, verging keine halbe Stunde, da rief er bereits bei der Rezeption an, die den Anruf an mich weiterleitete. Mit soviel Aufdringlichkeit hatte ich nicht gerechnet, aber wieder war ich freundlich und erklärte ihm, dass ich noch nicht wüsste, wann wir uns treffen könnten.

Am nächsten Tag erzählte ich meiner armenischen Kollegin von unserer Partnerorganisation von dieser seltsamen Begegnung und fragte sie, was denn wohl dieser junge Mann für ein Interesse an mir - einer Frau, die vom Alter her seine Mutter sein könnte - hat? Daraufhin meinte sie, viele junge Männer in Armenien machen sich an Europäerinnen ran, um eine Aufenthaltserlaubnis in einem EU-Mitgliedstaat zu erschleichen. Da war ich völlig verblüfft, denn damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Klar, ich wusste schon über diese Machenschaften mit Scheinehe etc. Bescheid, aber Armenien ist kein touristisches Land, da hätte ich das niemals vermutet. Der Typ rief dann noch zweimal im Hotel an, aber ich sagte ihm jedes Mal nur kurz angebunden, ich hätte keine Zeit. Dann waren die paar Tage auch schon rum und ich flog wieder zurück nach Deutschland.

Ich habe aus dieser Erfahrung gelernt, dass man nie wachsam genug sein kann. Bitte passt gut auf euch auf, mit "Bezness" kann man an den unmöglichsten Orten in den unmöglichsten Zusammenhängen konfrontiert werden. Ich möchte außerdem noch auf einen anderen Aspekt hinweisen, der mir im Nachhinein bewusst geworden ist: Wir Frauen sind oftmals viel zu nett und zu freundlich, grenzen uns zu wenig ab. Ich bin doch einem wildfremden Menschen gegenüber zu nichts verpflichtet, ich hatte ihn ja nicht einmal um seine Hilfe gebeten. Letztendlich wäre ich auch ohne ihn zurecht gekommen. Wenn ich daran denke, dass ich nachts in einem fremden Land zu vier wildfremden Männern ins Auto gestiegen bin, läuft es mir immer noch eiskalt den Rücken hinunter. Ich hatte wirklich mehr Glück als Verstand. Das richtige Verhalten wäre gewesen, im Hotel anzurufen und zu bitten, mir ein anderes Taxi zu schicken. Allerdings glaube ich, dass der Akku von meinem Handy leer war. Aber zur Not hätte ich den Angestellten, der für das verlorene Gepäck zuständig war, bitten können, für mich anzurufen. :-) Ich kann euch nur ans Herz legen: Hört immer auf euer Bauchgefühl, wenn euch etwas spanisch vorkommt. Das ist nämlich immer richtig.

Herzliche Grüße
Liane

Franconia
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Re: Vermutlicher Bezness-Versuch in Armenien

Beitrag von Franconia » 07.10.2015, 20:42

Hallo Sonnenklar,

herzlich Willkommen im Forum von 1001 Geschichte.
Das Team wünscht dir einen guten und informativen Austausch.
Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen. (Platon)

Darinka
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Re: Vermutlicher Bezness-Versuch in Armenien

Beitrag von Darinka » 08.10.2015, 10:34

Sonnenklar hat geschrieben:Ich habe aus dieser Erfahrung gelernt, dass man nie wachsam genug sein kann. Bitte passt gut auf euch auf, mit "Bezness" kann man an den unmöglichsten Orten in den unmöglichsten Zusammenhängen konfrontiert werden. Ich möchte außerdem noch auf einen anderen Aspekt hinweisen, der mir im Nachhinein bewusst geworden ist: Wir Frauen sind oftmals viel zu nett und zu freundlich, grenzen uns zu wenig ab.
Liebe Sonnenklar,

wahre Worte... :idea:

Herzlich willkommen. Danke, dass Du Dein Erlebnis hier aufgeschrieben hast.
Begegnungen mit einem Bezzie können sich sehr zufällig ergeben. Egal wo, auch hier in D. Eine Bezzie wird schnell versuchen den entstandenen Kontakt für sich auszunutzen, sieht man an Deiner Erzählung.

Liebe Grüße
Darinka
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Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte. - Friedl Beutelrock

Nefertari1998
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Re: Vermutlicher Bezness-Versuch in Armenien

Beitrag von Nefertari1998 » 08.10.2015, 15:19

Es kann Bezness sein, war es vermutlich auch, manchmal aber kann es auch etwas anderes sein.

Mir ging es vor einigen Jahren einmal so, dass ich in Kairo mir ein bestimmtes Hotel ansehen wollte und suchte. Drei Ägypter merkten,
dass ich etwas suchte und blieben stehen, einer ging mit mir, denn er wusste, wo das Hotel lag, das war eine ganz schöne Strecke, die anderen warteten deshlab wohl ziemlich lange.

Am nächsten Tag wollte er mir einiges in Kairo zeigen. Ich hatte ein gutes Bauchgefühl und willigte ein.
Wir besuchten auch eine Moschee. Ich sagte ihm, er solle sich Zeit zum Gebet nehmen und würde die Moschee in einer Ecke auf mich wirken lassen.

Danach erklärt er mir, er hoffe, dass Allah ihm das einmal positiv anrechnet, dass er mir in Kairo geholfen hat.

Von Bezness war da nichts, kam auch nichts weiter.
Muslime müssen viele gute Werke tun, um ihre negativen Taten aufzuwiegen.
Insgesamt war mein Eindruck: feiner Mensch.

Trotzdem: immer vorsichtig sein und mit Bezness rechnen, trotzdem auch offen bleiben für andere Motive.

Nefertari

Darinka
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Re: Vermutlicher Bezness-Versuch in Armenien

Beitrag von Darinka » 08.10.2015, 15:50

Nefertari1998 hat geschrieben:Es kann Bezness sein, war es vermutlich auch, manchmal aber kann es auch etwas anderes sein.
...
Trotzdem: immer vorsichtig sein und mit Bezness rechnen, trotzdem auch offen bleiben für andere Motive.
Liebe Nefertari,

es ist völlig richtig was Du schreibst. Es war von mir nicht so gemeint, dass Jeder Kontakt / Hilfe durch einen fremden Menschen ein Beznessversuch sei. Vielleicht habe ich mich unglücklich ausgedrückt. Ich denke auch nicht, dass Sonnenklar es so meinte. Ich wollte sagen, wenn ein zufälliger Kontakt zu einem Bezzie (nicht zu irgendeinem Menschen) entsteht, dann wird er versuchen den auszunutzen. Und zwar egal wo. Man kann Bezzies überall in die Arme laufen.

Konkret bei dem hier beschriebenen Erlebnis sehe ich auch einen klaren Unterschied zu Deiner Erzählung: Das aufdringliche hinterher telefonieren im Hotel. Und zwar obwohl sie immer wieder abgelehnt hat. Das deutet für mich nicht auf ein Motiv im Sinne von einer "gutenTat" hin. Eher darauf, dass es dort vermutlich weitere Ziele als "Stadt zeigen" gegeben hat. Das fing eigentlich schon an als er plötzlich kein englisch mehr verstand als sie zum Taxiplatz wollte (und sie in sein Auto bugsiert hat)....

Liebe Grüße
Darinka
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Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte. - Friedl Beutelrock

Nefertari1998
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Re: Vermutlicher Bezness-Versuch in Armenien

Beitrag von Nefertari1998 » 09.10.2015, 12:14

[quote="Darinka"]

Konkret bei dem hier beschriebenen Erlebnis sehe ich auch einen klaren Unterschied zu Deiner Erzählung: Das aufdringliche hinterher telefonieren im Hotel. Und zwar obwohl sie immer wieder abgelehnt hat. Das deutet für mich nicht auf ein Motiv im Sinne von einer "gutenTat" hin. Eher darauf, dass es dort vermutlich weitere Ziele als "Stadt zeigen" gegeben hat. Das fing eigentlich schon an als er plötzlich kein englisch mehr verstand als sie zum Taxiplatz wollte (und sie in sein Auto bugsiert hat)....

Liebe Grüße
Darinka[/quote]

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Liebe Darinka,
was du oben schreibst, da gebe ich dir völlig Recht.
In meiner Erfahrung war der Herr in keinster Weise aufdringlich.

Ich hab beides im Orient gleichgewichtig (50/50)erlebt, Männer, wo man direkt Bezness nach zwei Minuten Gespräch riechen kann,
und andere, wo dies auf keinen Fall so zu deuten wäre, obwohl man das nach typischen äußeren Eckdaten so hätte deuten können.
Darum sage ich ja: Vorsichtig sein...

Herzlich
Nefertari

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