Hallo Steckchen,
der olle
Fraternisierungsvorwurf bezieht sich in Sri Lanka ja nicht nur auf klassische Beznesser bzw. deren Opfer. Sondern doch auch auf andere Reisende, etwa ältere Herrschaften, Familienväter, die kräftig übers Ohr gehauen, schamlos betrogen oder aufs Übelste belästigt werden.
Da heißt es dann immer: Selbst schuld, ihr habt euch
fraternisiert, ihr ward zu leichtgläubig, zu freundlich, zu unbedarft, zu weiß der Geier was.
Wie kann es aber angehen, dass den gleichen Touristen zum Beispiel in Thailand, auf Bali, den Seychellen dieser Vorwurf nicht an den Kopf geworfen wird? Wie kann es angehen, dass die gleichen Touristen und auch (alleinereisende) Frauen dort ihren Aufenhalt im Allgemeinen, den Kontakt mit den Einheimischen im Speziellen, als beschwerdefrei erleben? Und in Sri Lanka nicht.
Taugt die pauschale Fraternisierungsphrase da wirklich als seriöses Erklärungsmodell
Zum "passenden Beuteschema":
Steckchen, es stimmt sicher, dass der Thai oder Japaner nicht unbedingt an einer europäischen Frau interessiert ist. Der Beznesser aber in Sri Lanka auch nicht.
Der Beznesser fühlt sich weder magisch von einer Europäerin angezogen, noch ist er auf ernsthafter Suche nach einer Lebenspartnerschaft auf Augenhöhe.
Der Beznesser will schnellen Sex, vor allem aber GELD. Der Beznesser hat ein ernsthaftes Interesse, sich durch Tricksen,Täuschen und Tarnen, die Frau so lange warmzuhalten bis sie ihm
nützt, bis sie finanziell (und nervlich) am Boden liegt.
Zu meiner wilden asiatischen Länderauswahl: Die bezog sich auf Länder, in denen ich gute bis sehr gute Erfahrungen als Reisende gemacht habe, vor allem bezog sie sich auf
Efendis Aussage:
"Die asiatischen Gesellschaften funktionieren eben etwas anders, vielleicht auch altmodischer als die unsere".
So eine Aussage kann man nicht so stehen lassen. Anderenfalls würde es bedeuten, das Leben einer burmesischen Karenbäuerin mit der toughen Geschäftsfrau aus Singapur gleichzusetzen. Kein Kontinent ist ethnisch, soziokulturell/religiös so heterogen wie der asiatische.
In
diesem Sinne, Steckchen, hatte ich selbstverständlich nicht vor, eine reiche Nation wie Japan mit Sri Lanka zu vergleichen, behüte.
Sri Lanka ist ein Dritte Welt-Staat, ohne Frage.
Der große Unterschied zu vielen anderen Dritte-Welt-Ländern ist aber, dass die Leute garantiert keinen Hunger leiden. Der große Unterschied ist, dass dieses Land ausgespochen fruchtbar ist, auf diese Weise eine ertragreiche und einträgliche Landwirtschaft möglich macht, das Land über mineralische Bodenschätze verfügt.
Der Unterschied zu anderen Dritte-Welt-Staaten und reichen Industrienationen ist, dass in Sri Lanka
jeder
eine kostenlose medizinische Versorgung erhält. Jeder.
Und zu guter oder weniger guter Letzt: Der große Unterschied zu anderen (touristischen) Dritte-Weltländern ist: Dass der
subjektiv erlebte Anteil an kommunikations-und suggestionsbegabten Gaunern und Beznessern an der touristischen Westküste, aber auch an den touristischen Hotspots wie Sigiriya, Dambulla und Kandy ungleich höher ist als die Begegnung mit den "guten Geistern" in diesem Land.
Klingt hart und böse. Ich weiß.
Grüße
Lisboa