Anaba meinte, ich könnte meine Geschichte (die kein Bezness war, jedenfalls ohne die Abzocke) vielleicht hier einstellen. Da sie nur mit der Eroberungsstrategie der Beznesser viel zu tun hat, mag sie als Warnung dienen, falls jemand gerade dabei ist, sich zu verlieben .... daher ist die Geschichte evtl. doch angebracht. Ich weiß es nicht, das müssen die Moderatoren entscheiden und können sie ja ggf. wieder löschen, wenn sie nicht hierher passt.
Ich habe inzwischen alle wahren Geschichten gelesen und die haben mit meiner doch einiges gemeinsam. Z.B. waren viele der betroffenen Frauen gerade in einer schlechten emotionalen Verfassung (Ehe am Ende, berufliche Probleme, Tod eines nahen Angehörigen) und daher hatten es die Beznesser wohl leichter. So war es auch bei mir.
2007 war für mich ein ganz schlimmes Jahr gewesen. Erst ging meine Ehe in die Brüche, dann starb kurz vor Weihnachten ein enger Angehöriger. Beruflich stand ich auch vor einem Trümmerhaufen.
Ich war daher sehr angeschlagen, als mich Anfang 2008 "meiner", nennen wir ihn M., auf Myspace fand, auf seine Freundesliste setzte und eine Nachricht schickte.
Ja, zuerst war ich noch vorsichtig. Ich googelte ihn und überprüfte alles, was er so sagte. Das ging relativ leicht, denn er arbeitet für Film und Fernsehen, allerdings hinter den Kulissen, nicht vor der Kamera. Trotzdem war er in dem Bereich einigermaßen bekannt. Deshalb werde ich mich auch so vage wie möglich ausdrücken ...
Er umwarb mich sehr kunstvoll, aber er hat ja auch viel Erfahrung damit. Zuerst kommt eine scheinbar völlige Offenheit. Freimütig erzählte er alles über seinen Beruf, mit wem er schon gearbeitet hatte, mit wem er zusammen gewesen war, über seine Ehen, alles Mögliche. Diese scheinbare Offenheit entwaffnete mich. Anfangs hatte ich (es war eine Art Selbstschutz, glaube ich) gesagt, wie es mir gerade ging, dass ich einige Tiefschläge hatte einstecken müssen, dass ein naher Verwandter gestorben und meine Ehe auseinandergegangen war ... ich glaube jetzt, das war meine Art, zu sagen: bitte lass es, wenn du es nicht ernst meinst mit mir, ich kann das jetzt nicht verkraften ... - und er tröstete mich sogar noch. Da hätte ich ja gerade viel erlitten, das täte ihm ja so leid. Aber von nun an würde alles besser werden (höhö.)
Wir telefonierten täglich, E-Mails gingen hin und her. Er hatte leichtes Spiel, obwohl ich mich dagegen wehrte, meine Gefühle gingen mir zu schnell mit mir durch. Aber es schien einfach alles 100%ig zu passen bei uns. Wir lachten über die gleichen Dinge, es gab nie ein peinliches Schweigen, wir redeten über Gott und die Welt. Als er merkte, dass ich mich verliebt hatte, schickte er mir eine Mail, dass er sich in mich verliebt hatte und "mit großem Staunen davor stand". Vorher hatte er mir CDs geschickt mit den TV-Produktionen, an denen er beteiligt gewesen war, mit Musik ... und immer war da diese scheinbar totale Offenheit. Es gab nichts, über das wir nicht geredet hätten. Und er hatte Pläne für die Zukunft. Ich sollte zu ihm ziehen. Er wollte sogar seinen Hund weggeben, weil ich schon einen hatte und die beiden sich evtl. nicht vertragen hätten ("aber ich weiß ja, dass er es dort gut hat"). Er setzte mich bei seinem Myspace-Profil auf Platz eins seiner Freundesliste, was damals alle Paare taten. Auch das wiegte mich in falscher Sicherheit.
Er kochte mir mit seinen Zukunftsvisionen, seiner "Ehrlichkeit", seinen Geschenken und weil er scheinbar immer für mich da war, die Birne weich. Sogar meine Freundinnen waren restlos überzeugt, dass er es ernst meinte. Unsere Telefonate waren lang und liebevoll, er informierte mich immer, was er gerade tat oder wo er gleich hinfahren musste, berichtete darüber, dass er einem Freund gerade bei der Autoreparatur geholfen hatte, was beruflich anstand und auch über seine Freunde, die angeblich schon von mir wussten. Sein ganzes Leben kannte ich (es schien jedenfalls so). Auch von der Zeit, in der er beinahe Bankrott gegangen wäre, berichtete er ausführlich. Wie seine Exfrau ihn abgezockt hatte, welche TV-Stars welche Marotten hatten. Und er schickte mir Liebesgedichte, wie Frauenherzen sie lieben, voller Romantik und Sehnsucht. Auch kleine Kurzgeschichten, angeblich nur für mich geschrieben (später fand ich heraus, dass die schon mehrere Jahre alt waren und er nur die passenden Attribute wie z.B. Haar- und Augenfarbe austauschte).
Aber mein Bauchgefühl war nicht komplett ausgeschaltet... eines Abends überkam mich plötzlich ein ganz mieses Gefühl und ich begann, zu zittern. Ich schrieb ihm eine Mail, dass ich Bedenken hatte, dass das alles doch nichts werden würde ... und der schrieb dann zurück, dass ich mir keine Sorgen machen müsste. Klar würden Beziehungen auseinandergehen, aber unsere ganz sicher nicht (im Nachhinein finde ich diese Beruhigung ganz besonders mies, da er ja nie vorhatte, eine Beziehung mit mir zu führen).
Irgendwann, nach mehreren Monaten, hatte er endlich mal Zeit, mich zu besuchen. Das tat er dann auch ... um ehrlich zu sein, war ich nicht so ganz angetan von ihm. Auch da wollte mir mein Bauchgefühl was sagen, aber ich habe es ignoriert. Ich hatte doch die Anrufe, E-Mails, Gedichte, Geschichten, die Ehrlichkeit, ich kannte sein ganzes Leben - würde ein Mann so viel Mühe investieren, nur um etwas zu bekommen, was er auf Seitensprungportalen auch viel schneller und müheloser hätte haben können?
Ja, würde er. Für ihn war die Jagd viel interessanter, der Weg war das Ziel.
Am nächsten Tag fuhr er dann, rief auch noch mal an. Von da an hatte er immer weniger Zeit ...
Meinen Freundinnen war klar, was mir da passierte. Mir wahrscheinlich auch, aber ich wollte es nicht glauben. Nach all dem, was er investiert hatte, war es das? Er hatte doch gesagt, er würde sich wieder melden und hätte wenig Zeit, daran lag es sicher! Nein, tat es nicht. Aber ich war damals wie alle in der AMIGA-Phase. Ich wusste, meine Freundinnen gönnten mir alles Gute, es konnte also kein Neid sein, als sie ihn mir ausreden wollten. Aber ich dachte, was dann viele denken: ihr kennt ihn doch gar nicht. Wenn ihr wüsstet, wie er bei mir ist, wie er mit mir redet, wie er mich ansieht, dann...
Aber er konnte mit den schönsten, sanftesten Rehaugen der Welt lügen, dass sich die Balken biegen.
Ich stellte ihm dann mit einem gefakten Myspace-Profil eine Falle. Für diese junge Blondine hatte er auf einmal Zeit

Es hat danach noch SEHR lange gedauert, bis ich mir eingestehen konnte, dass ich einem routinierten Schürzenjäger auf den Leim gegangen war, und dass ich ihm nichts bedeutet habe, gar nichts. Und genau das war schwer zu verkraften. Ich war nur eine von vielen, er hatte allen den gleichen Müll erzählt. Weder lag ihm etwas an mir, noch meinem Humor, den er angeblich so toll fand, noch an unseren ach so intensiven Gesprächen und unserer Nähe, die von Anfang an da gewesen war.
Später habe ich auch rausgefunden, dass da noch andere Frauen waren, die auf ihn reingefallen sind. Während ich nachts selig schlief und mich über die Liebe freute, die ich gefunden hatte, saß dieser Sack vor seinem PC und suchte schon nach meiner Nachfolgerin.
Ja, es ist keine klassische Bezness-Geschichte, und vielleicht passt sie nicht in dieses Forum. Nur die Art und Weise, die Masche passt und ich kann mich durch diese sehr miese Erfahrung gut in Frauen hineinversetzen, die gerade in dieser Situation stecken. Und ich weiß, dass es leicht ist, zu sagen: Selber schuld, wie kann man nur so naiv sein?
Wer so etwas durchgemacht hat, weiß, dass das einfacher geht, als man denkt. Diese Kerle kennen die Knöpfe, die sie drücken müssen.
Vielleicht hilft meine Geschichte ja jemandem, der sich gerade nicht sicher ist, ob seine frisch erwachte Liebe tatsächlich erwidert wird.
Nach Jahren traf ich meinen jetzigen Freund, und es hat lange gedauert, bis ich ihm vertrauen konnte. Er kennt die Geschichte und hatte viel Geduld. Auch wenn es ihn manchmal schmerzte, dass ich an seiner Treue zweifelte oder daran, was er sagte. Ich konnte zuerst einfach nichts so recht glauben, was er sagte. Aber er belegte diese Worte auch mit Taten ... und wenn er sagte, ich bin da und da und mache das und das, dann war es auch tatsächlich so. Ich staunte dann zuerst immer, dass das stimmte. So tief hatte sich der Mist mit M bei mir eingegraben.
M. tat auch so fürsorglich und liebevoll. Als ich damals sah, was er wirklich war, schrieb ich in einer Mail: "Das bist doch nicht du!?"
Doch, das war er. Das Bild, das er mir vermittelte, und die Realität dahinter, klafften so weit auseinander, dass ich es nicht glauben konnte. Es waren wirklich Welten, ein um 180° gedrehter Charakter, Jekyll and Hyde. Und das trifft wohl auch auf Beznesser zu. Jedenfalls soweit ich das in den wahren Geschichten lesen konnte.
Wie gesagt, wenn meine Geschichte nicht passt, bitte löschen.

Und wer denkt, wie kann man nur auf so etwas reinfallen, der soll selbst erst einmal in so einer Ausnahmesituation stecken und dann auf eine Hyäne treffen, die Verzweiflung, Trauer und Einsamkeit regelrecht riechen und für sich nutzen kann

Liebe Grüße
Chikara
P.S.: So, jetzt nehmt mich ruhig auseinander
