Ponyhof hat geschrieben: ↑11.03.2024, 15:15
Günther ist ganz bewusst unsexy gewählt und grotesk überzeichnet, um klarzumachen, dass man sich nicht "von jedem" ein Bezness-Verhalten, einen Adressaustausch/SocialMediaKontakt, eine Geschmalze und Gesülze gefallen lassen würde. Es soll klarwerden, dass es "schräg" und absolut grenzüberschreitend ist, wenn jemand nach wenigen Stunden oder Tagen von Liebe spricht, und dass das Manipulation ist, die schöne Körper, eine schöne Stimmung und eine emotionale Ausnahmesituation (Urlaub, Nicht-Alltag, Liebeskummer....) ausnutzt. Dass die meisten Lebensentwürfe hiesiger Frauen nicht mit den "Qualifikationen" und den "Berufswünschen" der Beznesser in Einklang zu bringen sind, und dass man sich beim "Partnerimport" nicht die schillernde Exotik, sondern das kalte Grauen ins Haus holt. Im Idealfall "schüttelt" es das Opfer beim Gedanken an Günther innerlich, und im noch idealeren Falle werden die Parallelen zum Beznesser klar.
Ich finde viele Wege, um den Betroffenen die Augen zu öffnen, sehr wichtig und positiv!

Das Problem ist glaub ich (also zumindest nach meinem eigenen Gefühl, warum ich zu diesem Günther mit meiner Bezness-Erfahrung keine Verbindung herstellen kann), dass der Günther für mich keine Parallele, sondern eben das Gegenteil zu (m)einem Beznesser ist. Der also weniger einen Vergleich ermöglicht, sondern eher fast eine "Bestätigung", warum einen diese "Günthers", die es in der eigenen Heimat überall gibt, geradezu in die Arme solch eines Beznessers treiben. Denn genau solch einen Günther will man ja nicht, die machen einen wahnsinnig, man möchte genau das Gegenteil. Es ist auch, wie Miss Bean schon geschrieben hat im anderen Thread, sicher nicht zwingend die Optik, die die Bezzis anziehend macht. Das ist ev. ein Plus, wenn sie vorhanden ist. Ich für meinen Teil kann sagen, der Bezzi war eher ein Kumpeltyp auf den ersten Blick. Schütteres Haar, das durch eine Kappe verdeckt wurde, etwas klein und schmächtig (ich war viel muskulöser), unsportlich, ein "kleines, zierliches Männchen", also gar nicht attraktiv für mich. Also optisch wahrscheinlich eher so ein "Günther". Es gibt "hässliche" Bezzis, das Problem ist, dass sie sich die Optik ja schön reden durch ihre verbale und emotionale Manipulation. Wie die aussehen ist sehr schnell schon kaum noch relevant. Selbst dass sie noch bei den Eltern leben schreckt einen ja auch nicht ab, weil alles je nach Bedarf legitimiert wird ("bei uns ist das kulturell so" bzw. "wir sind ganz modern" wenn sie vortäuschen wollen, dass die Kultur nicht zählt)! Diese Ausnahmesituation (Urlaub, Sonne, Strand, etc.) spielt sicher mit, dass man sich schneller einlässt, aber bei vielen Betroffenen ist eher das Problem, dass die Einsamkeit, das Alleinreisen sie zum perfekten "Opfer" macht. Also m.M.n. noch mehr als das schöne Urlaubsgefühl. Denn wenn man die schöne Umgebung, das Erlebte nicht teilen kann, ist man anfälliger für Zweisamkeit, ein Teilen dieser Momente.
Ponyhof hat geschrieben: ↑11.03.2024, 15:15
Deshalb gibt es bei Günther nicht den sexy Körper, das knisternde Urlaubsfeeling, den rassigen Charakter (und was auch immer man sonst im Stadium der Manipulation präsentiert bekommt...).
Im Stadium der Manipulation (das ja immer besteht, ich schätze du meintest die Anfangszeit?) spiegeln die Bezzies ihre "Opfer" ja hauptsächlich. Da gibt es gar nicht so die identische "Masche", wichtig ist, dem Gegenüber zu suggerieren, dass sie von ihrem Wesen/ihrer Persönlichkeit quasi gleich sind und sie total gut verstehen können, ähnliche Ziele und Konzepte der Zukunft haben. Dann kommt das Lovebombing und die Luftschlösser dazu, Bis man vergessen hat, wo oben und unten ist (war). Totales Brainwashing

. Ich kann es mit keinem Mann vergleichen, den ich jemals getroffen habe, weil mir zuvor niemals jemand "Liebe" vorgetäuscht hat. Mit einem "normalen Mann" oder Kontakt zu vergleichen ist so gut wie unmöglich. Also (für mich) auch nicht mit der sicher humorvollen Kunstfigur Günther!
Ponyhof hat geschrieben: ↑11.03.2024, 15:15
Günther ist also bewusst überzeichnet: Nicht, um sich über die Günthers dieser Welt lustig zu machen, auch nicht, um sich über die Beznessopfer lustig zu machen oder sie zu beschämen, sondern mit dem Ziel, sie humorvoll und mit viel Respekt (keine Vorwürfe, keine Anklagen, keine direkten Verhaltensempfehlungen) auf die Bezness"mechanik" aufmerksam zu machen und zum Nachdenken zu bringen. Quasi: Was unterschiedet diesen Günther vom Beznesser, warum würde man Günther nicht das erlauben, was der Beznesser sich herausnimmt? Wenn ich da den jungen Lukas, Medizinstudent, der sich in der Szenekneipe ein bisschen was dazuverdient und Turn-Bezirksmeister mit mit entsprechendem Körperbau ist übergriffig werden lasse, würde manches Opfer vielleicht auch bei diesem "ja warum denn eigentlich nicht..." denken.
Der Günther ist m.M.n. kein Wunschpartner, der hat nichts, was man sich wünscht, bedient keine Sehnsüchte. Daher denke ich gar nicht darüber nach, was ich ihm nicht erlauben, aber dem Beznesser durchgehen lassen würde. Auch der junge Lukas würde mich nicht mit seinem Körperbau an sich fesseln als Partner. Aber einer, der einem gekonnt vorspielt/suggeriert, dass er der tollste Typ der Welt ist, sozusagen der "Seelenverwandte", den man braucht, das fehlende Puzzle-Teil zu seinem selbst, der Auserwählte, der schafft das dann halt.
Ponyhof hat geschrieben: ↑11.03.2024, 15:15
Es liegt in der Natur der Sache, dass solche fiktiven Personen manchmal absurd werden. Es ist auch als Vergleichsbild nicht immer gewünscht und nicht immer angebracht. Und ja, wenn man als im Forum aktiv Schreibender/Ratgebender jedes mal die gleiche Story vom Günther lesen muss, wird es auch langweilig. Trotzdem denke ich, dass nicht jeder Ratsuchende meinen Günther schon kennt, und da bitte ich Euch um wohlwollendes Verständnis, wenn ich bei Geschichten/Konstellationen, wo es mir angebracht erscheint, meinen Freund Günther auf die Bühne bitte.
Ich habe sicher wohlwollendes Verständnis, Ponyhof! Du kannst deinen Freund Günther gerne immer wieder auf die Bühne bitten

. Wir sind ja nicht alle gleich und bei den einen "wirkt" das eine, bei den anderen das andere Geschriebene und die Vielstimmigkeit ist eben diese geballte Energie, die oft zu einem Aufwachen führen kann!

Humor kann auch sehr hilfreich sein in der Verarbeitung. Dass ein Beschämen der Bezness"Opfer" durch eine gewisse Parodie, eine Absurdität in Bezug auf ein sehr ernstes Thema manchmal automatisch passiert, ist aber m.M.n. auch ganz normal und die Betroffenen dürfen, und sollen sogar, finde ich, darauf aufmerksam machen, dass gewisse Witze in Verbindung mit diesem Thema mitunter eben nur für diejenigen lustig sind, die Bezness nicht selbst erlebt haben!
Liebe Grüße,
Toastie