Film: Blutrache+13jährige Ermordete

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Amaretta
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Film: Blutrache+13jährige Ermordete

Beitrag von Amaretta » 08.12.2011, 01:28

Hallo, Alle
der hier eingestellte Fall ist bereits in der Rubrik Nachrichten eingsetzt.
Ich habe aus einem bestimmten Grund noch einmal an dieser Stelle einen Strang eröffnet.
Weiter unten findet ihr den Link zu einem 1 Stunde und 26 min langem Dokumentarfilm.

Tochter lebte in Heim
Bei dem Schützen handelt es sich laut Polizei um einen Iraker.
Er und die Mutter des Mädchens sind den Angaben zufolge verheiratet:
Die Familie wohnt seit 2008 im rund 20 Kilometer entfernten Nienburg.
Dorthin war die aus dem Irak stammende Familie jesidischen Glaubens* im Jahr 2008 gezogen.

Als Motiv der Tat gilt jedoch ein Familienstreit.
Zwischen Vater und Tochter habe es schon seit längerem Differenzen gegeben,
sagte eine Polizeisprecherin. Die 13-Jährige soll bereits vor einiger Zeit mit Unterstützung des Jugendamtes
wegen Auseinandersetzungen in der Familie bei ihren Eltern ausgezogen sein.
Sie lebte unter der Obhut des Jugendamtes in einem Heim.

Sie wollte nicht zur Familie zurück

Die Tochter soll in dem Gespräch deutlich gemacht haben, dass sie nicht in ihre Familie zurückkehren wollte.
Nach dem gescheiterten Versöhnungsgespräch kam es dann mitten in Stolzenau zu den tödlichen Schüssen.

*Jesiden sind Kurden vor allem aus dem Irak, der Türkei und Syrien.

http://www.focus.de/panorama/welt/stolz ... 91168.html

Im Schatten der Blutrache

Der Dokumentarfilm Im Schatten der Blutrache erzählt die Geschichte einer kurdisch-yezidischen Familie,
die in Deutschland in eine Blutrache verstrickt ist. Drei Jahre begleiteten die Regisseure Jana Matthes
und Andrea Schramm die Familie in Bielefeld. Der Film lief 2007 auf internationalen Festivals und in der ARD.
Er wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Eine Frau verlässt ihren Ehemann und löst damit eine blutige Rache aus. In Bielefeld wird ein junger Yezide
mit 22 Schüssen hingerichtet. Er verblutet auf offener Straße.
Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte der Familie des Täters und beschreibt vier Menschen,
die in den Fall verstrickt sind. Während die einen wie Europäer leben, halten andere an den alten Ritualen fest.

Zitat , Ende des Films:
"Die Gesellschaft ist stärker, immer. Bei uns ist das so...man ist so eingequetscht.
Allein gegen alle- das klappt NIEMALS. deswegen habe ich so Respekt vor meiner Mutter, wie die das geschafft hat, weiß ich nicht."

http://www.youtube.com/watch?v=21FtgrdpgDM


Der Film macht nachdenklich, lässt einen ratlos dasitzen. Ich werde diese Leute selbst mit der größten Anstrengung nie verstehen können.
Um die Verbindung zu dem Fall des ermordeten Mädchens herzustellen: Egal was der Hintergrund dieser Tat sein mag, und der Film,
obwohl eine ganz andere Geschichte, bietet Spekulationsmöglichkeiten genug, ich werde NIE verstehen, wie ein Vater sein eigenes Kind
so eiskalt abschießen kann. Es ist sein Kind, und es wäre seine Herzenspflicht gewesen, sich für sein eigen Fleisch und Blut aus dem
mentalen Gefängnis
seiner Herkunftsgesellschaft zu befreien, anstatt einen so grausamen Mord zu begehen.
Und um den Bogen zu Bezness oder genauer, multikuturellen Ehen zu schlagen: Vor dreissig Jahren glaubte ich wirklich, ein Mensch, der mir nett gegenüber tritt, würde auch genau der bleiben,
egal woher er kommt. Inzwischen habe ich soviel beobachtet und erlebt, das ich Fremden gegenüber ein tiefes Mißtrauen entwickelt habe.
Ich halte das Risiko, in eine Familie so andersartiger Denkweise hineinzuheiraten, für extrem groß, und mag vordergründig auch alles noch so sehr
"modern" wirken.
Auf jeden Fall kann man ohne schlechtes Gewissen eines festhalten: Heirate einen Menschen aus Deinem Umfeld, einen einstigen Klassenkameraden,
einen Kollegen, einen den du vom Sport kennst oder den Du beim Skifahren im Lift kennengelernt hast, und das Risiko, in derartige Konflikte
hineingerissen zu werden, ist bei Null. Du bist auf sicherem Boden..
Heirate einen Menschen, der, selbst wenn hier aufgewachsen, trotzdem irgendwie in einer anderen Gesellschaft lebt und sich aus bestimmten Denkweisen nicht befreien kann, und das Risiko schlimmstes zu erleben, steigt. Neulich guckte ich "Entweder Broder", und der Spruch "Der Chip ist drin, gefiel mir:
Ich meine den Ehre-Chip im Hirn.

Guckt den Film einfach mal an.
Und streitet nicht wieder soviel herum.
Versucht mal sachlich zu diskutieren, Stichwort "Yesiden", der Fall wäre also nicht mit "Islam" zu erklären, sondern mit Tradition,
die in vielen Punkten Ähnlichkeiten aufweist.
Es ist einige hundert Jahre her, das Gerechtigkeit oder was man dafür hielt, selbst in die Hand genommen wurde.
Auch hier mordete man sich gegenseitig, bis die Obrigkeit und neue Gesetze sich langsam durchsetzen konnte und Auge um Auge, Zahn um Zahn
allgemein nicht mehr galt. Und auch hier brachten einst Eltern ihre eigenen Kinder mal um, wenn die nicht spurten oder eine Braut nicht mehr jungfräulich war.
Auch europäische Christen mordeten einst aus "Ehre". Gehörte damals wohl auch zu Tradition von Alters her...
Alles so lang her, das es keine lebendigen Erinnerungen mehr daran gibt, ein langer Weg. Und das Erschrecken ist umso größer,
wenn man durch solche Fälle mit diesen mittelalterlichen Gespenstern, die hier absolut nicht her passen,konfrontiert wird.
Ich will solche Gespenster hier nicht haben, der Mörder gehört lebenslang hinter Gitter.

Freundliche Grüße
Amaretta

Elisa
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Registriert: 29.03.2008, 11:59

Re: Film: Blutrache+13jährige Ermordete

Beitrag von Elisa » 08.12.2011, 08:01

Amaretta, ich stelle mir gerade vor:

So ein Vater oder auch die beteiligte Mutter liebt ihr Kind, fühlt sich aber gezwungen, diese Tat zu vollbringen.
Wie sieht so ein Leben nach der Tat aus. Um wieviel mehr muss man diese Traditionen verteidigen, um nicht selbst in der Schuld umzukommen.
(Ansatzweise habe ich dieses Verteidigen bei Menschen erlebt, die als Soldat im Krieg waren und getötet haben).

Ich habe es erst vorgestern in einem anderen Thread geschrieben: In Deutschland leben Millionen Menschen ohne Freiheit, für sie trifft unser Grundgesetz nicht zu. Sie handeln unter dem Druck ihrer Community, geben ihren Kindern z.B. Namen, die ihnen gar nicht gefallen, lassen ihre Kinder beschneiden, obwohl sie es selbst nicht für richtig halten, usw .

Und um so mehr grausame Taten ausgeführt werden, um so mehr verhärten sich ´die Traditionen.


LG Elisa

Canim
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Registriert: 12.03.2008, 16:41

Re: Film: Blutrache+13jährige Ermordete

Beitrag von Canim » 08.12.2011, 08:41

Ja. liebe Amaretta, wie meine Großmutter schon sagte: "Füge nicht zusammen, was nicht zusammen gehört". Hätte ich früher verneint, heute weiß ich es besser, es gibt einfach viel zu viele Unvereinbarkeiten, selbst wenn's kein Bezness ist, ist es schon schwer genug, die jeweiligen Herkünfte unter einen Hut zu bringen.

LG
Canim
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