So viel Leid

zum Thema Bezness

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Franconia
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Re: So viel Leid

Beitrag von Franconia » 22.01.2014, 16:27

Hansueli hat geschrieben:darf ein Mann klagen?
darf ein Mann Emotionen zeigen und äussern?
darf ein Mann auch einmal schwach, verzweifelt und hilflos sein?
darf ein Mann weinen?
Ja, darf er.
Für mich ist ein Mann erst dann ein "richtiger" Mann, wenn er auch Gefühle und Emotionen zeigen kann oder zu seinen Schwächen steht, die ja jeder, auch ein Mann, hat. Denn genau das macht jemanden (egal ob Mann oder Frau) erst menschlich.

Aber die Hemmschwelle ist einfach noch zu groß, genauso wie die Angst als Versager zu gelten wenn man schwach ist und dies zeigt.
Und daran wird sich auch nichts ändern solange
  • - die Jungs von Müttern wie von Vätern eingetrichtert bekommen "Jungen weinen nicht",
    - Jungs in der Schule von Klassenkameraden gemobbt werden wenn sie aus Wut, Angst oder auch Schmerz weinen,
    - es immer noch belächelt wird wenn ein Mann in einem Frauenberuf arbeitet oder aber
    - ein Mann in einem richtigen Männerberuf dumm angemacht wird, wenn er nicht den "harten Kerl" markiert sondern auch mal einen sanfteren Ton anschlägt.
Männer müssen sich meiner Meinung nach immer noch von den Vorurteilen, die mit Mann+Tränen, Mann+Hilflos, etc. in Verbindung gebracht werden, freischwimmen.
Die Hürde, die mit einer vermeintlichen Schwäche oder Hilflosigkeit und dem Wunsch nach Hilfe verbunden ist, ist leider immer noch größer als die Hürde die man bewältigen muss wenn man (versucht) als Mann alles alleine zu meistern. Die Angst vor negativen beruflichen und/oder privaten Folgen nach so einem "Outing" ist immer noch zu groß, da die Gesellschaft immer noch keine Schwäche, keine Fehler und auch keine Unsicherheit/Hilflosigkeit/Ratlosigkeit toleriert und verzeiht - vor allem nicht bei einem Mann,
Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen. (Platon)

Elisa
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Re: So viel Leid

Beitrag von Elisa » 22.01.2014, 17:25

Liebe Anaba, ich muss Dir ausnahmsweise mal widersprechen.

In vielen Fällen hilft einfach nichts, jedenfall nichts, was in unseren Augen ein Mittel ist. Helfen würde, wenn man tatsächlich ihre Familie bedroht, so wie es ja auch untereinander machen. Sie wissen, wenn sie sich eine von ihren nehmen, werden sie abgestochen.

Das ist die einzige Sprache, die diese Typen verstehen.

Hansueli könnte jemanden aus Ungarn oder woher auch sonst anheuern, der das Problem löst. Aber da braucht man auch noch solche Verbindungen. Das gibt es ja auch bei den Schuldeneintreibern.

Aber, was die meisten Frauen betrifft, so ist jegliche Hilfestellung vergebliche Mühe. Das haben wir ja hier schon oft erlebt.

Ja, es gibt welche, die ihren VErstand einsetzen, aber ich denke, das ist der geringere Teil.

Und in meinem Fall haben sich Vater, Großvater, Onkel etc. bemüht, es war umsonst.

LG Elisa

Nilka
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Re: So viel Leid

Beitrag von Nilka » 22.01.2014, 18:41

Da von "Versagen" oder "Schwäche" zu sprechen, trifft den Kern nicht ganz, denn es ist ja in Wirklichkeit nicht eine eventuelle Schwäche, sondern das öffentliche Zeigen, was das Problem darstellt. Auch bei einem Exhibitionisten ist nicht der Gegenstand an sich das Problem, sondern das öffentliche Herzeigen desselben, nur dadurch verstößt er gegen gesellschaftliche Vereinbarungen bzw. die ungeschriebenen Regeln einer Klasse. :)
Genau so ist das! Wieder mal sehr gut formuliert.

Ich denke, dass nicht nur die Männer, die meißten Frauen können mit weinendem Mann nicht viel anfangen, wenn es nicht um wirkliche Katastrophen geht. Ich auch nicht.
Seltsameweise werden die weinenden Habibis als einfühlsame Männer, Männern mit Herz interpretiert. Wenn sie aber nach ihrer Enttarnung die Sozialarbeiter und Richter damit in die Irre führen und Frau nicht mit der Wahrheit über Habibis Wesen und Tun weiter kommt, ist der Zauber vorbei :(
LG ♥ Nilka

Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt. Thomas Mann

Franconia
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Re: So viel Leid

Beitrag von Franconia » 22.01.2014, 19:58

Strauss hat geschrieben: Franconia hat geschrieben:Ja, darf er.
Für mich ist ein Mann erst dann ein "richtiger" Mann, wenn er auch Gefühle und Emotionen zeigen kann oder zu seinen Schwächen steht, die ja jeder, auch ein Mann, hat. Denn genau das macht jemanden (egal ob Mann oder Frau) erst menschlich.


Gegenstimme:
Ich zumindest finde es peinlich, unwürdig, Männer öffentlich weinen zu sehen, von ganz, ganz wenigen Ausnahmen einmal abgesehen. Zum Weinen greift man dann, wenn andere Handlungen keinen Erfolg mehr versprechen, wenn man also sein Pulver verschossen hat und sozusagen hilflos und am Ende ist. Dann allerdings hilft auch Weinen nicht mehr, das dient lediglich der Gefühlsabfuhr und wer das öffentlich macht, der spekuliert daher auf das Erbarmen anderer oder handelt ohne Selbstkontrolle. Da kann ich -wohlgemerkt, ich persönlich- ihn als Mann nicht mehr ernst nehmen.
Ist es nur für einen Mann peinlich oder unwürdig?
Wenn ja, warum und wo ist dann der Unterschied in der Bewertung einer Emotion für Mann und Frau?
Oder wann darf ein Mann Emotionen (z. B. Tränen) öffentlich zeigen ohne das es als peinlich angesehen wird?
Davon abgesehen hat "zu seinen Gefühlen stehen und Emotionen zeigen" nicht immer was mit Tränen zu tun, aber viele Männer verbergen einfach viele (um nicht zu sagen alle) menschlichen Regungen hinter einem Schutzpanzer, egal ob privat oder in der Öffentlichkeit und lassen teilweise nur im Bett, im Moment der höchsten Ekstase, die Maske fallen nur um sie 30 Sekunden später wieder aufzusetzen.

Ich habe kein Problem damit wenn jemand, egal ob Männlein oder Weiblein auch öffentlich zu seinen Gefühlen steht, auch dann nicht, wenn diese mit Tränen verbunden sind.
Peinlich wird es nur, wenn so eine Aktion mit Krokodilstränen zielgerichtet eingesetzt wird und statt einem echten Gefühl nur Berechnung dahinter steht. Da spielt auch das Geschlecht keine Rollen, denn im Wettrennen um das schlechteste Schauspiel stehen sich Frau und Mann da in nichts nach. Das ähnelt dann auch meist eher einem Kleinkind in der Trotzphase.

In meiner schweren Zeit (Strafverfahren gegen meinen Ex) war bei uns die Anspannung greifbar, nicht nur bei mir sondern auch bei meinem Freund. Nach der Urteilsverkündung ist mein Freund dann noch im Gerichtsflur in Tränen ausgebrochen, da war nichts künstliches dabei sondern es waren einfach die Erleichterung und alle angestauten Ängste/Befürchtungen/Gefühle die sich in dem Moment aufgelöst haben und die Tränen waren das Ventil dazu. Ich fand das weder peinlich noch sonst irgendwas, sondern für mich war es eine ganz normale menschliche Reaktion auf das Ende eines langwierigen Nervenkrieges.
(und nein, ich konnte in dem Moment weder lachen noch weinen, bei mir war die Anspannung noch zu groß und es hat gedauert bis die Erleichterung, auch mit Tränen, kam)

Strauss hat geschrieben:Da von "Versagen" oder "Schwäche" zu sprechen, trifft den Kern nicht ganz, denn es ist ja in Wirklichkeit nicht eine eventuelle Schwäche, sondern das öffentliche Zeigen, was das Problem darstellt. Auch bei einem Exhibitionisten ist nicht der Gegenstand an sich das Problem, sondern das öffentliche Herzeigen desselben, nur dadurch verstößt er gegen gesellschaftliche Vereinbarungen bzw. die ungeschriebenen Regeln einer Klasse. :)
sehr treffend formuliert, volle Zustimmung.


Aber es erklärt immer noch nicht warum hier so wenige Männer schreiben. Ein Mann der hier schreibt muss ja nicht die Hosen runter lassen und seine ganze Lebensgeschichte ausbreiten. Aber auch ein Mann kann sich informieren wenn Tochter/Schwester/Freundin/Kollegin (Sohn/Bruder/Freund/Kollege) wegen dem exotischen Partner neben der Spur läuft und ihm die ganze Sache nicht geheuer vorkommt.
Warum haben Männer kein Problem sich die neuesten Infos über Anlagemöglichkeiten, Technik, Autos, etc zu holen oder darüber auszutauschen, sträuben sich aber sich zu Informieren wenn es das Zwischenmenschliche betrifft?

Das sich die verliebte Person dann Beratungsresistent zeigt und man ihr trotz aller Informationen die Mann/Frau hat nicht helfen kann steht auf einem anderen Blatt.
Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen. (Platon)

Elisa
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Re: So viel Leid

Beitrag von Elisa » 22.01.2014, 20:56

Franconia, es gibt halt doch Unterschiede zwischen Mann und Frau. ich habe männliche Freunde. Die reden mit mir über ihre Probleme, aber nur unter vier Augen. Und selbst dazu, muss es ihnen schon ganz, ganz dick sein.

Strauß, ich persönlich erwarte 'Contenance' auch von Frauen. Sie gehört einfach dazu. In meiner Erfahrung liegt Theater spielen und nicht Wahren der Contenance oft zusammen. Aber das ist nur meine ganz persönliche Erfahrung.

Ob diese Männer unter Einsatz ihres Lebens etwas verteidigen, daran habe ich Zweifel, es ist doch viel mehr das Verteidigen von Besitzständen. Es geht doch meist nur um den Besitz des Clans.


LG Elisa

kkj
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Re: So viel Leid

Beitrag von kkj » 22.01.2014, 22:26

Ich glaube, die meisten Kerle würden sich hier Informationen holen (kann man ja, ohne Anmeldung oder selbst zu schreiben) und diese ggf. dann ausspielen. Und die, die ich kenne, würden erst recht dann nix schreiben wollen, wenn ellenlange psychosoziale Auswertungen folgen. :lol:
LG
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Nilopa
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Re: So viel Leid

Beitrag von Nilopa » 23.01.2014, 10:24

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inh ... cc5af.html
Bei Frauen kullern die Tränen im Schnitt sechs Minuten lang, bei Männern vier Minuten.
Im Grunde weiß doch jeder, dass Männer genauso weinen. :o
Contenance, taktische Überlegenheit, Rang, etc. sind (patriarchale) Machtstrategien
und deshalb kontraproduktiv, wenn es um die Gefühlswelt geht. :wink:
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Hansueli
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Re: So viel Leid

Beitrag von Hansueli » 23.01.2014, 10:29

Danke für eure Beiträge zum Thema. Eigentlich haben alle „ein bisschen“ Recht, und die festgehaltenen und erwähnten Analysen dazu sind sehr treffend und realistisch beschrieben worden.
Leider jedoch helfen Analysen und Feststellungen nicht im Entferntesten, das leidige Problem in den Griff zu bekommen.
Doch zurück zum ursprünglichen Thema:
Denkbar und vor allem hilfreicher wäre es doch, wenn sich auch, wie eingangs erwähnt oder gar gewünscht, vermehrt Männer dazu äussern und ihre Erfahrungen mitteilen würden, wie sie mit gleichen oder ähnlichen Situationen umgehen oder umgegangen sind.
Psychologische Analysen und Definitionen helfen sicher zum besseren Verständnis, aber das ursprüngliche Problem wird in keiner Weise tangiert, angesprochen und schlussendlich auch nicht gelöst.
Meine ursprüngliche Meinung (und insgeheim Hoffnung) war ja eigentlich, dass sich hier vermehrt männliche Gesprächs- resp. Diskussionspartner melden würden, denn sie sind ja auch gleichermassen von der Problematik betroffen.
Vielleicht schafft es die eine oder andere Frau hier im Forum, direkt oder indirekt betroffen, und ohne festgefahrene oder vorgefasste Meinung, einen Motivationsschub zu bewerkstelligen, dass m(M)an(n) sich zum Thema äussert.
Naja, war nur mal so einen Denkansatz, wäre vielleicht ein gar nicht so schlecht.
MfG
Hansueli
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kkj
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Re: So viel Leid

Beitrag von kkj » 23.01.2014, 11:50

Hansueli, du meinst, einer der gehörnten Ehemänner soll sich hier zu Wort melden? "Ja Tach, ich bin der Ex-Mann von Userin XYZ, den sie für Habibi hat sitzen lassen. Sie hat mich nun gebeten, meine Sicht hier mitzuteilen" oder wie? :lol:

Nobler Gedanke, aber wenig realitätsnah. Finde ich.
LG
kkj

Nilopa
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Re: So viel Leid

Beitrag von Nilopa » 23.01.2014, 12:36

Strauss hat geschrieben:" ...Männer, die gerne geführt werden möchten, kenne ich eigentlich keine, obwohl es die bestimmt zuhauf gibt...
die findet frau/man doch massenweise in hierarchischen Systemen jedweder Art!
Männer lieben Rangordnung/Hierarchien, folglich auch Unterordnung,
vielleicht sogar sehr viel mehr als die Last der größeren Verantwortung in dementsprechend höheren Rängen zu tragen?

Davon gibt es vermutlich auch in Tunesien reichlich. :?

In entsprechend patriarchal geprägten Gesellschaftsstrukturen muss mann/frau Männern, die sich vielleicht sogar lieber unterordnen würden,
wahrscheinlich viel zuoft, viel zuviel Verantwortung abverlangt werden,
welche sie im Grunde eigentlich gar nicht willens/fähig sind, zu tragen,
auch und gerade was die finanzielle Versorgung der Familien anbelangt.

Überforderung und Aggression gehen aber leider sehr oft "hand in hand" :wink:
Gewalttätige Männer/Frauen sind meist auch überforderte Männer/Frauen.

So gesehen, stellt sich doch die Frage:
Sind die Gewaltausbrüche,etc. in patriarchal geprägten Gemeinschaften nicht schlichtweg symptomatisch
für die permanente Überforderung durch die Rollen-Erwartungen an die Männer wegen der patriarchal geprägten Denkweisen? :idea:
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Nilopa
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Re: So viel Leid

Beitrag von Nilopa » 23.01.2014, 12:49

@Hansueli, mitbetroffene Kinder, Mütter, Schwestern, Freundinnen, etc. melden sich hier schon des öfteren,
und ab und zu auch mitbetroffene Männer, aber meist kann ihnen eh nur geraten werden,
auf sich selbst aufzupassen und evt. noch, den eigenen Geldbeutel geschlossen zu halten.

Selbst (von Bezness) betroffene Männer melden sich hier noch seltener, aber auch das gab es schon.

Realistisch betrachtet ist es wohl trotzdem hauptsächlich ein Forum von Frauen für Frauen,
Ausnahmen bestätigen da wohl eher die Regel.

Ob also Dein, sicherlich positiv gemeinter Appell, viel daran ändern wird, wage ich deshalb zu bezweifeln.
nix für ungut. :wink:
8) LG Nilopa
Zuletzt geändert von Nilopa am 23.01.2014, 12:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Hansueli
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Re: So viel Leid

Beitrag von Hansueli » 23.01.2014, 12:51

kkj hat geschrieben:Hansueli, du meinst, einer der gehörnten Ehemänner soll sich hier zu Wort melden? "Ja Tach, ich bin der Ex-Mann von Userin XYZ, den sie für Habibi hat sitzen lassen. Sie hat mich nun gebeten, meine Sicht hier mitzuteilen" oder wie? :lol:

Nobler Gedanke, aber wenig realitätsnah. Finde ich.
Leider verstehe ich Deinen Post nicht, und vorallem nicht, was Du damit sagen möchtest.Vielleicht übersteigt Dein Geschriebenes und mein Verstehen zum Thema meine Vorstellungskraft.
Bitte klär mich auf.
Dank und Gruss
Hansueli
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Re: So viel Leid

Beitrag von Nilopa » 23.01.2014, 12:57

@Africus, dieselbe Zeit, derselbe Gedanke :wink:
so gesehen, wäre es vielleicht eher mal an der Zeit, für ein eigenes Forum "von Männern für Männer"???
Die entsprechend hauptsächlich frequentierten Länder wären dann jedoch wohl eher: Thailand, Indonesien, Russland, Ukraine, etc.pp
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Re: So viel Leid

Beitrag von kkj » 23.01.2014, 14:27

Hansueli, eigentlich ganz einfach: ein betroffener Ehemann wird wohl kaum hier auftauchen auf Anraten seiner Ex.

Zumindest die Männer, die ich so kenne, würden da einen Strich runter machen, aber sicherlich nicht sich noch hier die Blöße geben.

Bei Vätern, Brüdern, guten Freunden mag die Lage anders aussehen. Aber auch in dem Fall gilt: wenn es akut ist, hilft NIX gegen AMIGA. Und wenn es vorbei ist, hat man(N) eher andere Sorgen.
LG
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ibnbattuta
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Re: So viel Leid

Beitrag von ibnbattuta » 23.01.2014, 20:59

Ich bin schon lange Zeit stiller Mitleser in dem Forum und werde mich auch mal äussern, da unter anderem gefordert wird, was Männer zu diesem Thema denken oder zu sagen haben. Ich hoffe, dass ich dieses Thema so objektiv möglich abhandeln kann, werde aber wahrscheinlich kaum darum herum kommen, Abschweifungen subjektiver Art vorzunehmen.


Nun ja, ich verstehe dich Hansueli und deine Situation als Landmann gut und werde mich nach dem Vorstellen gerne mal allgemein äussern. Deine Geschichte habe ich mehr oder weniger mitgelesen, aber ich kann über die Motive deiner Tochter und des jungen Mannes nur Vermutungen anstellen. Aus der Sicht deiner Tochter ist er bestimmt attraktiver und aufregender als irgendein Landsmann, der jeden Tag bis um fünf im Büro sitzt und äusserlich nicht besonders auffallend ist. Für ihn eine Europäerin, die nicht mehr auf die eigene Familie hört (Sicht eines Tunesier) und im Moment gerade sehr gelegen kommt.

Ich, männlich, mitte 20 und Student (Psychologie) bin auf nach einem längeren Praktikum in Westafrika und im Maghreb in diesem Forum gelandet. Was mich dazu veranlasst war eigentlich pure Neugier zu einem Thema, dass meiner Meinung nach in der westlichen Kultur kaum Beachtung findet aber insgeheim immense Kosten verursacht und zehntausende Familien zu „Opfern“ macht. Westafrika ist wie der Maghreb und Ägypten auch ein Bezness-Ort, mit dem Unterschied, dass dort tausende junge Europäerinnen und mit ganz wenigen ausnahmen auch einige Europäer ein Volontariat machen und sich nebenbei auch noch gerne mit einem Einheimischen vergnügen wollen. Nach dem Vergnügen kommen aber auch schnell „materielle“ Forderungen und binationale Eheschliessungen, damit die AE in Europa gesichert ist.
Im Maghreb spielt sich das ganze auch ziemlich ähnlich ab, nur sind eher ältere Frauen betroffen und es vollzieht sich an Touristenorte und über das Internet. Ich bin oft in Nordafrika und habe, respektive hatte viele Freunde und Kollegen dort durch das Praktikum. Viele von denen sind jetzt nicht mehr dort und haben sich durch eine Heirat eine AE in Deutschland und Frankreich gesichert. Jedoch haben sich alle mittlerweile getrennt und ich wurde im Sommer auf eine „richtige Hochzeit“ eingeladen mit einer gleichaltrigen Landsfrau und allem was dazu gehört. Ausserdem wird auch schon den kleinen Immigrantenjungen aus dem Balkan, Türkei oder dem arabischen Raum, die hier leben beigebracht, dass Europäerinnen „leichte Mädchen“ sind und niemals geheiratet werden dürfen. Zum ausprobieren ja, aber niemals für eine richtige Beziehung. Ich wollte mal bei so einem Typen dagegen protestieren und dann kam die Antwort, dass er schon dutzende Mädchen hatte, aber noch nie eine Muslimin, da sich diese anständig verhalten und noch auf ihre Eltern hören. Mir fehlten dann schlicht die Argumente zum weiterdiskutieren. Dergleiche hat dann ein paar Wochen später im Ausgang ein Mädchen angemacht und als er nach ein paar Minuten später erfuhr, dass sie Muslimin ist, hat er sofort aufgehört und geschrieen, was sie denn hier mache, sie solle besser nach Hause gehen und anständig sein. Schliesslich sei sie ja keine Europäerin . Was für eine köstliche Doppelmoral, aber eben die eigenen Frauen sind tabu.
So viel zu meiner Person und meinem persönlichen Bezug zu diesem Thema. Ich werde jetzt gerne einen Versuch starten, Bezness aus der Sicht der Psychologie zu beleuchten und auch meine persönliche Meinung dazu abliefern.

Meiner Meinung nach handelt es sich beim Bezness in erster Linie um ein aufeinandertreffen von zwei Kulturen, die jeweils völlige andere Ansichten und Absicht mit dem Zweck einer Beziehung resp. Ehe verfolgen. Darüber hinaus ist Bezness ein Wohlstandphänomen und ist mit der ganzen Globalisation aufgekommen. Leute können vermehrt weit weg in den Urlaub und sich dort gute Hotels leisten, was in den Ländern Neid und Beachtung zu gleich weckt. Viele möchten auch so ein Leben führen, koste es was das wolle und Bezness ist da sehr einfach. Darüber hinaus ist es für die Männer auch ein Abenteuer und ein Spiel zu gleich, in dem sie nur gewinnen können und dass durchaus mit einem „Kick“ verbunden ist, sowie der Hoffnung auf viel Geld.

In der Psychologie gibt es verschiedene Modelle, die das menschliche Tun und Handeln zu erklären versuchen. Ein sehr berühmtes Modell ist die Maslowische Bedürfnishierarchie (kann man gerne googeln und einfach zusammengefasst nachlesen).
Maslow erklärt in seinem in Form einer Pyramide dargestellten Modell, dass der Mensch von Natur aus angetrieben wird, das höchste Ziel, nämlich die Selbstverwirklichung anzustreben. Damit dieses Ziel angestrebt werden kann müssen aber alle anderen Bedürfnisse, die sich im unteren Teil der Pyramide befinden abgedeckt sein.

Ich werde diese Bedürfnisse nun von unten nach oben darstellen:

1. Grundbedürfnisse:
-physiologische/ Körperliche Bedürfnisse: Essen, Trinken, Schlaf, Atmung und Wärme.

- Sicherheitsbedürfnisse: Unterkunft, Wohnung, Gesundheit und Schutz vor Gefahren (i.d.R GELD oder KRANKENKASSE), Ordung wie gewisse Gesetze oder Rituale

-Soziale Bedürfnisse: Fürsorge, Freundeskreis, Partnerschaft, Sexualität

2. erweitere Bedürfnisse
- Individualbedürfnisse: Der Wunsch nach Freiheit, Erfolg, Wertschätzung, Ansehen

- Selbstverwirklichung: Wunsch eigenes Potential auszuschöpfen und das zu werden, was einem anlagebedingt möglich ist (z.B attraktiver werden, gute Mutter sein etc.)

ERST WENN bis zu dieser Stufe alle Bedürfnisse befriedigt sind, wird nach Maslow eine neue Unruhe und Unzufriedenheit im Menschen erwachen: Er strebt nach SELBSTVERWIRKLICHUNG, anbei wird von ihm 1943 nur angenommen , dass ca. 2% der Weltbevölkerung diese Stufe erreichen. Heute sind es aber weit mehr, aber die meisten leben in der westlichen Welt, während in den Beznessländern oft diese Grundbedürfnisse kaum gedenkt werden können.
Als Kritikpunkt lässt sich weiter ansehen, dass Maslows Bedürfnispyramide ein westlich-industriell sozialisiertes Statusdenken und einen Individualismus voraussetzt, die in anderen Kulturkreisen nicht selbstverständlich sind. Die Bedürfnispyramide zeigt eine Hierarchie, die ohne diese kulturspezifischen Voraussetzungen nicht existiert. In Gesellschaften, für die die unteren Bedürfnisse besonders wichtig sind, streben die Menschen keineswegs danach, primär ihre körperlichen Grundbedürfnisse zu stillen, bevor sie nach Sicherheit und sozialen Beziehungen streben. Vielmehr sind die sozialen Beziehungen in Form des Aufgenommenwerdens und Verbleibens in einer Gruppe, Familie oder Stammesgemeinschaft die Voraussetzungen für Sicherheit und die Befriedigung der körperlichen Grundbedürfnisse. Dementsprechend steht auch das Wohl der Gruppe über dem eigenen. Man ist bereit, für die Gruppe zu sterben, denn ohne sie ist man ohnehin nicht lebensfähig. Die drei unteren Bedürfnisebenen dürfen demnach nicht als hierarchisch gegliedert angesehen werden, sondern bilden eher gemeinsam eine Vorstufe der materiellen Statussicherung für den darauf folgenden Bereich der sozialen Anerkennung.


Nun würde ich mal sagen, dass 95% aller westlichen Europäer die Grundbedürfnisse abgedeckt haben und förmlich Individualbedürfnissen und Selbstverwirklichung streben. Dies aber nur können, weil wir in einem reichen, westlichen Land aufgewachsen sind und oft mündet dieses Verhalten/ Streben in Unvernunft, dass in einem Wort beschrieben werden kann, nämlich: DEKADENZ
Wir können so viel im Alltag nach Lust und Laune tun, z.B jeden Tag wählen , ob wir Fleisch Essen wollen, wählen wo wir in den Urlaub fliegen, wählen wo wir im Urlaub hinfahren und wir können sogar unseren Partner/Partnerin wählen, respektive Abwählen. Warum also nicht, wenn man die Qual der Wahl hat einen attraktiven/-e Partner/ Partnerin wählen, der/die natürlich sich in der Regel in Form als Landsmann/Frau einfach so anbietet, um seinen individuellen Bedürfnissen Rechnung zu tragen?

Lieder ist es aber so, dass irgendwo auch dem Menschlichen Tun und der Vernunft Grenzen gesetzt werden und Grenzen gesetzt werden müssen. Der übermässige Fleischkonsum braucht Unmengen an Nahrungsmittel und zerstört das Ökosystem, das übermässige in die Ferien gehen/ fliegen führt zu Klimaerwärmung und der noch so attraktive Partner/ Partnerin entpuppt sich schnell als Katastrophe, zerstört unsere europäische Kultur noch schneller, indem ganze Familien zerstört werden und belastet zusätzlich noch die Staatskasten mit Unmengen an Sozialkosten.

Ich kenne einige Leute aus Freikirchen und diese würden nie so ein Abenteuer anfangen, denn für sie ist die Moral wichtiger als der Invidualismus und die Selbstverwirklichung. Ausserdem würden auch die ganz gläubigen Nordafrikanischen Muslime nichts so etwas tun, da eine andersgläubiger kaum respektiert würde in der Gemeinschaft.
Man muss nicht gläubig, um so etwas zu denken, aber ein bisschen mehr Moral würde uns allen gut tun. Wir müssen lernen mit unserer vielen Freiheit umzugehen, uns Grenzen zu setzen und zum Wohle der Allgemeinheit zu handeln, denn nur so wird dieses Europa in dieser Form auch wenn ich alt bin noch weiterexistieren können. Andererseits sehe ich schwarz für unsere Freiheit, Vernunft und demokratischen Werte. Individualbedürfnisse und Selbstverwirklichung bedeutet nicht, jegliche Grenzen zu überschreiten und alles rundherum zum persönlichen Lebensglück zu ignorieren.

Und all meinen Freunden, die selber Bezness betrieben haben, denen bin ich überhaupt nicht böse. Ich sage ihnen von Herzen: "Mabrouk Khouya". Sie haben lediglich das gemacht, was wir täglich unbewusst machen, nämlich Grundbedürfnisse decken, nur auf Kosten von anderen, so wie wir auch auf Kosten von anderen (z.B Fabrikarbeiter in Bangaldesch, China usw.) indirekt hier im Wohlstand leben... und zu guter letzt braucht es immer zwei Personen, die dieses "Spiel" mitspielen und nirgends auf der Welt kann man nämlich als Mann mit leeren Taschen heiraten, nirgends ausser in der westlichen Welt... und wenn diese Bedürfnisse gedeckt sind, ja dann geht es erst richtig los!!!

Wie sagt man so schön: „einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“. Das kann jeder auf seine Art interpretieren... Ich habe es schon gemacht.

Amely
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Re: So viel Leid

Beitrag von Amely » 23.01.2014, 21:05

Hallo ibnbattuta,

willkommen im Forum 1001 Geschichte.
Das Team wünscht dir einen guten und informativen Austausch.
Liebe Grüße Amely

Flensee
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Re: So viel Leid

Beitrag von Flensee » 23.01.2014, 21:42

Besser kann man darauf nicht antworten. Danke Never

ibnbattuta
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Re: So viel Leid

Beitrag von ibnbattuta » 23.01.2014, 23:10

Wer meinen langen und ausführlichen Bericht genau gelesen hat, der merkt, dass ich gegenüber Bezness durch und durch sehr kritisch gegenüberstehe und mir die Folgen davon zu schaffen machen. Wenn ich schreibe, dass ich ihnen "nicht böse bin", dann heisst das nicht, dass ich es gut finde, sondern lediglich rational nachvollziehen kann, wieso Menschen in der Lage sind so etwas zu tun. Und ein Afrikaner hat mir mal wortwörtlich gesagt: "Wir schliessen nur Freundschaften, wenn wir davon auch einen Nutzen haben." Und genau das Wort indirekt wird nämlichen auch von Nord- und Schwarzafrikaner verwendet, denn sie machen uns indirekt dafür verantwortlich für Folgen der Kolonisation, die Überfischung vor Westafrika und dem Drohen der EU gegenüber Schwarzafrika nicht mehr zollfrei exportieren zu können, sollte das Freihandelsabkommen (was nur Für die EU lukrativ ist) nicht bis anfangs 2014 unterschrieben werden, was auch indirekt ein Grund dafür ist, dass sie in Armut leben (aber nur indirekt, da auch korruption und Misswirtschaft dafür verantwortlich ist).

Ich glaube, dass meine Botschaft aber trotzdem angekommen ist und ich finde, dass man dieses Thema objektiver anschauen muss, auch wenn ich mir bewusst bin, dass vielen Frauen (und einigen Männern) grosses Leid angetun wurde. Bezness resultiert aus verschiedenen Faktoren und würde es vielen Ländern finanziell besser gehen, würde es auch dieses Phänomen niemals geben und die Visabestimmungen wären gelockerter. Punkt!

Und ja Bezness taucht fast nur dort auf, wo sich auch Touristen in Masse neben bitterer Armut tummeln und nach einigen Geschichten auf dieser Seite und persönlichen Erlebnissen, fragt man sich schon, ob unser Verhalten nicht teilweise auch Bezness fördert. Und ja, ich schreibe ja genau in das Forum, damit sich Leute informieren können und viele Beiträge hier geben auch Tipp's wie man sich in einem "Typischen Bezness-Land" Verhalten soll, was ich natürlich begrüsse.

Ich möchte mich eigentlich nicht mehr gross zu diesem Thema melden und wünsche allen Betroffen viel Kraft. Ich wird mich weiterhin mit diesem Thema auseinandersetzen und finde es traurig, wie weit es kommen musste, dass soviel Unrecht und Leid existiert und in Zeiten der Globalisation und einer grossen Kluft zwischen Arm und Reich ist es halt nicht verwunderlich, dass dieses auch in unsere Häuser getragen wird und auch ich wurde schon leider zu oft mit "Bezness" konfrontiert.

Candy
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Re: So viel Leid

Beitrag von Candy » 23.01.2014, 23:41

Hallo Ibnbatutta,

auch ich kann mich Never nur anschliessen,
möchte aber für mich noch etwas los werden:
1.) besonders die wirklich armen Menschen haben oftmals den grössten Respekt anderen gegenüber.

2.) Ibnbattuta, wie bringst du es fertig, eine Entschuldigung für Bezness zu finden, es so nach dem Motto: "Ach, die armen Jungs können ja nichts dafür... " abzutun?
Du kannst nicht einfach behaupten sie (die Beznesser) haben nur das gemacht, was wir tagtäglich machen, Ich wehre mich dagegen, ich würde mich nie auf Kosten anderer bereichern!

Bezness ist menschenverachtend - da gibt es überhaupt kein Wenn und Aber!
Bezness ist ein Verbrechen, hier werden Menschen gedemütigt, belogen, betrogen, ruiniert und nicht selten bleiben seelisch Traumatisierte zurück, und das zeitlebens.! Das ist die Realität und dir als Psychologe sollte besonders klar sein, was das für die Betroffenen im Alltag, und für den Rest des Lebens bedeutet!
Da gibt es genauso wenig zu beschönigen wie bei einer Vergewaltigung oder einem Mord.
Als Psychologe solltest du dich mal fragen, wie deine Darstellung hier bei den vielen Opfern ankommt?!?

Das ist meine ganz persönliche Meinung
Liebe Grüsse
Candy
Candy@1001Geschichte.de



Wer alles glaubt hat aufgehört zu denken (v.R.J.-M.)

Zwoelfe
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Re: So viel Leid

Beitrag von Zwoelfe » 24.01.2014, 06:52

@ibnbattuta
Du bist was ? Student der Pischiologie ???

Dann solltest Du die Dozenten , am besten gleich die ganze Uni wechseln ... professionell sind Deine Ausführungen meiner Meinung nach nicht .

Übrigens finde ich die Idee , ein Forum für Männer aufzumachen , richtig gut . Und Moppel moderiert das Ganze ... war`n Scherz , na klar sollte das Hansueli tun ...

... obwohl , Moppel als Co - Moderator ... mit seinen "männlichen Kommunikationsstrategien" isser mir direkt ans Herz gewachsen ... und das könnte für viele Männer hilfreich sein , um sich überhaupt erst mal zu öffnen .

Zwoelfe
Love all , trust a few and do wrong to none ...

... ich hab`mal gehört , der ist von Shakespeare - oder isses der Glückskeksspruch vom Chinamann nebenan ?

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