Wissenswertes zu Sklaverei

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Zwoelfe
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Wissenswertes zu Sklaverei

Beitrag von Zwoelfe » 19.10.2015, 06:02

Für Rubinrot und Max84 - aus gegebenen Anlaß ...

Immer wieder brandet auch hier das Thema Sklaverei auf und der alleinigen Schuld des weißen Mannes auf .

Vor einiger Zeit gab es über Sklaverei einen großen PM Artikel - PM - Wissenschaftsmagazin für Nichtakademiker - nicht PI . Die Sichtweise : der Weiße ist an allem schuld ! ist hinlänglich bekannt - in diesem Artikel geht es um das Verhalten der Schwarzen ... sozusagen mal ein "Gegengewicht" .

http://www.pm-magazin.de/a/es-gab-sie-w ... avenhalter

Sie wurden in Afrika geraubt und in die Neue Welt verschifft. Weiße Händler verdienten an ihnen, und weiße Käufer beuteten sie grausam aus. Das ist unser Bild von den schwarzen Sklaven in Amerika. Doch es stimmt nur halb. Die ganze Wahrheit ist komplexer – und erschreckend aktuell.

Schwarze gegen Schwarze: Während der Sklaverei waren das in Amerika seltene Ausnahmefälle. Aber in Afrika ist es ein allzu gut bekanntes, grausames und tödliches Muster bis heute; ein Hauptgrund, warum der schwarze Kontinent nicht auf die Füße kommt. Skrupellos regiert das Recht des Stärkeren: Im Sudan ermorden und vertreiben muslimische Schwarze die christlichen Schwarzen. In Ruanda haben 1994 schwarze Hutu 800000 schwarze Tutsi massakriert. Selbst ernannte schwarze Machteliten im Kongo, in Nigeria, Togo oder Zaire bestehlen ihre eigenen Völker, stecken Milliarden an Entwicklungshilfe in die eigene Tasche und behandeln ihre Staaten wie Privatbesitz. Und nicht selten sind diese Leute »die Nachkommen jener Stämme, die jahrhundertelang ihre Nachbarn versklavten, die Versklavten verkauften und darum prosperierten«, schrieb kürzlich der deutsche Historiker Egon Flaig.

Die geschichtliche Mitverantwortung von Afrikanern am Sklavenhandel ist ein Tabuthema. Weiße fassen es nicht an, aus berechtigten Schuldgefühlen. Schwarzafrikaner reagieren allergisch auf seine Erwähnung, weil sie ihre einträgliche Opferrolle gefährdet sehen. Doch ohne die Mithilfe schwarzer Häuptlinge und Stammesfürsten hätten die weißen Exporteure niemals insgesamt 30 bis 40 Millionen Sklaven in Afrika jagen, fangen, zu den Häfen bringen und auf ihre Schiffe verladen können.

Dass Schwarze Schwarze an Weiße verkauften (und sich eine goldene Nase damit verdienten, der König von Dahomey war reicher als Queen Victoria), ist bekannt. Dass Europäer bis ins frühe 19. Jahrhundert nicht nur Sklavenhändler, sondern auch selbst Sklaven waren, wissen wir seit dem Aufsehen erregenden Sachbuch »Christian Slaves, Muslim Masters« des US-Historikers Robert C. Davis: Mehr als eine Million Europäer wurden zwischen 1530 und 1820 von nordafrikanischen Piraten verschleppt und in Marokko, Tunesien, Algerien, Libyen als weiße Arbeitssklaven verkauft.

Aber US-Schwarze als Sklavenhalter? In Fachbüchern taucht der irritierende Aspekt hier und dort auf, es gibt Belege und Zahlen dazu. Doch »Die bekannte Welt« greift als erstes Buch das Paradox auf. Es ist zwar eine Fiktion, aber historisch stichhaltig und psychologisch schlüssig und macht uns mit seinen Figuren den schwarzen Sklavenhalter samt Zeitgenossen verständlich.

Wie viele schwarze Sklavenhalter gab es in Amerika? In den Südstaaten, die damals auch die Sklavenstaaten genannt wurden, lebten zu Beginn des Bürgerkriegs 1860 etwa acht Millionen Weiße und vier Millionen Schwarze. 94 Prozent der Schwarzen waren Sklaven. Sie waren landwirtschaftliche Produktionsmittel, hatten rechtlich nicht den Status von Menschen, sondern von Besitz – wie Pflüge. Oder wie Ochsen, bevor es Tierschutzgesetze gab. Der Neger als Ware, käuflich und verkäuflich:

Die Logik des Eigentums erklärt sowohl, dass Schwarze freigekauft werden, als auch, dass sie selbst Sklaven kaufen konnten. Das tat zwar nur eine Minderheit der Minderheit, etwa zehn- bis zwölftausend von den rund 240000 freien Schwarzen. Doch warum haben diese Wenigen es getan? Sie kannten doch Unterdrückung, Unfreiheit, Rechtlosigkeit, sie wussten, was der Zwang zu 14 Stunden täglicher Feldarbeit bedeutet, wie es ist, jederzeit verkauft und von Eltern oder Kindern getrennt werden zu können, wie Ketten an Händen und Füßen sich anfühlen und wie es ist, wenn die nackte Rückenhaut von der Peitsche zerfetzt wird. Und nun taten sie ihren schwarzen Brüdern und Schwestern das Gleiche an? Sie werden wohl alle charakterlich der Romanfigur Henry Townsend geglichen haben: tüchtig und motiviert, opportunistisch und selbstgerecht, Unterdrückte, die sich ihre Unterdrücker zum Vorbild nehmen, deren Gesetze und Moral.

Neuzeitliche Sklaverei dagegen brauchte fortschrittlichere Rechtfertigungen. Weiße Sklavenhalter fanden sie im biologischen Rassismus: Die schwarze Rasse ist der weißen unterlegen; für den Fortschritt muss es Herren und Knechte geben; wer zu was geboren ist, das definiert die Hautfarbe. Schon im Alten Testament findet sich das Vorbild: Noah verflucht einen seiner Söhne zur Sklaverei – Ham, den Stammvater aller Dunkelhäutigen, der Hamiten. Auch Thora und Koran, die Heiligen Bücher von Judentum und Islam, sprechen sich nirgends ausdrücklich gegen die Versklavung von Menschen aus. Die christliche Kirche hat mit Bezug auf die Bibel die Sklaverei lange Zeit als Mittel gebilligt, um die Heiden zum Christentum zu bekehren. Doch diese perverse religiöse Begründung war zweitrangig hinter der rassistischen. Erst 1839, Jahrzehnte nach dem Beginn der Antisklavereibewegung in England und in den amerikanischen Nordstaaten, äußerte sich endlich auch der Heilige Stuhl in Rom offiziell gegen die Sklaverei.

In Nordafrika dagegen, wo dunkelhäutige Moslems weiße Christen versklavten, funktionierte die rassistische Argumentation nicht: Zivilisatorische Unterlegenheit der Weißen ließ sich vis-à-vis den europäischen Hochkulturen schlecht behaupten. Also diente den Moslems die Religion als Rechtfertigung: Wer den Propheten Mohammed nicht anerkennt, muss bekämpft und darf versklavt werden. Dunkelhäutige Sklavenjäger kaperten Fischer und Handelsschiffsbesatzungen im Mittelmeer, überfielen küstennahe Siedlungen in Italien, Portugal, Spanien und Frankreich, machten Menschenbeute in England, Irland und sogar Island. Miguel de Cervantes (1547 – 1616) wurde 1575 als Offizier der spanischen Marine von Piraten gefangen genommen und verbrachte fünf Jahre in algerischer Sklaverei, in seinem »Don Quijote« hat er seine schlimmen Erlebnisse verarbeitet.

Schwarze unterdrücken Schwarze – es scheint, als wolle die unselige Geschichte der Sklaverei südlich der Sahara nicht aufhören. Weiße waren die Hauptschuldigen, die Anstifter und Groß-Profiteure des massenhaften Menschenraubs. Doch Schwarze waren die willigen Helfer. Die weißen Profis des Sklavenhandels in ihren Niederlassungen an der westafrikanischen Küste zahlten gut, 20 Pfund Sterling um 1750 für einen gesunden jungen Mann, und die Stammeshäuptlinge ließen sich gern zur Menschenjagd motivieren: Der Nachbarstamm war ohnehin verhasst, nun gab es auch noch Geld für den Lebendfang der Feinde!

Wir Weißen in Europa und Amerika tragen heute einen Teil unserer historischen Erbschuld an Sklaverei und Kolonialismus durch Entwicklungshilfe ab. Afrikanische Eliten stellen sich der Mitschuld ihrer Vorväter bis heute nicht.
Es gibt positive Ausnahmen in Staaten wie Botswana, Mozambique und Uganda, die aus der anklagenden, rückwärts gewandten, handaufhaltenden Opferhaltung herausfinden, Staaten, die wirtschaftlich auf die Füße kommen, deren Führungsleuten das Wohl ihres Volkes am Herzen liegt. Ausnahmen, leider. Typischer ist die Haltung afrikanischer Delegierter auf der jüngsten UN-Vollversammlung vom September in New York: Bittere Klagen über die Brutalität der Weißen waren dort wieder einmal zu hören – von schwarzen Staatsmännern, die im selben Atemzug die Brutalitäten gegenwärtiger schwarzer Herrscher entschuldigten.

Die Geschichte der Sklaverei läßt sich mit einem simplen Schwarz-Weiß-Schema nicht begreifen. Sie war und ist zweifellos ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit; dennoch hat die UN-Menschenrechtskommission eine entsprechende Erklärung bisher nicht abgegeben. Der Grund: Sie würde Reparationsforderungen mit hoch komplizierten Konsequenzen auslösen. An wen wären die Sühnegelder zu zahlen? fragte kürzlich der Historiker Egon Flaig: an die Nachkommen jener »Sieger-Stämme«, die einst ihre Nachbarn versklavten? Auch der angesehene schwarze (!) Harvard-Professor Henry Louis Gates jr. hat unlängst auf die willigen schwarzen Helfer der weißen Sklavenhändler hingewiesen: Hätten Afrikaner nicht ihre eigenen Landsleute verkauft, wäre es um den Kontinent heute besser bestellt, argumentierte er in einer Fernsehserie über Afrika. In Ghana filmte er einen Fremdenführer, der schwarzen amerikanischen Touristen im ehemaligen Sklavenfort Elmina sagt: »Wir Ghanaer haben euch verkauft.«


Hier mußte ich das von mir Gespeicherte im Ganzen einstellen , da der Link nicht mehr funzt oder ich zu doof bin , den Originalartikel wieder zu finden .

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Moppel
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Re: Wissenswertes zu Sklaverei

Beitrag von Moppel » 19.10.2015, 11:02

Als Ergänzung empfehle ich das Buch.
Titel
*Der verschleierte Völkermord*
Untertitel
*Die Geschichte des muslimischen Sklavenhandels in Afrika*
Autor
*Tidiane N'Diyae*
ISBN
978 3 498 04690 3

Ein Abstecher in die Geschichte der US Navy, speziell der USS Constitution, bringt zu dem Thema auch Erstaunliches zu Tage. Es hat schon seinen tieferen Sinn warum die Offiziere der US Navy zu ihrer Paradeuniform einen sogenannten *Mameluckensäbel" tragen.
Kurz und knapp.
Nordafrika wurde seinerzeit von den Europäern besetzt um die permanenten Raubüberfälle/Piraterie der Nordafrikaner auf Europa und europäische Schiffe zu unterbinden.
Stichwort sind hier die
-Barbareskenkriege
Gruß

Candy
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Re: Wissenswertes zu Sklaverei

Beitrag von Candy » 19.10.2015, 11:24

Liebe Zwoelfe,

als ich gestern die Beiträge und Gedanken zum Thema Sklaverei/Sklavenhandel las,
hätte ich gerne das eine oder andere dazu geschrieben, doch ich wusste ehrlich gesagt absolut nicht, wo ich ansetzen sollte.

Für deinen wieder einmal wirklich sehr guten und aufschlussreichen Beitrag möchte ich dir danken!
Liebe Grüsse
Candy
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Zwoelfe
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Re: Wissenswertes zu Sklaverei

Beitrag von Zwoelfe » 19.10.2015, 13:53

Vielen Dank , liebe Candy .

Es gab vor einiger Zeit einen Bericht im Fernsehen , wo eben dieser Reiseführer gezeigt wurde und der Ort , den er präsentiert : das Gebäude , in dem die Sklaven damals gehalten wurden . Darauf hin habe ich mal ein wenig gegraben ... wahrscheinlich dürfte heute so ein Bericht auf arte oder Phönix" gar nicht mehr gezeigt werden , da "der Islam" negativ dargestellt wird - beim Christentum ist das ja egal - je schlechter m je besser ...

Mittlerweile habe ich zu vielen Sachen - nicht nur Flüchtlings" - recherchiert , da ich der Meinung bin , dass das viele Sachen mehrere Aspekte haben , aber prinzipiell? versucht wird , nur eine Seite aufzuzeigen ... eagl bei was - nämlich die Seite , wo für andere am meisten "rauszuhauen" ist .

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moonlight
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Re: Wissenswertes zu Sklaverei

Beitrag von moonlight » 19.10.2015, 15:27

Liebe Zwölfe,

danke fürs Einstellen. Wie immer super recherchiert!

LG
moonlight

Candy
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Re: Wissenswertes zu Sklaverei

Beitrag von Candy » 19.10.2015, 17:17

Zwoelfe hat geschrieben:Mittlerweile habe ich zu vielen Sachen - nicht nur Flüchtlings" - recherchiert , da ich der Meinung bin , dass das viele Sachen mehrere Aspekte haben , aber prinzipiell? versucht wird , nur eine Seite aufzuzeigen ... eagl bei was - nämlich die Seite , wo für andere am meisten "rauszuhauen" ist .
so ist es wirklich, liebe Zwoelfe!

Der schwarze Kontinent ist so lange ich denken kann aus vielerlei Gründen eines meiner Interessenschwerpunkte.
So habe ich mich immer wieder auf sehr verschiedene Weise informiert und stets ein anderes Bild von dem bekommen,
als das, was uns vielmals in den Medien präsentiert wurde.
Auch Süd-Afrika, Apartheid und Nelson Mandela wurde uns hier oft ganz anders "verkauft".

Ähnliche Erfahrung machte ich seinerzeit mit Sri Lanka, als die "achso bösen Tamilen" (Rebellen!!!), um ihre Rechte kämpften...
Was wurde uns hier in den Medien nicht alles Schreckliches von diesen "bösen Rebellen" berichtet.
Die Reporter vergassen nur davon zu berichten, dass diese ethnische Minderheit in Wirklichkeit ausgelöscht werden sollte.(das nur mal ganz am Rande erwähnt)

Aber eben, so ist die Medienlandschaft, die fast immer unter dem Einfluss der Politik steht
und den Wind aus der Richtung blasen lässt, wie er grade gebraucht wird!
Liebe Grüsse
Candy
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Re: Wissenswertes zu Sklaverei

Beitrag von Zwoelfe » 20.10.2015, 09:41

Danke für den Buchtipp , lieber Moppel .
Zwoelfe hat geschrieben:Sklaverei ist übrigens in einigen Gebieten Schwarzafrikas und wohl wenigen Gebieten Südasiens noch absolut an der Tagesordnung.
Lieber Strauss , gibt es Links oder "zitierfähiges" dazu ? Würde bestimmt nicht nur mich interessieren .

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Max84
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Re: Wissenswertes zu Sklaverei

Beitrag von Max84 » 20.10.2015, 09:57

Man könnte auch sich den Global Slavery Index anschauen (http://www.ungift.org/doc/knowledgehub/ ... d_WEB1.pdf)
Länder mit höchstem Sklaverei-Index: Mauritania,Haiti,Pakistan,India,Nepal,Moldova,Benin,Cote d’Ivoire,The Gambia,Gabon
In absoluten Zahlen die höchste Anzahl an Sklaverei: India,China,Pakistan,Nigeria,Ethiopia,Russia,Thailand,Democratic Republic of Congo,Myanmar,Bangladesh

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