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von Franconia » 27.11.2016, 10:13
Wisst ihr was ich mich frage,
wo ist das respektvolle Miteinander hin, das sich und seine Lebensweise gegenseitig tolerieren ohne sich gleich auf den Schlips getreten zu fühlen, ohne gleich Rassismus zu schreien wenn einem was nicht passt und daraus dann ein Fass auf zu machen?
Wenn ich so an meine Kindheit und Jugend zurück denke (und ich hab jetzt auch schon ein paar Lenze hinter mir), fällt mir auf wie sehr sich das Miteinander zwischen den verschiedenen Nationalitäten, Religionen und Kulturen hier in D negativ verändert hat.
Zu meine Schulzeit gab es z.B. nur kath. oder ev. Religionsunterricht und der war verpflichtend für alle Schüler, egal welchen Glauben sie hatte. Heißt, nicht-christliche Schüler (bzw. deren Eltern) mussten sich für den Unterricht in der einen oder anderen christl. Glaubensrichtung entscheiden und dann auch daran teilnehmen (inkl. Noten). Die Unterrichtung des eigenen Glaubens fand dann für muslimische oder jüdische Kinder nachmittags oder am Wochenende statt, unabhängig von der Schule. Aufgeregt oder diskriminiert hat sich damals keiner gefühlt, weder Eltern noch Kinder.
Schaut man sich aber heute um...
Gemeinschaftlicher Sport- und Schwimmunterricht von Jungs und Mädels war in der Grundschule bei uns usus. Da hat keiner ein Fass aufgemacht weil dieser Unterricht geschlechtergemischt war und auch kein andersgläubiges Mädel hat sich mit einem Ganzkörperkondom vermummt.
Heute dagegen...
Pausenbrote wurde wie selbstverständlich getauscht, Geburtstage wurden gemeinsam gefeiert unabhängig von Herkunft und Religion und keinen hat es interessiert was auf den Tisch kommt bzw. die Eltern haben nicht vorab eine Liste mit den verbotenen Lebensmitteln durchgegeben oder die Gastgebereltern zur Minna gemacht wenn ihr Kind irgendwas gegessen hat, was evtl. in der eigenen Religion offiziell nicht erlaubt ist.
Gemeinsame Klassenfahrten, Ausflüge, etc. alles kein Problem.
Auch unter den Erwachsenen war es wesentlich entspannter. Man hat sowohl den Lebensstil, als auch religiöse und traditionelle Werte des anderen (andersgläubigen) respektiert. Leben und leben lassen war zu der Zeit, an die ich zurück denke, die Devise. Arbeitserleichterungen/Vergünstigungen aufgrund von z. B. Ramadan zu fordern, darauf wäre damals keiner gekommen.
Und heute...
Und nein, die Gastarbeiter (so hieß das damals noch), die waren mMn wesentlich weniger aufgeklärt über Land, Leute, Sitten und Gebräuche hier und so mancher mag sicher einen Kulturschock bekommen haben. Und auch die sprachliche Verständigung war seinerzeit wesentlich schwerer, denn es gab weder Sprach- noch Integrationskurse (geschweige denn wurden die Kosten für den Spracherwerb staatlich alimentiert oder finanziert. Trotzdem hat man sich gegenseitig besser verstanden als es heute der Fall ist (zumindest mein Eindruck).
In meiner Jugendzeit kamen bei uns die ersten türk. "Supermärkte" auf, vieles was es dort gab war für dt. Mägen unbekannt, aber trotzdem ging man gerne dort einkaufen (ich zumindest). Heute dagegen, ... ich kaufe immer noch gerne in ausl. Geschäften meine Lebensmittel, auch in türkischen oder arabischen, aber wenn man als Frau im Sommer etwas leichter bekleidet rein geht wird man, im Gegensatz zu früher, vom Besitzer (oder den Mitarbeitern) durchaus schon mal schief angeschaut und wenn man raus kommt, dann kann es einem passieren das man einen dummen Spruch von einem "rechtschaffenden Deutschen" rein gedrückt bekommt. Warum? Warum eckt man heute auf allen Ebenen mit etwas an, was vor ein paar Jahren noch keinen interessiert oder gar gestört hat?
Warum wird man heute gleich als Rassist beschimpft wenn man seinem ausl. Gegenüber mal ein paar klare Takte sagt oder von diesem gesagt bekommt? Ging doch früher auch ohne Probleme und vor allem i.d.R. ohne handfeste Auseinandersetzungen in die sich ganze Hundertschaften der jeweiligen Kontrahenten eingemischt haben.
Wo bitte ist der respektvolle Umgang und die gegenseitige Toleranz, die es vor einigen Jahren hier noch gab, hin?
Was ich oben beschrieben habe bezieht sich auf D.
Aber ich bin mit den Jahren viel herum gekommen, habe mich in einigen Ländern länger aufgehalten (bzw. halte mich auch heute noch in einigen Ländern außerhalb D mitunter länger abseits der Tourihochburgen auf) und diese negative Veränderung, die ich hier in D erlebe/erleben muss, die beschränkt sich leider nicht nur auf D.
Ich kann von keinem der Länder, inkl. D, in dem ich mich mitunter länger aufhalte sagen, ja, dort würde ich gerne leben/lebe ich gerne, denn dort gibt es noch dieses respektvolle Miteinander und man kann ohne Angst vor Beleidigungen/Beschimpfungen/Übergriffen auf die Straße gehen und sein Leben so leben wie man will, unabhängig der Herkunft, der Religion oder sonstiger Dinge.
Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen. (Platon)