Lucky hat geschrieben: ↑13.07.2008, 15:34
Hallo!
Ich weiss, dass das Thema der Warnzeichen schon alt ist, aber ich denke jetzt zur Urlaubszeit ist es gar nicht schlecht, das nochmal anzusprechen.
Zu meinem Backround:
Habe Arabistik studiert und bewege mich seit ca. 8 Jahren in einem orientalischen Umfeld (zuerst Ehe mit orientalischem Beznesser, na ja, war sehr jung und unwissend damals),
dann habe ich einige jahre in einem moderaten arabischen Land verbracht und bin jetzt sehr glücklich mit einem orientalischen Mann verheiratet, der mir gezeigt hat, dass ein Araber anders sein kann
(seine Voraussetzungen: Intellektuell, sehr kritisch der eigenen Gesellschaft gegenüber, sehr sehr liberale Familie und von Geburt an kein Moslem, also westliche Sichtweise widerspricht seinen Grundsätzen nicht sehr).
Mein Thema: Unterschied in europäischer Denkweise und arabischer Einstellung beim Thema Ehe.
Habe eher die traditionelle Denkweise (auch nicht-muslimisch traditionell) hier beschrieben, da das häufiger zutrifft, oft auch bei Studierten und Reichen:
- in Deutschland (kann hier nicht für ganz Europa sprechen): idealer Altersunterschied (seit ca.80Jahren):
1. der Mann ist 2-4 Jahre älter (Begründung des Volksmundes:"da Männer in der Jugend als unreifer als die Mädels gelten"),
damit Mann und Frau auf gleicher Reifestufe sind,
2. neuerdings kann auch die Frau älter sein, Hauptsache man liebt sich.
-In der orientalischen Welt: Idealer Altersunterschied 7 Jahre (früher sogar mehr, heute teilweise noch in sehr traditionellen Gegenden),
1.da die Frau scheinbar "so schnell altere" , klar wenn sie 7 Kinder bekommt und den Haushalt plus Pasha zu versorgen hat
(wirklicher Hintergrund: Lust auf "Frischfleisch") und Repräsentationsrolle der Ehefrau
2.größerer Kindersegen,
3.jüngere sind naiver und besser zu "erziehen"

) Das mit dem Erziehen habe ich schon von vielen Arabern gehört, grummel grummel
- in D: Heirat bedeutet für das Paar:
1.Beweis der
Liebe , Versprechen füreinander da zu sein
2. sich
gemeinsam eine Zukunft
aufbauen zu wollen.
3.Kinder sind nicht das Hauptziel, je nach Wunsch. Daher kann es auch sein, dass noch alte Leute heiraten
-In der oriental. Welt: die Ehe hat den Zweck,
1.die Frau zu versorgen,
2.die Verantwortung über ihren moralischen Lebenswandel von der Familie auf den Mann zu übertragen, sie also gesellschaftsfähig zu machen:
Ehe als Eintritt ins
Erwachsenenleben und mehr Ansehen (vor allem wenn der Mann reich und angesehen ist).
3.Kinder und 6 sind der Hauptgrund für die Ehe:
daher heiratet niemand einen Partner, der keine Kinder bekommen kann.
Auch keine Eheschliessung zwischen Älteren aus "Liebe" (ohne Aussicht auf Kinder, Heissen 6 oder Repräsentationsfunktion der Ehefrau).
Deshalb würde auch nie jemand eine Nicht-Jungfrau heiraten (hat Vergleichsmöglichkeiten, gilt als untreu und asozial und der Mann wird immer eifersüchtig auf den "Ersten" bleiben) und sie ist zu selbstbewusst: verweigert sich evntl. ihren Pflichten (6 gilt im Islam für die Frau als Pflicht)!!
- In D: Heirat als persönliche Liebesentscheidung:
1.Attraktivität des Partners ist subjektiv, kann also auch nicht der Norm entsprechen (dick, älter, event. körperbehindert, zeugungsunfähig)
2. Leben vor der Ehe spielt kaum eine Rolle, akzeptabel sind "unmoralische" Vergangenheit des Partners, Partner evetl. schon geschieden, Kinder von früherem Partner etc.
- In oriental. Ländern: Die Ehe ist eine Entscheidung, die nicht nur vom Paar selbst getroffen wird, mindestens spielt die "Gesellschaft" eine Rolle (man will sich ja auf der Strasse mit seinem Partner shen lassen können): 1.Die Frau sollte jünger oder zumindest nicht älter sein
(bis zu 3 Jahren sind in der intellektuellen High Society gerade noch so akzeptabel, aber sehr sehr selten).
Heiratsgrenze für Frauen ist bei traditionelleren Gesellschaftsschichten eventuell schon 25 Jahre (dann hat sie ja nur 7 Jahre Zeit, um 8 Kinder zu bekommen, das funktioniert nicht)!!
Bei weniger Traditionellen 30 bis 33 maximal (wenn nur ein Kind gewünscht wird und das in diesen Kreisen okay ist),
Orientalen gehen halt noch von der früheren miserablen Lebenserwartung aus und da konnte eine Frau über 30 (und nach zig Schwangerschaften) einfach keine Kinder mehr bekommen!
2. sollte schön und schlank sein, um zu repräsentieren (
wer auch immer behauptet hat, Orientalen lieben mollige Frauen, ist uninformiert, das Gegenteil ist der Fall: Oberflächlichkeit hoch 10), Da die Ehe eine öffentliche Sache ist, kann er zwar eine Mollige zur Gespielin haben, aber nicht heiraten. Ausserdem sind alle schon so auf den westlichen Schlankheits-und Schönheitswahn getrimmt, dass es von denen die die Frau auch mit ein paar Pfunden mehr wollen, kaum mehr welche gibt.
3.Jungfrau natürlich (das ist das Minimum, auch bei Nicht-Muslimen, es gibt ganz ganz wenige Ausnahmen), also eine Geschiedene ist ein NoGo, da sie unfähig ist eine Ehe zu führen (am Ende sind dort ja immer die Frauen Schuld

) und schon mal "benutzt" wurde (wie ekelhaft dieses Denken ist). Daher sind auch keine Kinder aus früherer Ehe akzeptabel, da sie ja den neuen Mann und die Gesellschaft immer daran erinnern, das da ein anderer Mann vorher war (also eine Geschiedene geht vielleicht noch so durch,
aber mit Kindern NO WAY, egal in welchem Land, egal welche Schicht, Bildung, Religion,....
4. Alles in allem sollte die Frau immer etwas unter dem Mann stehen (zumindest nie darüber): Jünger als er, weniger Lebenserfahrung (Reisen, soziale Kontakte, Selbständiges Leben), Bildung, sexuelle Erfahrung, weniger selbständig sein, einen schlechteren Job oder gar keinen haben (widerspricht unserem Gefühl von Gleichheit in der Partnerschaft).
Ausnahmen gibt es höchstens bei Medizinern (höchtes Ansehen) aus der High Society oder einer nicht-muslimischen oder sehr liberalen Familie: da sollte der Mann auch eine Frau aus dem gleichen Fach heiraten und bloss nicht darunter (Krankenschwester oder ähnliches geht nicht).
-in D:
1.Beide Partner gehen in die Ehe, um etwas aufzubauen, sich das gemeinsam zu erarbeiten, jeder bringt in die Ehe, was er hat (und bei unserem Sozialsystem und unserem Liebesverständnis ist eine Ehe auch ohne Reichtümer möglich).
2.Die Kosten der Hochzeitsfeier werden traditionell in D von den Brauteltern oder jetzt von dem Paar gemeinsam, je nach Möglichkeit finanziert.
3.Bei einer Scheidung bekommt die Frau im Idealfall die Hälfte, da sie ja auch die Hälfte (des Hauses etc) mitfinanziert hat oder die Kinder erzogen hat (was ihr positiv angerechnet wird)
-In der oriental. Welt:
1.Der Mann muss jahrelang sich den Buckel krummschuften, um bei Eheschliessung mindestens ein Haus als Eigentum (

), am besten noch ein Auto, einen Laden o.ä. vorweisen, sonst wird nicht geheiratet. Stellt euch das mal übertragen auf dt. Verhältnisse vor!!
Dass er dann nach all dem Stress sich die jüngste und hübscheste aussucht, ist nicht verwunderlich.
2.Falls die Frau vorher gearbeitet hat, kann es schon sein, dass (wenn Liebe im Spiel sein sollte) etwas beisteuert. Mit Eheeintritt gibt sie ihre Arbeit auf, um sich ihren Pflichten als Hausfrau, Ehefrau (dazu gehört auch 6, das ist Pflicht, wann immer er will) und zukünftige Mutter zu widmen.
3.Die Eltern des Bräutigams oder er selbst tragen alle Kosten (Haus, Auto, Hochzeitsfeier), zur Not verschulden sie sich über Jahre hinaus.
Was glaubt ihr, warum die oriental. Männer so "glücklich" über eine europ. Braut sind? Wir tragen zum Lebensunterhalt bei, unsere Eltern finanzieren die Feier und die Ausstattung der Wohnung, wenns die Tochter nicht selbst kann
3. Bei einer Scheidung sieht die Frau nicht viel, vielleicht Unterhalt, der nicht zum überleben reicht, die Kinder darf sie bis zu einem bestimmten Alter behalten, dann "gehören" sie dem Vater und dessen Familie, die ganze Zeit über behält er sowieso das Recht, über die Kinder zu bestimmen (Wohnort, Schule, eventuelle frühe Heirat der Töchter, falls nicht gesetzlich verboten...)
Alles in allem wiederspricht das all unseren Vorstellungen von Ehe und Liebe.
Und es wiederspricht auch uns als Personen: Gibt es hier EINE im Forum,
die mindestens 5 Jahre jünger als ihr Partner ist,
Schönheitskönigin ist,
unter 30,
noch jungfrau,
nie alleine gewohnt hat, gereist ist,
einen niedrigeren Bildungsabschluss als ihr Partner hat,
einen Partner hat, der mit ihren Eltern sich auf die Ehe, die finanziellen Sachen geeinigt hat??
Nicht?
Und wenn es so wäre, wollen wir uns das wirklich antun, bei so einem Eheverständnis???
Bitte versteht mich nicht falsch, ich will hier die Frauen, die ausgenutzt wurden nicht an den Pranger stellen
(mir ging es ja damals genauso, hab durch kulturelle Missverständnise auch an die große Liebe geglaubt),
Möchte nur die, die sich frisch verliebt haben und von ihrem Habibi einiges gehört haben ("Ich brauche keine Jungfrau", "Kinder will ich gar nicht, wir haben doch deine", "Ich bin sehr europäisch im Denken".....) warnen.
Es müssen nicht alle so sein, wie schon gesagt, ich habe viele aufgeschlossene Araber kennengelernt, a
ber die sind nicht einfach zu finden, vor allem nicht in Touri-Orten:
Das ist ja das widerliche an der Sache:
Wir denken, dass sie durch den Kontakt mit Europäern etwas gelernt hätten. Das haben sie auch, aber nicht so, wie wir uns das vorstellen, leider!
So, nun bin ich gespannt auf eure Denkanstöße. Würd mich auch interessieren, ob das in Afrika und Asien ähnlich ist.
Lucky