Anaba hat geschrieben:Tatiana hat Dir eine Frage gestellt, weil Du auch mit einem muslimischen Mann verheiratet ist. Diese Frage, wie ihr denn das lebt, habe ich mir auch schon oft gestellt. Du bist hier in diesem Forum eigentlich mehrheitlich der Ansicht, dass ein Zusammenleben von Muslimen und Christen nicht geht. Wie handhabt ihr denn das? Oder ist es Deine persönliche Erfahrung, dass es eben letztlich (aus Deiner Sicht) nicht geht?
Deine Frage kann ich gern beantworten.
Man kann sehr gut mit einem Moslem leben wenn er nicht praktiziert.
Anders könnte ich das nicht.
Danke für Deine Antwort, Anaba.
Persönlich denke ich, dass es auch dann gehen kann, wenn ein Moslem für sich selbst praktiziert - aber die übrigen Familienmitglieder leben lässt und entscheiden lässt, wie sie das wollen. Das setzt aber vermutlich voraus, selbständig zu denken und sich auch Gedanken darüber zu machen, was einen Menschen erwartet, wenn er seine Heimat verlässt UND wenn er eine Ehe eingeht mit einem Menschen anderer Kultur oder anderer Religion und sich selbständig Gedanken zu machen über die eigene Religion und nicht einfach irgend jemandem nachzubeten.
Solche Ueberlegungen machen sich übrigens auch andere Einwanderer nicht, auch andere leben in Ghettos, in Gruppen, leben ihre Traditionen, ihren "Glauben". Bringen die Voraussetzungen nicht mit, sich in einem anderen Land zurecht zu finden. Ob das nun Südafrikaner sind, die unter sich sind und die Sonntage in ihren Kirchen verbringen und im übrigen keinerlei soziale Kontakte pflegen, ob Lateinamerikaner, Brasilianer, Thailänder, Hindus oder was oder woher auch immer.Einige können sich voll und ganz in der neuen Heimat integrieren. Einige schaffen es, sich soweit zu integrieren, dass ein Zusammenleben auf kollektiver Ebene möglich ist - und sich Veränderungen dann oft in der zweiten, dritten Generation ergeben. Aber es ist nicht möglich, das Privat- oder Eheleben mit ihnen zu teilen.
Problematisch ist, bei einer Eheschliessung zu wissen, wie sich der muslimische Ehegatte entwickelt. Dein Ehemann,@ Anaba, und ich gehe davon aus, auch Dein Ehemann, @Tatiana, sie beiden haben sich offenbar nicht im Laufe der Zeit verändert und eine radikale Haltung eingenommen. Kann es damit zusammen hängen, dass eine Frau eben auch klar ihre eigenen Werte und Vorstellungen vertritt und von vornherein Klarheit darüber verschafft, dass sie sich nie und nimmer verbiegen oder verändern wird? Ich denke, der Schlüssel liegt da.
So wie der Schlüssel wohl auch in kollektiver Hinsicht der ist, dass wir - ich glaube ich habe das schon einmal geschrieben - und nicht GEGEN den Islam oder anderes einsetzen müssen, sondern FUER unsere eigenen Werte. Damit meine ich allerdings nicht, dass Einwanderer partout alle Werte und Traditionen übernehmen müssen oder ihre Werte und Traditionen nicht leben sollen, sondern dass ein gewisser Grundkodex des hiesigen Zusammenlebens eben als unabdingbar "verteidigt" wird. Ich kann damit akzeptieren, dass ein Kind in Kindergarten oder Schule eben kein Schweinefleisch isst oder dass seine Mutter zur Elternversammlung mit Kopftuch erscheint - aber nie würde ich akzeptieren, dass mein Kind auch kein Schweinefleisch essen soll oder dass ich als Frau einen Raum wegen muslimischer Männer oder mein Partner den Raum wegen muslimischer Frauen verlassen müsste.
Sorry, liebe Melanie, das war wieder sehr allgemein und deshalb OT.
Ich habe selber in einer Ehe gelebt, nicht mit einem Muslim, die sehr schwierig geworden ist. Habe vorerst an dieser Ehe festgehalten - auch des Kindes wegen. Aber irgendwann kam es zu Trennung. Dem Kind fehlt sein Vater nicht, ich habe nur die Paarebene aufgelöst, nicht aber die Elternebene. Wir sind kein Paar mehr und werden auch nie mehr eines sein - aber wird sind Eltern geblieben. Er ist als Vater integriert, hat Kontakt mit dem Kind, er bleibt oft auch mal und isst mit uns, wir feiern Weihnachten und den Geburtstage des Kindes zusammen. Auf der Elternebene sind wir gewissermassen zusammen geblieben.
Liebe Grüsse
Phoenix
Niemand kann euch etwas zeigen, was euch nicht schon nahezu klar geworden ist.
(Khalil Gibran)