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von heartbeat » 24.06.2011, 18:52
Liebe Andrea,
ich habe bis jetzt hier alles still mitgelesen.
Da meine beiden Kinder und ich in den 80er Jahren selbst durch meinen in der Türkei aufgewachsenen und sozialisierten, aber "modernen", studierten und hier gut verdienenden Partner in eine Lage kamen, die uns größten Gefahren aussetzte und mich an den Rand aller physischen und seelischen Kräfte brachte, kann ich Deine momentanen Schwächegefühle gut nachfühlen!(Es war nicht "Bezness"!) Bei Männern aus diesem/n Kulturkreis/en geht es leider sehr oft nur um Macht, Macht, Macht! Die notfalls mit allen Mitteln der Gewalt durchgesetzt wird!
Ich möchte Dich aber trösten und Dir Mut machen! Dazu fiel mir ein Post von mir aus dem letzten Jahr ein, das ich an eine andere Userin hier schickte - und damit ich nicht nochmal alles neu aufschreiben muss (leider habe ich nicht viel Zeit und schreibe aus diesem Grund auch selten etwas, damit ein sich entwickelndes Gespräch nicht von meiner Seite aus wieder abrupt abbricht), kopiere ich meine Zeilen an sie einfach jetzt mal hier rein. Bitte verzeih mir das!
Ich hätte Dir jetzt ganz Ähnliches geschrieben, wie das, was ich damals an Micaela schrieb. Nur deswegen verwende ich es jetzt nochmal.
Ich schließe mich auch besonders Ladybirds Ratschlägen an, die sehr gut und detailliert gegeben wurden. Bei mir war es auch wichtig, überall Vorarbeit geleistet zu haben (Polizei, Behörden, Arbeitsstelle etc.). Das gab mir eine gewisse Sicherheit!
(Wenn Du schon vorarbeitest, Dich selbst über Deine Möglichkeiten und die Anderen über die Lage informierst, verlieren die Vorstellungen von dem, was wäre und was wird, an Bedrohlichkeit! Du wärest ihm einen Schritt voraus!)
Ein akutes Ereignis führte dann dazu, dass ich von einem Moment zum anderen mit den Kindern ins Frauenhaus musste, meine Arbeitsstelle und mein Haus verlor und geografisch den größtmöglichen Abstand zwischen uns legen musste. In den 9 Wochen im Frauenhaus wickelte ich Schritt für Schritt alles ab. In meiner "neuen Heimat", völlig fremd, wie eine Sternschnuppe hereingefallen, musste ich alles neu finden und aufbauen. Und ich saß plötzlich für die nächsten 20 Jahre auf einem riesigen Schuldenberg! Aber: alles war lösbar! Schritt für Schritt!
All das war NICHTS - im Vergleich zu dem, was uns zusammen mit diesem Mann noch erwartet hätte!!!!! (Sehr wahrscheinlich der Tod - ganz sicher aber die totale seelische Zerstörung, mit Traumata bis ans Lebensende!) Und es WAR zu meistern! Und ich fühlte mich, trotz der Umstände, nur noch GUT und FREI!
Aber das Wichtigste: Die Kinder wurden nicht zu seelischen Krüppeln!
Auch hatte ich mit den Jahren immer weniger mit den Schatten dieses Abschnitts unseres Lebens zu kämpfen. Es ging vorbei. Das Leben erhielt eine ganz neue Qualität!
Dass Du jetzt oft viel Angst hast, liebe Andrea, ist in Deinem geschwächten Zustand nicht verwunderlich! Aber glaube mir, wenn Du den MUT fasst, den ersten Schritt tust und Dich durch NICHTS mehr beirren lässt, nicht mehr einknickst, sondern den Weg weiter gehst, fließen Dir auch wieder die nötigen Kräfte zum Weitergehen zu, bis Du das Ziel erreicht hast! Es ist meine Erfahrung, als ich selbst den ersten Schritt tat aus einer Situation, in der ich mich sterbensschwach fühlte!
Rette Dich und Deine Kinder (sie haben keine Wahl!)! Warte nicht, bis die Schwäche gesiegt hat!
Hier ist mein Text - damals an Micaela - jetzt an Dich:
Re: Bezness auch bei mir?????????? (Schwarzafrika)
Beitrag von heartbeat » 16.08.2010, 17:13
Liebe Micaela,
erstmal möchte ich Dir sagen, dass ich als meistens "stille Mitleserin" auch in Gedanken bei Dir bin, mitfühle und mitdenke und Dich am liebsten grad mal in den Arm nehmen und ganz ganz fest drücken und Dir sagen möchte: Alles wird wieder GUT!!! Wenn man so "auf der Talsohle" angekommen ist, wie Du, gibt es nur noch eine Richtung: BERGAUF!!!!!!!
Aber so schwer es Dir aus Deiner Traurigkeit und Verzweiflung, Deinen Vermutungen und wachsenden, schlimmen Erkenntnissen über Deinen Mann fällt:
DU musst die ersten Schritte machen! Glaub mir, dann kommt auch wieder Kraft! Nur das Verharren in diesem schlimmen Zustand wird Dich immer noch mehr schwächen!
Ich habe ein sehr bewegtes Leben hinter mir - auch zwei "Geschichten" waren darunter, die beinahe meinen seelischen Untergang hervorgerufen hätten. In einer der Geschichten waren auch meine beiden Kinder und ich in Lebensgefahr!
Ich weiß also auch - wie so Viele hier - wie es sich anfühlt, seelisch GAR keine Kraft mehr zu haben, auch noch "Kämpfe" aufnehmen zu müssen:
- den "Kampf" mit sich selbst, die Wahrheit/Realität über den Partner an der Seite, auch zuzulassen, erkennen zu WOLLEN und nicht die Augen davor immer zu verchließen, weil es so weh tut,
- den "Kampf" gegen die eigenen Schwächen, mit denen man sich am Anderen, der einen eigentlich nur quält, immer wieder etwas schön oder gut zu reden versucht, damit man nicht selbst den Schritt der Trennung vollziehen muss,
- den "Kampf" gegen die "Übermutter" in Dir, die LIEBE zwischen zwei erwachsenen (!!!) Menschen mit Überbehüten des Partners und einseitigem Geben an ihn verwechselt und ihn wie ein Kleinkind bemuttert, ihm selbst seine Verantwortung abnimmt, sich grämt, was mit ihm passiert, wenn er nicht weiß, wohin er gehen soll...
(Dieser schlimme Mensch hat dieses Verhaltensmuster bei Dir genau erkannt und BENUTZT es FÜR seine Zwecke, GEGEN Dich!) Glaub mir, diese Leute finden IMMER einen anderen Ort, an dem sie sich in ein Bett legen können! Aber das Gejammer, dass man dann ja sooo verlassen und allein in der Welt rumsteht und gar nicht klar kommt und dann nicht mehr weiter weiß (manche gehen so weit, zu SAGEN, sie nähmen sich dann das Leben, weil ja dann alles keinen Sinn mehr hätte und ähnliche Erpressungsversuche - aber sie SAGEN es nur, meinen dies nicht ernst!) gehört mit zu deren Strategie - und bei weichen, mitfühlenden Menschen, wie Du einer zu sein scheinst, fällt dieses Gejammer dann auch auf fruchtbaren Boden! Das ZIEL ist erreicht: Du lässt ihn so weiter machen wie bisher (oder schlimmer, weil er Dich dann für die Momente seiner Erniedrigung - sein Betteln bei seiner Frau ist dies in seinen Augen - insgeheim hassen wird!),
- den "Kampf" um das alleinige Sorgerecht und die damit meist verbundenen Behördengänge usw.
Ja, DA gibts wirklich Einiges zu tun. Wie ein unbewältigbarer Berg steht es da!
Aber jetzt drücke ich Dich zum zweiten Mal, streichle Dir über Deinen Kopf und flüstere Dir ins Ohr: Nur MUT, nur erstmal der erste Schritt! Dann schaffst Du es!
Da haben die alten Sprichwörter einfach Recht:
"Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt!" und
"Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott!"
ES IST SO WAHR!!! Ich durfte es ERFAHREN!
Und jetzt sage ich Dir am besten mal ganz konkret, was MIR - kurz vor meinem "Untergang" - geholfen und wieder Kraft gegeben hat:
1. Ich habe mich von der Hoffnung verabschiedet, dass eine "Lösung von außen" kommt.
2. Ich habe mir zwei Blatt Papier (eines mit PLUS, das andere mit MINUS) und einen Stift zurecht gelegt. Immer, wenn mir etwas für die gute Seite meines Partners einfiel, habe ich es bei PLUS notiert, das Schlechte bei MINUS. NUR dieses Vorgehen hat mir schon Kraft gegeben und mich erleichtert, weil es wie ein Wahrheitsspiegel wirkte! In all dem Gefühlswust und den angestauten Erlebnissen verliert man nämlich wirklich schnell den Überblick über seine eigenen Gefühle - so doof das klingen mag! Ich jedenfalls erlitt so etwas wie einen "Urteilsverlust", klammernd an meine Liebe für und Sorge um den Partner, verzweifelt und verunsichert durch konkrete, hässliche Erlebnisse mit ihm und angstvoll wartend auf das, was wohl als nächstes kommen würde: Zuckerbrot oder Peitsche?
Ein furchtbarer Zustand!
3. Ich habe mir Gewalt gegen uns (mich und die Kinder) attestieren lassen - auch dann, wenn äußerlich keine "blauen Flecke" zu sehen waren! Meine und meiner Kinder Seelen waren dafür ja um so schlimmer lädiert! Einer Freundin habe ich es auch fast immer erzählt.
4. Ich habe Anwalt und Ämter aufgesucht, um mich genauestens kundig zu machen über meine rechtliche Lage und meine Möglichkeiten. Erst einmal nur zu meiner eigenen Aufklärung! So traf mich schließlich die endgültige Zuspitzung unserer Lage nicht unvorbereitet! Ich wusste über meine Rechte bescheid und musste mich in einer katstrophalen seelischen Verfassung und Trennung auch nicht noch darum kümmern. Da musste ich dann nämlich erstmal auch noch Kraft für meine beiden damals noch sehr kleinen Kinder aufbringen.
Blume hat es ja auch schon geschrieben und Dir auch den Rat und die Links zu den entsprechenden Gesetzestexten gegeben.
WARUM waren auch die von mir unter Punkt 2 aufgeschriebenen Dingee SO IMMENS WICHTIG? Eigentlich das Wichtigste?
Genau betrachtet waren sie mein erster Schritt zu einem Neuanfang - auch wenn sie sich stark mit Vergangenem und Gegenwärtigem befassten! Sie haben mir die Kraft und den Mut gegeben, MICH SELBST auf den Weg zu machen und nicht wieder einzuknicken!
Als ich die PLUS und MINUS Blätter nach einiger Zeit nebeneinander legte (es waren mittlerweile VIELE geworden), stellte ich ein DEUTLICHES Übergewicht der Minusseite fest Ich war mir dessen vorher nie so bewusst gewesen - als "Meisterin der Verdrängung"!!!
Außerdem standen da so so viiiiele Dinge, die mir sicher sehr hilfreich geworden wären, wenn ich um das Sorgerecht hätte kämpfen müssen (ich musste es gottseidank nicht). Es war also gleichzeitig eine Dokumentation.
ES IST WICHTIG; Vorfälle zu "sammeln", aufzuschreiben, mit Datum etc., möglichst Ärzte mit einzubeziehen, wenn möglich auch Freunde/Freundinnen. Diese können im Sorgerechtsstreit später wichtige Zeugen sein! Vor Gericht ist es immer am hilreichsten, so viele KONKRETE Dinge wie möglich anzugeben (am besten mit Datum, Uhrzeit, Kontext des Vorfalls - weil das Deine Glaubwürdigkeit erhöht). Wenn mann nämlich dazu neigt, Unangenehmes zu verdrängen, hat man in solch wichtigen Momenten wie vor Gericht oft auch die Dinge im Einzelnen nicht mehr "parat", man wird pauschal und wirkt schnell unglaubwürdig - eben wie Eine, die ihrem Partner "nur eine reinwürgen will".
Ja also, das Aufschreiben hat mich nicht nur im Augenblick "erleichtert", sondern diese "Sammlung" hat mich auch endlich "ernüchtert" und auf den Boden der TATSACHEN geholt! DAS tat sooo weh - und sooo gut!!!!!!!!!!!
Denn es ermöglichte mir, KLAR zu SEHEN und SELBST AKTIV zu werden! Es SELBST in die Hand zu nehmen, mein Leben wieder schön werden zu lassen! Und WIE schön es wurde, materiell sehr dürftig, aber FREI und GLÜCKLICH mit den Kindern leben zu können!!!
(Diese kleine wahre Geschichte hier sei schnell eingefügt zum Thema "Angst vor Trennung" oder "Wie soll ich es alleine schaffen?":
Ich habe eine gute Bekannte, Deutsch-Rumänin, mit 6 Kindern, eines davon behindert, die immer Angst davor hatte, sich von ihrem alkoholkranken Mann zu trennen, obwohl sie zu Hause alles allein machte und er nur "Drangsal" beitrug! Eine Sozialarbeiterin beim Jugendamt sagte dann mal zu ihr: Warum haben Sie Angst, sich zu trennen? Sie machen ja sowieso schon alles allein! Die einzige Änderung, die Sie durch eine Trennung erfahren, ist der "Wegfall der Drangsal" für Sie und die Kinder! - Dieser Ausspruch hat meiner Bekannten die Augen geöffnet. Sie hat sich getrennt - und ist mit den Kindern, die längst alle erwachsen sind, glücklich geworden. Die Kinder sind jetzt sehr lieb zu ihr und danken es ihr auf alle mögliche Weisen, denn auch sie hatten unter der Krankheit ihres Vaters sehr leiden müssen. Jetzt, als schon etwas "bejahrte" Frau hat sie einen liebevollen Lebenspartner an ihrer Seite - und auch eine kleine Arbeit.)
Mit Menschen aus aller Welt, auch mit Afrikanern (besonders Schwarzafrikanern, sehr viele davon West-Afrika, einige auch aus Togo) hatte ich lebensumstands-, berufs- und ehrenamtsbedingt mein Leben lang zu tun. Ich kenne SEHR viele persönlich, ihre Lebensverhältnisse/Beziehungen/Familien, in vielen Fällen auch ihre erlogenen und wahren Geschichten. Die meisten Beziehungen/Ehen HIER verlaufen/verliefen leider(!) unglücklich! Von diesen Menschen hast Du leider keine Liebe zu erwarten!
In 99% der Fälle lügen die afrikanischen Partner/innen "dass sich die Balken biegen"!Ich könnte darüber schon eine mehrbändige Dokumentation schreiben mit real existierenden Personen in meinem eigenen Umfeld!
(Vor einem Jahr ließ ich mich von meinem nigerianischen Mann scheiden. Aber das ist eine andere Geschichte...)
Wie Arabella sagt:
Lerne, Dich selbst zu lieben - liebe Micaela!
Dann erst wirst Du auch auch nicht mehr der Gefahr ausgesetzt sein, auf Menschen hereinzufallen, die Dir nur etwas vorspielen!
In Gedanken schicke ich Dir ganz viel Mut und Kraft - und eine Tasse heißen, tröstenden Kakao
heartbeat
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Bitte ersetze den Namen "Micaela" einfach durch Deinen, liebe Andrea.
Auch, wenn ich mich hier nun gleich wieder verabschiede, bin ich in Gedanken bei Dir, Deinen Kindern und Deiner Mutter und versuche, Dir in Gedanken die Kraft zu "schicken", die Du brauchst, um Dich und vor allem Deine Familie (Kinder, Mutter) aus dieser unsäglichen Lage zu befreien!
Tu es Schritt für Schritt - nicht alles auf einmal!
Angefangen hast Du ja schon! Du bist hier, schreibst Dir etwas von der Seele und holst Dir Rat!
Andrea, das IST der erste Schritt!!!!
Dreh bitte nicht mehr um - EGAL, was dieser Mann versucht!!!!
Halte Dir immer vor Augen: Ihr werdet als Familie, und allen voran auch Du wirst ein schöneres, selbstbestimmtes Leben haben - mit körperlich und seelisch gesund entwickelten, fröhlichen Kindern, die sie nur werden können, wenn Du jetzt den MUT aufbringst, Dich von dem Mann endgültig zu trennen!!! Wer dies nicht sowieso aus Liebe zu seinen Kindern tut, ist es ihnen zumindest schuldig - denn sie sind unserer Verantwortung anheim gegeben und haben keine Wahl!
Liebe Grüße sendet Dir
heartbeat
Bedenke: Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein großer Glücksfall! Dalai Lama