Ich stell die Frage mal hier in "Mein Leben danach". Denn vorher hätt ich mir diese Art Fragen wohl nicht gestellt...

Mich hätte mal interessiert, wie ihr / ob ihr euch mit "gut gemeintem Rat" einmischt, wenn ihr seht, dass eine binationale Beziehung von Anfang an Fragezeichen aufwirft (z. B. bei Bekannten oder Nachbarn, die aber nicht eure engsten Freunde sind). Aus Erfahrung weiss ich, dass dies nichts nützt und die Liebe zu einem potenziellen Bezzi nur noch verstärkt, wenn jemand ungefragt Rat gibt. Und trotzdem, gar nichts zu sagen ist doch auch irgenndwie verantwortungslos?
Fakt ist im konkreten Fall: Er, junger schwarzer Südafrikaner, sie junge Deutsche in der Schweiz, beide um die 20 lernen sich in Südafrika in einem Township bei ihrem Sozialeinsatz nach abgeschlossenem Gymnasium kennen. Sie kehrt schwanger in die Schweiz zurück, wo sie jetzt ihr Studium hätte beginnen wollen. Verschiebt ihren Studienbeginn und plant Hochzeit, ohne Job und Ausbildung.
Er hält zu ihr, kommt sie besuchen für ein paar Wochen, Geld hat er wenig - brauchen sie auch nicht, dafür steht er nachts auch ab und zu auf und hilft ihr mit dem Baby (3 Monate alt). Beteiligt er sich an den Kosten? Weiss ich nicht. - Nun fliegt sie bald wieder "irgendwie" nach Südafrika für die Heirat und dann ist der Plan, dass er hierhin zieht. Er hat keine Ausbildung, ist da unten Künstler, selbstständig, spricht kein Deutsch. Jedoch sehen ihre Chancen hier besser aus als unten, wird sich alles schon geben, sonst macht er sich dann auch hier selbstständig, er sei sehr gut. Ob das allein reicht? Nur die Liebe zählt.
Bisher keine Bezzi-Geschichte. Romantisch, wie aus dem Buche. Klingt mutig und hart. Wenn man nur nicht wüsste, dass es Bezness gibt und sie vermutlich sein Ticket in eine sicherere Zukunft ist, schliesslich ihn sehr viel stärker unterstützen werden muss als er sie wohl kann, zumindest bis er sich hier integriert und eingelebt hätte und tatsächlich Geld verdienen kann. Hab ich nun Generalverdacht gegen alle und jeden, bei dem der Eine den Andern stark unterstützt und sie besser gestellt ist als er? Oder glaub ich einfach nicht mehr, dass ein Mann aus ärmlichen Verhältnissen in einem nicht-so-freundlichen Umfeld sich tatsächlich "nur" ganz normal und per Zufall in eine weisse aus einem sicheren Land mit guter Bildung, nicht schlechten Zukunftsaussichten und Eltern, die finanziell sich wohl noch an allem beteiligen, verliebt?
Ich steck nicht mittendrin. Traue mich aber auch nicht, sie zu fragen, wer nun genau was bezahlt und wie die Details sind. Sie ist zuversichtlich, dass sie das schon schaffen. Selbst wenn ihre Eltern noch helfen oder sie Kosten irgendwie für ihn übernähme, so könnte es ja schliesslich doch so sein, dass man sich halt gegenseitig hilft, wie es die Situation erlaubt. - Ich hatte vor meiner Bezness-Erfahrung auch noch diese Einstellung, das müsse man "locker" sehen - Geld sei ja "nur materiell". Was zählt seien andere Dinge... Heute kommt so eine Ausgangslage für mich persönlich natürlich gar nicht mehr in Frage. Wär wohl auch nicht normal nach meiner Bezness-Erfahrung und den riesen Lügengebilden, die ich erlebt hab. Ich will nur noch jemanden auf dem selben Level wie ich mit ähnlichem Hintergrund, abgeschossener Ausbildung und eigenem Einkommen (als Ausgangslage, klar soll man sich gegenseitig unterstützen, wenn man dann mal länger zusammen ist und sich die Situation ergibt)... Aber eben: Sind nun alle Beziehungen, die dem nicht entsprechen, zum Scheitern verurteilt? Anscheinend trau ich noch immer keinem mehr richtig über dem Weg. Na ja, verwunderlich ist es nicht...
Wie geht ihr mit solchen Situationen um?
Schönen Tag
Sonnenblume