Hilfe für Rückkehrerinnen

Wie lebe ich heute. Was habe ich geändert. Wie habe ich Bezness verarbeitet. Der "Neuanfang".

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Luxor
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Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Luxor » 29.01.2012, 10:17

Guten Morgen,

ich möchte diesmal ein neues Thema eröffnen, welches sich mit den Problemen nach der Beznesserfahrung , beschäftigt.

Möglichkeiten der Hilfestellung, Erfahrungen mit der Arge, Wohnungssuche, therapeutische Möglichkeiten , eine neue Arbeit finden, etc.

Für die meisten ist es nicht einfach, hier wieder Fuß zu fassen, zumal wenn sie schon älter sind, und auch beruflich nicht gerade zu denen gehören, die gesucht werden.

Ich erzähle jetzt mal meinen Werdegang. Ich kam aus Ägypten vor dreieinhalb Jahren zurück, Nur noch Geld für ein Ticket, psychisch schwer traumatisiert und krank, Ich wußte nicht, was mich am Flughafen erwartet. Es war nicht klar, ob ich überhaupt abgeholt werde. Aber das war mir alles egal, nur raus aus diesem Land.

Ich hatte Glück, das mich meine Töchter abgeholt haben. Ich wurde auf direktem Weg in ein Krankenhaus gebracht. Nach den Untersuchungen bin ich dann freiwillig in die Psychatrie gegangen. Da ich erneut Selbstmord gefährdet war.

Wie sich dann nach langem hin und her die Diagnose, Depression, schwere Episode und Posttraumatische Belastungsstörung, herausstellte.

Während meines Aufenthaltes mußte ich aber alleine zur Arge und einen Antrag stellen. Ferner auch alleine mir eine Wohnung suchen. Es gab zwar am Rande Unterstüzung durch eine Sozialarbeiterin, aber zum Konzept gehört eben, wieder zurück ins Leben zu finden. Es waren schwere Gänge , aber durch die Unterstützung in der Klinik, nebst entsprechnender Medikation, wurde es langsam besser.

Nach 6 Wochen wurde ich entlassen.Ich hatte inzwischen ein möbliertes Apartement gefunden. Jedoch zog die Arge mir 35Euro für die Moblierung, sowie 30 Euro mtl, für die Kaution ab. Somit hatte ich 65 Euro weniger zum leben. Heute weiß ich, dass ich hätte klagen könnte. Aber damals war mir die Möglichkeit noch nicht bekannt und ich hatte auch keine Kraft dazu. Zumal mein Selbstwertgefühl am Boden war.

Dann begann die Suche nach einem Therapeuten. Ich fand über die Krankenkasse einen Therapeuten, der eine spezielle Trauma Behandlung durchführte. Hierbei handelt es sich um das Verfahren mach EMDR. Es ist ein schonendes Verfahren und wirksam. Nur es dauert eben. Ich bin jetzt fast 3 Jahre dabei. Ägypten verabschiedet sich imme mehr aus meinem Kopf; aber es ist noch nicht ganz weg. Ich leide immer noch unter schweren Schlafstörungen. Jedoch ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Ich bin 56 Jahre alt, und nicht unbedingt auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Zumal ich lange Zeit Hausfrau und Mutter war. Durch Zufall wurde ich dann auf eine Qulifizierung in der Altenbetreuung aufmerksam gemacht. Diese wurde mir dann auch von der Arge bezahtl und ich habe eine Tätigkeit bekommen, in der nun seit 2 Jahren arbeite. Das Gehalt ist nicht gerade üppig, aber zum leben reichts. Besser als Arge.

Rückblickend muss ich sagen, hätte ich nicht die eine oder andere Hilfe , auch materiell erhalten, ich weiß nicht, ob ich alles durchgestanden hätte. Ich bin für heute dafür sehr dankbar .

Es wäre schön, wenn ihr auch eure Erfahrungen einbringen könntet. Vielleicht hilft es der einen oder anderen.

Ich wünsche Euch noch einen schönen Sonntag. Ich bin jetzt erst einmal zur Arbeit.

Alles Liebe

Luxor

Sei du die Veränderung in der Welt, die du dir wünscht. Gandhi
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Anaba
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Anaba » 29.01.2012, 10:38

Hallo Luxor,

der Thread ist eine gute Idee.

CiB hat erst vor einigen Wochen eine Rückkehrerin auf ihren ersten Schritten begleitet.
Dazu kann ich sagen, sie hat von allen entsprechenden Stellen Hilfe erhalten und in kurzer Zeit,
war sie wieder krankenversichert, angemeldet, hatte eine kleine Wohnung und bekam HartzIV Leistungen.
Sie selbst war aber sehr motiviert und hat ihr neues Leben mutig in die Hand genommen.

Inzwischen ist sie zur Ruhe gekommen und wird jetzt an sich denken.
Das heißt, sie beantragt eine Kur und lässt sich behandeln, um ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.

Es wäre schön, wenn die Betroffenen sich hier äußert und die Erfahrungen aus ihrer Sicht erzählt.
Liebe Grüße
Anaba

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Hazel
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Hazel » 29.01.2012, 14:33

Hallo zusammen,

ich war 1 1/2 jahre in Ägypten.
Es war eine schlimme Zeit. Zu meinem Glück stand meine Familie zu 100% hinter mir.
Meine Mama buchte in Ägypten den Flug und bezahlte diesen auch.
Mein damaliger Freund lies mich Gott sei dank ohne Probleme gehen! Bis heute weiß ich nicht wie ich das geschafft habe!?

Kaum wieder zu hause, mit Hilfe meiner Familie und Freunde, ging es mir relativ schnell wieder gut.
Ich meldete mich beim Aamt arbeitsuchend, natürlich stand mir keine finanziellen Mittel zu.
Zu meinem Glück fand ich innerhalb von 2 Wochen einen guten Job.
2 Jahre war ich Möberfachverkäuferin.
Dann wagte ich den Sprung und habe wieder in der Animation angefangen zu arbeiten. Diesmal allerdings in Deutschland ;-)
3 Jahre war ich Chefanimateurin in einem Ferienclub für Kinder.
Jetzt verwickliche ich einen weiteren Wunsch von mir und werde Tanzlehrerin.

Im großen und Ganzen geht es mir gut. Bis jetzt bin ich allerdings keine neue Beziehung eingegangen. Ich schiebe, sobald jemand interesse zeigt, einen Riegel vor(meine herz).

Es grüß euch ganz lieb
Hazel

Eschta
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Eschta » 29.01.2012, 22:13

Hallo Luxor,

diesen Thread zu eröffnen, war wirklich eine gute Idee. Vielleicht finde ich hier im nachhinein eine Antwort auf meine Frage: wann hört es auf? Ich gehe mal davon aus, dass in diesem Thread vorrangig userinnen schreiben, die wirklich betroffen waren und dass dann wenigstens hier nicht wieder diese "selbst schuld" Ratschläge kommen.

Ich bin erst 2 1/2 Jahre zurück und hatte nicht mal das Geld für ein Rückflugticket und auch keine Familie, die mich hier auffangen konnte, aber ich hab es irgendwie geschafft, die Schulden für mein Ticket zurückzuzahlen und mir wieder ein kleines Zuhause zu schaffen. Leider hab ich bis jetzt nur den räumlichen Abstand zu Ägypten geschafft, aber das Land, die Leute und nicht zuletzt diese unglaubliche Beznesgeschichte sind immer noch tagtäglich in meinen Gedanken und Träumen. Ich kann das alles zeitweise verdrängen, aber es hört einfach nicht auf, weh zu tun.

Es freut mich, dass Du eine Therapie machst und dass sie Dir zu helfen scheint - aber den Schritt habe ich noch nicht geschafft. Und letztendlich denke ich für mich, dass ich in meinen Alter nicht mehr anfangen muss.

Vielleicht stimmt das alte Sprichwort: die Zeit heilt alle Wunden... und vielleicht tut es irgendwann nicht mehr weh - auf eine Narbe mehr oder weniger kommt es dann wohl auch nicht mehr an.

Alles Liebe für Dich unter weiterhin guten therapeutischen Erfolg.

Gruß Eshta

Eschta
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Eschta » 29.01.2012, 22:43

Never hat geschrieben:
Eschta hat geschrieben:dass dann wenigstens hier nicht wieder diese "selbst schuld" Ratschläge kommen.
Das hoffe ich auch. :wink:
Dieser Thread ist toll und sollte praktische Tipps enthalten.
Ich bin sicher, jede von den gebeznessten Frauen hat sich die Frage: WARUM und WIE KONNTE ICH NUR schon hundertmal gestellt. Aber selbst wenn es eine Antwort geben würde, es wäre keine Erklärung und ich für mich würde eine Erklärung auch nicht als meine "Absolution" gelten lassen. Eine kleine Erklärung für ein "wie konnte ich nur" liegt wohl in der Tatsache, dass in diesem unseren Lande schon lange der Jugend- und Schönheitswahn ausgebrochen ist und jede Frau, die nicht in das Raster passt, meist aussen vor gelassen und von der Männerwelt einfach ignoriert wird!

Ich kenne 1001 Geschichte so ziemlich von Anfang an und hätte eigentlich entsprechend gewappnet und vorgewarnt sein müssen. Ich war es nicht und bin mit offenen Augen und dem Gefühl eine "ganz tolle Frau" zu sein und dem Glauben: age is just a number!! in das Land meiner Träume gegangen. Dass es mal das Land meiner Alpträume werden würde, hätte ich nicht gedacht. Tja wie das Leben so spielt, jetzt weiss ich es!

Gruß eshta

Elisa
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Elisa » 30.01.2012, 11:41

Eschta, egal, welchem Betrug wir unterliegen, werden wir uns fragen: warum wieso weshalb.

Bei der von Dir gemachten Erfahrung kommt hinzu, dass Du mit Deinem Gefühl involviert warst. Und das macht dann wahrscheinlich besonders empfindlich, auch der Kritik von außen.

Bei einem Betrug durch einen Finanzmakler hättest wahrscheinlich kein Problem damit, mit anderen darüber zu reden, auch Dir anzuhören, in welchen Punkten Du selbst dazu beigetragen hast.

Vielleicht würde es helfen, einen solchen Betrug wie jeden anderen anzusehen.

LG Elisa

Eschta
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Eschta » 30.01.2012, 17:17

Elisa hat geschrieben:Eschta, egal, welchem Betrug wir unterliegen, werden wir uns fragen: warum wieso weshalb.

Bei der von Dir gemachten Erfahrung kommt hinzu, dass Du mit Deinem Gefühl involviert warst. Und das macht dann wahrscheinlich besonders empfindlich, auch der Kritik von außen.

Natürlich war ich mit meinen Gefühlen dabei, 1000 % sogar - und nur darum geht es! Die Empfindlichkeit gegenüber Kritik richtet sich NICHT danach, ob man gefühlsmässig oder finanziell "involviert" (was für ein blödes Wort) war. Ich wüsste auch nicht, wieso man mich hier in irgend einer Weise kritisieren sollte.

Bei einem Betrug durch einen Finanzmakler hättest wahrscheinlich kein Problem damit, mit anderen darüber zu reden, auch Dir anzuhören, in welchen Punkten Du selbst dazu beigetragen hast.

Ich habe kein Problem mit anderen "darüber" zu reden, aber ich hab es wirklich satt, hier immer wieder darüber zu diskutieren oder darüber nachzudenken in welchen Punkten ich selbst dazu beigetragen habe. Das ist doch nicht der Sinn des Forums hier - oder irre ich mich da. Egal vieviel und ob ich "selbst" dazu beigetragen habe, es würde doch bei einem 100%igen "Selbstschuldeingeständnis" gar nichts an der Tatsache ändern oder??? Ich habe es bereits mehrmals geschrieben und immer wieder betont: ich fühle mich nicht als Opfer, ich will einfach nur einen Weg finden, mit diesem Kapitel meines Lebens besser umgehen zu können.

Vielleicht würde es helfen, einen solchen Betrug wie jeden anderen anzusehen.

Vielleicht würde es das, aber ich aber gottseidank keine anderen Betrugs-Erfahrungen gemacht, um diesen wie jeden anderen anzusehen.LG Elisa
Eschta

Eschta
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Eschta » 30.01.2012, 20:22

Never hat geschrieben:
Eschta hat geschrieben:Ich habe kein Problem mit anderen "darüber" zu reden, aber ich hab es wirklich satt, hier immer wieder darüber zu diskutieren oder darüber nachzudenken in welchen Punkten ich selbst dazu beigetragen habe.
Liebe Eschta,

fühle dich bitte nicht durch Elisa in irgendeiner Form "angegriffen".
Hier in diesem Thread sollte es vorrangig um Nachsorge bzw. praktische Tipps gehen. :wink:
Ich persönlich, stelle mir dabei eventuell rechtliches Vorgehen, Regelung finanzieller Angelegenheiten und Bewältigungsstrategien, vor. :wink:

LG
Never
Danke liebe Never,
ist schon ok...


LG Eschta

Elisa
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Elisa » 30.01.2012, 21:08

Eschta, ich wollte Dich nicht angreifen, es war nur ein Vorschlag, wie man so etwas betrachten sollte, und dann besser damit umgehen zu können.

Überleg mal, wieviel Leute ihr Geld durch solche windige Finanzmakler verloren haben.

Es war auch kein Vorwurf, nur ein Vorschlag.

Ich verstehe auch Deine aggressive Reaktion nicht, denn ich habe Dir keinerlei Vorwurf gemacht. Es ist auch gut, dass Du über das Thema reden kannst.

Und das ist für viele Frauen schon mal ein riesengroßer Schritt. Und vielleicht schaffen das manche Frauen nie.

Und ich finde es auch nicht schlimme darüber zu reden, was schief gelaufen ist, dass es soweit kommen konnte. glaube mir, ich habe einiges so erlebt, wenn auch nicht mit einem Beznesser. Aber wenn ich meine Scham nicht überwunden hätte und nicht mit Freunden darüber gesprochen hätte, wäre ich daran kaputt gegangen. Nur ich habe die gefragt, was habe ich falsch gemacht usw.

Also ich kenne sehr wohl solche Situation. Und warum sollte ich Dich angreifen ?

Lg Elisa

Eschta
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Eschta » 31.01.2012, 00:31

Liebe sunwalk...

P.S. Du schreibst du hast das Diskutieren und Kritisieren satt … aber wie bitte schön kann man jemanden helfen, wenn es nicht gestattet ist zu kritisieren bzw. diskutieren?

da stellt sich mir die Frage, wieso die gebeznessten Frauen hier überhaupt kritisiert werden müssen. Haben sie nicht schon genug mit ihrer selbstkritischen Einstellung und ihrem kaum noch vorhandenen Selbstwertgefühl zu tun?

Ich z.B. kritisiere an dir ganz klar, dass du dich in deinem Kopf immer noch zu sehr mit deinem „Geschehen“ in Ägypten befasst … laß endlich los und pack Neues an, dann verschwindet auch schon mal ein großer Teil dieser Gedankengänge, die du eh nicht mehr ändern kannst!

ich bin kein Masochist! Ich versuche, so gut ich es kann, loszulassen, aber es klebt an mir wie Pech und ich habe leider keine "delete" Taste für meine Gefühle.

Das gehört auch dazu um für dich zu verstehen, dass du nicht die Einzige bist der so was widerfahren ist

eine meiner personal trainerinnen hat mal gesagt: wenn wir uns an dem orientieren, was schlechter ist, als das, was wir haben, wäre das Rad noch nicht erfunden worden.
Ich habe nie für mich in Anpruch genommen, die Einzige zu sein, der so was widerfahren ist und ich trage auch nicht "das kreuz der Welt" aber ich frage mich, was dich zu dieser Aussage veranlaßt!


....und vor allen, dass es auch noch Mitmenschen gibt, die es noch schlimmer, ja sogar grausamer wie du angetroffen haben!

sorry aber muss ich mich jetzt schämen??

... denke an die, die es aus so einem Sumpf überhaupt nicht mehr raus geschafft haben und auch noch evtl. Ihre Kinder „opfern“ mussten!

Es tut mir leid, dass ich in dem Sumpf nicht umgekommen bin und dass ich leider keine Kinder habe, die ich hätte opfern müssen.


Ein bißchen Dankbarkeit dem eigenen Selbstwertgefühl gegenüber kann Wunder bewirken … soweit man dies erkennt bzw. wenn man drauf hingewiesen worden ist, auch erkennen möchte![/quote]

ich kann deinen letzten Absatz nicht verstehen, dazu fehlt mir vielleicht die nötige geistige Reife.

gute Nacht und vielen Dank für dein sehr lehrreiches post

eschta

Luxor
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Luxor » 31.01.2012, 04:39

LIebe Eschta,

die täglichen Bilder und Gedanken an Ägypten haben mich jetzt mehrere Jahre verfolgt. Sie waren immer da, morgens beim Aufstehen und abends im Bett. Sie lassen sich nicht abstellen. ES sind traumatisierte Erlebnisse, die dich fast bis an den Rand des Wahnsinns führen. Lösen geht nur über eine Therapie. ES gibt verschiedene Methoden, wovon EMDR eben eine sehr schonende ist. Die Konfrontationtherapie ist wesentlich härter. Aber es braucht seine Zeit.
Diese Gefühle und Gedanken lassen sich nicht einfach abstellen, da sie tief in die Seele eingebrannt sind. Und die Qualen hören erst dann auf, wenn alles, aber auch alles bearbeitet ist.
Das andere ein härteres SChicksal ereilt hat, hilft uns nur bedingt.
Bei der ganzen Bezness Geschichte spielt natürlich die eigene Persönlichkeit eine Rolle. Ich hatte emotionale Defizite, welche noch aus meiner Kindheit stammten. Und dieses hat dann meinem Beznesser ein leichtes Spiel bereitet.
Diese ganze Thematik ist, bzw. wird noch immer aufgearbeitet. Daneben gehe ich auch noch einen persönlichen Weg.
Ich versuche das erlebte in eine persönliche Reife umzusetzen. Welches mit loslassen zu tun hat,
Bücher über das Tao te KIng, Meister Eckhardt, Rames Balsekar etc. helfen mir weiter.

Vielleicht ist zu Überlegen, ob man zu diesem Thema, Traumaerfahrung bzw. Selbstzeifel und Schuldfrage nicht einen eigenen Thread aufmacht. Ohne aber dabei zu bewerten und zu moralisieren.

Ich denke, wir sollten zum Thema zurück kehren und uns den praktischen Erfahrungen , welche wir bei der Rückkehr gemacht haben, widmen. Eben durch die Traumatisierung ist man erst einmal wie gelähmt. Da ist es manchmal schwer einen klaren Gedanken zu fassen.

Aber eine Aufarbeitung ist auch erst möglich, wenn deine Existenz gesichert ist. Ansonsten überwiegen diese Sorgen und die Ängste fressen dich auf. Ein Teufelskreis.

Ich bitte noch mal alle, ihre Erfahrungen mitzuteilen. Insbesondere die bei der Arge und beim Arbeitsamt. Schlechte Behandlungen sind durchaus an der Tagesordnung.

Noch einen schönen Morgen des Lichts.

Luxor
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brokenheart27
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von brokenheart27 » 31.01.2012, 04:50

Guten Morgen Ihr Lieben,

meine Rückkehr hätte ich ohne meine Freunde und Familie nie so leicht geschafft.
Meine Eltern (getrennt) haben mir das Flugticket gemeinsam bezahlt.

Ich habe die ersten zwei Wochen bei meinem Vater gelebt . Dann habe ich ein absolutes tolles Angebot einer Bekannten meiner Mutter bekommen. Sie war nur noch bei ihrem Lebensgefährten, kannte mich nicht und bot mir an für 100 Euro monatlich in ihrer möblierten Wohnung zu leben.
Das war für mich absolutes Glück.
Es ist ja nicht leicht plötzlich wieder mit den Eltern zusammen zu leben.

Ich bin an einem Samstag zurück gekommen und Montags direkt zur Agentur für Arbeit gegangen.
Auch dort waren alle sehr nett zu mir.
Mein Anspruch auf Arbeitslosengeld war noch nicht verfallen und da ich aus Tunesien kam, benötigten sie kaum Unterlagen.

Ich habe direkt in der ersten Woche Bewerbungen geschrieben. Mitte Oktober 2010 bin ich zurück gekommen, anfang November hatte ich bereits ein Vorstellungsgespräch bei meinem früheren Arbeitgeber, die mir eine Zusage machten für Januar 2011.

Somit konnte ich auf Wohnungssuche gehen. Ich rief meinen früheren Vermieter an und auch er hatte sofort wieder eine Wohnung für mich in meinem frühren Haus.
Da ich nur noch einen Koffer mit Wäsche und zwei Kisten mit persönlichen Dingen aus meiner Vergangenheit über hatte, sammelten alle fleissig für mich.
Am Tag des Einzugs hatte ich ganz viel auszupacken, drei Kaffeeservice, zwei Springformen, unzähliges Besteck....
Es war einfach nur schön zu sehen, wie viele Menschen mir geholfen haben.
Kaution und Waschmaschine haben meine Eltern bezahlt und ich habe es nach und nach abgezahlt.
Einen Kühlschrank hat mir ein guter Freund gekauft.

Ich hatte innerhalb von wenigen Tagen allles was ich brauchte. Durch die Arbeit konnte ich mir nach und nach alles was noch fehlte, dazu kaufen.

Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich soviel Hilfe bekommen habe. Es wäre ohne Familie und Freunde nicht so einfach geworden.
In Tunesien werden gebrauchte Möbel nicht verschenkt...

Im August folgten vier Wochen Tagesklinik. Ich denke, ich kann heute sagen, ich habe einen guten Grundstein für ein neues Leben.

Ich bin wieder Zuhause!
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Eschta
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Eschta » 31.01.2012, 11:37

Ich denke, wir sollten zum Thema zurück kehren und uns den praktischen Erfahrungen , welche wir bei der Rückkehr gemacht haben, widmen.

Danke liebe Luxor!!!

Einen schönen Tag und liebe Grüße
Eschta

Anaba
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Anaba » 31.01.2012, 19:06

Ich schließe mich Luxor an, die schreibt:
Aber eine Aufarbeitung ist auch erst möglich, wenn deine Existenz gesichert ist. Ansonsten überwiegen diese Sorgen und die Ängste fressen dich auf. Ein Teufelskreis
In diesem Thread soll es um praktische Erfahrungen beim Neuanfang gehen.
Liebe Grüße
Anaba

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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Eschta » 31.01.2012, 21:48

Danke liebe sunwalk.

ich denke, du meinst es wirklich gut! Luxor hat geschrieben:


....Aber eine Aufarbeitung ist auch erst möglich, wenn deine Existenz gesichert ist. Ansonsten überwiegen diese Sorgen und die Ängste fressen dich auf. Ein Teufelskreis!

genau das ist der Grund, warum ich nicht loslassen kann, denn ich habe keine gesicherte Existenz und ich weiss nie, wie es morgen weitergeht und die Zukunftsangst wird immer größer. Und immer dann, wenn wieder etwas passiert, von dem ich nicht weiß, wie ich es bewältigen soll, denke ich an meinen Beznesser. Und diese Gedanken an ihn sind mit Sicherheit keine guten! Vielleicht mache ich es mir zu einfach, wenn ich sage, dass nur "ER" an meiner jetzigen Situation Schuld ist, aus der es keinen Ausweg gibt. Der letzte Versuch meiner dt. Freundin (in Ägypten) mir von ihm wenigstens mein lapt top und meine digi cam zurück zu bringen endete damit, dass er meinte, mich nie gesehen zu haben, geschweige denn überhaupt zu kennen. Und natürlich hatten auch seine Freunde, die ich alle namentlich kenne, mich nie im Leben gesehen! Und da frage ich mich: war ich überhaupt jemals in Ägypten? Hab ich da wirklich viele Jahre gelebt und gearbeitet? Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein, denn er meinte zu meiner Freundin: she is a dreamer or ill from hymer (Alzheimer). Es ist soviel in mir gestorben, nur die Angst ist geblieben - naja und Angst ist ja wenigstens auch ein Gefühl.

Schönen Abend für dich und liebe Grüße
Eschta

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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Eschta » 31.01.2012, 22:13

Der Gang nach Kanossa.... oder zur ARGE

Als ich zurück kam, wußte ich gar nicht wohin ich gehen sollte, da ich keine Familie habe, bei der ich hätte unterkommen können. Zu dem Zeitpunkt war gerade die Mutter meiner Freundin gestorben und meine Freundin meinte, du kannst erst mal in der Wohnung meiner Mutter wohnen, sie muss sowieso noch 3 Monate weiterbezahlt werden. So, nun hatte ich erst mal ein Dach über dem Kopf, wenn auch nicht meins, aber ich war aufgehoben, ohne jemandem lästig zu werden. Auf dem dann folgenden Weg zur ARGE habe ich mich gefühlt, wie das "Lamm zur Opferbank"! Dort wurde ich dann erst mal von "Kopf bis Fuß" durchleuchtet, von wegen lange im Ausland gelebt - und haben sie dort gearbeitet, waren sie dort liiert usw. Eine junge Frau, die meine Enkelin hätte sein können, hat mich dermassen arrogant und demütigend behandelt, dass es mir fast die Sprache verschlagen hat. Ob und wieviel "Grundsicherung ich erhalten würde, wäre von der Nationalität ... und ..... abhängig. Auf jeden Fall wären es höchstens 354 Euro pro Monat, für den Fall, dass ich auch hier in D schon mal gearbeitet hätte. Meinen vor ihr liegenden Lebenslauf, aus dem hervorgeht, dass deutsche Staatsbürgerin bin und dass ich fast 40 Jahre hier in D gearbeitet habe, hat sie völlig ignoriert. Auf meine Frage, wie man denn mit 354 Euro auskommen soll, wenn davon noch der Strom, Telefon usw. abgeht meinte sie nur:
Tja, sie sind jetzt kein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft mehr, einen großen Lebensstil müssen sie sich abschminken, zum existieren reicht diese Summe aus! Auf meine Frage nach einer eigenen Wohnung meinte sie nur, dass ich ja für die nächsten 3 Monate noch in der Wohnung bleiben könnte, in der ich jetzt bin, da ich ja dort keine Miete zu zahlen hätte. Einen Zuschuss für die anfallenden Nebenkosten würde sie mir in höhe einer 40 qm großen bewilligen, da mir als single nicht mehr zusteht. Die Bearbeitung meines Antrages, sprich die evtl. Bewilligung der Grundsicherung und der Nebenkosten könnte allerdings 6-8 Wochen dauern. Auf meine Frage, wovon ich während der Zeit leben soll, sagte sie mir, dass ich bei.... ein zinsloses Darlehn beantragen könnte, was aber die Grundsicherung nicht überschreiten dürfe und dass ich diese Summe dann mit monatlich 10 % zurückzahlen müsste.

Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag zum Thema beigetragen habe.

Eschta

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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Eschta » 31.01.2012, 22:38

sunwalk hat geschrieben:
Eschta hat geschrieben:Tja, sie sind jetzt kein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft mehr ...
Ich glaube kaum das man sich sowas gefallen lassen muß ... da hättest du mal sofort ihren Vorgesetzten verlangen sollen!

Ich denke der wäre in eine Erklärungsnot geraten ...

Mensch, trau dir mal ein wenig mehr zu!

"Auf dem Boden liegend" muß man sich noch lange nicht gefallen lassen, dass jemand auf einem rumtrampelt!
Liebe sunwalk, SOWAS könnte mir heute nicht mehr passieren, aber damals war ich viel zu sehr beschämt, dass ich dort hingehen muss... sie haben mich behandelt, wie den letzen Dreck und genauso habe ich mich auch gefühlt.. DAMALS!!!

PS: kleiner Denkirrtum in deinem vorherigen Beitrag: ich bin NICHT wegen eines Mannes nach Ägypten gegangen, ich war dort vorher nie vrliebt, liiert oer sonst was - ich bin dorthin gegangen, weil die Firma, bei der ich damals arbeitete liquidiert wurde und ich in Ägypten einen tollen Job angeboten bekommen habe.

Schönen Abend noch
LG Eschta

Luxor
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Luxor » 31.01.2012, 22:43

Liebe Sunwalk,

entschuldige, wenn ich mich einmische. Du hast Recht, dass man sich solche Unverschämtheiten nicht gefallen lassen soll.

Bist du Bezness geschädigt, hast alles, aber auch alles verloren? Hast du mit Nichts dagestanden? Bzw- ARGE ERfahrungen?

Wie ich Eingangs erwähnte, war ich nur froh, den Gang überhaupt geschafft zu haben. Auch ich habe mir alles gefallen gelassen, da ich null Selbstwertgefühl hatte.

Wenn man ganz unten ist dann fehlt die Kraft und der Mut sich durchzusetzen. Es ist auch nicht einfach hier In D Fuß zu fassen. Zumal wenn man schon auf die sechzig zugeht. Wir sind nicht mehr gefragt. Hätte mein EX Mann mich nicht auf die Qualifitierung im1 Altenbereich hingewiesen ( er hat es im Fernsehen gesehen), ich wüßte nicht, was aus mir geworden wäre. Ich mußte meinen Sachbearbeiter bei der ARGE darauf hin weisen, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt. Dazu brauchte er 14 Tage.

Nur soviel zu den Ämtern.

Noch einen schönen Abend
Luxor
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Luxor
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Luxor » 31.01.2012, 23:11

Vielleicht irgenwann mal wieder nach Luxor fahren und die höchsten sheichs aufsuchen. Viel palavern, Beziehungen spielen lassen, den Koran impeto und dann mal schauen was dabei heraus kommt,ES wird der Tag kommen und ich werde diesen Weg gehen, Und wenn ich nur ein Tel meines Geldes wieder bekomme.
Aber das wird noch was dauern.

Luxor
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Haram
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Re: Hilfe für Rückkehrerinnen

Beitrag von Haram » 01.02.2012, 06:18

Moin

@ Eschta

Es gibt auf den Ämtern auch andere Menschen.
Schade, dass du nicht an den / die gekommen bist.

z.B.
Ein Abteilungsleiter hörte zufällig, durch eine offene Tür, ein Gespräch mit.
Mischte sich ein und sagte zur Antragstellerin : Sie gehen hier ohne einen Scheck nicht raus.

Sachbearbeiterin ( ARGE ), deren Mann selbst arbeitsunfähig ist, und viele Probleme hat, gab Tipps.

Ein amtlich angeordnete, bestimmte Kontrolle in meiner Wohnung von 2 Sachbearbeitern ( m/w ) die nur 10 Min. dauerte, aber mit Kaffee trinken und Zigaretten rauchen fast eine Stunde.

Ich bin davon überzeugt, dass früher oder später, alle Menschen für ihre schlechten Taten büssen müssen.

Gruss
haram
Die grösste aller Kampfkünste ist Jura

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