Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Tauschen Sie sich mit den anderen Mitgliedern über Ihre eigenen Erfahrungen über Beziehungen und Ehe mit einem orientalischen Mann aus.

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Daisy2510
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von Daisy2510 » 10.07.2012, 11:03

Hallo,
ich habe gestern am Abend eine ellenlange Nachricht geschrieben, die ist wohl verschwunden....
Ich glaube, dass der große Unterschied eurer Beziehung ist, dass er auch bereit ist zu geben. Und das ist SEHR selten der Fall. Meist mustt du als Frau dich aufopfern, einem nicht existenten Idealbild einer arabischen Frau nachlaufen und sein Glück muss deine Erfüllung sein. Das hat sich jedenfalls bei mir nach 7 Jahren aufreibender Ehe herausgestellt....

Was mir beim Lesen weh getan hat, war das Wegschmeißen von Fotos. Er hat damals von mir gefordert alle Fotos, auf denen ich mit Männern drauf war wegzuschmeißen. Ich Trottel habe es getan. Mein jetztiger Freund hat Fotos von seinen Exfreundinnen, so wie ich ein einziges vom Ex behalten habe (alle anderen habe ICH freudich weggeschmissen). Das ist nun mal Teil der Vergangenheit. Natürlich hängt niemand Fotos der Exe (gibt es das Wort?) auf oder so, wäre ja schräg..., aber die Vergangenheit und damit verbunden auch die Intimssphäre des anderen wird respektiert.
Mich stört der Zwang, den ich aus diesen Zeilen lese, den du vielleicht gar nicht so siehst. Ich habe sicher eine sehr vorbelastete (vielleicht auch verzerrte?) Sichtweise von vielen Dingen und im Moment ist mir meine Freiheit das Wichtigste auf Erden. Die gibt mir mein Partner (Grieche, als auch eine bi-nationale Beziehung).

Was wir oft unterschätzen ist die Fähigkeiten in Sachen Manipulation bei den Männern, plötzlich tut man Dinge, von denen man noch vor einem halben Jahr gedacht hätte "NIE mache ich sowas". Das geschieht unter dem Deckmantel des Islams oder der Liebe, zielt aber meiner Meinung nach nur auf das Ego des Mannes ab.

Ich kann mich noch gut an so manche Ausraster erinnern, die er hatte, als ich mit Männern geredet habe. Er hat das mit Dingen wie Islam und "gute Ehefrau" gerechtfertigt. Ich kenne mich, ich bin ein sehr treuer Mensch, NIE würde ich meinen Partner betrügen. Da stellt sich doch die Frage: Kann ich mich und meinen Sexualtrieb wirklich nicht kontrollieren, dass ich jeden Mann besprinbge, wenn nicht die Verbote meine Partners mich davon abhalten???? :mrgreen:
Ich war mal bei einem Vortrag von P. Vogel in Wien (kannte den Kerl damals noch nicht), der wurde von sehr extrem ausgerichteten Bosniern organisiert. Frauen und Männer waren natürlich getrennt und vor einer Pause hieß es:"Frauen, achtet darauf, dass ihr euch nicht mit den Männern vermischt." Hallo??? Als ob ich mich nicht halten könnte und jeden Mann mit Gebrüll zu Boden ringen würde. Da bekam mein Glaube den ersten starken Dämpfer. Denn von Aßen betrachtet: Wird der Frau nicht jede Fähigkeit der eigenen EInschätzung ihrer selbst und ihres Umfeldes abgesprochen? Ich schweife ab, ich weiß... Ich denke aber, man muss auf soche "kleinigkeiten" sehr achten, auch wenn sie nur periphär den Ehealltag betreffen, sie sind wichtig. Und da um solche DInge wie die eigene Fähigkeit zu denken und zu handeln immer zu kämpfen, das wäre mir jetzt zu anstrengend und schlicht zu blöd...
Ich wünsche dir die Kraft, weiter darum zu kämpfen, du weißt selbst am besten, ob es sich für dich lohnt!
Alles Liebe
Daisy

Mpenzi
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von Mpenzi » 10.07.2012, 11:39

Daisy schreibt:
und im Moment ist mir meine Freiheit das Wichtigste auf Erden. Die gibt mir mein Partner (Grieche, als auch eine bi-nationale Beziehung).
Mir mal jemand gesagt, dass niemand einem Freiheit geben kann. Man hat sie.
Ist nur die Frage, ob man es schafft, sein Recht zu leben. Da, wo man es nicht kann, sollte man sich verabschieden...

Ich weiß, ist leicht gesagt. Aber bei mir hat dies zu einer Erkenntnis geführt und geholfen.

"Klugscheißerische" Grüße :wink:
mpenzi

coralia
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von coralia » 10.07.2012, 12:40

Hallo Rim,

nach längerer Zeit lese ich mal wieder hier im Forum und bin auf deinen Thread gestoßen, ich finde es sehr gut, dass du über deine Ehe berichtest und die Schwierigkeiten offen ansprichst.

Ich glaube auch, dass es sehr wichtig ist, sich über die Probleme, die du hier schilderst und die in der einen oder anderen Form wahrscheinlich in jeder binationalen Beziehung entstehen, Gedanken zu machen. Ich weiß aber auch, wie es ist, wenn man sich endlos Gedanken gemacht, um die Beziehung gekämpft hat, alles versucht hat, um eine gemeinsame glückliche Zukunft aufzubauen, nur um schlussendlich zu erfahren, dass es doch Bezness war. Ein wirklich beschissenes Gefühl, das ich ehrlich gesagt nie wieder richtig los geworden bin. Ich hatte mich auch schon vor der Hochzeit hier ausgetauscht und meine Beziehung hinterfragt, aber ich war mir selbst gegenüber wohl nicht ehrlich genug, sie gründlich genug zu hinterfragen, sonst wäre manches sicher anders gekommen.

Jedenfalls denke ich auch, dass es wichtig ist, die Frauen, die hier schreiben zu sensibilisieren und von Wolke 7 herunterzuholen. Häufig fällt mir auf, dass man in diesem schwerverliebten Zustand dicht macht, wenn hier im Forum direkt von Bezness gesprochen wird (was logisch ist, weil das das Thema des Forums ist). Die Frauen finden es schlicht unfair, dass ihrem Partner so etwas unterstellt wird, was ich auch nachvollziehen kann, das ist glaube ich eine ganz normale Reaktion. Man versucht, den Partner gegen verallgemeinernde Vorwürfe zu verteidigen, die man mit ihm gar nicht in Verbindung bringen kann oder will. Deswegen glaube ich auch, dass es Sinn macht, nicht gleich die Bezness-Keule auszupacken sondern einfach darüber zu berichten, welche Schwierigkeiten eine solche Beziehung mit sich bringen kann. Von der Sprachbarriere, über den Kulturschock bis hin zu den unterschiedlichen Klimabedingungen (mein Exmann wurde in seinem ersten Winter in Deutschland richtiggehend depressiv). Ich finde es schön, dass du hier schreibst und würde gerne mehr lesen.

viele grüße
coralia

Jakobs_Weg
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von Jakobs_Weg » 10.07.2012, 13:07

Hallo, liebe Coralia! :)

Wie freue ich mich, von dir zu lesen!
Geht es dir gut!

Alles Liebe - und weiterhin einen schönen Sommer!
LG, Jakobs_Weg

Nein, nicht alle Orientalen sind Beznesser!

Daisy2510
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von Daisy2510 » 10.07.2012, 13:29

@mpenzi

Ja, du hast Recht, Freiheit gebe ich mir selbst. Das ist ein Prozess, den ich jedoch wiedererlernen muss. Denn wenn du viele Jahre von einem anderen Menschen definiert wirst und dich selbst über den definierst (was im Nachhinein einfach nur irre ist), dann musst du Schritt für Schritt lernen, dass du deine Freiheit selbst bestimmst.
Am Beginn meiner jetztigen Beziehung war es schon Freiheit, dass ich gesagt habe: Ich will XY kaufen/haben und es einfach getan habe, ohne gemaßregelt zu werden. Das ist jetzt nicht mehr der Fall.
Es sind Schritte, die ich gehe, sie sind oft überraschend für mich, manchmal auch bedenklich (weil ich sie überhaupt erst wieder erkenne).
LG

coralia
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von coralia » 10.07.2012, 13:44

Hallo Jakobs Weg, wie schön, dass du auch noch da bist! Ja, danke, mir geht es sehr gut, mein Leben verläuft gerade in recht ruhigen und angenehmen Bahnen :-) Ich hoffe, dir geht es auch gut!!

Coralia

Elisa
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von Elisa » 10.07.2012, 14:05

Coralia, ganz liebe Grüsse.

Daisy, manchmal schlittert man auch ganz langsam in so was rein. Man bemüht sich, alles ruhig zu halten. Am Anfang einmalig, und dann wird es immer mehr, und zum Schluss hat man sich selbst verloren.

Gut ist ja, wenn man es irgendwann merkt, aber es dauert auch eine Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen, und dann wird einem erst richtig klar, wie weit man bereits sich selbst verleugnet hat.

Dann kommt auch der Moment der Trauer um die verlorene Zeit, das nicht gelebte Leben.

LG Elisa

Daisy2510
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von Daisy2510 » 10.07.2012, 14:25

Hallo,
man kann vieles vergessen, was in einer Beziehung nicht gut gelaufen ist. Aber die verlorene Zeit, die kann man nicht ersetzen. Ich trauere dieser nach. Ich hätte gerne die Welt bereist oder ein Auslandssemester gemacht, in dieser Altersstufe, als ich mit Kopftuch schwitzend in Tunis Stadt gesessen bin und gewartet habe.... Natürlich kann ich auch jetzt noch reisen (was ich tue), aber diese gewisse Zeitspanne des Erwachsenwerdens (nicht mehr Teenie, noch nicht voll im Berufsalltag), die habe ich mit Dingen verbracht, aus denen ich nichts gewonnen habe.
Genau so etwas darf einfach nicht passieren, das darf man nicht zulassen!
LG

rim

Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von rim » 10.07.2012, 15:20

Hallo an alle!

Danke für eure Beiträge.

Never,

da bin ich mir schon sehr sicher, dass es sich nicht um eine Taktik handelte. Mir ist schon klar, dass Beznesser sehr geschickt sind. Aber wenn es nur eine Taktik gewesen wäre, dann hätte er vielleicht die ersten paar Streitereien bezügl. dem Thema Heirat abgewartet und dann eingewilligt. Er hätte bestimmt nicht ein Jahr und etliche Streitereien und Geheul abgewartet. Ich habe alles nur kurz geschildert, aber es war schon extrem wie ich auf ihn eingeredet habe und er war fast ein ganzes Jahr nicht davon überzeugbar, diesen Schritt zu gehen.Erst als ich ihn wirklich vor die Entscheidung gestellt habe, war er dazu bereit. Wäre es nur eine Taktik von ihm gewesen, dann hätte er sicher schneller mit mir geheiratet. Schließlich waren seine Kollegen auch alle illegal da, sie hatten auch Freundinnen die heiraten wollten und sie haben alle nicht geheiratet, weil sie eben nicht nach Marokko wollten dafür. Und diese "Kollegen" waren es auch, die ihm eingeredet hatten, ja nicht zu heiraten, weil er dann womöglich nich mehr zurück kommen würde.
Also da bin ich mir sehr sicher, dass es sich nicht um einen Plan oder Taktik gehandelt hat. Aber ich kann eben nur sagen, dass ich mir darüber sicher bin. Ich habe viel hier im Forum gelesen und es gibt da wirklich aller Hand.
Was seine Familie anbelangt, da glaube ich schin,dass sie mich mögen, aber ich bin so realistisch, dass ich mir auch vorstellen könnte, dass ihnen eine marokkanische Schwiegertochter eigentlich lieber wäre, aber sie es halt hinnehmen, sei es weil es halt mein Mann so will oder vielleicht auch weil SIE darin Vorteile sehen..

Scharade,

wie meinst du das mit dem, dass sie dich zu einem Mann umfunktioniert hatten? Ich kann mir darunter nicht so wirklich etwas vorstellen..

Die Schwestern fragen mich oft über das Leben in Europa aus und manchmal kommt da schon ein Neid durch. Ich hatte zB früher Piercings und da sieht man noch die Löcher und da sagten sie, dass sie auch sooo gerne ein Piercing hätten..
Nein über Geburtenregelung oder Behinderungen haben wir noch nie geredet..

Du schreibst, dass du soviel Gemeinsamkeiten erkennst zu deinem Ex. Magst du mir vielleicht schreiben wie eure Beziehung dann gescheitert ist, war es Bezness oder andere Probleme?

Daisy,

wie geschrieben, hätte ich anfangs auch diesem Bild der arabischen Frau hinterhergelaufen, aber ich habe zum Glück damit aufgehört und bin mir treu geblieben, denn entweder liebt er mich so wie ich bin oder eben nicht!
Ja das mit den Fotos tat mir auch weh. Das war am Anfang unserer Beziehung, HEUTE würde ich das nicht mehr tun!
Danke für deinen interessanten Beitrag. Ja ich finde das auch schlimm wie über Frauen gedenkt wird, die Trennung die zwischen Frauen und Männern gezogen wird, als ob Frauen unmündige Wesen wären, die sich nicht selbst unter Kontrolle hätten. Dieser P. Vogel schlägt sowieso alles. Aber die Mehrzahl der Muslime haltet ja selbst nichts von dem!

Ja genau das mit dem Kämpfen empfinde ich oft so als anstrengend, das ist eigentlich das wo ich sage, dass ich deshalb nicht nochmal solche eine Beziehung eingehen würde. Ich lasse mich nicht unterbuttern und das weiss er mittlerweile auch, aber es kostet oft Kraft, sich immer wieder behaupten zu müssen!

Hallo Coralia,

ja das war eben der Anstoss für mich, warum ich hier schreiben wollte, weil eben Frauen in ihrer Verliebtheit Bezness ganz weit weg von sich stossen und vielleicht dann wenigstens zugänglicher für diese Schilderungen sind. Ausserdem habe ich in meinem Umfeld auch Bezness erlebt und ich glaube, ich werde sicher noch das eine oder andere einbringen können, wenn es etwa darum geht, was Verhalten von Bezness ist zB um Geld fragen etc..
Ich stelle es mir schrecklich vor, wenn man glaubt geliebt zu werden und es sich dann herausstellt, dass es Bezness war! Ich glaube, dass das einem ein Leben lang in einer gewissen Weise prägt und hinter hängt. So sehr ich jetzt davon überzeugt bin, dass ich nicht zu diesen Bezness-Opfern gehöre, hoffe ich auch, dass ich mich nicht getäuscht habe und nicht eines besseren belehrt werde. Es gibt ja Frauen, die jahrelnag kein Anzeichen erkennen konnten und dann doch so enttäuscht und verletzt wurden :cry:

LG an alle

coralia
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von coralia » 10.07.2012, 18:05

Hallo Rim,

mit etwas Abstand betrachtet denke ich, dass es meistens sehr wohl Anzeichen von Bezness gibt, die man sehen kann, wenn man genau hinsieht. Ich habe mich immer für jemanden gehalten, dem sowas nicht passieren kann, habe versucht, mich emotional und finanziell abzusichern (was allerdings nur finanziell gelungen ist) aber im Nachhinein muss ich sagen, dass es Dinge gibt, die ich hätte sehen können. Die Gefahr besteht glaube ich darin, dass man irgendwann an einen Punkt gelangt, an dem man aus dem eigenen Gefühl heraus genug hinterfragt und überprüft hat. Ich war anfangs misstrauisch und habe versucht, dieses Misstrauen aus dem Weg zu räumen, indem ich in sein Land gereist bin, mich mit der Kultur und Sprache befasst hab, mit ihm selbst viel geredet habe.... Für mich war der entscheidende Punkt, dass ich das Gefühl hatte, seine Familie mag mich und nimmt mich offen auf. Ich hätte einfach nicht für möglich gehalten, dass ich es nicht merke, wenn mir eine ganze Familie etwas vorspielt bzw. denke ich im Nachhinein gar nicht, dass sie es als "Vorspielen" empfunden haben, ich glaube einfach, dass sie es für einen vielleicht nicht gerade netten, aber dennoch legitimen Weg gehalten haben, ihrem Sohn den Weg nach Europa zu ebnen, ich denke, um mich ging es dabei gar nicht.

Na ja, irgendwann jedenfalls kommt man an den Punkt, an dem man sich entscheiden muss, ob man der Beziehung eine Chance geben will oder nicht, und wenn man das tun will, kann man natürlich nicht ständig misstrauisch sein und alles in Frage stellen, dann hat die Beziehung ja eigentlich gar keine Chance. Ich habe meinem Ex irgendwann vertraut, so wie du es jetzt sicher auch tust. Die einzigen Zweifel, die ich noch hatte, bezogen sich auf das Thema Kinder, genau wie bei dir. Und wenn man in dieser Phase ist, in der man sich für Vertrauen und gegen Misstrauen entschieden hat, muss man glaube ich zwangsläufig über manche Dinge hinwegsehen, sonst müsste man wieder zurück in die Misstrauensphase, udn das will man ja eigentlich nicht. Man muss viel kämpfen für so eine Beziehung, denn meistens bekommt man Gegenwind, sei es von den Behörden, vom Vermieter, von der eigenen Familie, von Freunden und nicht zuletzt auch vom partner selbst, wenn man sich mit Problemen auseinandersetzen muss, die im Alltag auftreten und die du ja anschaulich beschrieben hast (ich persönlich könnte mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, mit jemandem darüber zu diskutieren, welche klamotten ich trage und mich in dieser Beziehung auf "Kompromisse" einzulassen, aber ich denke, soclhe Beispiele kennen hier viele in dieser oder ähnlicher Form). Man muss also ständig kämpfen, damit die Beziehung überhaupt bestehen bleiben kann. Daraus entsteht ja auch sowas wie Zusammengehörigkeitsgefühl, wir zwei gegen den Rest der Welt. Wenn man es dann erstmal geschafft hat, die Beziehung auf halbwegs feste Füße zu stellen, weil man die ersten Hürden überwunden hat und man es geschafft hat, den Partner in das eigene Leben zu integrieren, will man auch endlich die Zweisamkeit genießen und schaut so glaube ich über manches hinweg, über das man nicht hinwegschauen dürfte. So erkläre ich es mir heute.

Ich will damit nicht sagen, dass es bei dir auch so ist, aber ich merke, dass du deine Beziehung auch verteidigst, dass du in fast jedem Post "erklärst", wie dein Mann tickt, das war bei mir ähnlich und ich fühle mich irgendwie an diese Zeit zurück erinnert.

Aber dennoch scheint es mir, dass ihr einen ganz guten Weg gefunden habt, miteinander umzugehen, das finde ich gut!

Viele Grüße
coralia

rim

Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von rim » 13.07.2012, 20:56

Hallo coralia,

danke für deinen ausführlichen und interessanten Beitrag!
Ich will damit nicht sagen, dass es bei dir auch so ist, aber ich merke, dass du deine Beziehung auch verteidigst, dass du in fast jedem Post "erklärst", wie dein Mann tickt, das war bei mir ähnlich und ich fühle mich irgendwie an diese Zeit zurück erinnert.
Ja da hast du recht, ich verteidige und erkläre sehr viel, auch im realen Leben! Eigentlich wollte ich daran arbeiten, dies nicht mehr zu tun bzw. ich arbeite daran.
Und hier kann ich gleich wieder an einen Punkt anknüpfen, der ebenfalls oft sehr mühselig ist wenn man in einer binationalen Beziehung lebt. Nämlich wie die Gesellschaft auf einen reagiert, wie sie nachhackt, kritisiert und und und. Ich meine damit nicht dieses Forum hier, denn in diesem Forum ist das ja Thema unter anderem, aber ich meine das alltägliche Leben..
Das Umfeld erlaubt sich bei solchen Beziehungen teilweise sehr indiskrete, teil übergriffige Anmerkungen und Fragen. Ich finde es nicht störend, wenn dies die Familie oder gute Freund machen, sondern wenn sich oberflächliche Bekannte, wie beispielsweise ArtbeitskollegInnen so verhalten. Es ist manchmal eine regelrechte Frechheit wie die einen ausfragen und ausquetschen und eindeutige Grenzen überschreiten dabei. Man wird Dinge gefragt und kritisch beäugt, wie es wohl eine "normale" Beziehung nicht erfährt. Es fallen dann auch oft so dumme Sprüche wie "Warum hast du denn einen Ausländer geheiratet? Gefallen die Einheimische nicht oder bringen die es irgendwie besser?"
Man stößt immer wieder auf dumme Anmerkungen, Vorurteile (auch gegenüber einen selbst und nicht nur gegenüber den Partner), auf Konfrontationen und gerät unter Verteidigungsdruck. Und auch das zerrt extrem an den Nerven!
Ich bin dabei, an mir zu arbeiten mich nicht mehr unter Druck setzen zu lassen, auf grenzüberschreitende Anmerkungen und Fragen nicht einzugehen und mich/uns nicht ständig zu erklären und zu verteidigen. Wie komme ich eigentlich dazu! ( nochmal: ich meine nicht das Forum hier, sondern den Alltag :) )
Auch dies stellt nochmal eine zusätzliche Belastung dar. Aber das erlebe nicht nur ich meinerseits, sondern mein Mann ebenfalls. denn er wird genauso mit Vorurteile und übergriffigen Fragen von fast fremden Menschen konfrontiert, es ist keine Seltenheit, dass er zB gefragt wird ob es nicht unheimlich schwer sei mit einer österr. Frau und darauf aufmerksam gemacht wird, dass das ja gar nicht klappen kann und es sowieso nur Probleme mit Österreicherinnen gibt :evil:

Liebe Grüße

rim

Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von rim » 13.07.2012, 21:32

Das bekommst du natürlich durch solche Fragen zu spüren.
Andererseits hast du ja selbst geschrieben, dass deine Ehe nicht unbedingt das nonplusultra ist und du mit vielen zusätzlichen Problemen zu kämpfen hast.
Daher stehe ich zu meiner Meinung: Sofern es nicht sein muss, würde ich lieber die Finger von einem solchen Experiment lassen. :( Zum beiderseitigem Wohl, da der jeweils anders kulturell Aufgewachsene, ebenso Anpassungsschwierigkeiten hat.
Ja klar dazu stehe ich auch, dass es viele Probleme gibt. Aber es ist dennoch schlimm wie indiskret und frech manche Leute sind. Ich versteh auch bestimmte Vorurteile, die können sie auch gerne haben, aber wie komme ich dazu, dass sie irgendwelche Leute derart in mein Privatleben einmischen und mich so indiskret ausfragen (es gibt da Unterschiede zwischen nachfragen und ausfragen). Und das stellt zu den bereits vorhandenen Problemen eine zusätzliche Belastung dar...
Und ja ich gebe dir recht, es ist ein Experiment und ich würde es, wie gesagt auch nicht ein zweites Mal eingehen und kann nur jeder Frau dazu raten sich das alles SEHR SEHR GUT zu überlegen!

LG

rim

Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von rim » 13.07.2012, 21:46

Ja klar in diesem Forum ist es natürlich ganz etwas anderes, man schreibt ja weil man das thematisieren will und man weiß, dass man in einem Bezness-Forum ist und es ist ja die Aufgabe dieses Forums darauf hinzuweisen, da gehört es ja dazu, dass man kritisch ist, nachfragt und nachhackt..

LG

Bocanda
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von Bocanda » 15.07.2012, 06:35

Hallo Rim,
Es fallen dann auch oft so dumme Sprüche wie "Warum hast du denn einen Ausländer geheiratet? Gefallen die Einheimische nicht oder bringen die es irgendwie besser?"
Solche Sprüche kenne ich auch. Das sind für mich keine Fragen aus echtem Interesse. Ich habe solche Fragen meist unkommentiert gelassen oder
habe den Fragesteller verarschx. Sehr merkwürdig, dass so etwas oft von Deutschen Männern kam.

Liebe Grüße
Bocanda
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coralia
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von coralia » 15.07.2012, 10:05

Hallo Rim,

an solche Situationen kann ich mich auch gut erinnern. Es war anfangs für uns zum Beispiel recht schwer, eine Wohnung zu finden, weil ich mich gerade selbständig gemacht hatte, also noch kein festes Einkommen hatte und er eben offensichtlich Ausländer war. Es gab da Vermieter, die mir das auch direkt ohne Scheu gesagt haben, dass sie lieber an Deutsche vermieten möchten. Wenn sie gesagt hätten, "ich vermiete lieber an Leute mit festem Einkommen, nicht an Freiberufler, das ist mir zu unsicher", okay, das hätte ich verstanden. Aber es allein auf die Hautfarbe zu beschränken, ist schon heftig.

Als ich mit meinem Ex dann nicht mehr zusammen war, hat mir mal ein Nachbar gesagt, gegenüber sei ein Mann aus Ghana eingezogen und gefragt : wäre das nicht was für dich, du stehst doch auf "solche". das wäre ja so, als wenn ich ihm bei jeder dicken, griesgrämigen Alten, die ich zufällig sehe, fragen würde, na, wär das nicht was für dich, du stehst doch auf solche, oder warum hast du so eine geheiratet?

Na ja, mit sowas muss man klar kommen, das wird sich sowieso nicht ändern, da hilft nur drüber stehen.

viele grüße
coralia

Bocanda
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von Bocanda » 15.07.2012, 10:12

Als ich mit meinem Ex dann nicht mehr zusammen war, hat mir mal ein Nachbar gesagt, gegenüber sei ein Mann aus Ghana eingezogen und gefragt : wäre das nicht was für dich, du stehst doch auf "solche".
Daran kann man nur erkennen, dass dieser Mann nicht begriffen hat was Liebe bedeutet.

Liebe Grüße
Bocanda
Liebe Grüße
Bocanda



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coralia
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von coralia » 15.07.2012, 10:43

Ja, Bocanda, er hat mir damit ja unterstellt, dass es mir bei der Wahl meines Partners allein um die Hautfarbe geht. Das ist schon ein ziemlich engstirniges Denken, das einem da aufgedrückt wird.

Schuscha
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von Schuscha » 17.07.2012, 11:21

Liebe Rim,


Ich habe etwas in deinem Post gelesen, wozu ich etwas sagen moechte:


Bezüglich Deinem Kinderwunsch in einer spaeteren Phase Deines Lebens, wenn Dein Partner und du die meisten Differenzen aus dem weg geschafft habt.
Aus persönlicher Erfahrung und aus den Erfahrungen Dritter, kann ich Dir sagen, dass dieser Punkt niemals erreicht sein wird. ES wird immer Differenzen geben, die dir unlogisch und vollkommen sinnlos erscheinen, Du wirst in dieser Ehe, Dein leben lang die Decke hochgehen.......

Und in Zeiten, wo Du glücklich bist, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er es nicht ist und nur Dir zuliebe mitmacht. eine Ehe im Sinne von Partnerschaft auf Augenhöhe, ist nicht das, was diese Männer wollen.
Zumindest ich kenn keinen solchen Mann.


Liebe Gruesse,

schuscha
Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern.
(Konfuzius)

Nilopa
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Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von Nilopa » 17.07.2012, 12:30

Hallo Rim,

Du hast geschrieben:
Und ja ich gebe dir recht, es ist ein Experiment und ich würde es, wie gesagt auch nicht ein zweites Mal eingehen und kann nur jeder Frau dazu raten sich das alles SEHR SEHR GUT zu überlegen!
...und Experimente können/dürfen auch scheitern :wink: .
Mir kommt es so vor, als ob Du gerade dabei bist, zu entscheiden,
ob Du "das Experiment" um einen weiteren "Schwierigkeitsgrad"(ein gemeinsames Kind) erhöhen möchtest?

8) LG Nilopa
»Your rights matter because you never know when you're going to need them.« – Edward Snowden-

rim

Re: Rim - eine binationale Ehe mit Marokkaner

Beitrag von rim » 17.07.2012, 14:46

Hallo an alle,

coralia und boconda,

ja solche Sprüche kommen meist von Männern. Keine Ahnung warum, aber es zeigt wie sexistisch die denken :evil:


Schuscha,

ich bin so realistisch, dass ich weiß, dass es immer Differenzen geben wird. Allerdings glaube ich daran, dass es möglich sein könnte, dass die gröbsten Differenzen ausgehandelt werden können. In den 4 Jahren Beziehung bzw. in den 3 Jahren Ehe haben wir schon einige Differenzen überwunden, auch wenn es oft schwer war und teilweise immer noch ist.
Zu dem mit dem glücklich-sein bzw. mit der guten Miene zum bösen Spiel machen: Nein da spielt er mir bestimmt nichts vor, er hat mir immer gezeigt, wenn ihm etwas nicht gepasst hat. Ich habe oft mein Ding einfach durchgezogen und er hat immer gezeigt, dass es ihm so nicht passt. Mit der Zeit hat er sich aber einfach damit abgefunden und meist dann selbst bemerkt, dass es auch gut laufen kann wenn es nicht nach seiner Vorstellung läuft und sich dann einfach damit angefreundet. Es gibt aber nach wie vor Punkte, die ihm nicht gefallen und das zeigt/sagt er mir auch, aber eine Beziehung besteht auch nicht darin, dass man immer alles gut heißt was der/die andere macht. Manchmal muss man einfach auch etwas akzeptieren.

Dass ich eine Beziehung auf Augenhöhe will, damit hat er sich früher sehr schwer getan. Er hat da auch oft gesagt, dass in Marokko der Mann über der Frau steht und für ihn sich das auch so gehört. Es gab da oft einen rießen Krach und ich schwang gleich die Feminismus-Keule. Ich denke, dass wir mittleweile auf Augenhöhe sind und er auch gelernt hat, damit umzugehen und vor allem es zu leben. Mein Mann kann sehr schlecht negative Emotionen verbergen, das rieche ich aus 100 Meter Entfernung wenn ihm etwas gegen den Strich geht. Von daher weiss ich, dass er nicht nur gute Miene zum bösen Spiel macht, sondern dass er es tatsächlich so akzeptiert hat.Was ihm allerdings wichtig ist, ist der Schein nach aussen. Wenn also arabische Kollegen oder so da sind, da will er diesen Schein bewahren, dass er im Grunde genommen die Hosen an hat. Das äußert sich nicht etwa darin, dass er mit mir ungut umgehen würde oder so. Sondern einfach in seinem Habitus. Wenn wir dann wieder allein sind, ist es ihm egal wenn wir wieder beide die Hosen an haben. Ich lasse ihm dieses Spiel und nenne ihn dann auch spasshalber "Chef" wenn seine Leute da sind.
Ja in arabischen Ländern haben tatsächlich oft die Männer das Sagen. Aber mein Mann gibt auch zu, dass es Ehen gibt wo nach Außen hin es so wirkt, als sei der Mann der Boss und daheim hat die Frau das Sagen. Da erzählt er mir oft köstliche Geschichten über seine Tanten. Aber auch bei ihm zuhause ist es nicht unbedingt so, dass sein Vater das Sagen hat. Die Mama hat da meist mehr zu sagen, sie verwaltet das Geld und bestimmt was damit gemacht wird. Den Vater erlebe ich als sehr ruhig, während die Mutter oft das Kommando hat..

Nilopa,
Mir kommt es so vor, als ob Du gerade dabei bist, zu entscheiden,
ob Du "das Experiment" um einen weiteren "Schwierigkeitsgrad"(ein gemeinsames Kind) erhöhen möchtest?
Ein Kind ist die nächsten Jahre nicht geplant. Ich habe noch zwei Jahre zu Studieren und gehe auch nebenbei arbeiten. Das wäre zu anstrengend und ich müsste da mal vom Studium eine Zeit lang aussetzen. Ich habe ja etwas spät zu studieren angefangen und möchte es schon fertig bringen, bevor ich 30 bin. Mein Mann würde sich jetzt schon im Prinzip ein Kind wünschen, aber auch für ihn steht an erster Stelle, dass ich mein Studium abschließe. Geplant wäre ein Kind also sowieso erst in den nächsten 2 bis 3 Jahren.Vorausgesetzt ich habe das Gefühl, dass wir beide nun dazu bereit sind. Aber ich weiss, dass 2 oder 3 Jahre auch nicht mehr lange sind und deshalb bin ich oft dabei gewisse Dinge anzuschneiden und mit meinem Mann zu diskutieren, wie das eben dann mit der Erziehung aussieht, wie unser Leben gemeinsam mit Kindern aussehen wird etc. und ich suche da auch bewusst Konfrontationen um abzustecken, auf welchem Stand wir/unsere Beziehung sich befindet, wo es noch Reibungspunkte und Probleme gibt..

liebe Grüße

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