kennen gerlernt .
Zufälligerweise waren zu dem Zeitpunkt zwei weitere Frauen in dem Chat , die IHN auch grade kennen gelernt hatten - eine wohnte nur 10 km von mir entfernt und wir trafen uns real . Meine Fastnachbarin wohnte 400 km von dem Ihren entfernt , bei mmchen waren es 800 km und bei mir 250 km . Wie schwer eine Fernbeziehung bei so großer Distanz wie schon 800 km sein kann , haben wir bei mmchen gesehen ... wie das laufen soll für ein wirkliches Kennenlernen bei tausenden km Entfernung , ist mir ehrlich gesagt , schleierhaft , weil man da den Alltag schlecht rein bekommt .
Genau um den geht es aber im Leben : um den Alltag . Wie wird er aussehen , der zukünftige gemeinsame Alltag ? und kann das Internet überhaupt dazu beitragen , einen Alltag herauszuarbeiten ? Meiner Meinung nach : ja - als Vorspann der Geschichte .
So war es bei mmchen , bei der Nachbarin und bei mir . Zunächst wurde gechattet und weder bei uns noch bei den anderen beiden Paaren wurde seitenlang romantisch gefaselt . Das gabs zwar auch mal , war aber nicht der Dreh- und Angelpunkt der Gespräche . Sich wirklich mit dem Alltag des anderen auseinandersetzen kann zwar mal die Formel : das tut mir so leid für Dich! beinhalten , kommt aber nicht automatisch als Standartantwort . Es werden konkrete Lösungen für anstehende Probleme gesucht und beide bemühen sich darum .
Die Nachbarin hatte ein Kind , der Zukünftige hatte zwei . Beide waren geschieden und ihnen ging es um die Alltagbeziehung als Patchworkfamilie . Wie wollen wir das gestalten und vor allen : wie werden sich die Kinder verstehen ? Also gab es zur ersten Begegnung die Kinder , ein ganzes Wochenende lang mit Haushalt und einkaufen - nix mit romantischen Wochenende ... das haben sie beim zweiten Treffen nachgeholt . Beide wollten sich in völlig verschiedenen Bereichen selbstständig machen und das ist ihnen , allen Anfangsschwierigkeiten zum Trotz , auch gelungen .
mmchen hatte eine schulpflichtige Tochter und ein Haus , das nicht so ohne weiteres verkauft werden konnte . Sie stellte die Bedürfnisse ihrer Tochter vor allen anderen . Er war Beamter und konnte nur seine Versetzung beantragen oder kündigen - kündigen kam nicht in Frage . Außerdem gab es einen pflegebedürftigen Vater , der betreut werden mußte . So konnten sie hin und wieder eine Woche oder den Jahresurlaub miteinander verbringen und das auch im Alltagmodus : er versorgte das Kind mit und kümmerte sich um Haus und Hof und wenn sie bei ihn war , betreute sie den Vater mit -um ihn zu entlasten . Sie nahmen nie zusammen Urlaub oder fuhren in Urlaub . Nach drei Jahren konnte er endlich zu ihr , der Vater war verstorben und die Versetzung klappte nun , da in seinem Bereich ein Platz frei wurde . Die beiden Pärchen sind heute noch glücklich verheiratet .
Aber ich bleibe mal bei meinem Mann und mir . Nach diesem Kennelnernchat verabredeten erst am Abend , dann "zum Frühstück" zum chatten .. und da wir beide oft die selben "bekloppten" Ideen" hatten , saß dann jeder morgens mit seinem Frühstücksteller am PC - ohne Absprache - schließlich war man ja zum Frühstück verabredet . So kamen wir dahinter , dass beide Rosinenbrot mit Teewurst gut finden oder alten Gouda mit Erdbeermarmelade ... Tilsiter mit Kirschmarmelade geht auch . Zummindest , was den Essensgeschmack angeht , gab es keine Differenzen ... und Schweinefleich aßen wir beide gern ... überhaupt die friesieche Küche rauf und runter ... Wie wichtig solche Übereinstimmungen sind , wußte ich durch meine "Auslandserfahrunge" . Auch im Chat hatten wir ein Alltagleben, das besprochen worde . Er sollte zur Reha und hätte am liebsten die Einrichtung genommen , die bei mir um die Ecke war - allerdings war die für sein Krankheitsbild schlecht gerüstet und ich habe ihm was passendes ausgesucht . Bei mir stand die Arbeitsaufnahme an und er hat sich arbeitsrechtlich erleuchtet , wie das am sozial verträglichsten für mich hin zu kriegen ist ... er überzeugte mich , einen Behindertenausweis zu beantragen , was ich vorher so nie gewollt hatte .
Allen drei Paaren ist gemein , dass sie gegenseitig etwas für sich tun - jemanden nach Deutschland zu holen ist eher einseitig bei Bezzie , wenn nicht Du , dann eine andere ...
Abgesehen davon bei 250 km oder 400 km , selbst bei 800 km ist es viel eher möglich , sich öfter zu besuchen , sich zu sehen und ein Alltagsleben aufzubauen . Das ist auch mit zwei , drei , vier jährlichen Urlauben nicht möglich - auch wenn es kein Bezness sein sollte . Wenn das Pärchen norddeutsche Tundra - bayrischer Wald mit 800 km schon Schwierigkeiten mit der Alltagsfindung hat ... wie soll das dann erst für einen Mann aus einer richtig fremden Kultur sein . Der Mann aus der norddeutschen Tundra gab ehrlich zu , das für ihn der bayrische Wald gewöhnungsbedürftig war . Aber mmchen hätte nie einfach so ihr Haus verkauft ... und er hätte alles getan , damit sie das nicht tut .
Ich denke , das ist wichtig : nicht im Überschwang der Gefühle sich zu „Taten“ verleiten zu lassen oder gar zu fordern Und wenn der Eine grade sie Kontrolle verlieren sollte , steuert der Andere dagegen – zurück zur Vernunft – egal , wie sehr das mit einem einseitigen Verzicht zusammen hängt . Für den Tundraner wäre es einfacher gerwesen , sie verkauft ihr Haus – dann wären sie schon nach einem Jahr zusammen gewesen … mir fiel es auch schwer , mich für eine andere Kureinrichtung stark zu machen , die gut für seine Gesundheit war , aber sehr weit weg von mir . .
Selbst wenn er kein Beznesser sein sollte , wird der Alltag in Deutschland das Maß sein , an dem die Beziehung gemessen wird . Zweimal 14 Tage Urlaub im Jahr ist nichts - auch nicht mit täglich chatten - um auch nur ansatzweise einen Vorgeschmack auf den Alltag zu bekommen ... selbst der norddeutsche Tundraner hat geschluckt im bayrischem Wald ... und der war wochenlang da - er Urlaub , sie gearbeitet - also für ihn gelebter Alltag mit Kind , Essen kochen , einkaufen , sauber machen ... und platt snakt da auch keiner ...
Aus dem Eingangsposting an dem Tag ergab sich folgende Austauch :
FrauB. hat geschrieben:"Dort drüben" wird Verliebtheit als Krankheit bezeichnet, die es zu überwinden gilt und der man unter keinen Umständen nachgehen darf.
All die Nebenerscheinungen, die in Europa liebevoll als rosa Wolke, rosa Brille bekannt sind, sind in islamischen Ländern als eine geistige Unzurechnungsfähigkeit bekannt. Kinder und Jugendliche werden davor gewarnt - und erleben an anderen und an sich selbst, dass diese Warnung berechtigt ist, denn Verliebte ticken ja tatsächlich nicht richtig...
Niemand schmunzelt dort darüber oder begegnet dem "Kranken" rücksichts- und verständnisvoll.
Verliebtheit ist in islamischen Ländern ein durchweg negativer Zustand!
Man lacht sich kaputt über europäische Frauen, die zu "blöd" sind, zu kapieren, dass sie da gerade lediglich temporär in einem Rausch festhängen, der krank und wertlos ist.
Zwoelfe hat geschrieben:Hier herrschte auch mal der Grundsatz , dass eine ordentliche Ausbildung gemacht wird , die ernähren kann - und keine brotlose Kunst . Verliebtheit ist absolut keine Grundlage für eine lebenslange Ehe . Selbstbeherrschung auch in dieser Hinsicht war ein großes Gut , selbst Sexualität war zweitrangig , Das alles ginge vorbei , sagten die Älteren - was bleibt , ist das tägliche Leben und das meistern desselben durch die eheliche Gemeinschaft . Hatten sie etwa recht ? Ebenso wie mit der Aussage , das die Liebe in der Ehe kommt ? Viele alte Frauen erzählten mir im Interview, das sie ihn zunächst meist gar nicht richtig kannten , aber später tiefe Liebe füreinander empfanden ...
Jetzt , knapp 50 Jahre später , scheint es nur noch die Verliebtheit als Ehegrundlage zu geben ... was , wenn die Verliebtheit weg ist ? Und natürlich war diese "Krankheit" schon früher bekannt , denn eine junge Witwe mußte schnell wieder verheiratet werden , damit "keine Unruhe" in der Gemeinde ausbrach . Und dieses Verliebtsein wurde auch als Geisteskrankheit gewertet oder - viel schlimmer - als Hexerei . Wenn der ältere Mann mit einem Mal nur noch die junge Witwe im Kopf hat , Frau und Kind dafür verlassen will ... seine Pflichten nicht mehr wahrnehmen will ... sich der Gemeinde entzieht ...
Genau das wurde früher der Verliebtheit zum Vorwurf gemacht : wer verliebt ist , sondert sich vom Tagesgeschehen ab , will nicht mehr in der Gemeinschaft mitarbeiten , hat den Wunsch , allein mit dem "Liebesobjekt" zu sein - was in einer Gemeinschaft , die jeden einzelnen zum Überleben braucht , kontraproduktiv ist .
Bekannt ist dieses Phänomen der Verliebtheit weltweit sonst gäbe es ja all die Poesie nicht . Mit Verachtung aber muß in den allermeisten Kukturen gerechnet werden , wenn das Leben auf so einem flüchtigen Gefühl aufbaut werden soll .
Sind hier einfach nur viele verliebte Frauen oder hat sich das Verliebsein als Lebensgrundlage durchgesetzt - wenn ja , wo ist das alte Wissen gebleiben ?
We hat Erfahrungen mit Bekanntschaften im Netz oder mit eine Eheanbahnung ? Vielleicht sogar nicht nur mit Deutschen , sondern auch mit Männern aus sehr fremden Kulturen ? Und kann uns jemand erzählen , ob so etwas gut gehen kann ? Wie müßte ein Chat sein , der Rückschlüsse auf Unehrlichkeit deutscher oder auch der sehr fremden Männer zuläßt ?
Vielleicht gelingt es uns , etwas zu diesem Thema zusammen zu tragen … Schwerpunkt : weg vom Liebesgesülze , hin zum deutschen Alltag … denn genau den werdet Ihr haben , wenn ER hier ist .
Zwoelfe