Luminara hat geschrieben: ↑01.10.2019, 00:23
In
Er trifft sich nach wie vor mit Freunden genauso wie ich. Dann trinke ich auch mal was, was für ihn okay ist, da ich ihm erklärt habe, dass es bei uns hier in Deutschland einfach zur Kultur gehört Abends mit Freunden was zu trinken. Bis jetzt alles kein Problem
Liebe Luminara!
Herzlich Willkommen im Forum!
Ich war auch sehr verliebt in einen Tunesier, den ich fast geheiratet hätte, deswegen kann ich sehr viel nachvollziehen, was du schreibst und erkenne mich in dem Geschriebenen wieder! Ich habe heute begonnen, meine Geschichte aufzuschreiben, allerdings finde ich es gar nicht leicht, das Erlebte für Leser verständlich zu Papier zu bringen, es wird daher noch etwas dauern, mich vorzustellen, was mir leid tut. Ich möchte dir nur sagen, dass es ganz normal ist, dass du dich von Warnungen hier im Forum angegriffen fühlst, weil das, was dir das Wichtigste ist im Leben momentan, dadurch unsicher werden könnte und das macht dir eine ganz große Angst! Ist doch klar, dass du diese Liebe wie einen Schatz hüten willst! Du hast aber bald die Möglichkeit, deinen Verlobten im Alltag noch besser kennenzulernen, auch wenn bei kurzen Besuchen ein richtiges Alltagsleben nicht möglich ist und alles noch immer ganz aufregend und perfekt erscheinen könnte. Du kannst jedoch einfach noch mehr über ihn herausfinden und viel mit ihm diskutieren, was ich gut finde. Ich möchte dir trotzdem auf deinen Weg mitgeben, genau zu beobachten, wie Frauen in Tunesien agieren und wie die Interaktion zwischen Männern und Frauen dort abläuft. (Bedingungslose) Liebesbeziehungen in einem europäischen Verständnis habe ich dort nicht beobachten können, Liebe hatte immer einen Zweck! Mein Ex hatte auf die Entfernung auch kein Problem, wenn ich in meiner Kultur abends ausging oder Alkohol trank. Er trank sogar selbst ab und zu Bier oder Wein mit Freunden. Er präsentierte sich überaus "modern", kleidete sich modern, hörte amerikanischen Rap, hatte viele Freunde, die europäische Freundinnen hatten, eine seiner Schwestern trug Tattoos, hatte kurze Haare und die gesamte Familie präsentierte sich äußerst weltoffen und tolerant. Diese "Offenheit/Modernität" änderte sich aber merklich, als ich ihn zum dritten Mal in Tunesien traf. Dort war Alkohol plötzlich ein großes Problem, alles an mir und meiner Kultur war plötzlich ein großes Problem, es gab viele nervige Diskussionen, bei denen ich kaum eine Möglichkeit hatte, überhaupt zu Wort zu kommen. Ich wurde von der Außenwelt abgeschirmt, sogar im Haus eingesperrt, durfte ihm nur noch beim (langweiligen) Leben zusehen, man konnte ihm nichts recht machen, und die anfängliche Offenheit war überhaupt nicht mehr zu spüren. Davon abgesehen, dass der charismatische, ambitionierte, süße, offene, lustige Mensch, der mit mir eine (Schein-)Welt der außergewöhnlichen großen Liebe aufgebaut hatte, plötzlich verschwunden war und sich als klassischer Narzisst entpuppte, der wegen nichtigen Gründen unkontrollierte Wutanfälle bekam und meinte, mich kontrollieren zu können.
Weil du geschrieben hast, du hättest "ihm erklärt", dass es einfach zu deiner Kultur gehöre, abends mit Freunden etwas zu trinken, er hätte das verstanden und bisher gäbe es auch keine Probleme diesbezüglich. Du solltest ganz genau darauf achten, ob du eine gleichberechtigte Beziehung nach europäischen Maßstäben mit ihm führen könntest (wenn du das überhaupt möchtest, bisher hört es sich für mich so an, wie du von eurer Beziehung schreibst). Die Chancen dafür sind sehr gering, die verschiedene Sozialisation macht es einfach unmöglich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Frau, die in Europa sozialisiert wurde, gerne auf ihre (vielen) selbstverständlichen Freiheiten verzichten möchte, egal wie groß die Liebe ist. Meistens erkennt man den Wert der Freiheit erst, wenn diese einem weggenommen wird. Es reicht nicht aus, wenn DU anderen Kulturen gegenüber offen eingestellt bist und den Koran liest. Du wirst in der Beziehung nicht gleichberechtigt mitbestimmen können, wenn du mit einem moslemischen Mann verheiratet bist. Ich würde mir die Konsequenzen einer solchen Verbindung trotz aller Verliebtheit und den bereits konkreten Plänen vor Augen führen, wenn du neben einer Ehe womöglich auch Kinder mit ihm in Zukunft in Betracht ziehst. Dass Frauen moslemischen Männern Dinge erklären, die sie dann akzeptieren und sich danach richten, ist meiner Erfahrung nach wirklich sehr selten. Viel häufiger ist in tunesisch-europäischen Liebesbeziehungen jedoch, dass sich vermeintliche Kompromisse und Offenheit am Ende als Lügen als Mittel zum Zweck (ein besseres Leben in Europa) entpuppen, der Mann eigentlich sehr traditionell (wie die meisten, ob jung oder alt!) ist und man erst drauf kommt, wenn es zu spät ist und die seelischen und materiellen Folgen sind für die europäischen Frauen dieser Männer verheerend! Daher die Warnungen! Sie sollen dich nicht angreifen, sondern wachrütteln. Ein sanftes Wachrütteln ist schwierig
Alles erdenklich Gute für dich und sichere Reise!